KAPITEL

20

»Bist du sicher, dass er es ist?«, fragt Sebastian, gerade als er und Riaan in einen Flur im hinteren Bereich des Palastes einbiegen, der glücklicherweise nur schwach beleuchtet ist. Falls sie zu den Gemächern der Königin wollen, müsste ich meine Mission abbrechen.

»Ja. Die Königin hat ihn auch bereits identifiziert.«

Sebastian strafft die Schultern und biegt dann in einen Flur ein, den ich noch nie zuvor gesehen habe. Die Königin muss ihn mit einem Zauber verborgen haben. »Wir werden ein Exempel an ihm statuieren.«

Der Flur ist eher eine Art Tunnel, mit so niedrigen Decken, dass die Fae beim Gehen den Kopf einziehen müssen. Er endet nach kurzer Zeit an einer dunklen Treppe, und Riaan zaubert einen Lichtball herbei, der ihnen den Weg weist. Ich halte mich in sicherer Entfernung und konzentriere mich darauf, mit den Schatten zu verschmelzen.

Mit jedem Schritt nach unten wird die Luft kühler und bald bekomme ich Gänsehaut an den Armen. Am Fuß der Treppe bleibt Sebastian schließlich stehen und blickt mit verschränkten Armen durch das Gitter einer Zelle. Von hier aus kann ich nicht hineinsehen, aber ich bin nahe genug, um sie sprechen zu hören.

»Jalek«, sagt Sebastian, und mein ohnehin schon nervöser Magen zieht sich krampfhaft zusammen. Ist das etwa Finns Jalek? Der Fae, der mir seit einiger Zeit beibringt, ein Schwert zu führen? »Wie nett von dir, dass du über die Feiertage nach Hause gekommen bist.«

Der Mann hinter dem Gitter spuckt Sebastian an. »Verpiss dich«, knurrt er und ich erkenne seine Stimme sofort.

»So solltest du den Mann, der über dein Schicksal entscheidet, vielleicht lieber nicht behandeln.«

Jalek lacht freudlos auf. »Als gäbe es irgendeine Chance darauf, dass du mich freilassen wirst.«

Sebastian steckt die Hände in die Hosentaschen und lehnt sich mit dem Rücken gegen die Wand gegenüber der Zelle. »Vielleicht schon. Wenn du mir sagst, mit wem du zusammenarbeitest und wo wir ihn finden können.«

»Ich arbeite allein.«

Sebastian schnaubt. »Ich bin kein Idiot. Ich weiß, dass du mit Prinz Finnian zusammenarbeitest. Hat er dich geschickt? Verrate mir seine Pläne, dann werde ich dich nicht bestrafen.«

»Im Gegensatz zu deiner Königin verrate ich meine Leute nicht.« Er zischt Königin , als wäre es eine Beleidigung, und Sebastian hechtet nach vorne, packt ihn durch die Gitterstäbe am Hemd und hebt ihn vom Boden hoch.

»Du verräterischer Bastard.«

Jalek schnappt nach Luft, öffnet und schließt den Mund wie ein Fisch ohne Wasser. Sein Gesicht wird rot, dann violett, als würde ihn jemand erwürgen. Am liebsten würde ich wegschauen. Diese Seite von Sebastian will ich nicht sehen, will nicht glauben, dass er zu solcher Grausamkeit gegen einen Fae fähig ist, den ich als gut und freundlich kennengelernt habe. Aber ich zwinge mich dazu, meinen Blick keinen Augenblick lang abzuwenden.

Sebastian hebt Jalek immer noch am Hemdkragen hoch, aber der keucht plötzlich auf, als hätte der Druck auf seine Luftröhre nachgelassen.

»Nenn mir einen Grund, dich jetzt nicht zu töten«, knurrt Sebastian.

»Wenn du mich tötest, dann wird sie dir niemals die Krone geben.«

Seltsam. Würde die Königin Sebastian wirklich sein Geburtsrecht verweigern, weil er einen Verräter getötet hat?

