Der weibliche Zyklus

Die verschiedenen Phasen im weiblichen Zyklus

Dein Zyklus hat einen ganz bestimmten Ablauf. Dabei werden der Einfachheit halber häufig nur zwei Phasen unterschieden. Die erste Zyklusphase beginnt mit dem Einsetzen der Regelblutung und reicht bis zum Eisprung. Sie wird vor allem vom Hormon Östrogen beeinflusst. Die zweite Zyklusphase beginnt ab dem Eisprung und reicht bis zum Einsetzen der Regelblutung. Sie wird vor allem durch das Hormon Progesteron beeinflusst. Danach geht es für dich in einem neuen Zyklus weiter oder du bist schwanger. Jede dieser beiden Zyklushälften hat eine enorm wichtige Bedeutung für die Fruchtbarkeit und das Eintreten der Schwangerschaft.

Der erste Zyklustag ist dein erster Tag der Regelblutung. Zu Beginn eines neuen Zyklus werden zunächst die Reste der Gebärmutterschleimhaut mit der Regelblutung abgestoßen und die Gebärmutterschleimhaut neu aufgebaut. Parallel reifen mehrere Eizellen in den beiden Eierstöcken heran, wobei sich bis zum Eisprung ein sogenannter Leitfollikel durchsetzt. Diese Eizelle im eigenen Eibläschen, ihrem Follikel, ist in der Regel die einzige Eizelle, die ausreift und zum sogenannten Eisprung bereit ist. Etwa an Tag 14 in einem 28-Tage-Zyklus springt die Eizelle. Das bedeutet, sie wird aus dem Follikel freigesetzt und beginnt ihre Wanderung in die Gebärmutter.

Die zweite Zyklushälfte dient dazu, deine Gebärmutterschleimhaut weiter reifen zu lassen und sechs bis zehn Tage nach dem Eisprung deine hoffentlich befruchtete Eizelle darin einwachsen zu lassen. Diesen Moment nennt man Einnistung, auch wenn sich im Laufe deiner frühen Schwangerschaft die Einnistung vertieft.

Je nachdem, wie lange das Ausreifen deiner Eizelle dauert, kann die erste Zyklushälfte unterschiedlich lang sein. Im Gegensatz dazu sollte die zweite Zyklushälfte im besten Fall regelmäßig 14 Tage lang sein, wobei 12 bis 16 Tage noch im Toleranzbereich liegen. Wenn deine erste oder zweite Zyklushälfte manchmal oder regelmäßig kürzer als 10 Tage ist, solltest du mit deiner Frauenärztin beziehungsweise deinem Frauenarzt darüber sprechen. Denn wenn deine erste oder zweite Zyklushälfte zu kurz ist oder auch kein Eisprung stattfindet, kann das ein Hinweis auf eine Hormonstörung sein und damit eine mögliche Ursache für das Ausbleiben deiner Schwangerschaft.

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An dieser Stelle betone ich noch einmal, wie wichtig es ist, den eigenen Zyklus regelmäßig, zum Beispiel mit den Methoden der natürlichen Familienplanung, NFP, zu beobachten und den Eisprung zu bestimmen, denn dann kannst du selbst deinen Zyklus besser einschätzen und die Chancen für eine Befruchtung durch Verkehr vor deinem Eisprung verbessern. Einen 28-Tage-Bilderbuchzyklus mit einem Eisprung an Tag 14 haben übrigens nur 40 % der Frauen. Die überwiegende Anzahl der Frauen hat also einen etwas kürzeren oder längeren Zyklus und ist in der Regel auch fruchtbar. Eine Zykluslänge zwischen 25 und 35 Tagen gilt als normal.

Ganz offiziell werden in der Medizin aber nicht zwei, sondern vier Zyklusphasen unterschieden. Die ersten drei Zyklusphasen sind die Menstruationsblutung, die Follikelreifung und die Eisprungphase. Die vierte Phase entspricht in großen Teilen der zweiten Zyklushälfte. Bei einem 28-Tage-Zyklus verteilen sich die vier Phasen wie folgt:

  1. Menstruation, auch Perioden- oder Regelblutung genannt (Tag 1 bis 5)
    Der erste Tag der Regelblutung gilt als erster Tag in deinem weiblichen Zyklus. Er wird erst als Zyklustag 1 bezeichnet, wenn deine Blutung richtig fließt, ein langsamer Beginn oder eine Schmierblutung zählt dabei noch nicht.
  2. Follikelphase oder auch proliferative Phase (Tag 6 bis 11)
    Diese aufbauende (proliferative) Phase fördert das Wachstum der Gebärmutterschleimhaut und der Follikel in deinen Eierstöcken mit den darin heranreifenden Eizellen. Wichtig in dieser Phase ist ein Östrogenanstieg.

