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„Sutter!“ Im Laufschritt eilte er am Großraumbüro vorbei und rief über den Tresen nach seinem Untergebenen.
Dieser blickte von seiner Schreibarbeit auf und drehte sich nach ihm um. „Was gibt’s, Chef?“
„In mein Büro, bitte!“, schnauzte dieser unwirsch über die Schulter zurück, ehe er in seinen vier Wänden verschwand.
Irritiert blickte er ihm hinterher, während er sich fragte, was wohl wieder in ihn gefahren sein mochte. Er wechselte mit seinen Kollegen einen vielsagenden Blick, bevor er mit seinen langen, vom Sitzen etwas steif gewordenen Gliedmaßen ziemlich ungelenk aus seinem Sessel in die Höhe kam, dann eilte er zwischen den Bürotischen hindurch zur Türe hinaus und hinter Moretti her.
„Was ist denn los, Chef?“, fragte er stirnrunzelnd, als er nach kurzem Klopfen die angelehnte Türe aufstieß und zuerst lediglich den Kopf ins Büro hineinstreckte, um die Spannung zu prüfen, bevor er den Rest nachschob und hinter sich zuschloss. Aufgrund des unglücklichen Tonfalls ging er nicht zu Unrecht von einem ZS aus, der ihn erwartete, obwohl er nicht wusste wieso.
Moretti blickte von seinem Schreibtisch hoch und grinste ihn erleichtert an; er schien sogar zu strahlen und sah aus wie die Fliege vor dem Honigtopf.
Verdutzt blieb Sutter stehen, er war völlig verwirrt; noch dazu, als Morettis Faust auf die Tischplatte knallte, konnte er mit seinem Verstand nicht mehr mithalten.
„Jetzt kriegen wir ihn, Kari! Jetzt kriegen wir den Scheißkerl dran! Es ist jemand aus Hesses Familie!“
„Echt?“ Sutter war lediglich verblüfft und stahl Moretti den Genuss der überbrachten Sensation. „Das hätte ich jetzt nicht gedacht.“
Der Kommissar nickte beteuernd. „Der junge Hesse war’s nicht, wie ich gedacht habe, aber irgend einer seiner blonden Verwandten! Der jetzt möglicherweise aber nicht mehr blond ist!“, wies er ihn auf den möglichen Umstand hin.
Sutters Mund öffnete sich, als er tief die Luft einsog, bevor er sie mit einem undefinierbaren: „Aha“, wieder ausstieß.
Für Morettis Empfinden kapierte er viel zu langsam! „DNA-Probe für die ganze Familie, Kari!“, drängte er.
Dieser nickte. „Okay.“
Endlich!, dachte Moretti erleichtert.
„Werde ich gleich veranlassen. Oder soll ich lieber selbst hingehen?“
„Ja, warum nicht, das wäre mir recht, Sie kennen die Leute ja schon.“
Karl Sutter nickte, bevor er zu grinsen anfing: „Alles klar. Wolfi wird einiges zu tun kriegen.“
Moretti nickte ihm beipflichtend zu. „Der macht Ihnen die Röhrchen gerade bereit.“
„Gut, dann mache ich mich gleich auf den Weg. Ist sonst noch was?“
Moretti schüttelte den Kopf. Mit einer fahrigen Handbewegung grüßte er knapp, während er hoffte, dass sein Profiler möglichst schnell aus der Türe verschwand. Als sie sich hinter ihm schloss, gestattete Moretti sich erleichtert, im Sessel zurückzulehnen, sich einen kleinen Schluck zu genehmigen und für einmal mit positiver Einstellung das Resultat abzuwarten.