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Steve McCoy nahm das starke Fernglas herunter und nickte anerkennend. Lucio Aurelio hatte sich eine ganz schöne Hütte geleistet. Die Grundstückspreise in dieser Gegend konnten nicht gerade gering sein. Das Verbrechen hatte sich bei ihm offenbar bisher außerordentlich gut bezahlt gemacht. Es war nicht schwierig gewesen, die Adresse zu erfahren. Sie stand im Telefonbuch. Steve wollte sich nur gerne davon überzeugen, wie der Mann lebte, der offensichtlich Scalises Gegenspieler in diesem Mafiakrieg war. In diesem Krieg, den Steve beenden sollte.
Auch wenn es ihn insgeheim befriedigte, wenn sich die Gangster gegenseitig selbst aus dem Verkehr zogen, lag darin die Gefahr, dass Unbeteiligte zu Schaden kamen, und das war ganz und gar nicht in Steve McCoys Sinn.
Das war wieder einer der Momente, in denen ihn die Gefühle für die ermordete Jill fast überwältigten. Dann konzentrierte er sich wieder auf seine Aufgabe.
Er hatte in seinem Camaro die Fenster ein Stück geöffnet. Es war Nachmittag. In dieser Gegend war auf der Straße nicht sehr viel los.
Er hob wieder das Glas an die Augen. An der Toreinfahrt zu Aurelios Grundstück lungerten zwei Typen herum, denen man ihre Rolle schon auf eine Meile Entfernung ansah. Aurelio hatte vorsichtshalber Posten aufgestellt. Steve ließ seinen Blick über das gesamte Anwesen schwenken. Es würde kein Problem sein, hineinzukommen.
Ein langsam fahrender Wagen, der in seinem Rückspiegel auftauchte, riss ihn aus seinen Betrachtungen. Sein sechster Sinn meldete sich. Er spürte die drohende Gefahr beinahe körperlich. Es hatte schon viele Situationen gegeben, in denen ihn sein Instinkt gerettet hatte. Seine Reaktionen waren oft seine einzige Lebensversicherung.
Die große Limousine rollte näher. Die getönten Scheiben ließen keine Einzelheit im Inneren erkennen, bis auf die schwachen Silhouetten mehrerer Köpfe.
Dann ging alles sehr schnell.
Der Wagen beschleunigte plötzlich, gleichzeitig glitten die Seitenfenster herunter, und doppelläufige Schrotflinten erschienen in den Öffnungen. Das Fahrzeug war schon an Steve vorbei, der sich im ersten Augenblick tief in die Polster gepresst hatte, ehe er erkannte, dass er diesmal nicht das Ziel des Angriffs war.
Dann reagierte er ebenso schnell. Der Zündschlüssel drehte sich im Schloss, und der Motor sprang an. Für ein Eingreifen war es schon zu spät.
Als der Camaro die ersten Meter rollte, krachten schon die Explosionen der Schrotflinten. Die beiden Posten vor Aurelios Haus hatten die Gefahr viel zu spät erkannt. Ehe sie ihre eigenen Waffen ziehen konnten, wurden sie auf die kurze Entfernung von den Schrotschüssen förmlich durchsiebt.
Steve sah, wie die beiden Männer nach hinten taumelten und wie überall auf ihrer Kleidung blutige Flecken erschienen. Sie schwankten und hatten die Arme hochgerissen. Dann sanken sie langsam und zeitgleich zu Boden, als würden sie eine Ballettnummer proben.
Die Limousine mit den Killern raste vorbei. Es hatte nur Sekunden gedauert. Die Seitenfenster glitten wieder nach oben und nichts verriet, dass aus diesem Fahrzeug heraus soeben ein Doppelmord verübt worden war.
Der Krieg war eskaliert.
Steve hängte sich an die Killer. Für die beiden Männer, die verkrümmt auf dem Pflaster lagen, konnte er ohnehin nichts mehr tun. Kein Mensch überlebte einen solchen Schrothagel.
Die Vermutung lag nahe, dass Scalise zurückgeschlagen hatte. Er nahm offenbar wirklich an, dass Aurelio hinter dem Massaker im Cleopatra-Club steckte. Der Konterschlag geschah in der klassischen Mafiamanier: aus dem Hinterhalt. Es zeigte dem Gegner, dass die Herausforderung angenommen war. Scalise hatte nicht die Absicht zu kapitulieren. Ab jetzt würde immer weiter Blut fließen, bis eine Entscheidung gefallen war. Es war höchste Zeit zum Eingreifen.
