Zur selben Zeit hatte der Regen etwas nachgelassen. Nebelschwaden aus feinsten Tropfen fingen sich in den endlosen Wäldern. Um die knorrigen Stämme rankte sich Efeu, wilde Brombeeren griffen mit ihren Dornenranken nach den Kleidern. Doch in ihren Duft mischte sich der Gestank nach Verwesung und Rauch. Immer wieder verrieten nackte Leichen am Wegesrand, wo die Spur der Plünderer verlief.
Der Köhlerjunge im zerschlissenen Kittel fuhr erschrocken hoch. Die Hand noch an dem Meiler, dessen Abzug er soeben mit Gras verstopft hatte, lauschte er. Dann fuhr er sich beunruhigt über das verschmierte Gesicht. Er hatte sich nicht getäuscht.
Zweige bewegten sich, als ein einsamer Reiter sie streifte. Es schien, als verdichteten sich die Schwaden zu einer matt glänzenden Rüstung – ausgestoßen vom Nebel, ein Geschöpf der Finsternis.
Der Junge rannte zum Rand der Lichtung und duckte sich unter den Farn. Er wusste, wo sein Vater die Axt aufbewahrte, doch der war außer Hörweite beim anderen Meiler. Bisher hatte der Waldjunge nur selten Fremde gesehen. Es konnte ein versprengter Österreicher sein, oder am Ende ein mächtiger Dämon? Wasser rann ihm aus dem Haselgehölz eiskalt ins Genick, doch er wagte keine Bewegung.
Der Reiter kam näher. Allmählich verdichteten sich die Umrisse zur Gestalt eines Ritters auf einem feurigen Rappen. Das schulterlange Haar, der fremdartige Bart – kaum mehr als eine Linie, die Oberlippe und Kinn betonte –, selbst die Augen in dem gebräunten Gesicht waren nachtdunkel. Über dem Kettenhemd trug er einen schwarzen Waffenrock, der von einem Gürtel mit Silberbeschlag gehalten wurde. Mit dem Schwert konnte er einen Feind mühelos erschlagen. Obwohl ihm das Herz vor Angst bis zum Hals schlug, konnte sich der Junge von dem ehrfurchtgebietenden Anblick nicht losreißen.
Jetzt zügelte der Fremde sein Pferd. »Komm heraus!«, rief er mit einem rauen Akzent.
Der Herzschlag des Jungen setzte aus. Stumm rief er den heiligen Georg an.
»Nun komm schon, ich werde dir nichts tun!« Die Stimme klang ungehalten, als hätte er das schon öfter sagen müssen.
Furchtsam trat der Junge aus seinem Versteck. Er zitterte, denn der Farn hatte ihn durchnässt, und der Wind war kalt.
»Wo geht es zur Straße nach Landsberg?«, fragte der Ritter und holte eine Münze aus seinem Gürtel.
Mit offenem Mund starrte der Junge auf die schimmernde Rüstung. Für einen Moment kämpfte er gegen das Bedürfnis an, sich vor dem Mann niederzuwerfen und zu fragen, ob er Gott sei. Oder der Teufel.
»Nun?«, wiederholte der Fremde ungeduldig.
»Aber – das ist sie, Herr!«, erwiderte der Junge stockend. »Die Straße nach Landsberg!«
Mit hochgezogenen Brauen sah der Ritter vor sich auf den Weg. Der Junge wunderte sich, denn die Karrenspuren, die sich in die feuchte Erde gegraben hatten, das niedergetretene Gras – das alles war schließlich gut zu erkennen.
Der Fremde zuckte die Achseln und warf ihm eine Münze zu. Es war ein kleiner Silberling mit einer seltsamen Prägung, die der Junge noch nie gesehen hatte. Er biss prüfend darauf, dann blickte er auf. Doch der Nebel hatte den Ritter bereits verschluckt.
