KAPITEL

33

Die Macht des Throns, der Krone und des Königreiches durchdringt mich.

Die Krone ist zurück an ihrem rechtmäßigen Platz am Hof des Mondes.

Mordeus’ Augen sind so groß wie Untertassen. Er weicht zurück und stolpert rücklings die Treppe hinunter. »Was hast du getan?«

»Jetzt seid Ihr dran«, sage ich, all meinen Mut zusammennehmend. Ich habe keine Ahnung, ob mein Plan funktionieren wird. »Bringt meine Schwester lebendig und sicher in das Reich der Sterblichen zurück – schickt sie zu Magier Trifen, damit er sich um sie kümmern kann.«

Mordeus’ Mund ist wutverzerrt, aber er schnippt mit den Fingern, während er mich böse anstarrt. »Es ist vollbracht.« Er kommt wieder auf mich zu, aber ich bin immer noch zu gefühllos, um es ihm zu verbieten. »Du hältst dich offenbar für sehr clever«, höhnt er. »Aber es war nie Teil unserer Abmachung, dass ich auch dich ins Reich der Sterblichen zurückbringen muss, und gerade hast du dein eigenes Todesurteil unterschrieben. Lieber würde ich meinen bauernfreundlichen Neffen auf diesem Thron sehen, als mein Reich einer Menschenfrau zu überlassen.«

»Ich habe keine Angst vor dir.«

Mordeus richtet sich auf und öffnet die Hand. Plötzlich steht das Dienstmädchen mit dem vernarbten Gesicht, das mich zur Toilette gebracht hat, zwischen uns. Er hält ihr eine Klinge an die Kehle. »Du nicht. Sie aber schon«, flüstert er. »Und wie ich gehört habe, hast du genau wie mein Neffe eine Vorliebe dafür, die Schwachen zu beschützen.«

Ein dünner Blutsfaden rinnt an der Stelle, an der sich das Messer in ihre Haut drückt, über die glänzende Klinge. Das leise Wimmern des Mädchens ist herzzerreißender als der lauteste Hilferuf.

»Du glaubst, du könntest mich austricksen, aber deine dilettantische Magie ist meiner nicht gewachsen. Deine Sterblichkeit und dein Mitgefühl machen dich schwach. Wenn du den Bund mit mir eingehst, verschone ich sie. Lehnst du ab, darfst du zusehen, wie sie und unzählige andere wie sie wegen dir ihr Leben verlieren.«

Das Blut rinnt jetzt schneller über die Klinge.

»Lass sie frei.« Meine Stimme bebt. Was soll ich jetzt tun? Der Thronsaal ist von Mordeus’ Wachposten gesäumt, die alle nur darauf warten, mich auf seinen Befehl in Stücke zu reißen. Wenn mein Plan funktioniert hat, ist Jas jetzt zwar in Sicherheit, aber ich könnte der Grund sein, dass dieses unschuldige Mädchen stirbt. »Bitte.«

»Willigst du in den Bund ein?«

Ich kann nicht sterben, ohne sicher zu wissen, dass es Jas gut geht, und ich kann den Bund nicht zulassen und damit einer so grausamen Kreatur die Kontrolle über meine Macht geben. Ich kann die unschuldigen Unseelie, die bereits so sehr unter seiner Herrschaft gelitten haben, nicht im Stich lassen.

»Verbinde dich mit mir«, knurrt Mordeus. »So kannst du all das beenden.«

»Nein.« Meine Stimme schafft es nicht, die einzelne Silbe ohne mehrfaches Zittern auszusprechen, aber ich habe den Kopf trotzig erhoben.

Mordeus zieht die Klinge quer über ihre Kehle, und Blut sprudelt ihr aus Mund und Hals und besudelt seine Hand, bevor sie zu Boden fällt.

Seine Magie flackert auf, er öffnet die Hand und ein weiteres Mädchen erscheint zwischen uns. Sie kann nicht älter als zwölf sein. Sie wehrt sich gegen seinen Griff, und das Messer an ihrem Hals gräbt sich in ihre Haut, während sie sich verzweifelt im Thronsaal umsieht.

