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„Hallo, Paolo.“ Kaum dass er durch die Türe trat, blickte ihm der graumelierte Laborchef mit einem missratenen Grinsen entgegen.
Das sah nicht gut aus, interpretierte Moretti. „Morgen, Wolfi. Hast du wenigstens was für mich?“, erkundigte er sich trotz wenig Hoffnung.
Fiala kratzte sich das rotbärtige Kinn. Seine grünen Augen leuchteten keck und wach. „Hat Marti nichts über unseren Freund gefunden, he?“, fragte er.
Obwohl es leicht spöttisch klang, wusste Moretti, dass er ihn lediglich aufzuheitern versuchte. Er stieß einen abgrundtiefen Seufzer aus: „Du sagst es, absolut sense! Nada! Es ist zum aus der Haut fahren!“
Fiala legte ihm beruhigend die Hand auf den Arm. „Vielleicht helfen uns ein paar Hautfollikel weiter, die ich in ihren Schamhaaren gefunden habe.“
Morettis Miene hellte sich schlagartig auf; es war wie das Aufbrechen der Wolken nach einem Gewitter und die Erleichterung fast körperlich spürbar. „Welch ein Glück! Hast du sie schon abgeglichen?“
Er nickte. „Sie stammen vom selben Mann wie unser blondes Knopfhaar. Es ist also eindeutig derselbe Täter.“
„Hm!“ Stirnrunzelnd versank Moretti in dumpfes Brüten, ehe er den Kopf schüttelte, weil er es sich einfach nicht erklären konnte: „Dann verstehe ich nicht, warum er sie humaner umgebracht hat als den ersten Toten!“
„Dazu müsste ich raten, was ich, wie du weißt, nur ungern tue. Ich halte mich lieber an Fakten.“
„Ich weiß. Aber ich verstehe es nicht! Marti sagte, er hätte ihr die Verletzungen erst nach ihrem Tod zugefügt. Und davor muss er sie vergewaltigt haben. Sonst würden wir ihr Blut an seinen Kleidern finden! Aber von denen gibt es natürlich ebenfalls nirgends irgendeine Spur!“
„Und sie wäre auch mehr verschmiert gewesen. Er muss sich irgendwann davon entledigt haben.“
„Ja, aber wohin?“ Vor Verzweiflung klang seine Stimme beinahe weinerlich.
„Wo würdest du sie verstecken, Paolo?“
Dieser nickte verstehend. Ein tiefer Seufzer der Erleichterung entrang sich seiner Brust. „Danke, Wolfi. Such bitte weiter, ich dehne die Suche aus! Und wenn wir in jedem Container herumwühlen müssen!“
Wolfgang Fiala nickte. „Und jeder Pfütze, Paolo. Ich an seiner Stelle würde sie versenken.“
„Gute Idee, danke.“ Morettis Miene hellte sich weiter auf. Die Hand zum Gruß erhoben, eilte er davon.
„Mich beunruhigt nur eins, Paolo...“, hielt ihn der Freund zurück, als er unerwartet zu sprechen fortfuhr.
Moretti blieb stehen, wandte sich zurück und blickte ihn mit hochgezogenen Augenbrauen stirnrunzelnd an.
Fiala lächelte leicht. „Ich bin noch nicht ganz fertig, Paolo.“
Hellhörig kehrte dieser nervös die paar Schritte wieder zu ihm zurück. Plötzlich schlug sein Herz vor Aufregung ganz schnell und es ärgerte ihn, dass ihn Wolfgang mit seiner Antwort auf die Folter spannte. Es klang beinahe wie ein Keuchen, als er heiser vor Erregung ausstieß: „Was hast du?“
Fiala wurde wieder ernst und zeigte mit dem Finger auf die digitale Anzeige seiner Laboranalysen. Seine Stimme klang dumpf, als er mit seinem Fund herausrückte: „Beide weisen eine ähnliche Struktur wie die des ersten Toten und Frank Hesse auf!“
Morettis Kopf flog in die Höhe. Er stieß einen tiefen, gutturalen Laut aus und hieb mit der Faust durch die Luft auf etwas Imaginäres ein. „Also doch! Ich wusste es!“
„Was denn, Paolo?“
„Dass er es war!“
Zu seinem Entsetzen schüttelte Fiala sehr bestimmt den Kopf. „Nein, Paolo! Hesse ist nicht der Täter!“
Verwirrt runzelte Moretti die Brauen. Rück doch schon endlich damit raus!, schrie es in ihm.
Wolfgang Fiala lächelte, bevor er ihn erlöste: „Aber der Täter ist mit ihm verwandt“, fuhr er fast genüsslich mit seiner Erklärung fort. Er sah, wie Moretti erleichtert durchatmete und sich entspannte.
„Also doch jemand aus der Familie!“
Er nickte.
„Kannst du rausfinden, ob männlich oder weiblich?“
„Es ist ein Kerl. Also männlich.“
„Okay.“ Moretti nickte nachdenklich, er war schon völlig in Gedanken versunken an der Fortsetzung seines Ermittlungsverfahrens: „Dann suchen wir also nach einem blonden Kerl. Groß, und hager. Ich schicke Sutter hin. Er soll sich die DNA von jedem männlichen Blonden in Hesses Familie besorgen!“
„Und von jedem, der sich die Haare gerade erst vor kurzem gefärbt hat!“, wies er ihn auf eine nicht unwesentliche Möglichkeit hin.
Moretti nickte. „Jetzt stampfen wir den Kerl in Grund und Boden! Danke, Wolfi.“
Dieser lächelte ihm verabschiedend zu. „Ist schon okay. Bin ja selbst froh, wenn ihr den Scheißkerl dingfest machen könnt. Bring mir die Proben. Ich schiebe dann ’ne Nachtschicht ein!“