Als sich endlich die Umrisse von Burg Landsberg vor Raoul aus dem Nebel schälten, ergriff eine fieberhafte Erregung von ihm Besitz. Noch nie war er dem Ziel so nahe gewesen, für das er alles verlassen hatte. Er musste sich beeilen, ehe jemand herausfand, wer er wirklich war. Und ausgerechnet jetzt brachte dieses Mädchen seine Pläne durcheinander.
Zu gut wusste Raoul, dass es klüger gewesen wäre, sie zu töten. Aber ihr Mut gefiel ihm, und sie hatte etwas in ihren Bewegungen und ihrer Stimme, das ihn reizte. Er war kein Mann, der sich selbst belog, wenn er eine Frau wollte.
Seine angespannte Erwartung steigerte sich, als er den steilen Pfad abwärts ritt. Rauchschwaden aus dem Lechtal wiesen ihm den Weg. Er hatte schon befürchtet, sich in diesen Wäldern zu verirren. Den fahlen Lichtfleck am Himmel konnte man nur mit reichlich gutem Willen Sonne nennen, und das, was man hier als Straßen bezeichnete, war bestenfalls an den Kotspuren als solche zu erkennen.
Der Weg führte an der Burg vorbei, die fast den ganzen Gipfel einnahm. Die Verteidiger, die sie noch immer hielten, ließen ihn passieren – ein Einzelner war keine Gefahr für sie. Nur ein Bogenschütze beobachtete ihn wachsam von den Zinnen aus. Raoul überquerte einen vom Regen angeschwollenen Bach. Schiefe Zäune und tief herabreichende Strohdächer säumten den Weg, aber die Vorstadt war verlassen. Wer konnte, war offenbar zu Verwandten geflohen.
Endlich erhob sich das aus Ziegeln gemauerte Osttor vor ihm. Auch die Stadtmauer war auf dieser Seite unversehrt – mit den österreichischen Rittern war er von der westlichen Lechbrücke her eingedrungen. Sonderbar, dachte er, wie ihn das Schicksal hergeführt hatte: Von Schwaben aus hatten sie die Banner Habsburgs nach Augsburg getragen. Schon war München mit der Burg der Wittelsbacher zum Greifen nahe gewesen. Doch dann hatte die freie Reichsstadt Augsburg ihnen die Lechbrücke verschlossen, und sie hatten nach Landsberg ausweichen müssen. So war er schneller als erwartet nach Kaltenberg gekommen.
Im Torbogen bot schon wieder eine alte Frau Schmalz feil, und ein Krüppel hoffte auf eine Gabe. Raoul warf ihm eine Münze zu. Die stinkenden Geschwüre waren weit eher dem Dreck zuzuschreiben als dem Aussatz. Sie machten ihm keine Angst. Außerdem wusste er, wie es war, ein verachteter Fremder zu sein.
Als er aus dem Schatten ritt, zeigte der langgezogene Marktplatz noch deutliche Spuren der Schlacht. Der starke Qualmgeruch überdeckte sogar den der Latrinen, die jetzt auch noch von verbranntem Hausrat verstopft waren. Hunde schnüffelten in den Abfällen, ein Handkarren ratterte über das Pflaster, aber noch lag eine befremdliche Ruhe auf der Stadt. Wie überall machte man Raoul scheu Platz. Nicht einmal die Kinder wagten es, ihn anzubetteln. »Der schwarze Ritter ist mit dem Teufel im Bund«, hörte er jemanden flüstern. »Er hat nur die Hand gehoben, und Feuer und Qualm regneten auf das Tor!«
Die Männer im Oberstock des Rathauses von Landsberg blickten auf, als ein Knappe Raoul meldete. Leopold, der jüngere Bruder des Königs, wies sichtlich ungehalten auf das Pergament in seinen Händen.
»Nicht jetzt!«, schnauzte Friedrich von Habsburg. Als der Knappe nicht sofort verschwand, versetzte er ihm eine Ohrfeige. Wallende blonde Locken und die auffällig großen blauen Augen hatten dem erst Sechsundzwanzigjährigen den Spitznamen »der Schöne« eingebracht. Ein frischer Verband um seine Linke bewies, dass er an der Schlacht um die Stadt selbst teilgenommen hatte. Ebenso sprichwörtlich wie seine Schönheit und seine Tapferkeit waren auch seine Grausamkeit und sein Hochmut.
