Achtziger und neunziger Jahre, wie sprühte man da in den Rundfunkanstalten vor Ideen und Anregungen! Gute Zeiten für Hörer und Macher, und die beste Adresse war der Appellhofplatz in Köln, der WDR. Hier war es zum Beispiel möglich, mit dem Bielefelder Soziologen Niklas Luhmann, dem ich in Bielefeld nie über den Weg gelaufen war, und zwei Kollegen vor dem Mikrofon zu sitzen, über Studentenbewegung und Terrorismus zu diskutieren und von der Zustimmung des Professors zu dem sonst so geschmähten Roman «Himmelfahrt eines Staatsfeindes» (1992) (> AHAB) zu erfahren, die Mischung aus «Empathie und Borniertheit der Studentenbewegung» sei genau getroffen. Da dieser Roman von rechts wie links, von den verschiedensten Kritikern (große Ausnahme Klaus Modick) niedergemacht wurde, habe ich das seltene Lob nie vergessen. Wir sprachen im Radio, aber erst in der Kantine bekannte der freundliche, bescheidene Luhmann, der große System- und Weltenerklärer, keinen Fernseher und auch kein Radio zu besitzen.