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er Puls in meinem Nacken pocht, als ich das Auto auf Parken
stelle und die Straße hinaufblicke. Andrei ist bereits hier und er ist nicht in seinem Auto, was bedeutet, dass er entweder bereits im Haus oder in der Nähe des Hauses ist. Scheiße!
Er ist zugekokst und zugedröhnt und ich habe keine Ahnung, wie das ablaufen wird. Vasily gab uns sehr konkrete Anweisungen, aber ob Andrei in der Lage ist, sie zu befolgen, ist eine andere Frage.
Ich stecke die Pistole hinten in den Bund meiner Jeans und kontrolliere die Straße, bevor ich zum Haus renne. Als ich mich hinten herum schleiche, sehe ich, dass die Tür tatsächlich schon weit offen steht.
Ich trete ein und stolpere fast über ein paar
verstreut daliegender Schuhe. Das Haus ist unheimlich ruhig und ich bin in höchster Alarmbereitschaft, als ich weiter ins Innere vordringe. Dieser verdammte Andrei kann keine zwei beschissenen Minuten warten. Jetzt habe ich keine Ahnung, worauf ich stoßen werde.
Als ich um die Ecke zur Treppe gehe, trifft mich etwas am Hinterkopf, was mir weißglühende Schmerzen in den Schädel treibt. Verdammte Scheiße.
Ich drehe mich um und blinzle ein paar Mal, bevor William von Brandt mich von hinten zu Boden stößt. Ich weiß nicht mal, woher er kam. Aber angesichts der Scherben um uns herum ist es offensichtlich, dass er versucht hat, mich mit einer verdammten Vase auszuschalten.
Ich stoße ihn mit dem Ellbogen in den Bauch und schaffe es, ihm lange genug den Atem zu nehmen, um mein Gleichgewicht wiederzufinden. Blut tropft mir an der Schläfe herunter, als ich ihm drei kräftige Schläge ins Gesicht verpasse und mich dann auf ihn rolle. Ein Schrei hallt von den Wänden oben wider und William erstarrt. Ich auch. Verdammt, Andrei.
Was zum Teufel macht er?
„Andrei!“, rufe ich, aber er antwortet nicht.
Das war nicht der Plan. Alles, was wir tun sollten, war, hierher zu kommen und uns um William zu kümmern. Wir sollten warten, bis alle schliefen. Es hätte ein schneller Job sein sollen. Aber wie
immer ist Andrei nicht bei Sinnen und der Scheiß hier läuft sehr schnell aus dem Ruder.
„Bitte“, fleht William, während ich ihm die Pistole in den Hals ramme. „Tun Sie ihnen nichts. Sie haben nichts damit zu tun.“
„Wo ist das Laufwerk?“, beiße ich heraus.
„Ich habe es nicht.“ Er schüttelt den Kopf. „Ich schwöre es.“
„Lüg mich verdammt noch mal nicht an.“ Ich schlage seinen Kopf auf den Boden, als oben ein weiterer Schrei widerhallt. Diesmal folgt rasch ein Schuss.
Verdammter Mistkerl.
William nimmt seinen Kampf wieder auf und versucht, sich zu befreien. Er versucht, mir die Waffe aus der Hand zu reißen, während ich ihm drei weitere Male ins Gesicht schlage. Ich muss nach oben, aber ich kann ihn nicht einfach hierlassen.
„Sag mir, wo die verdammte Festplatte ist!“ Ich lege meine Handfläche um Williams Kehle und drücke zu, während ich ihm die Pistole in den Brustkorb ramme.
„Ich habe sie nicht!“, spuckt er aus. „Ich sage Ihnen die Wahrheit. Sie ist weg. Bitte, meine Frau–“
Ich drücke den Abzug und Blut spritzt mir ins Gesicht. Williams Brust beginnt zu rasseln und das Blut gurgelt zwischen seinen Lippen hoch, als er den Kopf schüttelt und mich immer noch anfleht, auch wenn er nur noch Minuten vom Tod entfernt ist
.
„Du warst es“, knurre ich. „Du hast dir dein Bett selbst gemacht. Du redest mit dem verdammten FBI? Bestiehlst Vasily? Was dachtest du denn, was passieren würde, verdammt?“
Oben ertönt ein weiterer Schuss und diesmal überkommt mich ein Unwohlsein, da mein Adrenalinspiegel langsam nachlässt. Ich lasse William auf dem Boden liegen und renne die Treppe hinauf, wobei ich immer zwei Stufen auf einmal nehme. Oben am Treppenabsatz halte ich inne, da hier Elizabeth von Brandt mit einer Schusswunde am Kopf liegt. Ihre Augen sind weit geöffnet und für sie kommt jede Hilfe zu spät. Aus Ninas Zimmer höre ich Andrei leise fluchen.
