Auch das meine ich, wenn ich gelegentlich den Opa-Spruch loslasse, dass unsere Generation es so gut hatte und hat wie keine vor ihr (und keine nach ihr): Anzio, zum Beispiel, das Hafenstädtchen südlich von Rom. Auch im Fischrestaurant sehe ich hier den jüngeren Bruder meiner Mutter vor mir, der mit achtzehn Jahren im Januar 1944 als deutscher Soldat in der Schlacht von Anzio eingesetzt war, um die Landung der Amerikaner und Briten zu verhindern. Eine kurze Schlacht, er wurde am Arm verletzt, Durchschuss, fiel in Ohnmacht. Er erwachte von den Schreien «Hands up!» und merkte, dass er nur noch einen Arm heben konnte. Die Amerikaner nahmen ihn gefangen, brachten ihn nach Afrika, dann in die USA. Dort lernte er, sich vom dumpfdeutschen Denken zu befreien. Bis Mai 1945, erzählte er, sei es erträglich gewesen, aber nachdem die Fakten aus Dachau, Buchenwald, Auschwitz bekannt wurden, bekamen sie Verachtung, Strenge, Schikanen zu spüren, verständlicherweise. Als er nach zwei Jahren entlassen wurde, ging der Transport durch Frankreich. Eine französische Behörde, die weitere deutsche Gefangene als Arbeitskräfte rekrutieren wollte, schickte den letzten Waggon des amerikanischen Zugs zum Tunnelbau in die Pyrenäen, in ihm saß der junge Onkel. Ein weiteres Jahr härtester Arbeit folgte, ehe er schwerkrank und entkräftet zurückkam. Er hatte noch so viel Glück gehabt. Und seinen Humor behalten. Er wurde Exportkaufmann bei Agfa.