»Mir stehen Dutzende von Menschen zur Verfügung, die alle dank der Gier eurer Art gekauft und bezahlt wurden«, sagt Mordeus kalt. »Wie viele von ihnen willst du für deinen Egoismus opfern? Wie viele Menschenleben sind dein Stolz und deine Sturheit wert?«

Die blauen Augen des Mädchens sind wild, bevor sie auf mir landen. Ich erfasse den Moment, in dem sie mich wahrnehmen. Und ich sehe etwas in ihnen aufblitzen: Hoffnung.

Hoffnung.

Obwohl ein anderes Mädchen tot vor ihr liegt und eine Klinge gegen ihre Halsschlagader drückt, hat sie noch Hoffnung.

Ich zehre von ihrem Gefühl und hülle den Raum in Dunkelheit. Sie ist Mordeus’ Element, aber auch meins, und ich bin stärker als zuvor. Unsichtbare Ranken aus purer Magie binden mich an den Thron und das Reich. Ich bediene mich all dieser Magie, als ich die Nacht um seine Wachen wickle und sie in enge Käfige aus Schatten sperre, während ich in meine eigenen schlüpfe. Das Mädchen windet sich aus dem Griff des Königs, als er vorwärtshechtet, um mich aufzuhalten. Doch ich tauche hinter ihm wieder auf, den Griff des Adamant-Dolches von Sebastian fest in der Hand. In dem Moment, in dem Mordeus sich zu mir umdreht, stoße ich ihn mitten in sein Herz.

Mordeus brüllt vor Schmerz und alles scheint sich zu verlangsamen – sein Knurren, als er eine Handvoll meiner Haare packt, das heiße, klebrige Blut, das über meine Finger strömt, und der klagende Aufschrei des jungen Mädchens, das hinter ihm neben der toten Frau auf die Knie gefallen ist.

Mit seiner blutigen Klinge zielt er auf meinen Bauch und sticht zu. Er schneidet mich, aber er sackt leblos auf dem Boden zusammen, bevor er mir das Messer in die Eingeweide treiben kann.

Mit zitternden, blutigen Händen helfe ich dem Mädchen auf die Beine. »Gibt es einen sicheren Ort, an dem du warten kannst, bis ich zurückkomme und dich und die anderen hole?« Unzählige Menschen, hat Mordeus gesagt. Die alle nur darauf warten, seine Magie zu nähren und sein verfluchtes Leben zu verlängern.

Sie nickt. Tränen laufen ihr über die Wangen. »Meine Schwester«, würgt sie heraus und schaut auf die Leiche des ersten Mädchens auf dem Boden. Des Mädchens, das ich nicht retten konnte, weil ich nicht entschlossen genug gehandelt habe.

»Es tut mir so leid«, flüstere ich. So viel habe ich geopfert, um meine Schwester zu retten, aber ihre habe ich sterben lassen. »Es tut mir so schrecklich leid.«

Sie sinkt zu Boden und streicht ihrer toten Schwester das Haar aus dem Gesicht. Der Anblick droht mich aus meiner Betäubung zu reißen, aber ich habe nicht den Luxus, den Schmerz und den Schrecken zuzulassen, die mich überwältigen wollen. Ich muss hier weg.

Ein weiterer Strang des Koboldarmbandes zerreißt unter meinen Fingern.

Bakkens Augen weiten sich beim Anblick der Szene, die sich ihm bei seiner Ankunft bietet. Sein Blick bleibt an der Leiche des falschen Königs hängen, die auf dem Boden in einer Lache seines eigenen Blutes liegt.

»Bring mich zu Finns Katakomben.« Ich wische meine Hände an meiner Hose ab. Von dem Geruch des Blutes, das unter meinen Fingernägeln klebt und meine seidene Kleidung durchnässt, wird mir übel.

»Du verlangst zu viel.« Bakken weicht zurück und schüttelt den Kopf.

