»Ich bin nichts und ich kann nichts! Und jetzt will Herbert mir auch noch das Haus wegnehmen.« Verzweifelt warf Christine beide Hände in die Luft.
Therese und Greta tauschten unbemerkt einen Blick. Christines Ex war wirklich ein Schuft!
Kurz nach dem Telefonat mit Christine hatte Therese Greta und Magdalena angerufen. »Wir müssen uns treffen, heute Abend noch, Christine braucht unsere Hilfe«, hatte sie gesagt. Magdalena hatte leider einen Termin in der Stadt, aber Greta versprach, sofort zu kommen.
Nun saßen sie am ehemaligen Stammtisch der Goldenen Rose zusammen. Therese hatte Gläser und eine Flasche Spätburgunder auf den Tisch gestellt, ihre Cousine Greta eine Riesenschachtel Pralinen aus der Tasche gezogen. Die Besten von Lindt. Manchmal half nichts anderes.
Für Therese als Wirtin war es am einfachsten, wenn ihre Mädelsabende hier stattfanden und nicht bei Greta, Christine oder Magdalena. Im Gasthaus konnten sie sich in aller Ruhe unterhalten, gleichzeitig bekam Therese mit, wenn eine ihrer Bedienungen Hilfe benötigte oder anderweitig Not am Mann war.
Wie jeden Abend waren sämtliche Tische der Goldenen Rose reserviert, manche sogar doppelt. In einem der Nebenzimmer feierte der Besitzer der Maierhofener Ölmühle seinen fünfzigsten Geburtstag, er hatte einen Alleinunterhalter engagiert, dessen engagierte Gesänge durch die Wand zu ihnen drangen.
Früher, vor ihrer schweren Erkrankung, bei der es um Leben und Tod gegangen war, wäre Therese alle paar Minuten aufgesprungen, um überall nach dem Rechten zu schauen. Oder sie hätte sich erst gar nicht auf dieses Treffen außer der Reihe eingelassen, schließlich war nicht Mittwoch, ihr üblicher Tag. Aber inzwischen hatte sie gelernt, dass es Wichtigeres gab als das Geschäft. Ihre Gedanken wanderten zwar immer wieder in die Küche zu Sam, der heute Abend ganz schön rotieren musste, dennoch zählten hier und jetzt nur Christines Sorgen. Dass die Freundin so sehr unter der Trennung von ihrem Mann leiden würde, hätte sie nie geglaubt. Herbert Heinrich war in ihren Augen ein langweiliger und arroganter Kerl. Wie die Freundin es all die Jahre mit ihm ausgehalten hatte, war ihr schleierhaft.
»Und vorhin hat Sibylle angerufen und noch in dasselbe Horn geblasen wie Herbert. Sie sehe es genauso wie der Papa, mit einer kleinen Wohnung wäre ich viel besser dran als mit dem Haus. Dabei ist es doch ihr Elternhaus! Aber wundern tut’s mich nicht. In den Augen meiner Töchter bin ich die größte Versagerin aller Zeiten. Und vielleicht haben sie sogar recht …« Christine schluchzte los.
»Blödsinn. Deine Töchter leben aber seit Jahren ihr eigenes Leben, da ist es doch klar, dass sie nicht allzu viel von dem mitbekommen, was hier in Maierhofen läuft«, sagte Therese und ärgerte sich, dass sie die zwei verwöhnten Mädchen auch noch in Schutz nahm. Aber Christine zuliebe hätte sie das Blaue vom Himmel heruntergelogen.
Niemand konnte sich so richtig erklären, warum Christines Töchter so garstig zu ihrer Mutter waren. Christine war immer für die beiden dagewesen, sie hatte alles für sie getan. Ein Jahr Auslandsaufenthalt in Amerika? Kein Problem. Nächtelang hatte Christine im Internet Infos eingeholt über Visa, Austauschorganisationen und Einreisebestimmungen. Als eine der beiden – war es Steffi oder Sibylle gewesen? – eröffnet hatte, ab jetzt Vegetarierin zu sein, hatte die Mama eifrig Rezepte studiert und Gemüsebratlinge gebacken. Zwei Hunde mussten her? Aber natürlich! Selbstverständlich war es auch Christine gewesen, die sich um die Hunde gekümmert hatte, als die jungen Mädchen nach kurzer Zeit den Spaß an den Tieren verloren. Doch trotz aller Liebe und Hingabe behandelten die Töchter ihre Mutter wie einen alten Putzlappen.
