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„Ich bin’s“, sagte Steve McCoy, als sich der Teilnehmer am anderen Ende der Leitung meldete. „Ich brauche ein paar Informationen.“ Er rief von einer Telefonzelle an und wusste, dass das Telefon auf der anderen Seite abhörsicher war. Sein Partner war sein Boss Alec Greene.
„Ich habe mir schon gedacht, dass Sie anrufen, Steve“, entgegnete der Colonel. „Wir haben den Eindruck, dass sich die Lage verschärft. Es hat einen neuen Zwischenfall gegeben.“
„Es hat zwei Tote gegeben, meinen Sie.“
Für einen Moment herrschte Schweigen, dann fuhr Greene fort: „Woher wissen Sie das? Die Polizei hat nicht verraten, um wen es sich handelte.“
„Ich war bei einem der Typen, die hier die Szene beherrschen. Er will mich anwerben, da offenbar Personalknappheit in den einschlägigen Kreisen herrscht. Jemand rief ihn an, und aus den Antworten entnahm ich, dass es zwei Tote gegeben hat.“
„Es waren sogar drei. Einer davon ein Leibwächter, der bis jetzt noch nicht genau identifiziert ist. Die beiden anderen sind Guido Lombardo und sein Sohn Phil.“
„War es derselbe Killer?“
„Es war zumindest die gleiche Waffe. Der Labortest hat das aus den Geschossen einwandfrei ermittelt.“
„Hat man diese Tatsache der Presse mitgeteilt?“, fragte Steve.
„Nein. Wir wollen doch nicht die Atmosphäre noch anheizen. Die Leute, die es angeht, werden es früh genug erfahren. Die Fachleute fürchten jetzt, dass ein Gangsterkrieg größeren Ausmaßes bevorsteht. Die Lombardos waren wichtige Nummern in der Unterwelt.“
„Hatten sie etwas mit Fiscetti zu tun?“
Alec Greene zögerte kurz, als blicke er in seine Akten. „Sie hatten miteinander keine Streitigkeiten. Ihre Interessen waren seit jeher voneinander abgegrenzt. Der alte Lombardo war mit Fiscettis Vater vor dem Krieg zusammen. Es gab sicher Kontakte zwischen den Familien, aber sie waren eher freundschaftlicher Art. Geschäftlich hatten sie nach Auskunft unserer Informanten nichts miteinander zu tun.“
„Könnte es eine Provokation sein, wenn ein Killer die Bosse verschiedener Familien tötet?“, fragte Steve nachdenklich. „Aber wem nützt es dann? Irgendeinen Grund muss es doch geben.“
„Wir werden ausgraben, was wir nur finden können, aber bis jetzt gibt es noch keinen Anhaltspunkt, wer Interesse am Tod von Fiscetti und den Lombardos haben kann. Auch bei der Mafia ist keiner an einem Krieg interessiert. Aber bei der derzeitigen Situation ist die Atmosphäre so aufgeheizt, dass schon der kleinste Anlass genügen würde, ein Massaker auszulösen. Wir müssen alles tun, um den Killer so schnell wie möglich zu fassen.“
„Das habe ich begriffen“, meinte Steve. „Ich kann mich nur nicht mit dem Gedanken anfreunden, dass diese Morde zufällig sind. Es muss ein Motiv geben. Irgendetwas verbindet die Toten miteinander. Ich werde mal ein bisschen in der Vergangenheit stöbern.“
„Ich weiß, dass ich mich auf Sie verlassen kann, Steve. Wir bleiben in Verbindung, denn es ist möglich, dass unsere Computer etwas rauskriegen. Unsere Fachleute sortieren alles Material, das sie kriegen können. Und noch etwas: Seien Sie vorsichtig. Im Moment sitzen die Revolver sehr locker.“
„Wer ermittelt eigentlich offiziell in den Mordfällen?“
Greene zögerte einen Augenblick. „Bis jetzt macht es die städtische Polizei. Das FBI wurde noch nicht eingeschaltet, auch wenn die Jungs grundsätzlich an dem Fall interessiert sind. Aber durch unsere Verbindungen über das Justizministerium konnten wir ein verfrühtes Eingreifen noch verhindern. Ich fürchte nur, dass sich unsere Freunde einmischen werden, sobald man den Zusammenhang zwischen den Morden klar erkannt hat. Dann ist es ein Fall, der mit dem organisierten Verbrechen zu tun hat, und das FBI wird automatisch informiert. Wenn es erst so weit ist, wird alle Welt wissen, dass in Chicago ein neuer Gangsterkrieg ausgebrochen ist. Wir müssen den Killer dringend schnappen.“
Steve lachte leise. „Sie tun so, als ob ich nur die Hand auszustrecken brauchte. Bis jetzt haben wir doch nicht den geringsten Anhaltspunkt.“ „Es gab schon aussichtslosere Fälle, Steve. Ich bin sicher, dass Sie auch in diesem weiterkommen werden. Halten Sie mich auf dem Laufenden.“
Steve hielt den Hörer noch in der Hand, als der Colonel schon aufgelegt hatte. Greene hat gut reden, dachte Steve. Dieser Fall kam ihm vor, als würde er mit einer Stange im Nebel rühren. Er seufzte und ließ den Hörer auf die Gabel gleiten.