Außerdem haben sich Schulze und Schröder in den letzten beiden Tagen echt auffällig benommen. Eigentlich haben sie nicht viel mehr gemacht, als ein paarmal im Schnee ums Hotel herumzustapfen und auf die Berge zu starren, und einmal waren sie ziemlich lange mit Onkel Toni im Keller, um sich jeder ein Paar Skier auszusuchen. Aber dann sind sie nicht mit den Skiern zum Sessellift rüber, sondern wieder hoch in den Gastraum und haben stundenlang über einer Wanderkarte gebrütet, die Onkel Toni ihnen gebracht hat.
Aber inzwischen bin ich doch nicht mehr so ganz überzeugt von meiner Theorie, dass Onkel Toni mit ihnen unter einer Decke steckt. Wir sitzen nämlich gerade zusammen mit Onkel Toni und essen Fritatten-Suppe. Man könnte auch sagen: Suppe mit Eierkuchen-Würmern drin. Schmeckt aber trotzdem ganz gut.
Schulze und Schröder sitzen am anderen Ende des Gastraums.
»Ein ordentlicher Hirsch auf dem Teller wäre mir lieber«, erklärt Schulze gerade laut und schiebt seine Suppe beiseite.
»Genau«, sagt Schröder. »Suppe ist was fürs Altersheim.«
Ich sehe, wie meine Mutter einen roten Kopf bekommt und irgendwas erwidern will. Wahrscheinlich so was wie: »Wenn euch meine Suppe nicht schmeckt, dann gibt’s auch keinen Nachtisch!«
Aber bevor sie den Mund aufkriegt, legt Onkel Toni ihr schnell die Hand auf den Arm und sagt leise: »Reg dich nicht auf. Die Typen gehen mir sowieso gehörig auf den Wecker. Aber lange sehe ich mir das nicht an. Wenn sie so weitermachen, schmeiße ich sie raus, auch wenn sie im Moment meine einzigen Gäste sind.«
Also, Leute, auch wenn Onkel Toni ein guter Schauspieler ist: Es gibt offenbar Fälle, wo er den Leuten lieber nichts vormacht. Wahrscheinlich ist er doch kein Kri-mi-nel-ler! Und darüber bin ich fast ein bisschen froh. Auch wenn ich ihn immer noch nicht wirklich mag, aber er hat gerade ein paar Punkte bei mir gutgemacht …
Schulzes Handy klingelt.
Schulze hört einen Moment zu, dann sagt er nur: »Geht klar, Boss.«
Er dreht sich zu Onkel Toni und ruft quer durch den Raum. »Im Dorf soll es angeblich einen Weihnachtsmarkt geben. Kommen wir da mit dem Auto hin?«
»Eher nicht«, sagt Onkel Toni deutlich genervt. »Der Weihnachtsmarkt ist auf dem Dorfplatz, gleich neben der Kirche, und die Straßen sind alle gesperrt. Aber es ist nicht so weit, höchstens zehn Minuten zu Fuß.«
»Weihnachtsmarkt«, sagt jetzt Schröder. »Bescheuert. Aber vielleicht gibt’s da ja wenigstens eine Döner-Bude!«
Schulze und Schröder stehen auf und gehen. Natürlich ohne »Danke« oder »Auf Wiedersehen« zu sagen.
Ich blicke zu Mia. Mia nickt. Dann beugt sie sich zu meiner Mutter und fragt mit ihrer freundlichsten Stimme: »Es kommen doch gleich noch Gäste zum Abendessen, richtig? Und dann habt ihr ja sowieso keine Zeit für uns …«
Was haben Max und Mia vor?
Lies morgen weiter!