Raoul war nicht der Einzige, der ihn dafür hasste. Aber das, was ihn hergetrieben hatte, war viel stärker als der Hass. Ungeduldig wartete er in der offenen Tür.
»Also«, wandte sich Friedrich an seinen Bruder, ohne ihm Beachtung zu schenken. »Was hat mich die Belagerung gekostet?«
»Sie hat unerwartet lange gedauert«, erwiderte Leopold, mit einer Miene, als hätte er Essig getrunken. Die Ähnlichkeit zwischen den Brüdern war Raoul von Anfang an ins Auge gefallen. Doch beim zweiten Hinsehen zeigte sich, dass das, was beim Älteren schön war, bei Leopold grober, ja brutal wirkte. Eine zackige Narbe, die seine Wange entstellte, verstärkte diesen Eindruck. Und während Friedrich sich nach der Schlacht elegant in Cotte und Surcot gekleidet hatte, trug der Jüngere die Rüstung, als sei sie mit ihm verwachsen. »Der Landrichter hat sich noch immer auf der Burg verschanzt«, fuhr Leopold fort. »Aber das sollte Euch nicht kümmern. Die Lechbrücke ist in unserer Hand, an den Wänden des Ratssaals hängen unsere Fahnen und Schilde. Jetzt lasst die Männer Beute machen. Wir haben, was wir wollten.«
Die rauchgeschwärzten Fahnen und zerbeulten Schilde waren der in der Tat einzige Schmuck des langgezogenen Ratssaals, alles andere hatten die Plünderer mitgenommen.
»Wir konnten nicht damit rechnen, dass Landsberg so erbitterten Widerstand leistet«, fauchte Friedrich. Er fegte einen zerbeulten Schild vom Tisch, der klirrend aufschlug. »Aber dafür sollen sie bluten!«
»Ah, die Sache mit Eurem Wahlspruch: Ad huc stat – Noch steht er.« Leopold grinste breit über die obszöne Anspielung. Trotz seiner Anspannung zuckten auch Raouls Mundwinkel. Er erinnerte sich, wie sich die Verteidiger von den Mauern herab über diesen Wahlspruch lustig gemacht hatten.
»Einer wollte wissen, ob Ihr Euch mit diesen Worten auch um Eure Gattin beworben habt«, bohrte Leopold genüsslich in der offenen Wunde seines Bruders. »Und ein anderer meinte, damit könnte man ein Hurenhaus erobern, aber keine Stadt, und ob die Metzen es neuerdings lateinisch treiben … aber den haben wir gleich aufgehängt«, versicherte er eilig, als er den grimmigen Ausdruck des Königs endlich bemerkte.
»Also«, unterbrach ihn Friedrich, ehe er weiter in seinen lebhaften Erinnerungen kramen konnte. »Wie viel?«
Leopold unterdrückte sein Grinsen und breitete das Pergament auf dem grobgezimmerten Holztisch aus.