Ich steige über die Leiche, gehe den Flur hinunter und wische mir das Blut von den Augen, bevor ich die Tür aufstoße. Aber ich bin zu spät dran. Nina liegt in einer Lache ihres eigenen Blutes, ihre Hose ist zerrissen und ihr Gesicht zu blutigem Brei geschlagen. Sie ist tot. Kats beste Freundin ist tot.
„Was zum Teufel hast du getan?“ Ich stürze mich auf Andrei und bringe ihn zu Boden, wobei ich ihm die Faust ins Gesicht schlage, bis die Knochen in meinen Fingern splittern und sein Blut meine Knöchel bedeckt.
Als ich es endlich schaffe, mich zurückzuziehen, schwillt meine Brust mit einer Realität an, die ich
nicht abschütteln kann. Er hat sie verdammt noch mal getötet. Er hat sie beide getötet.
„Die Schlampe hat mich gebissen“, stöhnt er und wälzt sich vor Schmerzen auf dem Boden herum.
„Du verdienst noch viel mehr.“ Ich spucke ihn an. „Du verdammter wertloser Sack voller Scheiße. Wer hat dir gesagt, du sollst sie anfassen? Wer hat dir gesagt, du sollst sie töten?“
Er antwortet nicht. Und als er stolpernd auf die Beine kommt, denke ich darüber nach, ihn aus dem gottverdammten Fenster zu werfen. Wie sehr würde Vasily ihn wirklich vermissen? Wie schwer wäre es, ihn davon zu überzeugen, dass diese Missgeburt alles versaut und William ihn erschossen hat? Aber selbst als ich es in Betracht ziehe, weiß ich, dass es nur ein Hirngespinst ist. Die unausgesprochene Übereinkunft ist, dass ich Andrei am Leben und aus Ärger heraushalten muss. In der Minute, in der er nicht mehr atmet, könnte ich genauso gut auch mein Todesurteil unterschreiben.
„Geh nach unten und sieh nach William. Vergewissere dich, dass er tot ist“, sage ich. „Ich will dich verdammt noch mal jetzt nicht sehen.“
„Wir müssen den Stick finden“, antwortet er schüchtern.
„Meinst du, das weiß ich nicht?“ Ich schüttle den Kopf. „Ich werde deinen verdammten Dreck hier aufräumen und während ich das tue, kannst du
nach unten schauen. Glaubst du, dass du das hinkriegst?“
„Ja“, grunzt er. „Mache ich.“
Er verschwindet aus der Tür und mein Blick schweift zu Nina. Der Drang zu würgen überkommt mich, aber ich schlucke ihn hinunter, während ich überlege, was ich zu tun habe. Ich kann sie nicht mehr als Kats Freundin ansehen. Ich kann nicht anders an sie denken, als das, was sie jetzt ist. Schadensbegrenzung.
Aber ich kann sie auch nicht einfach so hierlassen. Entehrt und gedemütigt. Vorsichtig wühle ich mich durch ihre Kommoden-Schubladen und finde eine Pyjamahose. Es macht vielleicht keinen großen Unterschied, wenn man bedenkt, was ich jetzt tun muss, aber das ist das Letzte, was ich für sie tun kann.
Ich ziehe sie an, lege sie zurück ins Bett und decke sie zu. Und eine ganze Minute lang stehe ich nur da und frage mich, wann das mein Leben geworden ist. Meine Brust ist schwer, als ich die Decke über Ninas Gesicht ziehe, aber ich habe keine Zeit, darüber nachzudenken, wie verkorkst diese Situation ist. Aber letztendlich weiß ich nur, dass ich weiterleben muss. Andreis Schlamassel aufräumen und Vasilys Befehl ausführen. Eine Last, die ich mit jedem Tag mehr hasse.
Während ich den Raum auf den Kopf stelle und dabei jedes mögliche Versteck für den Stick absuche,
fantasiere ich über ein anderes Leben. Ein Leben, in dem ich die Antworten bekomme, die mich überhaupt erst in diese Welt gebracht haben. Ein Leben, in dem der Tod meiner Mutter nicht ungerächt geblieben ist und ich abends tatsächlich in den Spiegel schauen kann. Aber das sind nur leere Gedanken, errichtet auf einem bröckelnden Fundament. Ich arbeite jetzt seit zehn Jahren für meinen Onkel und ich bin den Antworten, die ich suche, immer noch nicht nähergekommen. Die Hoffnung, diese Existenz hinter mir lassen zu können, habe ich vor langer Zeit aufgegeben, und ich bin immer noch hier und funktioniere nur noch auf Autopilot. Und im Moment bin ich der Suche nach dem Stick, wegen dem Vasily Andrei und mich überhaupt hierher geschickt hat, keinen Schritt näher gekommen. Der USB-Stick, von dem William von Brandt sehr gut wusste, dass er uns zu Fall bringen könnte.
