Augustinus

Erst mit dem Leben in Rom, von 2001 an etwa zwölf Jahre, rückte die kirchliche Welt wieder näher. An jeder Straßenecke ein neues Detail aus der Geschichte, da will man ja kein Depp bleiben, aber Reiseführer informierten meistens nur oberflächlich, also mussten Fachbücher her, und selbst Karlheinz Deschners detailreiche, stilistisch problematische «Kriminalgeschichte des Christentums» erwies sich, auch wenn man manche der dort ausgebreiteten Fakten gegenchecken musste, als höchst ergiebige ergänzende Stadt- und Kirchengeschichtsaufklärung. Wer durch Rom läuft und an der Porta Pia oder Porta del Popolo nicht seinen Verstand abgibt, der muss zum Protestanten werden, habe ich gern behauptet. Auch in mir wurde der innere Protestant wieder wach und aktiv. Ein besonders kritisches Auge zielte auf die Schauplätze, die mit Augustinus und dem Erbsündencoup (> ADAM UND EVA 1) zu tun hatten.

Eins muss man ihm lassen. Offenbar hat er etwas Entscheidendes verstanden: Warum hat er von allen sinnlichen Vergnügungen gerade die Sexualität am stärksten tabuisiert und zur größten Sünde gestempelt? Weil im Orgasmus Gott verschwindet, nicht gebraucht wird. Da ist der Mensch am