Friedrich beugte sich über die Aufstellung der Kosten und schien zu erschrecken. »Das hätten wir uns ersparen können, wenn Ludwig nicht so stur auf der Krone beharren würde«, knirschte er. »Seine Wahl war ebenso wenig einhellig wie meine. Und immerhin hat mir der einzige Mann die Krone aufs Haupt gesetzt, der das Recht dazu hat: der Bischof von Köln.«
Leopold lachte trocken. »Und Ludwig wird behaupten, dass er zwar vom falschen Bischof gekrönt wurde, dafür aber in der richtigen Stadt: Immerhin hat Aachen ihm die Tore geöffnet. Wir mussten nach Bonn ausweichen, um Euch die Krone auf Eure seidigen Locken zu setzen – Euer Gnaden. Dem Buchstaben nach haben wir zwei Könige, und wenn keiner nachgeben will, muss eben Gott entscheiden.«
»Und das nach allem, was er mir verdankt!«, zischte Friedrich. »Ludwig ist in Wien aufgewachsen. Wir sind Vettern, und er war mein Freund. Dass er es wagt, sich gegen mich zu stellen, vergebe ich ihm nie. Gnade ihm Gott, wenn er mir in die Hände fällt!«
Leopold zuckte die Achseln, als bereite es ihm wenig Kopfzerbrechen, Ludwig in eine bessere Welt zu schicken. »Wer hätte aber auch gedacht, dass unser lieber Vetter derart Zähne zeigt?«
Nur ein Aufblitzen unter Raouls dichten schwarzen Wimpern verriet seine Gefühle. Böse Zungen sagten, Ludwig hätte kaum das Sitzfleisch, eine Sonntagsmesse durchzuhalten, geschweige denn einen Krieg. Als wolle er diese Stimmen Lügen strafen, war der Baier im Streit um die Krone mit verblüffender Entschlossenheit zur Tat geschritten. Kein Wunder, dass Leopold so schnell wie möglich eine Entscheidungsschlacht wollte.
»Ludwig sammelt sich. Seine bereits abgefallenen Verbündeten laufen ihm wieder zu«, warnte dieser prompt. »Der Einfall sollte ihn überraschen. Aber jetzt zieht sich der Krieg in die Länge, und jeder Tag kostet eine schwindelerregende Summe. Nach der schlechten Ernte haben nicht einmal die Plünderungen viel Beute eingebracht. Immerhin haben wir den Leuten gezeigt, dass Ludwig sie nicht schützen kann.«
Bei der Erwähnung der Plünderungen war Friedrich offenbar sein Knappe wieder eingefallen. »Bring den Ritter her, du Narr!«
Als Raoul niederkniete, konnte er seine Ungeduld kaum beherrschen. Zu lange hatte er auf diesen Moment gewartet, seine ganzen Hoffnungen darauf gerichtet. Nur ein kaum spürbares Beben seiner Nasenflügel verriet seine Gefühle, als er sagte: »Mein Anliegen betrifft Burg Kaltenberg.«
Mit seinen langen, knochigen Fingern strich sich der König durchs seidige Haar. »Eine Hofmark«, bestätigte er und erlaubte Raoul, sich zu erheben. »Vor zwei Jahren, als die Fehde zwischen Uns und Ludwig begann, wurde die Burg wieder instand gesetzt, weil sie nicht weit von Unseren schwäbischen Ländereien liegt. Sie gehört einem Ministerialen, einem Dienstmann der Wittelsbacher …« Er suchte nach dem Namen.
»Hermann von Rohrbach«, fiel Leopold ein, der neugierig näher getreten war. »Er ist in Wolfratshausen, um bei Herzog Rudolf zu vermitteln. Sein Sohn Ulrich ist der Burgvogt und verwaltet zur Zeit alle Besitzungen der Rohrbacher. Was habt Ihr mit ihm zu schaffen?«
Schneller, als er gewollt hatte, antwortete Raoul: »Etwas, das mich zwingt, Euer Heer zu verlassen.«
Überrascht sah der König Leopold an. Abwartend verschränkte der die Arme. Vermutlich erschien ihnen seine Sprache ein wenig hochfahrend, gemessen an seinem Stand. Mit erzwungener Ruhe fragte Friedrich: »Seit wann kann Ludwig seine Männer besser bezahlen als Wir?«
