Als einer der fünf Finalisten eines Albatros-Preises für Reiseliteratur wurde ich 1999 mit dem «Spaziergang von Rostock nach Syrakus» nach Palestrina bei Rom eingeladen. (Thomas und Heinrich Mann lebten eine Zeitlang in Palestrina, daher spielt dort die Szene mit dem Teufel in «Doktor Faustus» in einer Fremdenpension.) Ein halbes Dutzend junger Enthusiasten (Fotograf, Lehrerin, Altenpfleger, Landvermesser etc.) organisierte das Festival, Höhepunkt eine nächtliche «manifestazione» im Tempelhalbrund der Göttin Fortuna, mit Weitwinkelaussicht über das Land bis hin zum Meer. Der Textauszug aus «La passeggiata da Rostock a Siracusa» schien gut anzukommen, mit dem Interview im ungewohnten Italienisch war ich halbwegs zufrieden, aber für das Publikum blieb das natürlich sehr dürftig und hölzern. Es gewann der bekannteste Teilnehmer, Tiziano Terzani. Ich fühlte mich genug beschenkt unterm Sternenhimmel, inmitten der Ruinenmauern, Fortuna war nah, ich wusste, dass mir ein Stipendium in der Casa di Goethe in Rom zugesprochen war für das Frühjahr 2001. Die Gespräche und die Tafeleien mit den jungen Literaturenthusiasten machten Hoffnung auf ein frisches, heiteres, engagiertes Italien. Eine lange Augustnacht auf den Amphitheaterstufen vor dem Palazzo Colonna Barberini, allein die stimulierende, schmeichelnde Luft! Die Entdeckung von Palestrina: Wenn schon eine Göttin, dann Fortuna. So blieb ich noch drei, vier Tage in dieser Kleinstadt, bevor es nach langer Zeit mal wieder mit dem Bus nach Rom ging.