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J osie trat hinaus in die Hitze. Die Kriminaltechniker waren eingetroffen, und nachdem sie ihnen kurz erklärt hatte, was sie vorfinden würden, hatte sie ihnen den Tatort überlassen und war das kurze Stück zur Hotelrezeption gelaufen. Es war eine kleine Hütte am anderen Ende des Parkplatzes, und als sie dort eintraf, war sie schon wieder verschwitzt.
In dem kleinen Büro standen drei Personen. Der Manager hatte Josie empfangen, als sie eingetroffen war. Er war ein nervöser Mann, der unentwegt seine Hände rang und an einem Niednagel herumzupfte. Ein Mord auf seinem Gelände war ein Grund zur Sorge. Vielleicht dachte er an die Folgen, die das für sein Geschäft hatte. Neben ihm stand eine Frau, und dank der Art, in der sie ihn umschwirrte, vermutete Josie, dass es seine Ehefrau war. Die dritte Person trug die Uniform einer Hausangestellten: eine hellbraune Jacke und weite Hosen mit Flipflops an den Füßen.
„Ich bin Officer Hernández“, stellte Josie sich vor. Sie deutete auf die beiden Frauen. „Könnten Sie sich mir bitte vorstellen?“
„Ich bin Mrs. Santos.“
„Meine Frau“, fügte der Manager überflüssigerweise hinzu.
„Und ich bin Vilma Cruz“, sagte die Hausangestellte.
Josie sah das Hausmädchen an. „Sie haben die Leiche gefunden?“
Die Frau nickte.
Josie deutete mit dem Kinn in Richtung des Tatorts. „Da muss ja letzte Nacht eine ziemliche Party stattgefunden haben.“
„Davon weiß ich nichts“, sagte der Manager.
„Gab es irgendwelche Beschwerden?“
„Nein“, antwortete er.
„Es gab keinen Lärm?“
„Niemand hat sich beschwert.“
„Waren die Nebenzimmer vermietet?“
„Ja, das Hotel ist ausgebucht. Wegen des Feiertags.“
Josie nickte. Morgen war der Unabhängigkeitstag, der Nationalfeiertag zur Unabhängigkeitserklärung. Die Leute kamen aus dem ganzen Land zum Rizal Park, um an den Feierlichkeiten teilzunehmen. Vermutlich waren alle Hotels ausgebucht.
Sie wandte sich wieder an das Hausmädchen. „Erzählen Sie mir, was geschehen ist.“
„Ich kam, um das Zimmer zu reinigen“, erklärte sie. „Die Tür stand einen Spalt offen. Ich habe geklopft, aber niemand hat geantwortet, also ging ich hinein. Der Mann lag auf dem Bett. Er hat geschlafen. Ich wollte gerade gehen, als ich die Frau sah …“ Sie hielt inne, ihre Unterlippe bebte.
„Und dann?“, wollte Josie wissen. „Was haben Sie als Nächstes getan?“
„Ich glaube, ich habe geschrien. Der Schock. Ich …“ Sie verstummte und schluckte, während sie versuchte, die Fassung zu bewahren. „Ich habe schon viele schlimme Dinge in solchen Zimmern gesehen, Madam, überall in der Stadt, aber ich habe noch nie zuvor eine Leiche gesehen.“
„Sind Sie weggerannt?“
„So schnell ich nur konnte. Ich lief hier ins Büro und habe Mr. Santos erzählt, was ich gefunden habe. Er rief die Polizei.“
„Haben Sie das Zimmer betreten, Mr. Santos?“
„Nein“, antwortete der Mann. „Ich bin an der offenen Tür stehen geblieben. Wir sind zurückgekommen und haben im Büro gewartet. Von hier aus konnten wir das Zimmer sehen. Niemand ist gekommen oder gegangen.“
Josie schaute durch das Fenster zu der Reihe von Hotelzimmern hinüber. Durch die offene Tür war ein Kamerablitz zu sehen. Die Techniker sammelten ihre Beweise.
„Wann hat er eingecheckt?“
„Gestern“, antwortete der Manager. „Am Nachmittag.“
„Was für ein Typ war er?“
„Er war freundlich.“
„Haben Sie viel mit ihm gesprochen?“
„Ein bisschen. Wir redeten über das Wetter. Es war letzte Nacht sehr heiß.“
„Wissen Sie, wie er heißt?“
„Er hat sich als Smith angemeldet. Ich glaube, er ist Engländer.“