Sebastian lässt Jalek fallen und weicht mit vor Wut verzerrtem Gesicht zurück. »Was weißt du darüber?«

»Ich weiß genug«, kontert Jalek mit einem Lachen. »Schon bald wird sie dich durchschauen.«

Ein Lichtblitz trifft Jalek und wirft ihn zu Boden. »Du schläfst heute Nacht hier«, blafft Sebastian. »Wenn du bis morgen früh deine Einstellung geändert haben solltest, können wir vielleicht einen Handel machen. Wenn nicht, werde ich ein Exempel an dir statuieren. Ich werde dem ganzen Königreich zeigen, welche Konsequenzen es hat, meine Familie zu bedrohen.«

Sebastian stürmt, ganz dicht an mir vorbei, die Treppe hinauf. Riaan folgt ihm.

Ich warte, bis sie am oberen Ende der Treppe in den Flur abbiegen und nicht mehr zu sehen sind. Erst dann löse ich mich aus den Schatten und finde zu meiner körperlichen Form zurück.

Ich nähere mich der Zelle und rubbele mir dabei die Arme. Es ist so kalt hier unten. »Jalek?«

Bei meinem Anblick richtet er sich auf. »Brie. Wie lange bist du schon hier?«

»Lange genug.«

Er erblasst. »Wie viel hast du gehört?«

»Genug, um zu kapieren, dass er dich wahrscheinlich töten wird, wenn du Finn nicht verrätst.« Und das kann ich aus unzähligen Gründen nicht riskieren. »Ich muss dich hier rausholen.« Mit den Händen streiche ich über die Gitterstäbe und suche nach dem Schloss.

»Es ist eine magische Zelle. Die Tür erscheint nur dann, wenn Prinz Ronan es will.«

Inzwischen bibbere ich vor Kälte. »Du wirst heute Nacht erfrieren. Irgendwie muss es doch gehen. Was ist mit deiner Magie?«

Er lacht – leise, bitter und … hoffnungslos. »Sie haben mir sofort ein Gift injiziert, das meine Kräfte blockiert.« Den Kopf zur Seite gelegt, schließt er die Augen. »Es fühlt sich an, als hätte man mir Blei in die Adern gespritzt.«

»Wirkt es lang? Vielleicht kann ich Sebastian morgen früh ablenken, damit du …«

»Ich weiß das Angebot zu schätzen, aber das wird nichts. Du könntest den Prinzen tagelang ablenken, und sie würden mich trotzdem weiterhin mit diesem Gift vollpumpen.«

»Ich hätte nie geglaubt, dass Sebastian so sein könnte. Wenn ich es nicht selbst gesehen hätte …«

»Der Krieg bringt das Schlimmste in uns allen ans Licht. Sag Finn, dass es mir leidtut. Sag ihm …« Er vergräbt seinen Kopf in den Händen und flucht halblaut vor sich hin. »Sag ihm, dass er recht hatte, was die Königin betrifft. Sie hat nicht mehr lange zu leben, aber es wird nicht schnell genug gehen.«

Mit beiden Händen packe ich die Gitterstäbe. Wenn ich ihn doch nur irgendwie beruhigen könnte. Aber alles, was ich habe, sind Fragen. »Wird die Königin Sebastian wirklich die Krone verweigern, wenn er dich tötet? Falls das stimmt, dann hält er dich vielleicht am Leben, solange sie noch lebt.«

Er schenkt mir ein trauriges Lächeln. »Du weißt gleichzeitig zu viel und nicht genug.«

»Dann sag mir, was ich wissen muss!«

Er scheint förmlich in sich zusammenzusinken, als er flüstert: »Flüche bestehen zu gleichen Teilen aus Geheimnissen und Opfern. Solange sie den Preis bezahlt, werden wir leiden müssen.«

***

Als ich mich aus dem Palast schleiche, ist das Litha-Fest noch in vollem Gange, und es ist kinderleicht, ein Pferd aus den Ställen zu schmuggeln. Ich bin schon so oft zwischen dem Palast und Finns Haus hin- und hergefahren worden, dass ich die Strecke in- und auswendig kenne.

Ich reite schnell, halte mich im Schatten und verbiete mir, darüber nachzudenken, was in der Dunkelheit hinter den Bäumen lauern könnte.

Als ich bei Finn ankomme, binde ich das Pferd vor dem Haus fest und klopfe gar nicht erst an. Stattdessen eile ich zur Hintergasse, gleite in den Schatten und gehe so durch die Mauern in den hinteren Teil des Hauses. Leise Stimmen kommen aus der Bibliothek und werden lauter, als ich näherkomme.