»Ich bezahle dich immer angemessen«, presse ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hindurch. Ich umklammere den Griff des Dolches in meiner Hand so fest, dass die Verzierungen mir in die Handflächen schneiden.

»Bring mich zu den Katakomben des Schattenprinzen.«

»Der Standort ist ein streng gehütetes Geheimnis. Das ist keine gewöhnliche Information.«

Ohne nachzudenken, wickle ich mein Haar um meine Faust und säbele mit dem blutigen Messer alle langen Strähnen ab. Ich strecke ihm die Handvoll Haar entgegen. »Hier.«

Ihm fallen fast die Augen aus dem Kopf und Sabber tropft ihm aus dem Mund, als er sie an sich reißt. »Jawohl, Feuermädchen.«

Ich schließe die Augen. Inzwischen weiß ich, dass es mir Übelkeit bereitet, mit einem Kobold durch die Welt zu reisen, aber das hilft mir auch nicht. Als die Welt schließlich aufhört, sich um mich zu drehen und ich die Augen öffne, bin ich von einer Dunkelheit umgeben, die so tief ist, dass selbst meine Nachtaugen nicht genau erkennen können, wo wir sind.

»Ich verlasse dich jetzt, Feuermädchen.«

Ich sehe ihn nicht, spüre aber, dass er verschwindet. Ich mache nicht einmal den Versuch, ihn aufzuhalten. Die Luft ist kalt, und es riecht nach feuchter Erde. Wir müssen tief unten sein.

Mordeus hat mich unter Drogen gesetzt, um mich davon zu überzeugen, mich an ihn zu binden. Danach hat er Unschuldige benutzt, weil er mich erpressen wollte. Mordeus ist also genauso verlogen, wie alle sagen, und genauso hinterhältig, wie ich befürchtet habe. Aber darauf war ich vorbereitet.

Nicht vorbereitet war ich darauf, dass Finn auch so ist.

Finn hat mir die ganze Zeit nur aus einem Grund geholfen. Sein Plan war, dass ich mich in ihn verliebe und ihm irgendwann genug vertraue, um mich an ihn zu binden. Auf diesem Weg wollte er mir die Lebenskraft nehmen und damit auch die magische Krone, von deren Existenz ich nicht einmal wusste.

Ich dachte, ich hätte hier Freunde gefunden, habe mich tatsächlich hier weniger einsam gefühlt als in Fairscape. Aber Sebastian ist hier wirklich mein einziger Freund, und ich habe sein Vertrauen unzählige Male gebrochen.

Langsam gewöhnen sich meine Augen an die Dunkelheit, und mühsam unterdrücke ich das Aufschluchzen, das mir in der Kehle aufsteigt. Ich weiß nicht, was ich erwartet habe. Ich bin in Finns Katakomben. Natürlich werden hier Tote zur Ruhe gebettet. Aber so etwas hätte ich trotzdem niemals erwartet.

Reihenweise gläserne Särge erstecken sich vor mir. Die Frau im ersten Sarg ist jung – wahrscheinlich in meinem Alter – und ihr langes blondes Haar ist über eine Schulter gelegt. Ihre Augen sind geschlossen, ihre Hände über dem Bauch gefaltet.

Sie trägt ein weiches, weißes Spitzenkleid und sieht aus wie eine Braut kurz vor ihrer Hochzeit. Ich lege meine Hände auf den Glasdeckel – um ihn beiseitezuschieben, sie aufzuwecken, sie zu … retten vielleicht? –, aber er bewegt sich nicht.

Ich presse meine Hand gegen das Glas. »Nein.«

Im nächsten Sarg liegt ein junger Mann mit eingefallenen Wangen und fahler Haut. Wahrscheinlich war er kurz vor dem Verhungern, als er sich Finn angeboten hat. Vielleicht war er wie ich und hatte eine jüngere Schwester, für die er verantwortlich war. Vielleicht gab er sein Leben hin, damit jemand, den er liebte, überleben konnte.

