Vor dem Ausgang versperrte ihnen der Sigrist den Weg. Er ließ den Psychiater einen Moment stehen, um noch einmal mit dem Kommissar zu sprechen: „Entschuldigen Sie, Herr Moretti, wissen Sie, wie lange es noch dauert? Damit ich es den Leuten draußen mitteilen kann“, erkundigte er sich vorsichtig. Er war unruhig und hoffte, die Kirche den Gästen bald wieder öffnen zu können.
Sutter zuckte bedauernd die Schultern und nahm dem Chef die Antwort ab: „Solang’s eben dauert! Unsere Männer sagen’s Ihnen, wenn sie die Sauerei aufgeräumt haben.“
Moretti schüttelte den Kopf. Etwas höflicher erklärte er ihm: „Das kann ich nicht sagen, Herr Kummer. Der Tatort wird für unser Archiv in 3 D abgescannt, danach wird die Kirche versiegelt und bleibt einstweilen geschlossen.“
Kummer stieß einen entsetzten Schrei aus, während ihm die Augen vor Ungläubigkeit aus den Höhlen zu springen drohten: „Was? Das ist nicht Ihr Ernst, oder?“, keifte er mit grell erhobener Stimme.
Moretti nickte: „Doch, Herr Kummer. So ein bis zwei Tage müssen Sie uns für unsere Ermittlungen schon gestatten.“
„Warum so lange?“
„Weil wir den Leuten diesen Anblick nicht zumuten können! Und es wäre pietätlos gegenüber dem Verstorbenen! Zudem ist es möglich, dass weitere Ermittlungen nötig sind. - Wenn Sie wollen, werden sich die Polizisten Jordi und Seematter um die Leute kümmern und dafür sorgen, dass sie verschwinden“, erklärte er knapp, bevor er achselzuckend meinte: „Auf die Plattform können sie ja trotzdem. Sie müssen halt über die Außentreppe hinauf aufs Münster! - Tut mir leid, Herr Kummer. Ich weiß, es ist nicht grade ein guter Tag für Sie“, entschuldigte er sich höflich.
Mit einem tiefen Seufzer nahm Kummer zur Kenntnis, dass es an diesem Tag, vielleicht auch am nächsten Tag, keine Touren und weniger Geldeinnahmen geben würde. Mit einem missratenen Lächeln nickte er. „Einen noch schlechteren für den armen Kerl da hinten. Wissen Sie denn schon, wer er ist?“
Sutter schüttelte schnell den Kopf. „Noch nicht! Sein Gesicht ist zu sehr entstellt. Aber wir werden es herausfinden. Auf Wiedersehen.“
„Ja, guten Tag. Und danke, dass Sie so schnell gekommen sind.“
Moretti nickte ihm zu: „Das ist unsere Aufgabe. Aber Sie hatten wirklich recht: Es übersteigt alles, was ich in all den Jahren gesehen habe. Auf Wiedersehen, Herr Kummer. Wenn wir noch was brauchen, melden wir uns bei Ihnen.“ Er nickte ihm aufmunternd zu und setzte sich in Bewegung.
In Einerkolonne marschierten sie hintereinander an Sigrist Kummer vorbei. Er nickte ihnen hinterher, sein tief bekümmerter Seufzer begleitete sie zur Türe.