Im Rückspiegel sah Steve, wie an der Pforte von Aurelios Grundstück Bewegung entstand. Man hatte den Überfall bemerkt. Aurelios Leute kamen jedoch zu spät, um die Verfolgung aufzunehmen.
Steve konzentrierte sich wieder auf den Wagen vor ihm. Er hielt einen genügend großen Abstand, um nicht aufzufallen. Die Killer würden todsicher darauf achten, ob sie verfolgt wurden.
Er dachte daran, wie sinnlos dieser Mord eben gewesen war. Mit dem Tod der beiden Posten wurde überhaupt nichts bewirkt. Das wusste sicher auch Scalise. Vermutlich sollte es nur eine Art Demonstration sein. Es zeigte, wie wenig ein Menschenleben bei der Mafia galt. Die teuflische Organisation forderte ihre Opfer, und wer ihr angehörte, musste damit rechnen, dass ihn ein solches Schicksal traf.
Steve hatte nicht unbedingt Mitleid mit den Mafiosi, die von einer Kugel aus dem Hinterhalt getroffen wurden, aber er hasste das verbrecherische System, das diese Methoden anwandte. Für die Mafia galt kein Gesetz außer ihrem eigenen. Sie tat, was sie wollte, und es scherte sie einen Dreck, ob andere Menschen in Mitleidenschaft gezogen wurden oder nicht.
Der andere Wagen bog in eine Hauptstraße ein und fuhr wieder langsamer. Die Mörder wollten sicher verhindern, dass sie einer Polizeistreife auffielen. Das Waffenarsenal in der Limousine hätte sicher auch keinen guten Eindruck gemacht.
Steve ließ drei Fahrzeuge zwischen sich und dem verfolgten Auto. Als sie an einer Ampel stoppen mussten, versuchte er, Einzelheiten zu erkennen. Durch die getönten Scheiben war dies jedoch unmöglich.
Die Ampel schaltete auf Grün, und alles setzte sich wieder in Bewegung. Steve kannte sich in der Gegend nicht sonderlich gut aus und hatte keine Ahnung, wohin sie eigentlich fuhren.
Sie waren auf einer Schnellstraße, die nach Norden führte. Steve hatte jetzt Mühe, dranzubleiben, denn auf den sechs Spuren herrschte Hochbetrieb, und die Gangster hatten es ziemlich eilig.
Nach drei oder vier Meilen verließ der Wagen die Schnellstraße wieder, und Steve konnte sich gerade noch in die Abfahrt einfädeln. Der Fahrer hinter ihm musste zwar ziemlich auf die Bremse treten, doch es passierte nichts.
Sie befanden sich auf einer kleineren Straße, die relativ unbelebt war. Steve musste den Abstand vergrößern, denn es befand sich kein weiteres Fahrzeug mehr vor ihm.
Vorne blinkte es rechts, und der Gangsterwagen bog auch von dieser Straße ab. Steve hütete sich, ebenfalls den Blinker einzuschalten, das hätte ihn verraten können. Er nahm immer noch an, dass ihn die Killer nicht bemerkt hatten und keinen Verdacht schöpften.
Es war dunkler geworden. Zu dieser Jahreszeit ging das ziemlich schnell. Wenn die Sonne verschwunden war, gab es nur eine kurze Dämmerung, und dann wurde es plötzlich fast übergangslos dunkel. Steve schaltete die Scheinwerfer nicht ein. Er orientierte sich an den Rücklichtern des anderen Fahrzeuges. Die Straße war nicht sehr gut, und er wurde ziemlich durchgeschüttelt.
Rechts und links säumten Wälder, unterbrochen von Weiden, die von Stacheldrahtzäunen umgeben waren, die Straße. Langsam fragte er sich, wohin die Gangster wollten.
Einige Minuten später bekam er die Antwort.
Ganz kurz hatte er den Eindruck, dass die Killer für einen Augenblick hielten, und dass es irgendeine Bewegung gegeben hätte. Langsam fuhr er weiter. Die Rücklichter vor ihm strahlten nach wie vor und zeigten ihm den Weg.
