Ayler, Albert

Am letzten Abend des Ausflugs der Gruppe 47 nach Princeton und New York im April 1966 nahmen die Jazzkenner Hans Christoph Buch (> ARSCH 2, > ARTMANN) und Hanspeter Krüger mich mit in Slugs’ Saloon, zum Konzert des Free-Jazz-Saxophonisten Albert Ayler. Die unerhörteste, wildeste Musik jener wilden Zeit versetzte mich in einen Wirbel aus Entrüstung, Abwehr, Bewunderung und Erstaunen über die Möglichkeiten von Radikalität in der Musik, in der Kunst. Das Erlebnis, auch der körperliche Schock, den dieser Free Jazz auslöste, blieb unvergesslich, aber eher diffus im Halbbewusstsein gespeichert. So verstörend, so kompromisslos würde ich nie sein, nie werden, das ahnte ich, trotzdem regte diese Extremerfahrung zu ästhetischem Mut und neuen Energien an, ohne dass ich das bemerkte. Es dauerte ungefähr ein halbes Jahrhundert, bis der Mut da war zu schreiben, was an jenem Abend in New York mit mir geschehen war, «Die Zukunft der Schönheit».