Tom spürte, wie er schwerelos wurde. Die Welt um ihn herum drehte sich und flimmerte in allen Regenbogenfarben, während das Portal ihn fortbrachte. Er hörte Storm nervös wiehern und Malvel wütend schimpfen.
Neben ihm schwebte Elenna. Es verging kaum ein Augenblick, bevor Tom am Ende des Tunnels aus blauem Licht König Hugos Palast sah. Mit Malvel im Schlepptau sauste er darauf zu und landete in der nächsten Sekunde im Hof des Schlosses. Der böse Magier stieß einen Wutschrei aus, als er begriff, wo sie sich befanden.
König Hugo und der gute Zauberer Aduro standen vor ihnen. Aduro hatte die Hände ausgestreckt, um sofort einen Zauberspruch anwenden zu können. Als sie Tom und Elenna erkannten, verschwand der besorgte Ausdruck auf ihren Gesichtern.
„Ihr seid es!“, rief der gute Magier und senkte die Hände. „Ich hatte befürchtet, dass etwas Böses nach Avantia kommen würde.“
„Das ist auch geschehen“, antwortete Tom grimmig. Er stieß Malvel vor König Hugo auf die Knie. „Aber er ist machtlos. Malvel hat seine Zauberkraft verloren.“
Der König und Aduro blickten schockiert und angewidert auf den bösen Zauberer herab.
Malvel spuckte verächtlich auf den Boden.
„Schwächlinge! Eines Tages werde ich mich rächen“, drohte er.
Tom beachtete ihn nicht. „Malvel muss für seine Taten in Avantia und Tavania bezahlen“, sagte er zum König.
König Hugo nickte. Aduro murmelte eine Beschwörungsformel. Brüllend vor Wut verwandelte sich Malvel erst in einen dunklen Schatten und verschwand dann.
„Ich habe ihn im Kerker eingeschlossen“, erklärte Aduro.
„Tom! Tom!“
Tom wirbelte herum. Sein Vater kam über den Hof auf ihn zugerannt.
„Es ist so schön, dich zu sehen“, sagte Taladon und packte Tom an den Schultern. Seine Augen leuchteten vor Freude und Erleichterung. „Seit wir Kayonia verlassen haben, wussten wir nicht, wo du bist. Nicht einmal Aduro konnte dich ausfindig machen.“
König Hugo nickte betrübt.
„Ich musste deiner Tante und deinem Onkel in Errinel mitteilen, dass wir dich vielleicht für immer verloren haben. Jetzt kann ich ihnen einen Boten mit der guten Nachricht schicken, dass du und Elenna unverletzt zurückgekehrt seid. Sie werden –“
König Hugo brach ab und runzelte die Stirn.
„Aber ihr seid nicht alle wieder da“, fuhr er fort. „Was ist mit Freya, Marc und Silver geschehen?“
Tom schluckte. „Malvel hat Marc getötet“, sagte er mit fast tonloser Stimme. „Freya und Silver haben es nicht zum Portal geschafft. Sie sind immer noch in Tavania.“
Während er sprach, vergrub Elenna das Gesicht in ihren Händen. Tom legte einen Arm um ihre Schultern, aber er wusste, dass das als Trost nicht reichte.
Taladon senkte kummervoll den Kopf, aber nur für einen kurzen Moment. Dann riss sich Avantias Herr der Biester zusammen und blickte Tom an. „Freya wird sich um Silver kümmern“, versicherte er. „Und eines Tages werden wir wieder alle vereint sein. Wir müssen daran glauben und stark bleiben.“
„Kommt ins Schloss“, lud König Hugo sie ein. „Ihr müsst euch ausruhen.“
Sie folgten dem König über den Hof zum Palasteingang. Tom drehte sich zu Elenna um. In ihren Augen standen Tränen.
„Taladon hat recht“, wisperte Tom. „Silver ist bei Freya in guten Händen. Ich bin mir sicher, dass wir sie wiedersehen werden.“
„Aber ich kann ihn doch nicht einfach dort lassen und vergessen“, wehrte sich Elenna. Sie blieb stehen und griff nach Toms Schulter, damit er sie direkt ansehen musste. „Was werden wir tun?“
„Wir holen Silver zurück. Und Freya. Vergiss nicht, dass ich meine Mutter verloren habe. Ich werde nicht eher ruhen, bis wir wieder alle zusammen sind.“
„Wann?“, flüsterte Elenna. „Wann wird das sein?“
„Tom? Elenna?“, rief König Hugo.
Aduro und er sahen aus dem Gang zu ihnen zurück.
„Bald“, versprach Tom seiner Freundin, als sie dem Herrscher von Avantia und dem guten Zauberer folgten. „Ich würde dich niemals im Stich lassen!“
Doch Tom hatte das Gefühl, dass Malvels böse Spiele noch nicht zu Ende waren.