KAPITEL

37

Noch nie waren die Sterne so hell und klar, der Nachthimmel noch nie so samtig schwarz. Kühle Nachtluft weht um meine Haut, streift meine Ohren und Wangen wie die leichtesten, süßesten Küsse.

Vor mir steht ein großer Mann mir breiten Schultern und dunklen Locken. Er hat mir den Rücken zugewandt und den Kopf in den Nacken gelegt, um die Sterne zu betrachten, als suche auch er in ihnen nach Antworten.

»Finn?«

Als er sich mir zuwendet, bin ich erneut von seiner Schönheit gefesselt. Die obersten Knöpfe seines schwarzen Hemds stehen offen, und seine weiche Lederhose ist so dunkel wie die Nacht hinter ihm. Wie aus weiter Ferne kommt mir der Gedanke, dass ich eigentlich nicht bei ihm sein sollte, aber ich kann mich nicht erinnern, aus welchem Grund …

»Ich glaube …« Ich schaue mich um. Um uns herum ist keine Landschaft, nur der endlose Nachthimmel. »Ist das echt?«

Mit den Fingern fahre ich über die scharfe Spitze meiner neuen Fae-Ohren. »Ich bin gestorben«, flüstere ich, als mir wieder alles einfällt.

»Gestorben und neu geboren. Du schläfst gerade. Die Verwandlung … sie ist niemals einfach, aber dein sterbliches Fleisch hat außergewöhnlich entschlossen dagegen angekämpft.«

Weil ich nie eine Fae sein wollte. Eine Reaktion auf den Bund. Sebastian hatte den Trank des Lebens schon vorbereitet, sodass er mich retten konnte, als der Bund meiner sterblichen Existenz ein Ende machte. Doch der Fluch bedeutet keine Gefahr für Sterbliche, die sich an Seelie binden. Wie konnte er also wissen, was geschehen würde? Beim Versuch, den Gedanken festzuhalten, entgleitet er mir und verliert sich in der unendlichen Dunkelheit.

Ich schaue an mir herunter. Ich trage noch immer das grüne Kleid, das Jas entworfen hat, aber unter meinen nackten Füßen ist nichts. Wir schweben zwischen den Sternen. »Das ist ein Traum.« Selbst wenn das Fehlen jeglicher Landschaft es nicht verraten hätte, hätte mir das klar sein müssen, weil ich nichts von der Wut verspüre, die ich Finn gegenüber empfinden sollte. Ich fühle mich … friedlich.

Finn nickt und streckt seine Schultern zurück, während er den Himmel betrachtet. »Ein Traum. Einer der besten, die ich seit Jahren hatte.«

»Ich will nicht zurück.« Ich beiße mir auf die Unterlippe. »Da ist so viel Schmerz.«

»Der Schmerz wird verschwunden sein, wenn du aufwachst.« Seine silbernen Augen sehen trauriger aus, als ich sie je gesehen habe. »Bist du jetzt glücklich?«

»Ich bin mir nicht sicher, ob ich weiß, wie man glücklich ist. Es ist so lange her, seit ich den Luxus hatte.«

»Jetzt hast du dein ganzes unsterbliches Leben, um es herauszufinden.«

Ich sehe mich in dem sternenklaren Nachthimmel um, der uns hier zu wiegen scheint – außerhalb der Realität, außerhalb der Zeit. Sogar meine Gedanken scheinen in diesem Moment zu schweben. »Was ist passiert, nachdem ich ohnmächtig geworden bin?«

»Als du meine Katakomben verlassen hast, habe ich Pretha gebeten, dich zurück in den Goldenen Palast zu bringen. Ich wusste, dass du nicht mit uns gehen würdest, aber ich konnte dich nicht allein und blutend im Land der Wilden Fae zurücklassen.«

Finn. Finn war derjenige, der mich in Sicherheit gebracht hat. Irgendwie überrascht mich das nicht. »Ich meine, was ist danach passiert?«

»Den Rest wirst du bald genug verstehen.«

»Noch mehr Geheimnisse«, sage ich, bin aber zu entspannt, als dass die Worte ärgerlich klingen könnten.