Sarg um Sarg, Mensch um Mensch erzählen diese Katakomben die Geschichte eines Monsters, das bereit war, das Leben von Männern und Frauen auszulöschen, um sein eigenes zu schützen. Plötzlich stehe ich vor einem Sarg, in dem sich eine bekannte Gestalt befindet. Mit einem unterdrückten Aufschluchzen lehne ich mich dagegen.

Kyla. Ich habe gesehen, wie sie sich Finn angeboten hat. Sich geopfert hat, weil das Leben, das sie führen musste, schlimmer war als dieses Schicksal – eine Ewigkeit in einem gläsernen Sarg.

Ich wollte glauben, dass Finn gut ist. Als Bakken mir von dem Fluch erzählt hat, wollte ich glauben, dass Finn niemals ein Menschenopfer akzeptieren würde, sondern lieber seine Magie aufgeben und auf seine Unsterblichkeit verzichten würde, als die schreckliche Entscheidung zu treffen, die der Fluch ihm aufzwingt. Ein Teil von mir wusste es – ein Teil von mir hat schon lange gewusst, was es heißt, ein Tribut zu sein.

Ich wollte glauben, dass unsere Freundschaft echt war und dass die Verbindung, die ich bei jeder Berührung gespürt habe, etwas bedeutet hat. Aber diese Verbindung war nichts weiter als die Krone, die ich nicht will. Die Krone, die er braucht. Die Krone, für die er mich töten wollte.

»Ich bahre sie hier auf, um sie zu ehren.«

Ich wirbele in der Dunkelheit herum. Hinter mir steht Finn, die Lichtkugel, die an seiner Seite schwebt, beleuchtet sein verboten schönes Gesicht. Seinen verlogenen Mund. Seine betrügerischen Silberaugen.

»Was ist? Willst du mich nicht endlich bitten, mich an dich zu binden? Dir die Krone nehmen? Schließlich habt du und deine Freunde alles getan, um mich davon zu überzeugen, sie dir zu geben. Oder bist du zu feige dazu?«

Er lehnt sich mit der Schulter gegen die Steinmauer und schließt die Augen, als wäre er unendlich müde. »Dann weißt du jetzt also alles.«

»Ich weiß, dass du schon bei unserem allerersten Tanz vorhattest, mich zu töten.« Der Schmerz in meiner Stimme lässt sich nicht verbergen. »Alles, was du getan hast, um mich für dich zu gewinnen, hast du für die Krone getan – um mich dazu zu bringen, mich an dich zu binden. Nur so konntest du sicher sein, dass die Krone am Ende dir gehören wird.«

Frustriert fährt er sich mit den Händen durchs Haar. »Ich kann die Probleme meines Hofes nicht aus dem Exil lösen.«

Meine Hände zittern, aber ich habe keine Angst vor ihm. Ich bin … verletzt.

Mein Blick schweift über die Sargreihen, und der Raum beginnt sich zu drehen. Ich presse eine Hand auf meinen Bauch und spüre die klebrige Wärme von Mordeus’ Blut. Von meinem Blut, das immer noch aus der oberflächlichen Wunde sickert.

»Und während du dir alle Mühe gegeben hast, mich zu manipulieren, hast du all diese unschuldigen Menschen getötet, weil du der Ansicht warst, dein Leben sei mehr wert als ihres.«

Ich wende mich ihm wieder zu und sehe, dass er es nicht leugnet. Eine Maske aus Resignation bedeckt sein Gesicht, und Trauer verschleiert seine silbernen Augen. Nein, er ist nicht traurig . Er will mir das nur weismachen, aber ich lasse mich von ihm nicht manipulieren. Nicht mehr.

Ich schlucke mühsam, aber der Schmerz in meiner Brust lässt sich nicht bändigen. »Hast du sie alle getötet?«

»Nein, aber einige.« Finn geht zum ersten Sarg und legt sanft die Fingerspitzen auf das Glas, während er die Frau darin betrachtet. »Zu viele.«

»Kennst du überhaupt ihre Namen?«

»Jeden einzelnen.«

Ich deute auf den Sarg, auf dem seine Hände ruhen, den Sarg mit der Braut. »Wer ist sie?«

»Ihr Name war Isabel.« Seine Stimme bricht und er hebt den Kopf, um mir in die Augen zu sehen.

