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Hinter sich hörte Christina die schwere Sicherheitstüre mit einem dumpfen Laut zufallen. Während Custer erleichtert aufatmete, geriet sie immer mehr in Panik. Er schob sie mehr, als dass sie selbst ging, zuerst in den Lift, dann durch die Einstellhalle. Ihre Schritte widerhallten in einem schrecklich trostlosen Stakkato wie ein Lied der Endgültigkeit.

Obwohl er wusste, dass Kameras auch hier unten installiert waren, die sie aufnahmen, hatte er keine Angst davor, entdeckt zu werden. Er war sich sicher, dass sich Christina genug vor ihm fürchtete, dass sie keine falsche Bewegung machen würde, und also sah keiner seiner Kollegen eine Veranlassung, etwas Verdächtiges darin zu sehen und ihn zu verfolgen! Das Gefühl der Macht und der Kontrolle über seine Schwester und die Selbstherrlichkeit, alles manipulieren zu können und im Griff zu haben, ohne verdächtigt zu werden, durchflutete ihn mit einem ungeahnten Glücksgefühl. Er war Herr über alles und jeden! Er war Gott! Gott, der über Leben und Tod seiner Opfer entschied!

„Wo gehen wir...? Wo bringst du mich hin?“, fragte sie voller Grauen. In ihrer Miene lag Todesangst, und doch schienen es die Augen der Kameras nicht zu sehen. Sie drehte den Kopf von einer zur anderen, aber es passierte nichts! Schlagt doch Alarm! Ihr müsst doch sehen, dass er mich entführt! Seht doch her, er ist der Killer! Helft mir doch! Befreit mich aus den Klauen dieser Bestie!, schrie sie in stummer Verzweiflung, doch niemand reagierte auf ihre nonverbalen Hilferufe.

Er zerrte sie herum zu seinem Fahrzeug. Es war ein kleiner, alter Fiat. Custers Kaltblütigkeit, mit dem Tatauto hier ein- und auszufahren, kannte wirklich keine Grenzen. Er drückte den kleinen Knopf auf seinem Schlüssel und entriegelte damit den Schließmechanismus, dann riss er mit der freien Hand die Beifahrertüre auf. „In mein Versteck. Da rein!“ Er schubste sie mehr, als dass sie sich freiwillig hineinsetzte, dann warf er hinter ihr den Wagenschlag zu und verriegelte mit einem weiteren Druck auf den Schlüsselknopf die Tür. Nachdem er sich vergewissert hatte, dass die Verriegelung funktionierte, umrundete er seelenruhig das Heck, entriegelte seine Fahrerseite und stieg neben ihr ein.

Christina zerrte am Türöffner und versuchte den Knopf der Entriegelung herauszuziehen, doch der saß zu tief und Custer war zu schnell wieder bei ihr, als dass ihr eine Flucht hätte gelingen können. „Sie werden dich finden und mich befreien!“, prophezeite sie mit vor Angst hysterisch hoher Stimme, während sie weiter die Türe zu entriegeln versuchte.

Custer reagierte schnell und unvorhergesehen. Aus dem Ellbogen heraus, knallte er ihr den Handrücken mit dem schweren Siegelring ihres Vaters mit Wucht gegen die Stirn und raubte ihr mit einem Schlag das Bewusstsein. Als sie in sich zusammensank, lächelte er beruhigt. Er drehte sich leicht nach ihr um. Fast zärtlich strich er ihr mit der Hand über die Wange und drehte ihr abgewandtes Gesicht zu sich herum, während er ihr zuraunte: „Kein Problem, Schwesterherz, glaube daran. Wenn ich Moretti aus dem Weg geräumt habe, können wir verschwinden!“

In aller Ruhe startete er den Motor und setzte den Wagen aus dem Parkfeld zurück. Ihr Kopf sank gegen ihn und fiel auf seine Schulter. Kein Mensch merkte, dass etwas nicht stimmte. Ungehindert fuhr er durch die Einstellhalle und über die Einfahrt die Rampe hoch hinaus auf die vielbefahrene Straße.