Während Desoto und seine Offiziere am Erfolg der Expedition nicht zweifelten und den Schatz in Gedanken bereits ausgaben, dachte Cord Fenk an die Krankheiten, die sie in diesem unbekannten Land erwarteten: Typhus, Pest und Cholera, dazu die Lustseuche … Sie zogen aus mit bunten Wimpeln und kamen heim mit wunden … Fleckfieber, Schlafkrankheit, Tollwut und weiß der Geier was noch alles. Gebrechen und Entstellungen, die zu Wahnsinn oder Selbstmord führten. Aber waren es nicht immer mutige Forscher, die die Grenzen der Welt und die Abgründe des Aberglaubens überwunden haben? Sein Vater hatte die verschnürte Zwiebelwurst erfunden, die Groninger Mettwurst und die Zungensülze, aber Cord hatte Höheres im Sinn, er wollte sich als Forscher einen Namen machen. Er glaubte an die Wirkung von Aderlässen und Luftzufuhr. Seit er gesehen hatte, wie der Atem eines Schwindsüchtigen Fliegen tötete, war er überzeugt von seiner Idee des antimephitischen Respirators, der verseuchte Miasmen aus der Luft filtern und Kranke heilen würde.
Weniger Gedanken machten sich die Soldaten. Sie hatten mit den Mücken zu kämpfen, aßen gegrilltes Fleisch und tranken kubanischen Wein, der schwarz wie Pech war und nach abgestandener Melasse schmeckte. Eine ölig dicke Brühe, die nur schwach an Rioja oder Ribera erinnerte. Sie widmeten sich dem ernsten Geschäft der Nahrungsaufnahme und waren überzeugt, dass ihnen ein Höhenflug bevorstand. Wilde niedermachen, Gold einsammeln und zurück nach Spanien, das war ihr Plan. Dafür hatten sie ihr Haupthaar eingebüßt.
Es war eine Idee Rodrigos gewesen, und manche hassten diesen Knirps dafür, allen Soldaten das Haar zu scheren, damit sie die Erinnerung verloren. Während zwei Barbiere wie am Fließband Haare stutzten und Bärte abrasierten, war der Kleinwüchsige herummarschiert und hatte zynisch gefragt, ob man bereit wäre, die Strapazen zu ertragen, Müdigkeit, Langeweile, Heimweh, lange Märsche und vielleicht das Töten. Alle hatten genickt und Desoto Treue geschworen.
Jetzt strichen sie sich über Stoppelglatzen … Schleifpapier, fein … und genossen die Wärme des Lagerfeuers, das helle Streifen in die Nacht brannte. Alle waren unruhig, wussten, die Zeit des Prahlens war vorbei, nun ging es los.
Bastardo hatte den Geistesblitz gehabt, am Strand Sardinen hochzuhalten und zuzusehen, wie sich Seemöwen darauf stürzten. Er hatte Geld dafür kassiert, sich Fische in den Mund zu stecken und von Vögeln herauspicken zu lassen. Dabei blieb es nicht. Bald steckte er sich Sardinen in die Ohren, unter die Achseln, ja, sogar in den Popo. Die Männer johlten, wenn die Möwen im Sturzflug auf ihn zuschossen und sich die Fischlein schnappten. Damit war nun Schluss.
Castro spülte Därme und warf sie auf den Rost.
— Ziemlich zäh, beschwerte sich Ruben, der geschoren an ein altes angelsächsisches Baby erinnerte.
— Denk dir, es wäre Tintenfisch. Plim kaute an einem Stück Darm und war zufrieden. Der kühle Abendwind strich um sein rasiertes Haupt, und in der Ferne zuckte ein Wetterleuchten.
Müggenpflug lobte die Geradlinigkeit der Deutschen:
— Mir san kane Hennafidla. Mir ham Alleen im Köpfle.
Quigley, der seine Gastwirtschaft aufgegeben hatte, um mit Desoto Florida zu erobern, lud Soldaten zu unsinnigen Wetten ein: Morgen werden sieben Hähne krähen.
— Wie kann man nur eine gutgehende Wirtschaft verlassen? Ruben pulte im Ohr. Im Wind stehen und Segel streichen?