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  1. Ovulationsphase, Eisprungphase (Tag 12 bis 17)
    In der Ovulationsphase setzt sich in der Regel nur eine Eizelle mit ihrem Leitfollikel durch. Dieser Follikel platzt und mit der Eizelle wird auch Luteinisierendes Hormon, LH, freigesetzt. Auch das Follikelstimulierende Hormon, FSH, steigt wie das LH in dieser Phase für kurze Zeit an. Die im Eierstock verbleibende Follikelhöhle wird zum sogenannten Gelbkörper und produziert Progesteron für die kommende vierte Zyklusphase. Die Körpertemperatur steigt rund um den Eisprung um etwa 0,5 °C an. Die frisch gesprungene Eizelle kann nun, je nach Qualität und Alter der Mutter, für etwa 24 Stunden befruchtet werden. Sie wandert drei bis fünf Tage durch den Eileiter zur Gebärmutter.
  2. Lutealphase, Gelbkörperphase (Tag 18 bis 28)
    In der Lutealphase beeinflusst das Hormon Progesteron deinen Zyklus. In dieser Phase findet die Einnistung der befruchteten Eizelle in der Gebärmutter von Tag 6 bis 10 nach ihrem Eisprung statt. Nistet sich kein Ei ein, kommt es zum Absinken der Hormone LH und Progesteron, und die Körpertemperatur sinkt. Ist eine Einnistung erfolgt, dann bleiben die Körpertemperatur und der Progesteronwert hoch. In der Schwangerschaft steigt auch das Östrogen an.

Grundlagen der Fruchtbarkeit: die hormonelle Balance

Es gibt viele Ursachen, die das hormonelle Gleichgewicht im Zyklus stören. Dein Zyklus kann dadurch kürzer oder länger geworden sein und auch die Eizellreifung, dein Eisprung oder die Einnistung betroffen werden. Auch Infektionen oder Krankheiten können auftreten und die Fruchtbarkeit stören. Am Ende des Buches gehe ich auf einige bekannte Beispiele ein. Aus medizinischer Sicht ist nicht nur das Vorhandensein und Gleichgewicht der weiblichen und männlichen Hormone wichtig, sondern auch andere Hormone wie Insulin, Schilddrüsen- oder Stresshormone beeinflussen die Geschlechtshormone und spielen für die Fruchtbarkeit eine wichtige Rolle.

Bei einer Untersuchung werden zunächst die Geschlechtsorgane durch Betrachten, Abtasten, Abstriche und Ultraschall untersucht, ergänzt durch erste Laboruntersuchungen. Bei der Frau sollten auch im Laufe des Zyklus mehrere Untersuchungen gemacht werden, um die natürlichen Schwankungen während der verschiedenen Zyklusphasen zu bewerten.

Diese sogenannte Zyklusdiagnostik beginnt an Tag 3 bis 5 eines neuen Zyklus mit einer Blutentnahme. Etwa in der Mitte des Zyklus, wenn der Eisprung erwartet wird, findet eine zweite Untersuchung mithilfe von Ultraschall und Laborwerten statt, gefolgt von der dritten, etwa in der Mitte der Lutealphase, wenn die Einnistung der befruchteten Eizelle stattfinden soll. In dieser Untersuchung werden erneut Hormonwerte gemessen und parallel ein Ultraschall gemacht, um die sogenannte Dreischichtigkeit der Gebärmutterschleimhaut zu messen.

Bei einer hormonellen Untersuchung werden auch die Hormone der Schilddrüse, des Zuckerstoffwechsels, der beiden Nebennieren und der Hirnanhangdrüse bewertet. Ihre Hormone beeinflussen den Zyklus und die Fruchtbarkeit bei Mann und Frau direkt oder indirekt. Leider können auch Stresshormone indirekt die Fruchtbarkeit beeinflussen. Viele Menschen stehen unter bewusstem und unbewusstem Stress. Das Gedankenkarussell, Traumata und unsere Umgebung aktivieren dann die Ausschüttung von Stresshormonen. Auch Kaffeegenuss oder andere koffeinhaltige oder anregende Getränke setzen Stresshormone frei und haben damit Auswirkungen auf den gesamten Körper. Stress beeinflusst und verändert nachweislich auch das wichtige Mikrobiom und dein Immunsystem.