Gerade, als ich denke, dass ich jeden Zentimeter von Ninas Zimmer untersucht habe, fällt mir etwas auf. Den vertrauten Rosa-Ton eines Schals kenne ich nur zu gut. Eis zieht sich durch meine Adern, als ich mir den schäbigen alten Schal schnappe, ihn mir an die Nase halte und einatme.
Katerina.
Sie war hier. Aber wann? Ein Blick zum Fenster verstärkt nur noch das Unwohlsein in meinem Bauch. Es ist nicht ganz geschlossen und außen
kleben ein paar Strähnen verblassten roten Haares am Spalier. Sie ist in Eile aufgebrochen.
Scheiße.
Mein Herz rast, während ich darüber nachdenke, was passiert wäre, wenn sie es nicht getan hätte. Aber was noch schlimmer ist, ist die Tatsache, dass sie etwas gesehen oder gehört haben könnte. Was hatte Nina ihr erzählt? Hat sie schon die Polizei gerufen?
Mein Gehirn feuert die Fragen schneller ab, als ich sie beantworten kann, aber das Einzige, was ich mit Sicherheit weiß, ist, dass ich von hier verschwinden und sie finden muss, und zwar schnell.
„Andrei!“, rufe ich die Treppe hinunter. „Wir müssen gehen! Hast du etwas gefunden?“
„Nein“, grunzt er.
„Ich habe noch einen Raum zu durchsuchen“, sage ich. „Such nach einem Brandbeschleuniger. Alles, was du finden kannst.“
Er murmelt etwas, das ich nicht verstehen kann, während ich das Schlafzimmer der von Brandts durchwühle. Aber meine Suche bringt nichts zum Vorschein. Es gibt nur noch zwei Möglichkeiten. Entweder ist der Stick nicht mehr da, oder er geht mit dem Rest der Beweise in Flammen auf. Für etwas anderes bleibt keine Zeit.
„Das sollte reichen.“ Andrei erscheint mit zwei
Benzinkanistern, die er in der Garage gefunden haben muss.
Ich nicke und nehme einen von ihnen. „Ich kümmere mich um die obere Ebene. Du gehst nach unten. Achte darauf, William, die Vorhänge und alles, was brennt, damit zu übergießen.“
Er humpelt weg und tut ohne Protest, was ich verlange. Seine Wunden von vorhin scheinen noch sehr zu schmerzen. Vasily wird wahrscheinlich etwas dazu zu sagen haben, dass ich ihn so verprügelt habe, aber das ist mir scheißegal.
Ich übergieße den Teppich, die Betten und Ninas Körper mit Benzin. Als Andrei schreit, dass er unten fertig ist, schnappe ich mir die Streichholzschachtel, die ich im Badezimmer gefunden habe, und zünde die Betten und den Teppich an. Unten wiederhole ich den Vorgang an Williams Leiche und den anderen Stellen, auf die Andrei hinweist. Der Rauch beginnt bereits, das Haus zu füllen, und als der Feueralarm ertönt, bedeute ich Andrei, dass wir gehen müssen.
Auf dem Weg zur Tür stolpert er fast über ein schlammiges Paar Schuhe. Dieselben Schuhe, über die ich auf dem Weg hinein gestolpert bin. Und erst, als er sie ansieht und sich seine Augenbrauen zusammenziehen, wird mir klar, dass der Schal nicht das Einzige ist, was Kat zurückgelassen hat.
„Wessen Schuhe sind das?“, fragt er.
„Wahrscheinlich Ninas“, lüge ich
.
Er schüttelt den Kopf. „Ich habe noch nie gesehen, dass sie solche trägt. Und sie hat das Haus heute nicht verlassen, also warum sollten sie schlammig sein?“
Das eine Mal, wenn Andrei dumm sein sollte, fängt er an, etwas zu verstehen.
„Dann sind es die von Elizabeth. Wen interessiert das schon? Wir müssen los.“
„Oben war auch ein Schal.“ Seine Augenbrauen heben sich weiter. „Die betrunkene Tussi aus dem Club. Sie hatte genau so einen.“
„Andrei, wir müssen verdammt noch mal von hier verschwinden. Die Bullen kommen“, belle ich.