Raouls Augen blitzten auf. »Da ich nur ein Lohnkämpfer bin, werdet Ihr mich leicht entbehren können«, presste er zwischen den Zähnen hervor. So nahe an seinem Ziel würde er sich von niemand mehr aufhalten lassen. Mit kaum verstellter Ironie fügte er hinzu: »Ein fahrender Ritter mag nicht so ehrenhaft sein wie einer, der Euch die Gefolgschaft geschworen hat. Aber dafür bindet ihn auch kein Eid. Ich habe kein Versprechen gegeben, also kann ich auch keines brechen.«
»Ihr kämpft wie der Teufel selbst, aber das gibt Euch nicht das Recht, Euren Herrn zu verraten.« Leopold schob seine Riesengestalt dicht an Raoul heran. Offenbar wollte er ihm deutlich machen, wer hier das Sagen hatte. Er würde versuchen, die Gefolgschaft zu erzwingen, notfalls mit Gewalt. »Regelt Eure Angelegenheiten auf Kaltenberg, aber nicht jetzt. Wie jeder Ritter schuldet Ihr dem König Treue.«
Den Glauben an Ritterehre hatte Raoul schon lange verloren. Es fiel ihm schwer, aber er beherrschte sich. Mit stolzer Zurückhaltung, die noch mehr zum Zorn reizte, erwiderte er: »Ich schulde ihm nicht einmal mehr Geld.«
Leopold schnaubte. »Ihr habt die Seele eines Vaganten! Man weiß ja, wie Ihr das Lechtor genommen habt: mit einem Gauklertrick!« Abfällig wies der Habsburger auf die Armbrust, die Raoul dem im Eingang wartenden Knappen gereicht hatte. »Der Papst hat diese Waffe mit einem Bann belegt. Sie ist eines Knechts würdig, keines Ritters.«
Trotz seiner Verachtung für unehrenhafte Waffen hatte Leopold nicht gezögert, durch ebendieses Lechtor einzufallen. Nur Raouls dunkle Augen verrieten seine Wut. »Auch die Steinschleuder eines Bauern kann das Leben eines Königs schützen. Ich bin nicht wählerisch, wenn es um meine Haut geht.«
Offenbar hatte Leopold noch nie derartige Widerworte bekommen. Es dauerte einige Herzschläge, bis er sich gesammelt hatte. Dann stieß er hervor: »Wir brauchen jeden Helm!«
»Um gegen Bauern und Bauernmädchen zu kämpfen?«
Leopold riss das Schwert hoch, doch Friedrich trat mit einem raschen Schritt dazwischen. Ein zorniger Blick traf Raoul.
»Ich hätte Lust, Euch in Ketten in die Wiener Hofburg zu schicken!« Friedrichs Stimme zitterte, seine Lippen hatten sich zu einem Strich verdünnt. Er schien abzuwägen, aber der Kampf um die Krone war wichtiger als ein einfacher Ritter. »Dankt Gott für Euren mächtigen Fürsprecher«, zischte er endlich. »Und geht mir aus den Augen!«
»Zur Hölle mit Euch!«, schrie Leopold. Das Blut schoss ihm in die Narbe auf der Wange und rötete sie. Friedrich musste ihn gewaltsam festhalten, als er brüllte: »Ihr habt Eure Seele dem Teufel verschrieben!«
Damit konnte er durchaus recht haben, dachte Raoul. Er unterdrückte ein höhnisches Lächeln, verneigte sich förmlich und wandte sich zum Gehen. Leopold wollte ihm nach, doch Friedrich hielt ihn zurück.
»Verdammter Schurke!«, hörte Raoul den Bruder des Königs brüllen, als er die Treppe hinab und ins Freie ging. »Ich reiße Euch die schändliche Zunge heraus!«
Er war dankbar, als ihm die kühle, rauchgeschwängerte Luft entgegenschlug. Schwarze Wolken warfen ihre Schatten über die engen Straßenschluchten, doch unter freiem Himmel war ihm wohler. Er schwang sich in den Sattel.
Der Knappe war ihm nachgelaufen und hielt ihm den Steigbügel. »Nehmt Euch in Acht«, warnte er. »Herzog Leopold ist kein Mann, der so eine Beleidigung vergisst.« Er musterte Raoul mit einer Mischung aus Neugierde und Unbehagen, dann fragte er: »Was wollt Ihr von diesem Ulrich, dass Ihr das Wagnis auf Euch nehmt?«
Raoul nahm die Zügel auf und blickte mit seinen dunklen Augen herab, dass der kräftige Bursche zusammenzuckte. Sein Gesicht war das hungrige, erbarmungslose Antlitz eines Jägers, als er antwortete: »Seine Burg Kaltenberg.«