Durch den Anstieg von Stresshormonen kann die Ausschüttung des Hormons Prolaktin ansteigen. Prolaktin, PRL, wird in der Hirnanhangdrüse produziert und ist an der Regulierung verschiedener hormoneller Funktionen und unter anderem an der Milchbildung beteiligt, wenn du ein Baby stillst. Hohe Prolaktinspiegel können zu Zyklusstörungen führen und den Eisprung erschweren. Auch die Regulation und der Spiegel von Schilddrüsenhormonen TSH, T3 und T4 kann durch das Stresshormon Cortisol beeinflusst werden. Jedoch auch andere Ursachen führen gar nicht so selten zu Schilddrüsenerkrankungen, welche die Fruchtbarkeit von Mann und Frau und die Schwangerschaft beeinflussen können. Insgesamt ist es für deine Gesundheit und Fruchtbarkeit wichtig, den Stresslevel zu beachten und gegebenenfalls für einen Ausgleich durch Bewegung, Freude und Entspannung zu sorgen.

Beste Voraussetzungen für die Empfängnis

Zu den Voraussetzungen, die das Eintreten einer Schwangerschaft verbessern, gehören zwei gesunde Partner mit einem ausgeglichenen Hormon- und Immunsystem. Sehr gute Voraussetzungen bringst du als Frau im Grunde mit, wenn du eine schmerzfreie Regelblutung mit mittelviel Menstruationsblut hast. Wie sieht eine normale Regelblutung eigentlich aus? Sie dauert etwa drei bis sieben Tage. Das Blut sieht relativ frisch-rot aus und fließt in den ersten ein bis zwei Tagen gut. Danach kann die Regelblutung etwas dunkler werden, denn das Blut gerinnt. Du hast keine großen begleitenden Beschwerden wie Schmierblutungen, Kopfschmerzen oder emotionale Schwankungen. Nach sieben Tagen ist deine Regelblutung vorbei.

Du hast deutliche körperliche Zeichen für einen Eisprung wie vermehrten Ausfluss und spinnbaren Zervixschleim und direkt danach eine Temperaturerhöhung um 0,5 °C, die mindestens 10 Tage und idealerweise 14 Tage lang andauert. Du hast keine Zwischen- oder Schmierblutungen im Zyklus oder vor der Menstruation. Und du hast auch keine anderen Zeichen für ein hormonelles Ungleichgewicht wie zum Beispiel Schlafstörungen, Akne, Prämenstruelles Syndrom, zyklusabhängige Kopfschmerzen, Schmerzen vor oder bei der Regelblutung, Ängste oder starke emotionale Schwankungen. Du bist gesund, genau wie dein Partner, und du weißt oder gehst davon aus, dass die Spermien deines Partners fit sind.

Der Zeitpunkt deines Eisprungs ist für die Empfängnis ein wichtiger Moment im weiblichen Zyklus. Diesen Zeitpunkt solltest du unbedingt kennen, wenn du sobald wie möglich schwanger werden möchtest. Dann kannst du Verkehr zum optimalen Zeitpunkt haben, was vielen Paaren hilft, ihre Chancen, schwanger zu werden, zu verbessern. Viele wissen leider gar nicht, wann genau ihr Eisprung stattfindet und dass sie nur zu diesem Zeitpunkt im Zyklus für ein bis zwei Tage fruchtbar sind. Eine längere fruchtbare Zeit kommt daher zustande, dass die Spermien drei bis fünf Tage überleben und schon fünf Tage vor dem Eisprung und noch einen Tag nach dem Eisprung in der Lage sind, die Eizelle zu befruchten. Zusätzlich kann ein Zyklus auch durch unterschiedliche Faktoren wie beispielsweise Stress, Schlafstörungen, Erkrankungen, Medikamente und vieles mehr in seinem Rhythmus beeinflusst werden.

Da es mitunter sehr schwierig sein kann, den eigenen Eisprung zu erkennen, gibt es hilfreiche Messmethoden wie zum Beispiel einen LH-Test, bei dem das Luteinisierende Hormon LH rund um den Zeitpunkt des Eisprungs gemessen wird. Leider funktioniert der LH-Test nicht bei jeder Frau zuverlässig, und häufig erkennst du zu spät, dass dein Eisprung stattgefunden hat, denn am besten solltet ihr kurz vor dem Eisprung miteinander verkehren. Daher kannst du auch mit einem kombinierten LH- und Östrogentest deinen Eisprung genauer vorhersagen. Am besten konzentrierst du dich parallel dazu auf deinen Körper, denn dieser ist ein wahres Wunderwerk und zeigt dir recht deutlich, wann dein Eisprung stattfindet.