Steve konzentrierte sich voll auf das Fahren und reagierte deshalb auch nicht ganz so schnell wie sonst, als die Kugel das rechte Seitenfenster durchschlug.
Im Bruchteil von Sekunden erkannte er seinen Fehler. Die Gangster hatten seine Verfolgung doch bemerkt und ihn an einen einsamen Ort gelockt, wo sie sich den ungebetenen Gast in Ruhe ansehen konnten oder einfach abschießen.
Der Wagen hatte tatsächlich gehalten und einen oder zwei Mann abgesetzt, die ihn jetzt beschossen.
Steve warf sich zur Seite, als auch schon die nächste Kugel ins Blech schlug. Er stieg hart in die Bremse, sodass der Camaro schleudernd zum Stehen kam, und ließ sich aus der Fahrertür fallen.
Noch im Fallen griff er nach seiner Pistole. Als er auf dem Boden lag, hatte er sie bereits im Anschlag. Er sah zwei Figuren über die Straße auf ihn zulaufen. Sie waren noch ein ganzes Stück entfernt, denn Steve war ja weitergefahren, nachdem sie ihn beschossen hatten. Er warf einen Blick zur anderen Seite und sah, dass seine spontane Reaktion richtig gewesen war. Die Gangster wendeten und kamen zurück. Sie hatten von Anfang an vorgehabt, ihn in die Zange zu nehmen.
Er lächelte grimmig. Ein bisschen hatte er ihnen die Konzeption verdorben. Jetzt konnte er sich zunächst den beiden Typen zu Fuß widmen.
Sie hatten ihre Schrotflinten im Auto gelassen und waren nur mit Revolvern bewaffnet. Steve atmete auf, denn eine Schrotflinte war eine weitaus gefährlichere Waffe, zumal auf kurze Distanzen.
Die beiden ballerten los, als sie näher herankamen, doch sie hatten keine Ahnung, wo er sich befand. Die Einschläge lagen weitab. Steve hob die Pistole und drückte ab.
Den Linken erwischte es mitten im Lauf. Er schrie, riss die Arme hoch und kugelte zur Seite. Der Zweite stieß einen unterdrückten Fluch aus und warf sich auf die Straße. Seine Schüsse lagen jetzt weitaus besser, er konnte Steves Position gut einschätzen.
Der Getroffene schrie: „Leg das Schwein um, er hat mich erwischt!“
Steve rollte sich herum und zielte auf die Limousine, die rasch nähergekommen war. Er stützte seine Schusshand ab und hielt den Atem an. Es gehörte zu den schwierigsten Übungen, ein bewegliches Ziel zu treffen. Dann wanderte die Windschutzscheibe in sein Visier, und er zog langsam den Abzug durch.
Die Wirkung trat sofort ein. Der schwere Wagen brach aus der Spur und raste seitlich durch den flachen Graben auf den holperigen Acker. Das gequälte Blech kreischte, dann gab es einen dumpfen Schlag, und das Auto stand. Die Achse hatte sich an einem Hindernis verfangen, allerdings war das Tempo noch so hoch gewesen, dass es die Vorderachse aus sämtlichen Befestigungen gerissen haben musste. Das Gefährt war nur noch ein Wrack.
Niemand stieg aus.
Ein Schuss peitschte, und das Geschoss schlug unmittelbar vor Steve in die Straße. Er rollte sich wieder herum und glitt näher in die Deckung seines Camaros.
Der Gangster musste sein Mündungsfeuer erkannt haben und wusste jetzt, wo er sich befand.
„Hast du das Schwein endlich erwischt?“, erkundigte sich der Getroffene mit überschlagender Stimme. „Mach ihn doch fertig! Ich brauche Hilfe.“
Der andere antwortete nicht. Er hatte seinen vorherigen Platz verlassen, und Steve konnte ihn im Augenblick nicht sehen. Er warf einen Blick über die Schulter – in dem verunglückten Fahrzeug rührte sich nichts. Der Motor lief noch. Der Fahrer war entweder verletzt oder tot. Steve hoffte nur, dass der Benzintank nicht beschädigt war. Eine Explosion hätte jeden Rettungsversuch unmöglich gemacht.
