Auch Hans Mäder ging nach dem Weinberg nicht direkt ins Präsidium zurück. Er ließ sich von seinem Team beim Münster absetzen, um den versprochenen Versuch zu wiederholen. Er war froh, dass sich Becky und Brügger bereiterklärten, ihm dabei zu helfen und er nicht wieder ganz allein am Boden herumkriechen musste. Trotzdem klopfte sein Herz vor Angst heftig wie nie, wenn er an den merkwürdigen Zusammenstoss mit Custer dachte, der den schweren Kerzenständer in der Hand gehalten hatte...!
Nach diesem geglückten, zweiten Versuch im Münster fühlte er sich außerordentlich erleichtert, als er wieder im Auto saß. Diesmal hatte ihn zum Glück weder Custer noch sonst jemand derart überrascht und in Angst und Schrecken versetzt. Er rief Moretti vom Handy aus an um ihm zu erklären: „Wir sind durch, Chef.“
„Was? Wovon sprechen Sie?“, fragte dieser irritiert, weil ihm im Moment die Zusammenhänge fehlten.
Mäder seufzte tief auf. Nicht so sehr, weil der Chef begriffsstutzig war, sondern weil es ihm einfach noch mehr Erleichterung verschaffte. „Wir waren jetzt nochmal im Münster, Becky Neidhart, Brügger und ich, und haben mit Infrarotlicht alles abgesucht.“
„Habt ihr was gefunden?“, erkundigte sich Moretti vor Anspannung atemlos, obwohl er nach dem ständig wiederkehrenden Desaster der letzten Tage nur noch wenig Hoffnung hegte. Mit Groll musste er einsehen, dass der Schlächter wirklich an alles gedacht hatte!
Mäder schüttelte den Kopf und verneinte. „Noch nicht mal die Schleifspuren seiner Absätze!“
Moretti seufzte. Irgendwie hatte er sich trotzdem mehr erhofft und war wieder einmal zutiefst enttäuscht, dass er den Tatort Münster ohne kleinstes Indiz auf den Mörder ad acta legen musste. Und die Art und Weise, wie der Tote dort hinein gelangt war, blieb weiterhin ein Rätsel!