Okay, jetzt werdet ihr vielleicht einwenden, dass ich ja immer noch meine Schwester habe. Und meine Mutter und Caruso! Stimmt. Das Problem ist nur, dass Mia völlig durchgeknallt ist. Seit sie weiß, dass wir in die Berge ziehen, trägt sie Tag und Nacht eine Mütze mit Rentiergeweih. Aus Stoff natürlich, aber das sagt ja wohl trotzdem ALLES, oder?

Und meine Mutter ist eben meine Mutter. Ich meine, sie gibt sich echt Mühe und so, und sie kann ja auch nichts dafür, dass sie manche Sachen ganz einfach nicht kapiert – aber sie ist SEHR ANSTRENGEND! Und obwohl ich mir jetzt schon seit über zehn Jahren alle Mühe gebe, sie zu erziehen, glaube ich langsam, dass alles umsonst ist. Sie macht einfach nicht, was ich will. Na ja, und bei Caruso ist es ähnlich. Seine Lieblingsbeschäftigung ist eigentlich schlafen. Und wenn er gerade mal nicht schläft, ist er garantiert wegen irgendwas gleich so aufgeregt, dass er nur noch sabbert. Er sabbert, wenn der Briefträger kommt, er sabbert, wenn ich mit ihm spazieren gehen will, er sabbert, wenn meine Mutter ihm das Fressen hinstellt. Manchmal sabbert er sogar, wenn er schläft. Und nur falls das irgendjemandem noch nicht ganz klar sein sollte: Caruso ist unser Hund! Ein Bernersennensabberhund, den ich demnächst vielleicht mal für das Guinnessbuch der Rekorde anmelden sollte. Für die Rubrik: »Der größte Sabberer, der frei rumläuft.«

Schon klar, ihr fragt euch natürlich, ob ich bei meiner Aufzählung nicht jemanden vergessen habe. Meinen Vater, zum Beispiel. Aber da muss ich euch enttäuschen. Ich habe zwar einen Vater, aber der hat nichts mit unserem Umzug zu tun. Oder doch! Eigentlich ziehen wir ja überhaupt nur wegen ihm um. Obwohl er nicht mitkommt. Klingt kompliziert, ist aber so. Weil mit meiner Mutter und meinem Vater schon länger irgendwas nicht so ganz läuft, wie es laufen sollte. Und meine Eltern deshalb entschieden haben, dass sie sich erst mal trennen. Erst mal! Wobei ich immer noch finde, dass man deshalb ja nicht gleich ans andere Ende der Welt ziehen muss. Oder dass genauso gut mein Vater hätte wegziehen können. Aber irgendwie muss das Ganze auch etwas mit Onkel Anton zu tun haben. »Der Toni«, wie meine Mutter sagt. Und »der Toni« hat ein Hotel in den Bergen und sucht dringend eine neue Köchin, seit ihm die letzte davongelaufen ist. Platz hat er offensichtlich auch, weil sein Hotel nicht gerade der angesagteste Touristen-Treffpunkt ist und deshalb jede Menge Zimmer frei sind. Weshalb mir auch nicht ganz klar ist, wozu er dann eine Köchin braucht …

Sorry, Leute, ich muss mal eben Schluss machen mit meinen Erklärungen. Der Möbellaster biegt nämlich gerade auf die Autobahn ein. Und der eine Möbelpacker fragt meine Mutter, was sie da in dem Kaff in den Bergen eigentlich arbeiten will.

»Ich hab einen Job als Hotelköchin«, antwortet meine Mutter.

»Und das Fräulein Tochter?«

»Skilehrerin«, sagt Mia.

Jetzt dreht sich der Möbelpacker zu mir um und legt mir eine Hand aufs Knie, die ungefähr so groß ist wie ein Klodeckel. »Und du? Hast du auch schon einen Job?«

Ich zucke nur kurz mit den Schultern und schüttle den Kopf.

Caruso schüttelt auch den Kopf. Eine Ladung Sabber landet auf der Klodeckel-Hand des Möbelpackers.

»Wie wär’s denn mit Hoteldetektiv?«, schlägt der Möbelpacker vor. »Einen echten Spürhund hast du ja schon!«

Haha, sehr witzig …

Wird Max vielleicht wirklich Hoteldetektiv?

Lies morgen weiter!