Er hatte es also nur noch mit einem Gegner zu tun. Aber auch ein einzelner Mann konnte einen glücklichen Treffer landen. Steve gehörte nicht zu den Menschen, die aus dem Gefühl einer augenblicklichen Überlegenheit heraus unvorsichtig wurden. Er beging nicht den Fehler, andere zu unterschätzen. Das überließ er lieber seinen Gegnern.
Trotzdem musste er jetzt irgendwie eine Entscheidung herbeiführen. Er konnte nicht ewig hier liegen bleiben.
Dann geschah alles sehr schnell.
Eine Gestalt richtete sich hinter Steves Camaro auf. Der Arm mit der Waffe wurde hochgerissen. Der Gangster hatte sich tatsächlich unbemerkt anschleichen können.
Steve reagierte so schnell, wie selten. Ihm wurde mit glasklarer Schärfe bewusst, dass ihn nur noch ein Sekundenbruchteil vom Tod trennte. In dieser kaum messbaren Zeiteinheit registrierte er den Angriff, traf die richtige Entscheidung – und handelte.
Seine Muskeln und Sehnen erhielten die richtigen Befehle, und wie von einer Feder geschnellt, schoss er hoch. Sein rechter Arm beschrieb eine kreisende Bewegung und knallte gegen die Schusshand des Gegners, während sich sein Körper über die Motorhaube warf. Hätte er versucht, eher zu schießen, wäre er jetzt tot gewesen. Denn der andere hätte in jedem Falle eher abgedrückt. Durch seinen blitzschnellen Stellungswechsel zwang er jedoch den anderen, das Ziel erneut anzuvisieren.
Der Revolver des Gangsters prallte auf die Windschutzscheibe und glitt auf der anderen Seite herunter. Schon waren die beiden Körper ineinander verkrallt. Steve hatte es mit einem kräftigen Mann zu tun, doch durch den Überraschungseffekt war dieser Vorteil wieder ausgeglichen.
Steve setzte einen Hebelgriff an und warf den Mann zu Boden. Seine linke Hand umklammerte dabei immer noch das Handgelenk des anderen. Kurz vor dem Aufprall riss er den Mann leicht hoch, sodass er sich nicht mehr abfangen konnte und schmerzhaft aufschlug. Der Gangster stöhnte unterdrückt.
Steve ließ ihn los, trat einen Schritt zurück und richtete seine Waffe auf ihn. „Es reicht“, keuchte er leise und etwas außer Atem. „Ich erkläre die Auseinandersetzung für beendet. Und jetzt hätte ich ganz gerne ein paar Fragen beantwortet.“
Der Gangster reagierte mit einem Fluch.
Steve schüttelte den Kopf. „Was manche Leute doch für eine schlechte Kinderstube haben. Steh’ auf, aber schön vorsichtig! Und die Hände vom Körper weg, damit ich sie sehen kann.“
„Was ist los, Freddie?“, klang es aus der Dunkelheit. Die Stimme des Verletzten war schrill geworden. Er hatte nicht mitbekommen, was passiert war.
„Du bist gleich dran“, rief Steve. „Einer nach dem anderen.“
Er erhielt keine Antwort mehr.
Sein Gegner war inzwischen aufgestanden. Er starrte Steve wütend an, und machte den Eindruck, als würde er gleich wieder loslegen. Steve hob seine Waffe ein Stück. Es war inzwischen ziemlich dunkel, doch der klare Himmel erlaubte es, noch genügend Einzelheiten zu erkennen. Der verunglückte Gangsterwagen beleuchtete mit seinen Scheinwerfern nur ein Stück des Ackers.
„Hände auf das Dach“, befahl Steve. „Und dann tritt ein Stück zurück.“
Der Mann gehorchte. Er musste erkannt haben, dass er im Augenblick die schlechteren Karten hatte.
Steve tastete ihn rasch ab, aber der Kerl hatte keine weiteren Waffen bei sich. Anschließend griff er an das Armaturenbrett und drehte den Schalter für die Scheinwerfer.
Breite Lichtbahnen schnitten in die Dunkelheit. Deutlich beleuchteten sie den verletzten Gangster. Er lag halb aufgerichtet etwa zwanzig Yards entfernt und schirmte seine Augen gegen das Licht ab.
„Los, gehen wir zu ihm!“, befahl Steve.
Dicht hintereinander marschierten sie auf den Verletzten zu. Steve hob einen Revolver auf, der kaum zwei Schritte von dem Mann entfernt auf dem Boden lag, und schob ihn sich hinter den Gürtel. Danach tastete er auch rasch den zweiten Mann ab, auch hier gab es keine weitere Waffe.
