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Die Ellbogen eng an die Seiten gepresst, leicht vornübergebeugt aber steif wie ein Brett, knetete Frank August auf dem Beifahrersitz aufgeregt seine Finger bis zu den Knöcheln. Vielleicht auch aus Angst wegen meinem Fahrstil, dachte Scherrer unzusammenhängend.

„Sie haften mir für Christinas Sicherheit!“, murmelte er mit finsterem Blick drohend.

Scherrer konnte den Blick nicht von der Straße nehmen, als er antwortete: „Das ist nicht möglich! Und ich denke, das wissen Sie!“

„Ich bin verzweifelt!“ Es hörte sich genauso an.

Scherrer fühlte sich gestresst. Er bedauerte inzwischen, dass er ihn diskussionslos mitgenommen hatte, aber er konnte ihn verstehen. „Ich weiß, das sind wir auch, schließlich geht es auch um unseren Chef, aber bei uns ist es Routine. Doch ich versichere Ihnen, wenn Ihre Schwester nicht hergekommen wäre, hätte er sich nicht genötigt gesehen, sie eliminieren zu müssen - was er hoffentlich noch nicht getan hat! Aber ohne sie hätte er diesen Fehler, sie zu entführen, nicht gemacht, und wir wären noch immer nicht darauf gekommen, dass es Custer ist; von sich aus hätte er sich nicht verraten! Und wer weiß, wenn er auf den Geschmack gekommen ist, wen und wieviele Menschen er aus Lust am Töten dann noch umgebracht hätte!“, beteuerte er eindringlich.

„Das tröstet mich im Moment herzlich wenig!“

Franz nickte. „Das verstehe ich. Auch wenn die Situation für Sie unglaublich schwer ist, so sind wir ihm dennoch dafür dankbar. Aber beruhigen Sie sich, wir sind ihm schon dicht auf den Fersen! Jetzt, wo wir wissen, wer er ist, kann er nirgends mehr hin! Selbst wenn es ihm gelingen sollte, sich unserer Gerichtsbarkeit zu entziehen und außer Landes zu fliehen, er ist über Interpol ausgeschrieben und jedes Land würde ihn ausliefern, nachdem er so brutal und hinterhältig gemordet hat!“

Hesses Stimme klang beinahe tonlos: „Was mit ihm passiert, interessiert mich erst in zweiter Linie! Aber finden Sie Christina!“

Scherrer nickte im Versuch, ihn zu beschwichtigen: „Wenn wir sie haben, finden wir auch ihn!“

Frank August nickte finster. Seine Brauen waren zusammengezogen, dass sich die Haut über den Augen wölbte, seine Miene und die dunklen, glühenden Augen so finster, wie die Nacht kurz vor einem Orkan. Seine Stimme kratzte wie eine Kreide über eine Schiefertafel, als er tödlich ruhig seine Bemerkung vom Präsidium wiederholte: „Sonst werde ich ihn finden! Ich werde ein so hohes Kopfgeld auf ihn aussetzen, dass ihn niemand dafür nicht ans Messer liefern würde!“

Scherrer seufzte. Das war nicht legal, eigentlich sogar ein Aufruf zur Selbstjustiz, aber er konnte ihn verstehen. Und wenn Moretti etwas zustieß, dann wäre er der Letzte, der Hesses Ansinnen nicht unterstützen würde! „Wir sind gleich da. Die Spezialisten der Sondereinheit gehen voraus! Halten Sie sich immer hinter mir, ist das klar?“, wechselte er brüsk das unglückliche Thema.

Frank August nickte. Auch wenn es ihm schwerfiel, er durfte sich nicht auch noch in Gefahr bringen, obwohl er am liebsten selbst vorgeprescht und den Mistkerl eigenhändig erwürgt hätte! Er tröstete sich mit dem Gedanken, dass er wenigstens bei der Verhaftung mit dabei sein durfte. Er war sich des Privilegs sehr wohl bewusst.