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Entschuldigen Sie, Herr von Hesse, Besuch für Sie da“, meldete Johann sie wenig später nach einem steifen Bückling dem Hausherrn.

Dieser befand sich bei geselliger Stimmung mit der gesamten Familie im großen Salon, einem imposanten, in dunklen Rot- und Brauntönen gehaltenen Raum mit hellbeigen, hohen, mit Stuck verzierten Wänden und schweren Brokatvorhängen, die einen Großteil des eintretenden Tageslichts und der Sonnenstrahlen schluckten, bevor sie überhaupt einzudringen vermochten. Auf dem dunklen Parkett lagen dunkelrot gemusterte Läufer und Orientteppiche. Die Einrichtung bestand aus schwarzen Teakholzmöbeln, Polstermöbeln mit goldenen Beschlägen und einer überdimensionalen Wohnlandschaft; andere Sitzgelegenheiten, die aber offensichtlich aus anderen Räumlichkeiten stammten, waren zwischen den bestehenden im Raum verteilt hingestellt worden. Die Gesellschaft war so zahlreich anwesend, dass die propenvolle Möblierung nötig war und von den Anwesenden auch rege benutzt wurde.

„Bitte, entschuldigt mich kurz.“ Mit einem Stirnrunzeln wandte sich Frank August von Hesse von seinen Gesprächspartnern ab und ging auf den Butler zu. Noch mehr irritierte ihn, dass der Butler sich geheimnisvoll zu ihm hinüberbeugte, um ihm die Nachricht flüsternd zu überbringen.

„Kriminalpolizei?“, echote er danach mit beunruhigt gefurchter Stirn zurück, so dass sich auch die Umstehenden, die es trotz der gedämpften Stimme mitbekamen, überrascht nach ihnen umdrehten und die Ohren spitzten, um mitzuhören.

Der Butler nickte ernst.

Hesse bedachte ihn mit einem langen, ratlosen Blick. „Was will denn die Kripo bei uns?“

„Das haben sie mir nicht gesagt.“

Als Antwort folgte ein ratloses Zucken der Achseln, doch kaum dass die Frage heraus war, wusste Frank August von Hesse selbst auch schon die Antwort darauf: Vater vermisst, Kripo auf der Türschwelle - das war kein gutes Omen! Der Gedanke an ein Gewaltverbrechen lag nahe. Er schluckte und atmete tief durch. „Lassen Sie eintreten, Johann“, wies er danach den Butler an.

Dieser nickte, begleitet von einem tiefen Seufzer und echter Besorgnis: „Ob die Polizei von einem Gewaltverbrechen ausgeht?“, murmelte er mit fragendem Blick.

In seiner Miene malte sich tiefste Bestürzung, und obwohl er gerade selbst an eben dies gedacht hatte, fühlte sich Frank August von Hesse in dem Moment bis in seine Grundfeste erschüttert.

Ein einziger Blick genügte, um Johann seine Befürchtungen zu bestätigen. Er wandte sich abrupt um und machte sich vom Acker. Franz August wandte sich wieder seiner Familie und den ihn umstehenden Männern zu.

„Was ist los?“ „Was ist passiert?“, fragten sie halblaut.

Er zuckte mit einem unguten Gefühl im Magen die Schultern. „Ich bin gleich zurück“, entschuldigte er sich, ehe er hinter Johann hereilte.