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... Der alte Mann rief sich in die Wirklichkeit zurück. Das alles war lange her, aber die Vergangenheit bestimmte trotzdem die Gegenwart. Es sollte niemand glauben, dass er der Vergangenheit entrinnen konnte. Jeder wurde schließlich von seinem Schicksal eingeholt.
Der alte Mann griff in seine Brieftasche und blickte auf das Bild mit den zwei Männern. Er würde sie jederzeit erkennen. Das Bild verschwand wieder, und seine Faust umklammerte den Revolver.
Dort drüben war das Haus, wo sich sein Ziel befand. Wenn seine Informationen richtig waren, mussten sie heute beide dort sein. So eine gute Gelegenheit kam nicht so schnell wieder. Er musste seine Chance nutzen, und er war sicher, dass er keine Schwierigkeiten haben würde. Auch diesen Fall hatte er in der letzten Zeit ausreichend trainiert. Er fühlte sich in Form.
Das Haus war schon älter – wie die ganze Straße. In den dreißiger Jahren musste die Straße sehr schön ausgesehen haben. Jetzt war sie leicht verkommen, wie viele Straßen in Chicago.
Der Eingang hatte ein Vordach, das von vier Säulen getragen wurde. Vor den Fenstern im Erdgeschoss befanden sich stabil aussehende Gitter. Die Fassade hätte einen neuen Anstrich brauchen können, dachte der alte Mann, aber in Kürze würden solche Probleme den Besitzer des Hauses nicht mehr interessieren.
Vor dem Haus standen zwei Wagen: ein Cadillac Eldorado und ein Malibu Classic. Sie waren neu und wirkten gepflegt.
Der alte Mann blickte auf seine Uhr. In wenigen Minuten würde es so weit sein. Seine Informationen besagten, dass die beiden Männer immer pünktlich waren. Vater und Sohn. Das Geschäft war mittlerweile vollständig in die Hände des Sohnes übergegangen, aber der Vater kam immer noch mit, wenn die abendliche Tour begann. Er musste sich zwar auf einen Stock stützen, aber sein wahres Alter sah man ihm noch nicht an. Er konnte sich nicht von dem trennen, was er aufgebaut hatte.
Der alte Mann zog sich weiter hinter den Baum zurück, als ein Mann auf der Schwelle des gegenüberliegenden Hauses erschien. Dieser blickte sich nach allen Seiten um und marschierte dann zu dem Cadillac. Er öffnete alle Türen und drehte sich dann wieder zur Haustür um.
Der alte Mann griff in seine Tasche und zog den Revolver heraus.
Die beiden Männer, auf die er wartete, erschienen in der Haustür. Der Sohn stützte den Vater, als sie die Treppe hinuntergingen.
Der wartende Mann hatte seine Rechte, in der er den Revolver hielt, gegen den Baumstamm gepresst. Mit der Linken umklammerte er zusätzlich sein Handgelenk. Auf diese Weise konnte er den schweren Revolver sehr ruhig halten. Sorgfältig zielte er.
Die beiden Männer auf der anderen Straßenseite hatten die letzte Treppenstufe erreicht, als der erste Schuss fiel, und es dauerte nur Sekunden, bis das Echo des sechsten Schusses verhallt war.
Der alte Mann ließ den Revolver achtlos in der Tasche verschwinden und schenkte seinen Opfern keinen Blick mehr. Er wusste, dass er nicht danebengeschossen hatte. Eilig, aber nicht zu schnell, verschwand er in einem schmalen Durchgang zwischen zwei Häuserblocks.
Auf der anderen Straßenseite sah es aus wie auf einem Schlachtfeld. Der Leibwächter hing über der Motorhaube des Cadillacs und rührte sich nicht mehr. Ihn hatte bereits das erste Geschoss getroffen, ohne dass er auch nur eine Bewegung der Gegenwehr machen konnte.
Vater und Sohn lagen auf dem Bürgersteig. Blut sickerte aus ihren Wunden. Der jüngere Mann bewegte sich noch und versuchte etwas zu sagen, aber er brachte keinen Ton heraus.
Als die Schüsse verhallt waren, vergingen ein paar Sekunden in absolutem Schweigen, als hielte alles den Atem an.
Dann füllte sich die Straße mit Menschen. In der Ferne wimmerte eine Polizeisirene.