Aber war es denn ein Wunder, wenn sie es so und nicht anders vom Vater vorgelebt bekommen hatten?, dachte Therese nun wütend. Statt ständig nur an ihre Familie zu denken, hätte sich Christine besser auch mal um sich selbst gekümmert. Vielleicht hätte ihr das dann sogar den Respekt der undankbaren Bande eingebracht.
»Genau, mach dich nicht selbst so schlecht«, sagte nun auch Greta.
Christine holte ein Taschentuch aus ihrer Handtasche und tupfte sich damit die Tränen aus den Augen. Ob sie die erste Praline aus der Packung nehmen sollte?, fragte sich Therese derweil. Die erste war immer die beste. Beherzt griff sie nach einem dunklen Schokoladenherz, das mit Blattgold dekoriert war.
»Mich nicht schlechtmachen – das ist leichter gesagt als getan. Ihr hättet mal hören sollen, wie Herbert mich heute wieder beschimpft hat! Ich sei eine faule Kuh, die sich auf seine Kosten einen schönen Lenz macht. Dabei bin ich schon seit Monaten auf Arbeitssuche, allein schon deshalb, weil mir daheim die Decke auf den Kopf fällt«, sagte Christine, etwas gefasster. »Seit Herbert weg ist, weiß ich mit meiner Zeit nichts anzufangen. Aus lauter Langeweile habe ich schon sämtliche Schubladen aufgeräumt, sogar die Geschenkbänder habe ich entwirrt und sortiert. Meine Stoffe liegen in Reih und Glied im Nähregal, nach Farben geordnet. Wenn wenigstens Frühjahr wäre und frische Kräuter auf den Wiesen wachsen würden, könnte ich neue Gewürzsalze herstellen. Aber jetzt im Winter …«
Unwillkürlich wanderten die Blicke der drei Freundinnen aus dem Fenster, wo der verschneite Marktplatz von Maierhofen verwaist dalag.
Christine warf erst Therese, dann Greta einen verzweifelten Blick zu. »Ich fühle mich so überflüssig … Wenn die paar Stunden Aushilfe im Genießerladen nicht wären, wäre ich vor lauter Einsamkeit längst verrückt geworden.« Sie begann erneut leise zu weinen.
»Du hast doch uns«, sagte Therese eilig und streichelte Christines Hand. »Wie wäre es, wenn du das Ganze als eine Chance für dich betrachtest? So, wie ich es mit dem verdammten Krebs getan habe. Du kennst doch den schlauen Spruch ›Jedem Neuanfang wohnt ein Zauber inne …‹« Therese hielt die Luft an.
»Ein Zauber? Das alles ist ein reiner Albtraum! Ich war doch früher so glücklich …« Christine schluchzte noch lauter.
Therese spürte Gretas vorwurfsvollen »Musste-das-sein?«-Blick auf sich und zuckte hilflos mit den Schultern. Sie wusste auch nicht, warum jeder ihrer Versuche, Christine ein wenig aufzumuntern, ins Leere lief. Ob es daran lag, dass sie selbst so glücklich war? Mehr noch, sie war frisch verliebt. In Sam, ihren Koch, ausgerechnet …
Ein typischer Fall von »Tausendmal berührt, tausendmal nichts passiert …« Allein bei dem Gedanken huschte schon wieder ein Lächeln über ihr Gesicht. Doch als sie das zusammengesunkene Häufchen Elend neben sich sah, schwand es wieder. Um etwas zu tun zu haben, griff sie nach einer Schnapspraline. Der Alkohol rann tröstlich warm in ihren Magen hinab.
