Am nächsten Tag holte mich jemand in aller Herrgottsfrühe aus dem Bett. Und dieser Jemand war ziemlich ungeduldig, klingelte und klopfte abwechselnd. Ich hörte eine Männerstimme irgendetwas grunzen, als ich im Morgenmantel in den Flur taumelte und mir die Augen rieb.
Dann blickte ich durch den Spion hinaus ins Treppenhaus, und was ich dort sah, war nicht unbedingt dazu angetan, meine Stimmung zu verbessern. Ich blickte direkt in Rehfelds fettes Gesicht, das sich zu einer Maske des Missmuts verzogen hatte.
What a shock in the morning before breakfast!, pflegte mein Englischlehrer immer zu sagen, wenn jemand seine Hausaufgaben nicht gemacht oder sonst irgendwelchen Mist verzapft hatte. Genau dasselbe dachte ich jetzt, in diesem Augenblick.
In Erwartung des Schlimmsten machte ich die Tür auf.
Aber es kam noch schlimmer.
"Guten Tag", murmelte ich, und Rehfeld zeigte mir im ganz figürlichen Sinn des Wortes die Zähne. Hätte er in diesem Moment zwei daumenlange Vampir-Fänge entblößt − es hätte mich nur mäßig gewundert.
"Ob es für Sie ein guter Tag wird, weiß ich noch nicht, Herr Hellmer! Das wird sich noch herausstellen müssen!", zischte er mir entgegen.
"Wenn Sie es nicht gerade darauf anlegen, ihn mir zu verleiden, könnte er vielleicht doch noch ganz nett werden!"
Er zuckte mit den Schultern. "Tut mir leid!", log er.
Rehfeld war nicht allein gekommen. Ich sah noch den schlaksigen Lehmann, der wieder auf ein paar Erdnüssen herumkaute, und Müller-Sowieso.
Dazu kamen noch zwei Mann in Uniform. Man hätte denken können, dass ein ganzes Gangster-Syndikat ausgehoben werden sollte.
Aber hier wohnten nicht Ali Baba und die vierzig Räuber, hier wohnte nur ich − Michael Hellmer alias Mike Hell, trotz des gefährlich klingenden Pseudonyms ein relativ friedlicher Zeitgenosse, der keiner Fliege je einen Flügel ausgerissen hatte!
Rehfeld streckte seinen dicken, kurzen Arm aus und hielt mir ein Blatt Papier unter die Nase.
Es war ein Durchsuchungsbefehl.
"Ich hoffe, Sie werden uns keine Schwierigkeiten machen!"
Ich winkte ab. "Kein Gedanke!"
"Das ist gut. Kommt, Leute, an die Arbeit!"