»Ich weiß, dass das nichts ändert, aber – es tut mir leid. Ich hätte nie erwartet …« Finn reibt sich unsicher den Nacken.

»Ich habe versucht, einen Ausweg zu finden. Auch nachdem der Schutz deiner Mutter seine Wirkung verloren hatte und ich wusste, wo ich dich finden kann, habe ich nach einer anderen Möglichkeit gesucht. Ich sah dich in einem Keller leben, sah dich arbeiten, bis deine Finger blutig waren, deine Schulden bezahlen und dich um deine Schwester kümmern. Ich habe wirklich verzweifelt nach einem anderen Weg gesucht. Mein Vater hat mich in eine unmögliche Lage gebracht, als er einem sterblichen Mädchen seine Krone gab.«

Ich denke über seine Worte nach. So habe ich das noch nie betrachtet. Finn musste an ein ganzes Reich denken … all diese Flüchtlinge. Die Kinder. »Hasst du ihn dafür?«

Seine Lippen verziehen sich zu einem Lächeln. »Das habe ich früher getan.« Sein Blick wandert zu mir. »Bevor ich dich getroffen habe.«

Wieder studiere ich die Sterne. »Ich dachte, ich hätte keine Hoffnung mehr und ich könnte an nichts mehr glauben, aber wenn ich an deine Leute und die Lager denke … dann habe ich Hoffnung. Und ich glaube immer noch, dass du ihnen helfen kannst.«

Beschämt schließt er diese hypnotisierend schönen silbernen Augen und senkt den Kopf. »Trotz allem, was ich dir angetan habe? Was ich davor getan habe?«

»Trotz alledem.« Seufzend lasse ich die Sterne für mich singen. »Mir gefällt es hier. Es erinnert mich an eine Geschichte, die meine Mutter immer erzählt hat, wenn sie nachts mit mir draußen war.« Etwas, das ich bis jetzt vergessen hatte.

»Was denn?«, fragt er. »Was hat sie gesagt?«

»Egal wie hoffnungslos ich mich fühle, es gibt immer noch ein bisschen mehr Hoffnung in mir. Egal, für wie ungläubig ich mich halte, es gibt immer noch etwas, woran ich glauben kann.« Als ich mich umdrehe, um ihn anzusehen, starrt er mich mit weichem Blick und leicht geöffnetem Mund an. »Für einen Unsterblichen mag das dumm klingen.«

»Gar nicht. Mögest du immer einen Stern haben, von dem du dir etwas wünschen kannst, Abriella. Und einen Grund, den Glauben nicht aufzugeben.« Er beginnt in der Dunkelheit zu verschwinden.

»Finn, warte.« Er materialisiert sich wieder vor mir und wartet schweigend. »Warum benutzt du deine Magie, um meine Träume zu besuchen? Ist der Preis dafür nicht zu hoch?«

»Ah – törichte Träume und schreckliche Albträume – dafür sind Unseelie doch wie geschaffen.« Sein Blick wandert über meine Gestalt – von meinen Augen zu meinen Schlüsselbeinen, über mein Kleid und zu meinen nackten Füßen, bevor er ihn auf meinem Handgelenk ruhen lässt. Ich folge seinem Blick. Meine Narbe ist verschwunden. Nicht weggezaubert, sondern endgültig fort. Ihr Fehlen ist ein Echo in meinem Geist. Denn es war überhaupt keine Narbe, sondern das Zeichen dessen, der die Unseelie-Krone trägt. »Jetzt, da der Fluch aufgehoben wurde, kostet es uns nichts mehr, aber es ist nicht meine Macht, die uns hierhergebracht hat. Ich benutze meine Magie gerade nicht.«

»Wie ist das dann möglich?«

»Du benutzt deine.« Dann verschwindet er, und der Traum löst sich auf.

***

»Der Heiler sagt, sie braucht Schlaf.«

Puzzlestücke tanzen einen Reigen in meinem Kopf, wirbeln herum und fügen sich zusammen. Antworten, die geradeso außerhalb meiner Reichweite liegen.

