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Die Beamten der Nachtschicht waren zwar erleichtert, aber es gab auch einige unter ihnen, die enttäuscht darüber waren, dass weder in den nächsten Stunden nach Morettis Statement, noch während der Nacht ein weiterer Mord geschah. Bis auf die üblichen nächtlichen Delikte war es so ruhig wie immer, um nicht zu sagen schon fast ein bisschen langweilig, wo man doch wusste, dass irgendwo dort draußen in den Straßen ein Killer sein Unwesen trieb.

Am nächsten Morgen erschien Moretti schon wieder unerwartet früh. Er hatte eine ziemlich schlaflose Nacht hinter sich; der Gedanke daran, dass jemand womöglich seinetwegen hatte sterben müssen, beschäftigte ihn extrem. Die Stimmung unter den Männern der Nachtschicht kam ihm ziemlich bedrückt vor. Es ist passiert!, interpretierte er. Der Gedanke daran breitete sein nacktes Grauen in ihm aus, dass es wahrgeworden war! Aber war es wenigstens zu etwas gut gewesen? Hatte der Täter wenigstens seine Fingerabdrücke oder sonst was hinterlassen? „Gibt’s was Neues? Hat er zugeschlagen?“, erkundigte er sich mit kratzender Stimme.

Zu seiner Überraschung schüttelten die Anwesenden unisono die Köpfe. Die einen klangen verdrossen, aber die meisten von ihnen schienen erleichtert – so wie er: „Nein, Chef.“ „Tut mir leid.“ „Habe nichts gehört.“

Dennoch war er nicht nur glücklich darüber. Nachdem nichts passiert war, waren sie immer noch genau gleich weit wie am Vortag und den Tagen davor und das schürte seine verzweifelte Wut! Irgendwann mussten sie ihm doch endlich mal näherkommen! „Verdammt! Ich hätte schwören können!“, entfuhr es ihm unkontrolliert.

Dass der Schlächter von Bern sich nicht wie vorgesehen aus seinem Versteck gerührt hatte und auf diese Weise nicht aufzuscheuchen war, brachte ihn nur einen Augenblick lang aus der Fassung, denn gleich darauf überwog die Erleichterung seine Wut darüber; nach einer kurzen Pause murmelte er zu ihrem Erstaunen besänftigt: „Sind wir froh, dass er es nicht getan hat!“ Es war ein zentnerschwerer Stein, der ihm damit vom Herzen fiel und damit zum Glück ein positives Ende seines Dilemmas, in das er sich gestern selbst gestürzt hatte.

„Er hat sich nicht provozieren lassen!“

Moretti nickte trotzig: „Trotzdem müssen wir davon ausgehen, dass unser Profil stimmt! Er ist ganz sicher ein Narzist!“

„Warum hat er es dann nicht getan?“

„Was jetzt?“

„Dieser hinterfutzige, gottverdammte...!“ Moretti fluchte vor sich hin wie ein Droschkenkutscher, auf eine Art und Weise, wie ihn seine Untergebenen noch nie fluchen gehört hatten. „Alles, was wir haben, mündet in einer Sackgasse!“, spie er aus. „Der Scheißkerl ist uns immer einen Schritt voraus, verflucht!“