„Gut, dass du da bist.“ Lucio Aurelio grinste bis über beide Ohren.
„Es ist wichtig“, unterbrach ihn Carlo Coletti. „Meine Männer haben diesen Gucci nicht aus den Augen gelassen. Sie sind ziemlich sicher, dass sie jetzt Scalises Versteck kennen.“
„So. Sind sie das? Ich jedenfalls bin ganz sicher, dass ich das Versteck kenne.“
„Woher?“ Coletti machte ein ungläubiges Gesicht.
„Dieser kleine Verräter aus Scalises Truppe hat es mir geflüstert. Er hat uns doch auch neulich den Tipp mit den Papieren gegeben. Scalise wollte ihn umbringen lassen, und jetzt will er sich an ihm rächen. Ein alter Kumpel von ihm kannte das Versteck. Er wollte dreitausend Dollar für die Adresse haben. Ich habe sie ihm natürlich zugesagt.“ Aurelio grinste hinterhältig.
„Wo ist es?“
Aurelio sagte es ihm.
„Genau“, nickte Coletti. „Dort warten meine Leute. In diesem Haus ist Gucci verschwunden. Er ist noch drin. Wenn wir uns beeilen, können wir die ganze Bande zusammen erwischen.“
„Nicht am helllichten Tage. Das ist zu riskant.“
Coletti schüttelte den Kopf. „Nein. Gerade nicht. Es ist eine reine Wohngegend. Tagsüber ist dort kein Mensch. Erst am späten Nachmittag werden die Straßen wieder voller. Jetzt wäre genau der richtige Zeitpunkt. Auf diese Weise erwischen wir Gucci vielleicht auch. Wir sind in der Überzahl. Und außerdem haben wir die Überraschung auf unserer Seite. Wir werden im Haus sein, ehe Scalise merkt, was los ist.“
„Ja. Du hast wahrscheinlich Recht. Und je eher wir diese Ratte erledigt haben – umso besser. Diesem Gucci traue ich nicht. Der muss auf jeden Fall aus dem Weg. Irgendeine verirrte Kugel muss ihn treffen. Und es darf uns nichts nachzuweisen sein. Von der Polizei nicht und von der Organisation erst recht nicht. Am besten wäre es, wenn wir die Sache ganz still erledigen könnten. Dann würde sich überhaupt niemand darum kümmern.“
Coletti verzog schmerzlich das Gesicht. „Ein bisschen Krach wird sich nicht vermeiden lassen.“
„Gib den Jungs wenigstens Schalldämpfer. Die ganze Geschichte darf nur ein paar Minuten dauern, sonst haben wir die gesamte Polizei auf dem Hals. Wenn alles klappt, gehört uns anschließend die Stadt.“
„Dafür lohnt es sich schon, einiges zu riskieren. So eine Gelegenheit kommt nicht so schnell wieder.“ Aurelio nickte mit erfreutem Gesicht. „Auf so einen Tag habe ich schon lange gewartet. Eigentlich müssen wir diesem verrückten Killer dankbar sein, dass er ein paar der Bosse umgelegt hat.“
„Sie meinen den Kerl aus Alcatraz?“
„Genau den. Wenn es uns gelingt, auch noch die Papiere in die Hand zu bekommen, auf die Scalise so stolz ist, dann werde ich eine Flasche Champagner auf sein Wohl trinken.“
„Ich muss schon sagen, Sie haben heute ausgezeichnete Ideen. Wenn der Tag so endet, wie er begonnen hat, können wir zufrieden sein. Dann werde ich mir einen neuen Anzug gönnen. Mein Schneider hatte schon lange nichts mehr zu tun.“
Aurelio blickte seinen Capo amüsiert an. „Deine Eitelkeit ist nicht auszuhalten. Aber jetzt haben wir genug gequatscht. Wir machen uns auf den Weg.“
„Sie wollen mitkommen?“, fragte Coletti erstaunt.
„Sicher! Dieses Schauspiel werde ich mir doch nicht entgehen lassen!“