»Nun, natürlich, aber sie kann ja nach der Krönung weiterschlafen.«

»Der Prinz wird sie bei sich haben wollen.«

Der Prinz. Sebastian. Sebastian, der vor zwei Jahren plötzlich in meinem Leben aufgetaucht ist. Er zog ins Haus nebenan und hat mich schon mit seinem ersten Lächeln verzaubert. Sieben Jahre nach dem Verschwinden meiner Mutter. Beinahe auf den Tag genau.

»Dies sind die ersten Tage unserer neuen Zeit. Wenn sie seine Königin sein soll, dann muss sie an seiner Seite stehen.«

»Sie hat zu viel durchgemacht. Ich glaube nicht, dass sie schon bereit ist, aufzustehen. Der Trank hat seinen Tribut gefordert.«

Der Trank. Der Trank, den Sebastian bei sich hatte. Als hätte er gewusst, dass er ihn brauchen würde.

Ich spüre, dass hier eine Erkenntnis auf mich wartet. Wie ein Wort, das mir auf der Zunge liegt. Aber mein Bewusstsein gleitet mir durch die Finger, und damit auch die Antwort, die ganz knapp außerhalb meiner Reichweite liegt.

»Sie wacht auf. Schaut euch nur diese Augen an.«

»Prinzessin Abriella?« Jemand schüttelt sanft meinen Arm. »Prinzessin, Ihr müsst aufwachen. Wir müssen Euch für die Krönung vorbereiten.«

Mühsam öffne ich die Augen, setze mich auf und schaue mich im Zimmer um. Ich bin immer noch in Sebastians Gemächern, aber alles sieht ein bisschen anders aus als vorher. Leuchtender? Irgendwie … detaillierter?

»Oh, Prinz Ronan wird es gar nicht gefallen, dass er verpasst, wie sie die Welt zum ersten Mal mit ihren Fae-Augen sieht«, sagt Emmaline mit entzückter Piepsstimme. »Lasst ihn schnell hierherrufen.«

»Ihr seid eine wunderschöne Fae, Mylady«, sagt Tess. »Als wärt Ihr so geboren worden.«

Fae … ich bin … eine Fae?

Und da fällt mir alles wieder ein.

Die Wahl des Runensteins, unser Gelübde, das Sebastian und ich abgelegt haben, der zehrende Todesschmerz … Der Trank des Lebens.

»Es tut mir sehr leid, dass wir Euch hetzen müssen, Eure Hoheit, aber wenn Ihr noch rechtzeitig zu Prinz Ronans Krönungszeremonie kommen wollt, müssen wir Euch schnellstmöglich ins Bad bringen.«

Gestorben. Ich bin gestorben. Aber warum? Woher wusste Sebastian, dass ich so auf den Bund reagieren würde? Er wusste, dass der Bund mich umbringen würde. Er wusste, dass er mich zur Fae machen musste, wenn er mich nicht für immer verlieren wollte.

Eine Dienerin nimmt meine Hand und hilft mir aus dem Bett.

Ich schwanke auf Beinen, die sich mir fremd anfühlen.

Eine andere Zofe hält mir ein Kleid entgegen. »Ihr werdet an der Seite des neuen Königs wunderschön aussehen.«

Noch immer fühle ich mich ganz benebelt vom Trank des Lebens. Ihre Worte ergeben überhaupt keinen Sinn. »Des neuen Königs?«

Die Hofdamen lachen. »Prinz Ronan, Euer Sebastian, wird heute mit Eurer Hoheit an seiner Seite den Thron besteigen. Es gibt so viel Anlass zum Feiern.«

Ich schließe die Augen, als mich ihre Worte treffen. Finn hat in meinem Traum gesagt, der Fluch sei gebrochen. Die Königin ist gestorben und ich bin daran schuld.

Es ist zu viel.