»Bis du einen richtigen Job gefunden hast, könntest du mir bei der Organisation des nächsten Kräuter-der-Provinz-Festivals helfen. Du weißt schließlich mit am besten, worum es dabei geht«, sagte Greta und schob sich einen Whiskeytrüffel in den Mund. »Und dann ist da noch der große Kochwettbewerb, der in der Woche vor dem Festival stattfindet. Das meiste wird dabei zwar von der Redaktion von Meine Landliebe geregelt, aber alles, was es bei uns vor Ort zu organisieren gibt, liegt in meinen Händen. Dabei könnte ich Hilfe echt gut gebrauchen.«
Christines Miene hellte sich zum ersten Mal an diesem Abend auf.
»Christine braucht keine Arbeitsbeschaffung, sondern einen Job, bei dem sie gutes Geld verdient«, sagte Therese ein wenig unwirsch. Sie trank einen Schluck Spätburgunder, der nach der viel zu süßen Schnapspraline unangenehm sauer schmeckte.
»Stimmt. Leider«, sagte Christine, und die düstere Wolke schob sich erneut vor ihr Gesicht.
»Im Augenblick bin ich mit meinen Bedienungen gut aufgestellt«, sagte Therese. »Aber falls sich da was ändert …« Christine würde sie jederzeit einstellen.
Die Freundin warf ihr einen dankbaren Blick zu.
Der Alleinunterhalter nebenan stimmte Rivers of Babylon an, die Geburtstagsgesellschaft fiel sogleich ein.
Therese seufzte lautlos auf. Freud und Leid – manchmal war es nur durch eine Wand voneinander getrennt.
»Du bist doch so kreativ und handwerklich begabt – warum lässt du dir nicht von Monika Ellwanger zeigen, wie das mit den Schmiedearbeiten funktioniert?«, fragte Greta, an der Thereses Rüffel abgeperlt war wie Wasser von dem Gefieder einer Ente. Der Ton zwischen den beiden Cousinen war manchmal ein wenig ruppig, aber immer ehrlich und herzlich. »Du könntest schöne Dinge herstellen, schmiedeeiserne Vögel und Schildkröten und andere Figuren für den Garten. Dieser Dekokram verkauft sich immer sehr gut. Hey, wenn es sein muss, organisiere ich für Maierhofen auch noch einen Künstlermarkt!« Grinsend schob sich Greta eine Nougatstange in den Mund.
Erleichtert stellte Therese fest, dass es ihrer Cousine mit dieser Bemerkung gelang, Christine wenigstens ein kleines Lächeln abzuringen.
»Es ist echt lieb von dir, dass du mir so viel zutraust«, erwiderte Christine und legte spontan eine Hand auf Gretas rechten Arm. »Aber ich muss einfach nur schnell Geld verdienen, ob ich mich damit auch noch selbst verwirkliche, ist mir egal. Nur – wer sollte ausgerechnet mich nehmen, da hat Herbert schon recht …«
»Jetzt reicht es aber wirklich!«, sagte Therese heftig. Ihre Wut auf Herbert wuchs immer weiter an. Warum hatte er nicht einfach seinen Hut genommen und einen Anwalt den Rest regeln lassen? Warum musste er in regelmäßigen Abständen so blöd daherkommen und Christine fertigmachen?
»Du bist so eine tolle Frau! Und du kannst viel mehr, als dir bewusst ist. Du hast einen Garten, der aussieht, als seien bei dir fünf Gärtner beschäftigt. Du kannst göttlich kochen und backen, auf deine selbst hergestellten Kräutersalze schwört sogar ein Spitzenkoch wie Sam. Du …«
»Im Genießerladen sind deine Kräutersalze ebenfalls der Renner!«, warf Greta ein.
»Du bist ein Organisationstalent und kannst gut mit den Leuten, und du spürst immer, wo Not am Mann ist«, nahm Therese ihren Faden wieder auf.
