Scalise hatte seine Stirn in Falten gelegt und nagte an seiner Unterlippe. Er sah ziemlich trübselig aus.
Steve McCoy angelte sich mit dem Fuß einen Stuhl und setzte sich. Er war sozusagen zum Dienstantritt gekommen. Er hatte noch lange darüber nachgedacht und war schließlich, zu der Überzeugung gelangt, dass in diesem Personenkreis die Entscheidung fallen musste. Der Killer würde wieder zuschlagen, und Scalise musste auf seiner Liste stehen.
Mit seinem mittlerweile gut entwickelten Gefühl spürte Steve, dass Sprengstoff in der Luft lag. Er konnte sich vorstellen, dass in Mafiakreisen eine ziemliche Panik ausgebrochen sein musste. Alec Greenes Befürchtungen waren nicht grundlos: Ein Krieg stand vor der Tür, und kein Mensch konnte wissen, wie er ausgehen würde.
Scalise hob den Kopf. „Du wirst dich bei deinen ersten Aufträgen noch bewähren müssen, aber wenn du dich geschickt anstellst, kannst du es ziemlich weit bringen.“ Er deutete auf den Mann hinter Steve. „Buddy wird dich begleiten, du kennst ihn ja schon.“
Steve nickte wortlos.
In diesem Augenblick klingelte das Telefon. Scalise hob ab und lauschte. Auf seinem Gesicht erschien ein freundlicher Schimmer. Dann legte er langsam auf.
„Wir haben ihn.“
„Wen?“, fragte Steve.
„Den Killer. Ich bin sicher, dass er es ist. Er hat einhundert Magnum-Patronen gekauft.“
„Der Killer, der einige Kreise im Augenblick stark verunsichert?“ Scalise schoss Steve einen misstrauischen Blick zu. „Halte deine Zunge im Zaum. Aber genau den meine ich. Meine Leute haben ein halbes Stadtviertel befragt. Niemand kann sich unsichtbar machen, und tausend Augen sehen eine Menge.“
„Und was wollen Sie jetzt machen?“
„Ich werde ihn mir holen.“ Er beugte sich vor. „Das heißt, du wirst ihn mir holen.“
Steve erstarrte. „Wie meinen Sie das, Mister Scalise?“
„Genauso, wie ich es gesagt habe. Dieser alte Kerl ist die einzige Spur, die wir haben. Ich bin ziemlich sicher, dass er es ist. Es passt eine ganze Menge zusammen. Ich weiß zwar nicht, wie er es geschafft hat, an einige der besten Männer dieser Stadt so nahe heranzukommen, dass er sie einfach erschießen kann, aber das wird er uns sicherlich sagen, wenn wir ihn hier haben.“
„Er wird sich vermutlich nicht so einfach herschleppen lassen, wenn er wirklich ein Killer ist“, entgegnete Steve.
„Das ist mir klar“, knurrte Scalise. „Aber ich rechne mit deinen Fähigkeiten. Und ich brauche den Kerl lebend.“
Buddy räusperte sich aus dem Hintergrund. „Ihr neuer Mann war für Sie noch nie im Einsatz, Mister Scalise. Ich weiß nicht, ob ich mich auf ihn verlassen kann.“
Scalise stoppte ihn mit einer Handbewegung. „Buddy, du weißt genau, dass ich im Augenblick keine Leute habe, die so etwas erledigen können. Ich glaube, dass dieser Mann hier dazu in der Lage ist. Ich habe eine gute Menschenkenntnis, und bisher habe ich mich noch nie getäuscht. Ich bin sicher, dass ihr beide mir den Kerl bringen werdet.“
Steve beglückwünschte sich insgeheim zu dieser Entwicklung der Dinge. Es war nicht ungewöhnlich, dass die Mafia bestimmte Leute schneller fand als die Polizei. Die Ehrenwerte Gesellschaft verfügte über tausende von Augen und Ohren, die blitzschnell aktiviert werden konnten. Niemand vermochte in einer Stadt völlig spurlos unterzutauchen. Wenn die Mafia erst wusste, wen sie suchte, dann fand sie ihn meistens auch. Wenn es in diesem Fall wirklich der geheime Killer war, musste Steve sich etwas einfallen lassen, um ihn aus den Klauen der Mafia zu befreien, aber gleichzeitig endgültig aus dem Verkehr zu ziehen.
Scalise schrieb etwas auf einen Zettel und schob dann das Blatt über den Tisch. „Hier ist die Adresse. Buddy weiß, wo das ist. Seht zu, dass ihr ihn bald schnappt. Wir haben nicht mehr viel Zeit. Es gibt schon zu viel Nervosität in der Stadt.“
„Was meint er damit?“, fragte Buddy, als sie aus der Tür waren.
Steve sah ihn spöttisch an. „Du hast wohl immer noch nicht mitgekriegt, was zurzeit hier los ist. Wenn dieser wahnsinnige Killer erneut zuschlägt, gibt es vielleicht Krieg zwischen den Familien. Und das ist für niemand gut.“
Buddy schüttelte erstaunt den Kopf und dachte über das Gesagte nach. Er gehörte nicht zur Kategorie der Schnelldenker.