Ich öffne meine Augen wieder – und zucke zurück. Emmaline und Tess sind nicht länger die Frauen, die ich kenne. Sie sind Fae, mit spitzen Ohren, leuchtender Haut und grünen Ranken-Tattoos auf den Armen. »Ihr seid gar keine Menschen?«

»Der Prinz hat uns verhüllt«, sagt Emmaline. »Damit Ihr Euch wohler mit uns fühlt.«

»Aber jetzt können wir Euch in unserer wahren Gestalt gegenübertreten«, fügt Tess hinzu. »Warum seht Ihr so traurig aus? Ihr werdet eine wundervolle Königin sein.«

»Und wunderschön«, nickt Emmaline.

Warum ich so traurig aussehe? Wieso sind sie so fröhlich? »Ist Königin Arya …« Ich zögere. »Verschieden, während ich geschlafen habe?«

Emmaline reißt die Augen auf, und sie und Tess wechseln einen langen Blick, bevor sie mich wieder ansieht. »Nein, nein, Mylady. Der Königin geht es gut. Prinz Ronan wird den Thron der Schatten besteigen.«

Ich taumele rückwärts, bis meine Beine gegen das Bett stoßen. Kopfschüttelnd sinke ich auf die Matratze zurück. Oberons Krone muss auf Sebastian übergegangen sein, als ich gestorben bin, aber … ich verstehe das nicht.

»Ich dachte, nur Unseelie könnten den Thron der Schatten besteigen?«

»So ist es, Mylady«, sagt Tess. »Und Sebastian trägt das Blut beider Königshäuser in sich, Seelie und Unseelie.«

Emmaline nickt. »Wir konnten nicht davon sprechen, bis er die Krone seines Vaters trug und damit den Fluch gebrochen hat, aber nun können wir endlich feiern, wer er ist.«

»Ein Freudentag«, sagt Emmaline, und alle anderen Dienstmädchen im Zimmer murmeln ihre Zustimmung.

Die Krone seines Vaters? Wut steigt in mir auf, noch während ich versuche, diese Information zu verarbeiten, die Puzzlestücke neu zu ordnen und zu begreifen, wie sie zusammengehören.

»Ich dachte, König Castan wäre der Vater des Prinzen.«

»König Castan, er ruhe in Frieden, hat den Prinzen großgezogen«, sagt eine Dienerin hinter Tess. Sie hat Hörner, und ihre großen blauen Augen leuchten wie der Sommerhimmel. »Aber Prinz Ronan ist von Oberons Geblüt. Unser Prinz wurde während der Sonnenfinsternis in der Menschenwelt gezeugt und vereint Tag und Nacht in sich. Hell und Dunkel. Er ist der neue König, dazu bestimmt, unsere Königreiche zu vereinen.«

Sebastian ist ein Unseelie.

Er ist ein Unseelie, und er wusste, dass ich sterben würde, wenn ich den Bund mit ihm schließe.

Er wusste, dass ich keine andere Wahl haben würde, als den Trank des Lebens zu trinken, obwohl ich nie eine Fae werden wollte.

»Eine Antwort auf all unsere Gebete«, sagt eine dritte Dienerin. »Er und seine Mutter haben lange und unermüdlich nach der Krone seines Vaters gesucht. Und dann hat er Euch gefunden.«

»Er …« Ich schlucke und denke an Sebastians gewispertes Versprechen. Ich schwöre, dass ich alles in meiner Macht Stehende tun werde, um dir ein gutes Leben zu ermöglichen. Um dich glücklich zu machen und dich zu beschützen.

Er hat mich belogen. Mich manipuliert. Er hat mich glauben gemacht, nur Finn wolle mich aus Eigennutz in einen Bund locken, hat mich glauben lassen, er wolle mich nur lieben und beschützen. »Er hat es gewusst.« Meine Worte sind scharf und bitter, aber sie können die Wut, die in meinem Blut kocht, nicht einmal ansatzweise ausdrücken.