Eine gehört Finn, und als ich vor der Tür stehe, höre ich, dass er mit Pretha spricht. Ich könnte ungesehen ins Zimmer schlüpfen und sie belauschen – erfahren, was sie sagen, wenn sie sich unbeobachtet fühlen –, aber das bringe ich heute Abend einfach nicht fertig. Zu sehen, wie Sebastian Jalek beinahe erwürgt hat, wie Jalek sich in dieser Zelle zusammengerollt hat, die Niederlage in seinen Augen, wie ein Mann, der auf seine Hinrichtung wartet, hat etwas in mir zerbrochen.

Ich kann mich einfach nicht überwinden, diese Leute zu täuschen, die meine … Pretha sagte, sie wollten meine Freunde werden. Sind sie das? Ich weiß es nicht. Ich weiß nicht, ob ich überhaupt noch Freunde habe, aber ich weiß, dass ich Jalek nicht dort lassen kann. Auch wenn er mich oder Finn nicht verraten wird, könnte ich es mir nicht verzeihen, wenn er stirbt. Also tauche ich aus den Schatten auf, öffne die Türen der Bibliothek und gehe hinein.

Finn und Pretha verstummen abrupt und drehen sich zu mir um. »Was ist passiert?«, fragt Pretha.

»Jalek. Er wurde gefangen genommen. Sebastian droht damit …« Mir wird klar, dass ich nicht genau weiß, was Sebastian tun wird, wenn Jalek ihm die gewünschten Informationen nicht liefert. Ihn töten, nehme ich an. Vielleicht noch Schlimmeres. »Sebastian sagte, er werde an ihm ein Exempel statuieren.«

»Das wissen wir schon«, sagt Pretha leise und wirft Finn einen vielsagenden Blick zu. »Wir haben gerade darüber gesprochen, wie wir ihn finden und befreien können. Niemand weiß, wie man in die Kerker der Königin kommt.«

»Ich schon.« Ich schlucke. »Ich bin Sebastian heute Nacht dorthin gefolgt, aber ich konnte Jalek nicht befreien. Seine Zelle hat keine Tür – nur Gitterstäbe.«

»Nur Sterbliche sind so dumm, ihren Gefangenen Türen zu geben, Prinzessin«, sagt Finn.

Pretha kaut an ihrem Daumennagel. »Wir tauschen ihn gegen irgendetwas ein.«

»Und gegen was?«, fragt Finn.

»Ich habe eine Idee.«

»Informationen«, sagt Pretha, als hätte ich gar nichts gesagt. »Irgendetwas muss es doch geben.«

Finn schüttelt den Kopf. »Ich habe keine Informationen, die für Prinz Ronan so wertvoll sein könnten, dass er auf einen Tausch eingehen würde.«

»Ich weiß, was wir tun können«, versuche ich es noch einmal. »Aber da wäre doch …«, sagt Pretha und sieht mich kurz an. »Nein«, knurrt Finn. »Dafür haben wir zu hart gearbeitet.«

»Hört mir doch endlich mal zu!« Meine Stimme ist so laut, dass sie durch den hohen Raum hallt.

Finn zieht eine Augenbraue hoch. »Entschuldigung, Prinzessin. Wir wollten Euch nicht verärgern. Erzählt uns von Eurer Idee.« Herablassung trieft aus seinen Worten und am liebsten würde ich einfach wortlos verschwinden, nur um ihn zu ärgern, aber … Jalek. Ich kann ihn nicht dort lassen.