Ich erinnere mich, dass ich ihn nach Isabel gefragt habe – wer sie war, was mit ihr passiert ist. Ich erinnere mich an den Schmerz in seinen Augen, als er mir geantwortet hat: Sie war sterblich.

»Du hast sie getötet«, flüstere ich. »Du hast deine eigene Verlobte getötet.«

»Ja.«

Es ist schwer, ihn zu hassen, wenn er so todtraurig aussieht, aber die Wahrheit erleichtert es mir. Finn ist nicht der Fae, für den ich ihn zu halten begonnen habe.

»Der König ist tot.« Ich will, dass er nicht vergisst, wozu ich fähig bin – dass ich nicht so leicht zu manipulieren oder zu besiegen bin. Ich will es vor allem selbst nicht vergessen.

»Ich weiß.«

Ich löse den Dolch von meiner Wade und nehme ihn, in Schatten gehüllt, in die Hand. »Ich habe ihn getötet.«

»Ich weiß. Er hat dich von Anfang an unterschätzt. Aber deine Mutter nicht.«

Ein Bild ihres Lächelns leuchtet in meinem Kopf auf. »Sprich nicht von meiner Mutter.«

Meine Augen brennen. Daran kann ich jetzt nicht denken. Nicht, wo ich die letzten neun Jahre so wütend auf sie war, weil sie uns verlassen hat. Ich kann nicht an all die Wut in mir denken, die sie nicht verdient hat. Kann nicht daran denken, wie viel sie für mich geopfert hat. Noch nicht.

»Den Betrug hätte ich dir verzeihen können, aber das hier?« Ich zeige auf die Särge. »Ich habe mein ganzes Leben in einer Welt verbracht, in der Menschen gekauft und benutzt worden sind. Ich werde die Krone niemals jemandem geben, der Teil dieses Problems ist.«

Ein Muskel in seiner Wange zuckt, als er mich von Kopf bis Fuß mustert. »Dann solltest du den Dolch benutzen, den du in deiner Hand versteckst, und mich jetzt töten. Denn solange ich lebe, bin ich meinem Volk verpflichtet. Solange ich lebe, werde ich deshalb um die Krone kämpfen, die du trägst.«

Meine Hand zittert, als ich den Dolch fester greife. Ihn zu töten würde zwar all diese Menschen nicht zurückbringen, aber damit gäbe es einen Unseelie weniger, der Unschuldigen das Leben nimmt.

Ich mache einen Schritt nach vorne und er bewegt sich nicht.

Würde er sich überhaupt gegen mich wehren, oder würde er einfach stehen bleiben und sich von mir umbringen lassen? Ich habe ihm vertraut .

Und Sebastian habe ich verraten. Für meine Schwester, ja, aber auch für Finn.

Für sein Königreich. Für seine Chance, den Thron zurückzuerobern.

Ich versuche, den Dolch so zu halten, dass ich zustechen kann, aber ich schaffe es nicht. Meine Finger weigern sich zuzupacken. Also renne ich los. Ich finde die Treppe und die endlosen Stufen hinauf, immer weiter weg von ihm. Ich spüre, dass er mir nachschaut, aber er folgt mir nicht. Meine Lungen und Beine brennen, während ich hinaufsteige, doch ich werde von einer unbändigen Kraft getrieben. Ich renne weiter, bis ich die frische Luft des Tages rieche und das Licht der Sonne durch eine offene Tür scheinen sehe.

Mit letzter Kraft krieche ich ins Sonnenlicht und lasse mich auf den Teppich aus Tannennadeln auf die Lichtung fallen. Ich kann kaum noch atmen, und das liegt nicht nur an meinem wild klopfenden Herzen, dem schmerzenden Schlangenbiss und der Wunde in meinem Bauch. Alles schlägt über mir zusammen.

Finn hat mich verraten, ich habe Sebastian verraten, und all das schmerzt mehr, als ich ertragen kann.