»Wir konnten nicht davon sprechen, bis die Krone seines Vaters wieder zu ihm zurückgekehrt war«, sagt Tess. Die Freude auf ihrem Gesicht ist einem besorgten Ausdruck gewichen. »Soll … ich ihn zu Euch bringen?«

»Ihr solltet Euch jetzt anziehen«, sagt Emmaline. Sie geht vorsichtig auf mich zu und streckt die Hand aus, als sei ich ein verängstigtes Tier. »Nach der Krönung werdet Ihr den neuen König heiraten. Ihr werdet eine wunderschöne Braut und eine ehrenhafte Königin sein.«

Die Königin eines Fae, der urplötzlich in mein Leben getreten ist, nur knapp einen Monat nachdem der Schutzzauber meiner Mutter seine Wirkung verloren hatte. Eines Fae, der seit Jahren geplant hat, mir die Unseelie-Krone zu entlocken. Eines Fae, der meine Macht gestohlen und mich über seine belogen hat.

In meiner Brust zerbricht etwas, und die Dienerinnen schreien auf, als Dunkelheit sich über den Raum legt. Meine Dunkelheit.

Die Krone mag Sebastian bekommen haben, aber aus unerfindlichen Gründen gehört diese Macht – die Macht, die mit Oberons Leben, mit seiner Krone verbunden war – immer noch mir. Magie ist Leben. Leben ist Magie. Vielleicht hat Sebastian diese Kraft unwissentlich an mich gebunden, als er mir den Trank des Lebens eingeflößt hat.

Die Dienerinnen versuchen verzweifelt, Licht zu machen. Eine ruft nach den Wachposten auf dem Flur, aber ich bringe sie zum Schweigen, indem ich sie alle in Schatten einwickle.

Sie alle erwarten, dass ich mich hübsch mache und meinen Platz als seine Königin einnehme.

Doch ich bin nicht länger ein hübsches Ding, das sich manipulieren lässt. Ich bin die Dunkelheit, und die Macht, die durch meine Adern strömt, ist stärker als jemals zuvor. So ist es also, als Fae Zauberkräfte zu haben. Magie ist Leben.

Und jetzt, wo die Dunkelheit durch das Zimmer wirbelt und meine Schatten eins mit ihr werden, fühle ich mich so lebendig wie noch niemals zuvor.

Ich gehe an den in Panik geratenen Dienerinnen vorbei, an Wachen, die verzweifelt versuchen, Licht herbeizubeschwören. Ich passiere Riaan und die königliche Leibgarde, die versuchen, die Dunkelheit zu bannen. Ihre Magie versagt kläglich vor der meinen. Wut pulsiert in meinem Blut, verlangt nach Rache und Vergeltung.

Aber … da. Unter diesem Zorn spüre ich etwas anderes. Eine Emotion, die nicht mir gehört. Eine Spur von Panik, ein Band, das sich enger zieht und mir, eine Sekunde bevor ich ihn sehe, verrät, dass Sebastian gleich um die Ecke biegen wird. Er rennt den Flur entlang auf mich zu. In der Dunkelheit, in die ich den Palast getaucht habe, funkelt die Krone des Sternenlichts sichtbar auf seinem silberblonden Haar. Ich sehe ihn viel klarer als vorher, und ich starre auf die Tattoos auf seinem Hals und seiner Brust. Dutzende von Runen-Tattoos, die ich noch nie zuvor gesehen habe. Noch ein Trugzauber. Noch ein Weg, die Menschenfrau zu täuschen.

Dicht vor mir kommt er zum Stehen und dreht sich einmal um sich selbst. »Abriella.« Seine Panik summt in meinem Blut. Er kann mich spüren, aber er sieht mich nicht. Aber ich sehe ihn. Ich sehe ihn und ich spüre ihn. Ich bin Schatten und Dunkelheit, und stärker als das Mädchen, das er für diese Krone geopfert hat. »Hör auf damit, Brie. Lass die Dunkelheit los. Wir müssen reden.«

Aber er kann mich nicht zwingen aufzuhören. Schon gar nicht kann er mich davon abhalten, den Goldenen Palast hinter mir zu lassen, mit nichts außer meiner Dunkelheit und dem Verrat, der sich wie ein eisernes Band um mein unsterbliches Herz gelegt hat.