»Wir können seine Zelle nicht öffnen, also gehen wir mit ihm durch die Wände.« Prethas Augen leuchten auf und sie dreht sich zu Finn um. »Könntest du …«

»Nein«, unterbricht er sie. »Nicht einmal an einem guten Tag, und schon gar nicht jetzt.«

»Ich glaube … ich denke, ich kann es.«

Pretha macht mit gefurchter Stirn einen Schritt auf mich zu. »Warum hast du es dann nicht getan, als du heute Abend dort warst?«

Finn schnaubt verächtlich. »Weil sie es nicht kann .« Er dreht sich zu mir um. »Dein Optimismus ist charmant, aber wir sind noch nicht weit genug mit deinem Training. Du kannst bisher nur einen Bruchteil deiner Kraft kontrollieren, und wenn sie dir entgleitet, während du durch die Schutzzauber der Königin brichst, hättest du sofort die gesamte königliche Garde auf den Fersen.«

Meine Wangen brennen. Das, was ich jetzt gleich zugeben muss, ist mir extrem unangenehm, aber ich zwinge mich dazu. »Du hast recht. Ich kann es nicht allein, aber meine Kraft … ist stärker, wenn du in der Nähe bist. Und wenn du mich berührst …« Sofort bereue ich meine Worte. Sie klingen viel, viel zu intim. Mein Gesicht ist bestimmt knallrot, aber ich recke trotzig das Kinn und spreche weiter. »Ich glaube, wenn du mit mir gehst, wird der Energieschub von dir mir genug Kraft und Kontrolle geben, um es zu schaffen.«

Finn starrt mich wortlos an.

Pretha schüttelt den Kopf. »Das ist zu riskant. Was passiert, wenn ihr in der Zelle angekommen seid und es dann nicht klappt? Dann steckt ihr alle drei dort fest. Mal abgesehen von dem Ärger, den uns das einbringen würde: Brie, willst du wirklich riskieren, dass dein Prinz herausfindet, was du vorhast?«

»Zeigen wir es ihr.« Finn tritt auf mich zu und bietet mir seine Hand an.

Den Rücken gestrafft, ergreife ich sie, als meine Kraft in mir erwacht. Der Raum wird völlig dunkel, und Pretha stößt einen Fluch aus, bevor ich ihre Hand nehme und wir drei durch die Wand in die Hintergasse treten.

***

»Wach auf, fauler Sack«, sagt Finn und stupst Jalek mit seinem Stiefel an. »Oder willst du, dass dich die Königin morgen zum Frühstück verspeist?«

Bestürzt schaue ich Finn an. In der pechschwarzen Zelle kann ich seine Gesichtszüge selbst mit meiner ausgezeichneten Nachtsicht kaum erkennen. »Zum Frühstück? Ist sie etwa Kannibalin?«

»Sie ist ein Monster.« Jalek rappelt sich vom Boden auf und sieht uns finster an. »Wie zum Teufel seid ihr zwei hier reingekommen? Seid ihr Irren lebensmüde?«

Finn neigt seinen Kopf in meine Richtung und sagt achselzuckend: »Die Prinzessin hat darauf bestanden. Und da sie Lust auf ein Abenteuer hatte, wollte ich sie nicht enttäuschen.«

»Wenn du dich für mich opferst«, murmelt Jalek, »dann bringe ich dich um, bevor die Königin die Chance dazu hat.«

Plötzlich höre ich das Geräusch scharrender Füße, drehe mich zu den Gitterstäben um und versuche zu erkennen, wer kommt. Aber der Winkel macht es mir unmöglich. Als wir uns an der immer noch rauschenden Party draußen vorbei und ins Schloss geschlichen haben, waren zwei Wachen in dem Flur mit dem verzauberten Eingang und zwei weitere oben auf der Kerkertreppe stationiert. »Es kommt jemand«, flüstere ich.

Blitzschnell dreht Finn den Kopf zur Treppe, und bevor ich seinem Blick überhaupt folgen kann, reißt er mich mit sich in die hinterste Ecke der Zelle. Dort werden wir zur Dunkelheit.

Jalek reißt die Augen auf. »Bei den Göttern der Ober- und Unterwelt«, murmelt er.

Ich sehe das Licht, bevor ich den Wachposten sehe. Der Fae trägt die traditionelle Kleidung von Aryas Garde und hält eine Lichtkugel in seiner Handfläche.

»Sprichst du mit dir selbst, Verräter?«, fragt er.

Eine Maske aus Gleichgültigkeit legt sich über Jaleks Züge, als er sich den Gitterstäben zuwendet.

Mit der Kugel leuchtet der Wachposten zunächst in Jaleks Gesicht, dann in die Zelle dahinter. Finn hält meine Hand fest und zieht mich so dicht an sich, dass mein Rücken an seinen Bauch gepresst ist. Bei seiner Berührung stockt mir der Atem, und mein Körper verspannt sich.

