Der Abteilungsleiter Franz Scherrer befand sich noch immer am Tatort und wandte das Gesicht dem Portal zu, durch das der Sarg mit dem Leichnam abtransportiert worden war. Vor dem Tor konnte er den Andrang der Massen erkennen, die ursprünglich hergekommen waren, um das Berner Münster zu besuchen, aber durch sie daran gehindert worden waren. Stattdessen hatten sie dafür mit Argusaugen jede ihrer Handbewegungen mitverfolgt, die zu sehen ihnen von draußen möglich gewesen waren. „Wir sind soweit fertig, Paolo. Er wurde verladen und zu Marti in die Pathologie gebracht.“
„Gut. Er soll sein Gesicht ein bisschen herrichten; ich komme in etwa einer Stunde mit dem jungen Hesse vorbei, um ihn zu identifizieren.“
Scherrer nickte und beäugte noch einmal die mit Kreide über den Stufen umrissene Gestalt und die hingestellten Beweis-Nummern auf der Suche und in der Hoffnung auf doch noch irgend ein Indiz, das ihnen bislang verborgen geblieben war, doch es war ihm nicht vergönnt, seine Hoffnungen wurden nicht erfüllt. „Ist gut, ich sag’s ihm.“
„Habt ihr schon was gefunden?“ Morettis Frage zielte genau auf das ab, was sie wie die Nadel im Heuhaufen gesucht und dennoch nicht entdeckt hatten.
Grinsend warf Scherrer Mäder einen vielsagenden Blick zu, obwohl dieser von dem Fund des Artefakts nichts mitbekommen hatte, und schüttelte den Kopf, da er vermutete, dass Custer mithören konnte. Wie mit Sutter abgesprochen, wollten sie die Nachricht dem Chef persönlich überbringen, ohne dass der Grünschnabel davon Wind bekam. Der brauchte über ihren Fund nicht so schnell Bescheid zu wissen. Aus irgend einem Grund war ihm der Ami suspekt, obwohl er nicht genau sagen konnte, weshalb oder was ihn an ihm störte. Vermutlich war es auf seine Besserwisserei zurückzuführen, jedenfalls schleckte es keine Kuh weg, dass er ihn nicht mochte und darüber verärgert war, weil Moretti von seinem Imponiergehabe sogar noch fasziniert schien. Deshalb behielt er das Geheimnis weiterhin für sich, um bei späterer Gelegenheit zu versuchen, sein Augenmerk wieder auf sich zu lenken, wenn er ihm zusammen mit Franz den Fund präsentierte.
„Nein, nichts, Chef. Vielleicht kann uns dann Marti später etwas mehr sagen“, log er. Oder Wolfgang Fiala vom Labor. Aber diesen erwähnte er wohlweislich ebenfalls nicht; es war früh genug, die Katze aus dem Sack zu lassen, wenn handfeste Beweise vorlagen. Paolo würde es verstehen, wenn er es ihm erklärte. Hoffentlich!
„Schade!“, murmelte dieser enttäuscht. Scherrer hörte ihn noch tief seufzen, ehe er die Leitung unterbrach und das Handy in seine Halterung zurücksteckte.