Einige natürliche Anzeichen für den kommenden Eisprung sind: Dein Ausfluss aus der Scheide verändert sich. Er wird klarer, mehr und spinnbar. Dein Muttermund wird weich und senkt sich etwas ab. Du kannst lernen, ihn selbst zu ertasten. Falls du deine Körpertemperatur misst, wird deine Temperaturkurve kurz vor dem Eisprung leicht abfallen und danach idealerweise über drei Tage um je 0,2 °C ansteigen. Um eine Chance zu haben, das so genau zu verfolgen, nutze ein sogenanntes Basalthermometer, um deine Körpertemperatur zu bestimmen. Manche Frauen spüren auch ihren Eisprung durch den sogenannten Mittelschmerz. Allerdings kann dieser Schmerz sich vor, bei oder nach dem Eisprung einstellen und ist daher kein sicheres Eisprungzeichen. Andere Frauen spüren an ihrer Libido und anderen körperlichen Zeichen, dass es so weit ist. Und gerade wenn du solche Merkmale noch nicht an dir wahrnimmst oder dein Zyklus sehr unregelmäßig ist, dann achte zukünftig auf all das, denn diese Zeichen deiner fruchtbaren Tage können sich mit der verbesserten Ernährung bei dir noch zeigen.

Dein natürlicher Mondzyklus

Aus kultureller Sicht und aus der Sicht der ganzheitlichen und Traditionellen Chinesischen Medizin, TCM, folgt jede Frau ihrem eigenen Mondzyklus. Der Einfluss des Mondes auf die Welt des Menschen und auf die Frau ist in jeder Kultur überliefert und bekannt. Aus der Sicht der ganzheitlichen Medizin entspricht die Zykluslänge der Länge eines Mondzyklus, nämlich 28 Tage.

Die zunehmende Mondphase entspricht dabei der ersten Zyklushälfte bis zum Eisprung und in der TCM dem sogenannten Yin, der eher materielleren Phase. Die abnehmende Mondphase der zweiten Zyklushälfte reicht vom Eisprung bis zur Menstruation. In der TCM entspricht sie dem Yang, der energetischeren Phase. Auch wenn nicht jede Frau genau im 28-tägigen Mondzyklus tickt, so werden dennoch die rhythmischen Prozesse des Auf- und Abbaus übertragen. Jede Frau folgt ihrem eigenen, inneren Mond.

Zur Yin-Phase, dem zunehmenden Mond in deinem Zyklus, gehören das An- und Abfluten von Körpersäften wie zum Beispiel das Abbluten bei der Menstruation und der darauf folgende Aufbau der Gebärmutterschleimhaut und das Heranreifen von Eizellen in der ersten Zyklushälfte. Es geht ganz offensichtlich darum, neue Materie aufzubauen.

Zur Yang-Phase, dem abnehmenden Mond in deinem Zyklus, gehören die Bewegung und Erhöhung der Dynamik der chinesischen Energieform Qi, wie zum Beispiel beim Platzen des Follikels, dem Eisprung, sowie bei der Temperaturerhöhung in der zweiten Zyklushälfte. Es geht in der Yang-Phase also um nichts Sichtbares, sondern um eine Energieform, die wirksam ist. Genauso, wie es der Natur ergeht, sollte sich auch eine zyklusphasengerechte Ernährung verhalten.

In der ersten Zeit werden Säfte und Materie gestärkt und zum Beginn der zweiten Zyklusphase Energien verstärkt und die Temperatur über längere Zeit unterstützt. Die vier Zyklusphasen der modernen Medizin gibt es in der TCM schon seit Jahrtausenden, wie die nebenstehende Grafik zeigt. Yin und Yang werden selbst in klein und groß unterteilt. Es werden das sogenannte Große Yin und das Kleine Yin sowie das Große Yang und das Kleine Yang unterschieden. Diesen vier Zuordnungen von Yin und Yang werden den vier Zyklusphasen Menstruation, Follikelphase, Ovulation und Lutealphase zugeordnet. Passend zu den vier Zyklusphasen wurden in der TCM seit jeher Ratschläge erteilt. Den Frauen werden verschiedene Verhaltensweisen, Ernährungsvorschläge oder auch Akupressurpunkte empfohlen, mit denen sie ihre Zyklusphasen unterstützen können. Auch du kannst heute mithilfe dieser Ratschläge deinen Zyklus verbessern und die unterschiedlichen Zyklusphasen unterstützen. Am Ende des Buchs (Seite 175) findest du einen Hinweis zu einem Akupressurkonzept, mit dem du deinen Zyklus mit Fingerdruckmassage an verschiedenen Körperpunkten phasengerecht unterstützen kannst.

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