Er wirft noch einen langen Blick auf die Schuhe und rennt dann zur Tür hinaus. Ich sollte über meine Ausstiegsstrategie, potenzielle Zeugen und eine Million anderer Probleme nachdenken, die sich gerade erst ergeben haben, aber mir geht jetzt nur noch eines durch den Kopf.
Andrei weiß es und ich bin so am Arsch.
Ich sage Andrei,
dass ich ihn im Club treffen würde, und er glaubt es mir erstmal. Als ich Kats Apartment-Komplex erreiche, bin ich mir nicht ganz sicher, wie das ablaufen wird. Es ist noch nicht mal Abend. Die Leute sind noch auf, kommen von der Arbeit nach Hause und sehen fern. Es ist nicht
so, dass ich sie am helllichten Tag hier rausschleifen kann. Aber ich kann sie auch nicht hierlassen.
Meine Faust erschüttert die Tür, bevor Rachel schließlich ihren Kopf durch den Spalt, den die Kette frei lässt, nach außen streckt.
„Was wollen Sie?“, fragt sie harsch.
„Ich muss Kat sehen.“
„Sie ist nicht hier“, zischt sie.
„Bullshit.“
„Schau, Arschloch. Ich weiß nicht, wer du bist–“
Ich werfe mich ohne Vorwarnung mit der Schulter gegen die Tür und Rachel stolpert entsetzt zurück, als ich die Wohnung betrete und die Tür hinter mir schließe.
„Nicht schreien.“ Ich hebe den Finger, als sie den Mund öffnet. „Ich will dir nicht wehtun, aber wenn du eine Szene machst, klebe ich dir deinen verdammten Mund zu.“
Ihre Augen huschen zur Tür. Sie denkt über ihre Optionen nach, aber es dauert nicht lange, bis sie akzeptiert, dass sie in der Falle sitzt.
„Kat ist nicht hier“, wiederholt sie. „Ich weiß nicht, was Sie wollen, aber–“
„Wo ist sie?“ Ich blicke den Flur entlang in Richtung ihres Zimmers.
„Sie ist abgehauen.“ Rachel blickt mich an. „Ich weiß nicht, was hier vor sich geht. Sie kam nach Hause, war total panisch und sagte, sie müsse weg.
Sie schnappte sich eine Tasche mit Kleidung und war weg. Das ist alles, was ich weiß.“
Mein Gott.
Ich will es nicht glauben, aber das leere Schweigen in der Wohnung scheint Rachels Darstellung nur zu bestätigen. Wenn Kat hier wäre, wäre sie jetzt schon im Wohnzimmer und würde versuchen, ihre Freundin zu verteidigen. So viel weiß ich.
„Zeig es mir.“ Ich bedeute Rachel sich zu bewegen und sie zögert.
„Komm schon. Ich habe nicht den ganzen verdammten Tag Zeit. Zeig mir ihr Zimmer.“
Schließlich stolpert Rachel den Flur entlang und schaut sich alle paar Meter über die Schulter, um zu überprüfen, ob ich noch da bin. Sie vertraut mir nicht und ich kann es ihr nicht verübeln.
„Zufrieden?“ Sie verschränkt die Arme, als wir das Ende des Flurs erreichen.
Kats Zimmer ist ein komplettes Chaos. Die Klamotten sind auf dem Bett verstreut, die Schubladen ihrer Kommode stehen offen. Sie war wirklich in Eile, was meine Vermutung nur bestätigt. Sie hat etwas gesehen, das sie nicht hätte sehen sollen, und jetzt ist sie weg.
„Wo ist sie hin?“ Ich hebe einen ihrer Pullover vom Boden auf und werfe ihn auf das Bett.
„Ich sagte Ihnen schon, dass ich es nicht weiß.“ Rachel schüttelt den Kopf. „Sie wollte es mir nicht sagen. Irgendetwas hat sie total erschreckt und sie
hat mir immer wieder gesagt, dass sie verschwinden muss.“
Ich drücke mir auf den Nasenrücken, um die Kopfschmerzen, die ich verspüre, zu lindern. „Wo sind eure Müllsäcke?“
„Was?“ Ihre Augen werden schmal.
„Wo bewahrt ihr die Müllsäcke auf?“, wiederhole ich.
„In der Küche.“
„Fang damit an, ihre Kleidung zusammenzulegen“, befehle ich. „Und mach keine Dummheiten.“
Sie setzt sich mit einem verzweifelten Seufzer auf das Bett und beginnt, die Kleidung zu falten. Ich hole die Müllsäcke aus der Küche und komme zurück, um ihr zu helfen. Kat hat nicht viel, aber was sie hat, ist in diesem Zimmer. Und wenn ich sie finde, möchte ich sichergehen, dass sie den Rest ihrer Habseligkeiten bekommt. Aber noch wichtiger ist, dass ich sicher sein muss, dass niemand sonst hier nach ihr suchen wird.