»Stimmt! Ohne dich wäre zum Beispiel bei dem Festival vieles nicht so rundgelaufen. Wenn ich nur daran denke, wie sich die anderen anfangs quergestellt haben, als es darum ging, ob wir die Naturkosmetik von Susanne Siebert aus dem Nachbarort mit ins Sortiment aufnehmen! Wie du damals mit Fingerspitzengefühl zwischen allen vermittelt hast, war einfach klasse«, ergänzte Greta erneut. »Solche so genannten soft skills sind im Berufsleben sehr gefragt.«
»Soft skills!« Christine lachte bitter auf. »Ich weiß höchstens was über Softeis. Bei anderen spüre ich vielleicht, wenn etwas nicht in Ordnung ist, aber dass in meinem Leben etwas nicht in Ordnung war, habe ich nicht gemerkt. Wahrscheinlich wusste das ganze Dorf vor mir, dass Herbert eine andere hat.«
»Das stimmt nicht«, erwiderte Therese heftig. »Niemand hat etwas gewusst, und selbst wenn …« Sie brach ab.
»Was wenn?«, hakte Christine sogleich nach. »Dann hättet ihr mir nichts gesagt, oder? Aus lauter Rücksicht auf die ach so dumme Christine …« Ihre Stimme triefte vor Spott.
Doch Therese winkte ab. »Wenn du dir unbedingt leidtun willst, bitte!«
»Nicht streiten, ja? Das bringt doch nichts«, sagte Greta sanft und hielt Christine und Therese die Pralinenschachtel hin.
Einen langen Moment war nur das Rascheln zu hören, mit dem Christine eine Marzipanpraline aus der Goldfolie wickelte. Statt jedoch die Praline zu essen, legte sie sie abrupt wieder fort.
»Du hast doch von deinen Eltern etwas geerbt«, begann Therese schließlich von Neuem. »Kannst du Herbert nicht auszahlen und das Haus behalten?«
Christine winkte ab. »Das sind gerade mal zwanzigtausend Euro. Mein Notgroschen für wirklich schlechte Zeiten«, sagte sie ironisch. Doch gleich darauf wurde sie wieder ernst. »Das Geld reicht vorn und hinten nicht, um Herbert auszuzahlen. Und keine Bank der Welt gibt mir ein Darlehen, solange ich keinen Job vorweisen kann. Und selbst dann …« Sie schüttelte den Kopf.
Erneut breitete sich gedankenverlorenes Schweigen aus, während Pralinenschachtel und Weinflasche immer leerer wurden.
»Eigentlich hat Herbert ja recht, wenn er sagt, dein Haus sei zu groß für dich allein«, sagte Greta unvermittelt.
Sowohl Therese als auch Christine schauten die Werbefrau schockiert an.
»Warum eröffnest du kein Bed & Breakfast? ›Urlaub im Landhaus‹« – sie zeichnete mit beiden Händen ein langgezogenes Viereck in die Luft, als würde sie eine Werbeanzeige einrahmen –, »so etwas gefällt den Leuten, da bin ich mir ganz sicher. Und Maierhofen braucht dringend weitere Übernachtungsmöglichkeiten, jetzt, wo wir nicht nur das Kräuter-der-Provinz-Festival, sondern ganzjährig alle möglichen Genießerangebote haben. Es zeichnet sich bereits eine gute Resonanz ab, ab März werden die Leute nur so nach Maierhofen strömen! Und wegen des Kochwettbewerbs von Meine Landliebe bekomme ich auch schon täglich Anrufe.«
Der Stolz in Gretas Stimme war nicht zu überhören. Und Therese konnte es ihr nicht verdenken. Dieser Kochwettbewerb, der alljährlich in einer anderen Region Deutschlands stattfand, war eine sehr renommierte Angelegenheit, über die in vielen Medien berichtet wurde. Dass ausgerechnet das kleine Maierhofen dieses Jahr Austragungsort sein durfte, war ein echter Zugewinn für das Dorf.
Acht Teams aus ganz Deutschland würden anreisen, um unter dem Motto »Echt genial – 100 Prozent regional« ein mehrgängiges Menü zu kochen, welches von einer fünfköpfigen Jury bewertet werden sollte. Dem Gewinnerteam winkte ein wertvoller Preis, was genau, wusste Therese nicht. Was sie aber wusste, war, dass der Koch der Goldenen Rose mit in der Jury sitzen würde. Ihr wunderbarer Sam … Therese spürte, wie es in ihrem Bauch warm und wohlig wurde.
