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Der entstellte Leib des Mannes sah entsetzlich aus. Der geschockte Blick der Polizeibeamten war auf den brutal zugerichteten Körper gerichtet, der leblos zwischen den letzten Sitzbänken und dem freistehenden Altartisch über den beiden Treppenstufen lag.
Obwohl ihm Röbi Gehrig von der Einsatzleitzentrale des Polizeinotrufs 117 beim Aufgebot berichtet hatte, dass ein Toter im Münster gefunden worden sei, dem die Därme heraushingen, hatte es sich Stefan Zollinger von der Autopatrouille nicht so schlimm vorgestellt.
Er sah in der Tat wie abgeschlachtet aus! Mit weit aufgerissenen Augen, ausgestreckten Armen und angewinkeltem Bein wie ein Gekreuzigter lag er da, den Oberkörper halb nackt, das Gesicht bis zur Unkenntlichkeit entstellt. Die Fetzen seines Hemdes klebten an teilweise bereits verkrusteten Wunden, andere hingen mit Blut vollgesogen an den Seiten seiner Rippenbögen hinunter, und der Rest... - das personifizierte Grauen! Zollinger war nahe daran, sich zu übergeben, obwohl er erst beim Eingang stand und zu ihm hinüberblickte. Der Anblick war schon von Weitem entsetzlich genug, und er hatte Mühe, seinen Magen unter Kontrolle zu halten. Als er sich seinen Kollegen näherte, glitten seine Finger eher unbeabsichtigt fahrig durch das kurze, aschfarbene Haar, das er mit Gel zu einer Igelfrisur gestylt trug.
Sanitätsarzt Beat Vollmer stellte seinen schwarzen Koffer auf der vordersten Sitzbank ab und machte sich für die Arbeit bereit. Mit übergestülpten Plastikhauben an den Füßen und Latexhandschuhen, beugte er sich gerade über ihn, um am Hals nach der Yugularisvene zu tasten und den Puls zu fühlen, ob dieser überhaupt noch da war, als sich Zollinger endlich bei ihnen einfand.
Korporal Jacques Federer, Teamchef der aufgebotenen Autopatrouille, trat mit etwas Abstand neben ihn und erwartete, dass er hoch blickte und ihm Bescheid gab.
Vollmer warf dem breitschultrigen Mann, der mit seiner Größe und dem Bart ein bisschen wie der Filmschauspieler Bud Spencer in jungen Jahren aussah, einen ausdruckslosen Blick zu und schüttelte den Kopf. „Da ist nichts mehr zu machen. Wir brauchen den Kriminal Technischen Dienst und die Spezial Fahndung.“
Federer hatte nichts anderes erwartet, alles andere wäre ein krasses Wunder gewesen. Nickend drehte er sich mit verzerrter Miene nach Zollinger um. Seine dunkle Stimme klang rau, als er ihm seine Anweisungen erteilte: „Steffu, gib die Instruktionen weiter. Du weißt ja, was zu tun ist.“ Mit dem Kinn deutete er auf den kreidebleichen Sigrist: „Und wir brauchen einen Notfallpsychiater hier zur Personenbetreuung!“
Zollinger, der selbst würgte, war froh, sich zum Telefonieren abwenden zu können, ehe die Rebellion seines Magens überhand nahm. Er zog sein Handy hervor und wählte die Nummer der benötigten Dienststelle.