»Psst«, Finns Atem ist heiß an meinem Ohr, und seine freie Hand liegt flach auf meinem Bauch.

Ich schließe die Augen und schlucke mühsam. Ich hasse es, dass ich so auf ihn reagiere. Hasse es noch mehr, dass ein Teil von mir wünscht, er würde seine Hand bewegen und über meine Haut streicheln, die unter seiner Berührung brennt. »Du genießt das viel zu sehr«, flüstere ich.

Seine Brust vibriert an meinem Rücken, als er stumm in sich hineinlacht. Seine Lippen streifen meine Ohrmuschel. »Du machst dir keine Vorstellung.«

Die Wache geht an Jaleks Zelle vorbei und patrouilliert durch den Korridor, aber wir bleiben versteckt und warten darauf, dass er zu seiner Station am oberen Ende der Treppe zurückkehrt.

Finns Daumen kreist ganz leicht über meinem Bauch. »Hör auf damit.« Mein Protest ist zu leise, um aufrichtig zu klingen.

»Wie du möchtest.«

Aber das Gefühl seiner gespreizten Finger, die sich flach auf meinen Bauch legen, ist fast noch schlimmer, und ich muss ein zufriedenes Aufseufzen unterdrücken. Die Dunkelheit um uns herum pulsiert.

»Ganz ruhig, Prinzessin, konzentrier dich auf die Magie. Wenn wir hier raus sind, kannst du dir gerne weiter vorstellen, wo du meine Hände noch gerne hättest.«

Gerade will ich ihm sagen, dass er ein ekelhafter Lustmolch ist, der keine Ahnung hat, was ich will oder denke, als der Wachposten zurückkommt. Erneut leuchtet er mit dem Licht in die Zelle hinein. Unsere Ecke bleibt in Dunkelheit gehüllt, und als er seine Aufmerksamkeit wieder Jalek zuwendet, ohne Verdacht geschöpft zu haben, atme ich erleichtert aus.

»Ich erinnere mich an deine Schwester«, sagt der Wachmann mit einem höhnischen Lächeln. »Eine Schande, dass ein so hübsches Ding den Preis für die Verbrechen ihres Bruders zahlen musste, aber das war dir egal, oder? Ich durfte sie höchstpersönlich ins Feuer werfen. Ich werde nie vergessen, wie sie geschrien hat, als die Flammen ihre Haut zum Schmelzen brachten.«

Finn packt mich fester, als hätte er Angst, ich könnte mich auf die Wache stürzen. Jaleks Körper bebt und seine Hände ballen sich zu Fäusten, aber er antwortet nicht.

Seine Schwester wurde lebendig verbrannt? Mir bricht das Herz für ihn, und ich weiß weniger denn je, was ich von diesen angeblich »guten« Seelie-Fae halten soll.

Der Wachposten sieht Jalek mit zusammengekniffenen Augen an, die Lippen zu einem Grinsen gekräuselt. »Ich hoffe, sie lässt dich hier unten verschimmeln.« Dann wendet er sich wieder der Treppe zu, und wir alle halten den Atem an, während wir seine Schritte zählen, bis er oben ankommt.

Finn lässt mich los, wobei seine Finger viel langsamer als nötig über meinen Bauch gleiten. Über meine Schulter werfe ich ihm einen bösen Blick zu.

Er grinst kurz, bevor er seine Aufmerksamkeit Jalek zuwendet. »Wenn wir dich hier rausbringen, musst du direkt an ihm vorbeigehen.«

Jalek wirbelt herum, und selbst in der Dunkelheit kann ich die Qual in seinen Augen sehen.

Finn durchquert die Zelle und schaut seinem Freund eindringlich in die Augen. »Ich weiß, dass du ihn am liebsten in Stücke reißen würdest, aber das musst du ein andermal tun. Verstehst du?«

Jalek schluckt seine Emotionen hinunter und nickt knapp. »Und wie funktioniert das jetzt?« Seine Stimme ist heiser.

Finn nimmt meine Hand und streckt die andere seinem Freund entgegen. »Halt dich einfach fest und folge uns.«