„Kannst du woanders hin?“, frage ich Rachel, während wir zwei Tüten mit all dem vollstopfen, was Kat zurückgelassen hat.
„Wie meinen Sie das?“ Sie blinzelt. „Ich wohne hier.“
„Nicht mehr.“ Ich nehme ein Bündel Bargeld aus meiner Brieftasche und werfe es neben sie auf das Bett. „Auch für dich ist es hier nicht sicher. Du musst gehen. Und zwar heute Nacht. Hast du verstanden?
“
„Was zum Teufel geht hier vor?“ Sie schluckt. „Worauf hat Kat sich eingelassen?“
„Sie hat nichts falsch gemacht“, antworte ich grob. „Der einzige Fehler, den sie gemacht hat, war, mich zu treffen.“
„Ich wusste, dass Sie Ärger bedeuten.“ Rachel schaut sich in der Wohnung mit einer Sentimentalität um, die ich seit Jahren nicht mehr gespürt habe. Nicht, seit ich ein Zuhause bei meiner Mutter hatte.
„Hör zu, ich werde dir erklären, wie es abläuft.“ Ich ziehe die Schlaufen des Müllsacks zu und binde sie zusammen. „Du packst deinen Scheiß und gehst. Such dir eine andere Wohnung. Bleib in einem Hotel. Tu, was immer du tun musst. Aber komm nicht hierher zurück. Rufe nicht die Bullen. Vergiss, dass du Kat je kanntest, und soweit es dich betrifft, hast du mich nie getroffen. Wenn du diese einfachen Regeln befolgst, kannst du am Leben bleiben. So verdammt einfach ist es.“
„Wer sind Sie?“, flüstert sie.
„Ich glaube, du weißt, wer ich bin.“ Ich werfe ihr einen dunklen Blick zu. „Also zwing mich nicht, es auszusprechen.“
„Wo zum Teufel
bist du gewesen?“, knurrt Vasily.
„Ich dachte, ich würde verfolgt werden.“ Mein Kiefer verspannt sich, als ich Andrei ansehe, der in
der Ecke kauert, während er einen Whiskey trinkt. „Ich fuhr eine Weile durch die Stadt, um sicherzugehen, dass alles klar war.“
Vasily scheint über meine Worte nachzudenken und nickt, als er glaubt, dass ich die Wahrheit sage. „Was zum Teufel ist passiert, Levka?“
„Frag deinen Sohn.“ Ich starre Andrei an. „Er konnte seinen Schwanz nicht in der Hose behalten und er war so verdammt high. Er ist durchgedreht und alles ging schief. Ich konnte nichts mehr tun.“
Vasily knurrt und beginnt, die Länge des Raumes zu durchschreiten. „Und der Stick?“
„Wir konnten ihn nicht finden.“
„Ich mag keine losen Enden.“ Er starrt mich mit einem steinernen Gesichtsausdruck an. „Das weißt du.“
„Dann schick das nächste Mal mich und lass Andrei hier, damit er das tun kann, was er am besten kann.“
Vasily schüttelt den Kopf. „Genug. Ich werde mich um Andrei kümmern. Fürs Erste möchte ich, dass du die Stadt durchsuchst. Suche überall, wo William von Brandt je einen Fuß in die Tür gesetzt hat. Wir müssen den Stick finden.“
Ich nicke zustimmend und drehe mich zum Gehen um, aber er hält mich zurück. „Da ist etwas, was Andrei gesagt hat. Es gefällt mir nicht.“
„Was meinst du?“ Ich drehe mich um, um seinem Blick zu begegnen
.
„Er erwähnte ein Mädchen, das im Club war. Eines, das du nach Hause gebracht hast. Andrei scheint überzeugt, dass sie im Haus der von Brandts war. Vielleicht hat sie etwas gesehen.“
Meine Muskeln verspannen sich und ich kann nur hoffen, dass Vasily es nicht bemerkt. „Ich werde mich um sie kümmern.“
„Keine losen Enden mehr“, grunzt er. „Hast du verstanden, Lev?“
„Keine losen Enden“, wiederhole ich.
„Ich will Beweise, wenn es erledigt ist. Etwas Greifbares. Vergiss nicht, wo deine Loyalitäten liegen.“
Wieder zwinge ich mich zum Nicken.
„Nichts geht über Blutsbande, Onkel“, antworte ich feierlich. „Ich gebe dir mein Wort.“