Ästhetische Kriterien vererben sich gewiss nicht, aber es tut dem Miterzeuger wohl zu sehen, wie der ästhetische Anspruch auch von der eigenen Tochter (> ANNEKE) in der Zeitung, für die sie arbeitet, hochgehalten wird: «Gibt es im Literaturbetrieb wirklich zu wenig Frauen? Nein! Es gibt nur die falschen Männer – Das eigentliche, tiefgreifendere, für die Zukunft viel entscheidendere Problem ist ein ästhetisches – ein Problem des Urteilens. Dass es so viel brave – schlechte Literatur gibt, liegt nicht an Frauen – Es liegt daran, dass manche Leute schreiben können. Und sehr viele eben nicht – Es liegt an fehlendem Gespür für Form, Haltung, an mangelnder Geistesschärfe, kurzum: an ästhetischem Theoriebewusstsein – Was heißt das? Ganz einfach: statt sich an einem verunsicherten Schattenpatriarchat zu orientieren, lieber eine starke Ästhetik behaupten. Wenn es auf einmal zwei schwache Geschlechter gibt, gibt es vor allem: eine schwache Literatur.» (Mara Delius, Literarische Welt 28.3.2017)