Geschäftig sagte sie: »Greta hat recht, wir brauchen dringend weitere Übernachtungsmöglichkeiten! Meine Gastzimmer sind von März bis Ende September ausgebucht, ich muss täglich Leuten am Telefon erklären, dass nichts mehr frei ist. So sieht es übrigens bei fast all unseren Zimmervermietern aus. Inzwischen überlegt sogar Rosi, ob sie auf ihrem alten Hof nicht doch auch ein, zwei Gästezimmer anbieten kann«, sagte Therese, und an dieser Stelle erlaubte sie sich ein offenes Lächeln. Dass im letzten Jahr aus so manch verwaistem Maierhofener Kinderzimmer ein lukratives Bed & Breakfast-Zimmer geworden war, machte sie glücklich. Niemand hätte gedacht, dass es ihnen gelingen würde, Touristen hierherzulocken – wo doch die Alpen mit ihren grandiosen Bergen nur fünfzig Kilometer entfernt lagen. Jahrzehntelang war Maierhofen ein Ort gewesen, an dem man auf dem Weg in den Urlaub vorbeifuhr. Inzwischen war dies dank Greta anders …
»Denk doch nur, mit einem Bed & Breakfast würdest du zwei – ach was –, etliche Fliegen mit einer Klappe schlagen!«, sagte Greta. »Du hättest wieder eine Aufgabe, könntest für Gäste Frühstück zubereiten, vielleicht auch eine Brotzeit. Du wärst nicht mehr allein. Dein schönes Haus wäre wieder belebt. Und du würdest dein eigenes Geld verdienen!« Dem Triumph in ihrer Stimme war anzuhören, dass sie an ihrer eigenen Idee Feuer gefangen hatte.
Christine blinzelte. »Ich weiß nicht …«, sagte sie zaghaft, doch Therese sah ihrer Freundin an, dass es hinter deren Stirn ratterte, als würde sie mit ihrem Geländewagen über eine Buckelpiste fahren. »Ist das nicht furchtbar kompliziert? Da gibt es bestimmt Dutzende von Gesetzen und Vorschriften zu beachten.«
Therese winkte ab. »So schwierig ist das bestimmt nicht.«
»Elsbeth oder eine der anderen Frauen können dir genau sagen, worauf es dabei ankommt. Das kriegst du hin!«, sagte auch Greta beschwörend.
Und tatsächlich, nach einem kurzen Moment des Schweigens, kam es von der Freundin gedehnt: »Die beiden Mädchenzimmer würden vielleicht wirklich hübsche Gästezimmer ergeben. Vor Sibylles Fenster steht doch der Kirschbaum, wenn der blüht, sieht das wunderschön aus … Und mein Nähzimmer könnte ich auch zum Gästezimmer ummodeln. Ich würde sogar meinen Schlafraum hergeben und in der kleinen Kammer schlafen, wo ich immer die Bügelwäsche liegen habe, wenn ich damit Geld verdienen könnte.« Sie blinzelte erneut, als würden vor ihrem inneren Auge schon konkrete Bilder entstehen. »Gäste bewirten, das würde mir wirklich Spaß machen …«
Therese juchzte auf. Es hätte nicht viel gefehlt, und sie wäre aufgesprungen, um mit beiden Frauen einen Freudentanz zu vollführen. Es war so schön, Freundinnen zu haben! Aber sie wollte Christine nicht durch zu viel Euphorie verschrecken, schließlich war Gretas Idee noch zart und zerbrechlich wie ein junger Spross, der nach dem langen Winter aus dem kalten Erdboden ragte. Doch ihre Sorge war unnötig, denn in Christines Blick lag zum ersten Mal seit langer Zeit weder Verzweiflung noch Einsamkeit, sondern Hoffnung und Freude.
»Casa Christine«, murmelte sie vor sich hin, und es kam Therese vor, als wären die beiden Worte süßer als jede Praline.
»Ein Bed & Breakfast – eigentlich liegt die Idee so nah.« Christine lachte auf. »Warum nur bin ich nicht selbst darauf gekommen?«