51
H icks schob die Sonnenblende nach oben und schaute durch das Fenster. Die 747 war im Landeanflug, und er blickte auf ein sattgrünes Blätterdach hinab und auf die ausufernde Metropole Manilas.
Er hatte am Abend zuvor sein Ticket auf die Philippinen gekauft. Er wusste, dass Rachel ihn nur ungern gehen ließ, doch er hatte ihr erklärt, dass er Miltons Bitte nicht ignorieren konnte, und dafür hatte sie Verständnis gehabt. Hicks war viele Jahre lang Soldat gewesen, ein Job, der ihn teilweise monatelang von seiner Familie getrennt hatte. Sie hatten gehofft, dass sie diese Zeiten hinter sich gelassen hätten, aber diesem Hilferuf musste er folgen.
Hicks hatte ihr versprochen, dass der Trip nur kurz sein würde, und sie hatte ihn gebeten, schnell wieder nach Hause zu kommen.
Er war nach Heathrow gefahren und hatte den Nachtflug der Philippine Airlines genommen. Er dauerte knapp vierzehn Stunden; Hicks hatte beim Abendessen einen Film geguckt und dann geschlafen.
Als der Flieger jetzt tiefer ging, sah er aus dem Fenster. Als der Jumbo langsam auf die Rollbahn sank, kam es Hicks vor, als würde dies in Zeitlupe geschehen; die Hangars rauschten verschwommen vorbei, dann berührten die Räder mit einem dumpfen Geräusch den Boden, und quietschend bremste das Flugzeug ab.
Hicks sah zum Terminal hinüber, der in der grellen Nachmittagssonne lag, die eine große Hitze versprach, und fragte sich, was sein Besuch hier für ihn parat halten würde.
Hicks ließ die Passkontrolle hinter sich und betrat die Ankunftshalle. Er hatte mit der Frau vereinbart, dass sie ihn hier traf, doch als er in ein Meer erwartungsvoller Gesichter blickte, wurde ihm klar, dass er keine Ahnung hatte, wie sie aussah. Er hatte ihre Handynummer und wollte sie gerade anrufen, als er eine junge Frau bemerkte, die sich zu der Absperrung durchkämpfte. Sie hielt ein Blatt Papier in der Hand, auf dem sein Name stand.
Er hob die Hand, und als sie ihn bemerkte, vereinbarten sie mit Gesten, dass sie sich am Ende der Absperrung treffen würden.
„Mr. Hicks?“, fragte die Frau.
Sie trug eine Polizeiuniform: einen dunkelblauen Rock zu einem helleren blauen Hemd. Auf dem Hemd war das Emblem der Manila Metropolitan Police zu sehen, und auf den Schultern trug sie ein Rangabzeichen. Über ihrer rechten Brust prangte ein Band, auf dem ihre Dienstnummer und ein Namensschild angebracht waren, das sie als Officer Hernández ausgab. Am Gürtel trug sie ein Holster mit einer Glock darin.
„Das bin ich“, sagte er.
„Ich bin Hernández“, gab sie zurück.
„Schön, Sie kennenzulernen.“
„Wie war Ihr Flug?“
„Lang.“
Sie führte ihn aus dem Terminal. Die frühe Nachmittagshitze empfing ihn.
„Ziemlich heiß, oder?“
„Könnte man sagen.“
„Es wird noch heißer werden. Ich fürchte, die Klimaanlage in meinem Auto funktioniert nicht besonders gut. Und wir haben eine lange Fahrt vor uns.“
Sie gingen auf die andere Straßenseite zu einem mehrgeschossigen Parkhaus.
„Wo fahren wir hin?“
„Ins Gefängnis“, sagte sie. „Wir müssen Ihren Freund besuchen.“