Aichinger, Ilse

Die alte Dame, wie sie 1995 im Berliner Literaturhaus ihre frühe «Rede unter dem Galgen» liest, wieder ein Beispiel für die Stärke der Fünfziger-Jahre-Literatur. Sie konnte das noch: in einem Satz alles sagen. «Sprache ist, wo sie da ist, für mich das Engagement selbst, weil sie kontern muss, die bestehende Sprache kontern muss.»

Was hätten, dachte ich 2009 beim Wiederlesen des Romans «Die größere Hoffnung» (1948), was hätten sich alles für törichte literarische Debatten, Vorurteile und Aversionen in den letzten fünfzig Jahren vermeiden lassen, wenn dieser Roman besser bekannt und besser verstanden worden wäre. Oder wenn Literaturkritiker ihr Handwerk an diesem Buch geschult und entfaltet hätten. Der Roman