„So, jetzt kannst du ihm helfen“, bedeutete Steve seinem Gefangenen.
„Womit?“, knurrte der zurück.
„Freddie, ich verblute!“, stieß der andere entsetzt hervor.
„Ich habe einen Verbandskasten im Auto“, sagte Steve. „Heb’ deinen Kumpel auf und bring’ ihn dorthin.“
Freddie packte seinen Freund unter den Achseln und stemmte ihn hoch. Steve behielt die beiden scharf im Auge, denn er rechnete immer noch mit einem Trick, selbst wenn einer der beiden verwundet war. Darauf würde dieser Freddie notfalls keine Rücksicht nehmen.
Der Verletzte wurde unter großen Anstrengungen auf den Beifahrersitz gebracht, dann befasste sich Freddie mit dem Verbandskasten. Bei der Schusswunde handelte es sich um eine harmlose Fleischwunde.
Natürlich musste auch sie behandelt werden, ehe sie gefährlich wurde. Der Mann hatte eine ganze Menge Blut verloren und sah ziemlich bleich aus. Er würde nicht noch einen Angriff starten können.
Steve musste das Risiko eingehen, ihn hier für einen kurzen Augenblick allein zu lassen. „Sehen wir uns euren Wagen an“, sagte Steve. „Wie viel Leute sind noch drin?“
„Einer“, murmelte Freddie. „Wenn er noch lebt, wäre er längst ausgestiegen. Es muss ihn erwischt haben.“
„Bist du so sicher?“, fragte Steve nach. „Es muss schön sein, dich zum Freund zu haben.“
Sie gingen über den Acker. Als sie näher kamen, sah Steve, dass sich tatsächlich nur noch ein Mann in der Limousine befand. Er lag mit dem Kopf über dem Steuer und rührte sich nicht.
„Mach die Tür auf! Und trete dann sofort wieder zurück!“ Steve erinnerte sich, dass die Schrotflinten dort liegen mussten.
Die Innenbeleuchtung ging an, und Steve konnte den dritten Mann jetzt deutlich erkennen. Er griff an ihm vorbei und drehte zunächst einmal den Zündschlüssel. Der Motor erstarb. Auf dem Beifahrersitz lag eine schwere Automatic. Diese nahm Steve ebenfalls an sich.
„So, und jetzt sieh ihn dir an.“ Freddie kümmerte sich um seinen Kumpel. „Er lebt noch“, entgegnete er schließlich.
Steve nickte zufrieden.
Eine äußerliche Verletzung war nicht zu erkennen. „Wir sollten ihn so liegen lassen“, sagte Steve.
„Was soll jetzt geschehen?“, fragte Freddie. Seine Stimme klang schon wieder frecher, und er bekam langsam Oberwasser.
Steve lächelte. „Ich habe zwei Möglichkeiten. Zum einen kann ich euch bei der Polizei abliefern, dann bekommen deine Freunde sofort ärztliche Hilfe. Oder ich kann euch bei Aurelio abliefern. In diesem Falle brauche ich dir wohl nicht zu sagen, was mit euch passiert.“
Freddie erbleichte. „Was soll das heißen: Sie bringen uns zu Aurelio?“
„Ich war dabei, als ihr die beiden Männer umgelegt habt. Also rede dich nicht heraus. Ich könnte mir denken, dass Aurelio ein paar Dollar locker machen wird, wenn ich ihm die Killer seiner Leute auf dem silbernen Tablett präsentiere.“
„Und was ist die andere Alternative?“
„Du erzählst mir ein bisschen über Scalise und seine Pläne.“
Freddie nagte an seiner Unterlippe. Man sah, wie es hinter seiner Stirn arbeitete, wie er alle Möglichkeiten gegeneinander abwog. Er war nur ein kleiner Gangster, wie seine Kumpel von der Mafia nur für die Schmutzarbeit angeheuert. Er würde nicht viel wissen, doch Steve musste jede Möglichkeit nutzen, an weitere Informationen zu kommen.
Freddie sah auf. Er hatte eingesehen, dass er im Augenblick keine Chance hatte, das Blatt zu seinen Gunsten zu wenden. „Okay. Was wollen Sie wissen?“