— Was gebe ich auf, Kupfermann? Hier gibt es keine Gurken für den Sundowner. Fis is fe hell! Der Engländer machte eine abfällige Geste. Einen Verschlag mit morschen Möbeln, einen zugewucherten Garten. Wenn man nicht aufpasst, hat man wilde Tiere im Haus. Und dann der Dreck. Sehen Sie sich um, mein Herr. Auf Kuba fehlt die Ordnung. Der Kubaner neigt zur Schlampigkeit.
— Wollen Sie zurück nach England?
— Um Gottes Willen. Nein. Quigley erhob sich, ging ein paar Schritte und überlegte, ob seine Entscheidung klug war. War er nicht zu alt für monatelange Märsche? Seine letzten Zähne würden ausfallen, und wer weiß, ob die wilden Weiber besser waren als seine Kathy, die ihm zwar das Leben zur Hölle machte, widersprach, wenn sie widersprechen konnte, aber trotzdem seine Frau war.
Havanna war ein Kaff, lag man aber in der Hängematte und hörte dem Rauschen der Wellen und dem Schnattern der Papageien zu, hatte es etwas Paradiesisches. Dazu die Schenke, die Quigley mal »Zur Moorleiche«, dann wieder »Zur Hühnerlosung« oder »Paradiesbucht« nannte. Und das wollte er verlassen? Ja, der Herr!
Er gab auf, wovon Ruben träumte: ein Strandhäuschen unter Kokospalmen, eine erträgliche Frau … einen Ort, wo es nichts zu tun gab, als Früchte vom Boden zu klauben, Fischern ihren Fang abzukaufen, Strandhunden beim Herumtollen zuzusehen und mit einer Flasche Branntwein unterm Sternenhimmel über das Leben nachzudenken, Ewigkeit zu empfinden. Quigley träumte von exotischen Drinks, die er Blutige Maria, Schraubenzieher oder Sex am Strand nennen wollte.
Ruben wollte lieber hören, wie es Elias gelungen war, aus Algier zu fliehen.
— Du erinnerst dich an Bab Azoun?
— Das Tor mit den Eisenhaken … Mit neununddreißig anderen Sklaven hat man dich über die Planke gejagt.
— So gleichgültig, wie man Orangenschalen wegwirft. Alle wurden aufgespießt. Nur ich nicht. Gott muss sich gedacht haben, nun ist es Zeit, dem armen Plim zu helfen.
— Das soll ich glauben?
Auch wir wissen nicht, ob Elias’ Geschichte der Wahrheit entspricht. Manches klingt unglaubwürdig, allerdings waren wir dabei, als man ihn auf der Tür im Ozean entdeckte. Doch hören wir, wie es am Tag der Haken weiterging.
— Ich muss so glücklich auf andere Sklaven gefallen sein, sagte Plim, dass ich das unverletzt überstanden habe. Die Besinnungslosigkeit hat mir eine kleine Frist gegönnt. Als ich zu mir kam, war alles schwarz, aber bald wurde klar, dass das, was ich lieber für einen Traum gehalten hätte, real war. Ich hörte hektisches Geschrei. Man suchte mich. Ich atmete flach und tastete umher, kein Zweifel, ich war umgeben von … Frauenbeinen, schlanken Fesseln.
— Unter einem Weiberkittel? Da lernst du, was es heißt, ein Mann zu sein. Ruben nahm ein Stück gegrillten Darm, steckte seine Zunge durch und grinste. Oder hat es dort gemodert und war alles voller Spinnweben?
— Sie hieß Anisa Anis, war die Schwester eines Piratenkapitäns, verstoßene Lieblingsfrau des Sultans, und, Elias blickte in den Himmel: hat mich gerettet.
— Eine Odaliske?
— Nachdem der Sultan ihrer überdrüssig geworden war, hätte sie ein Eunuch ermorden sollen. Der Verschnittene wurde von ihr behext und ließ sie frei. Sie war eine Zauberin.
— Moment, Monsieur. Du bist diese Mauer mit den Haken hinabgestürzt und unter einem Weiberkittel gelandet? Zu den Beinen einer Zauberin? Klingt nach dickem Seemannsgarn.
— Anisa Anis war eine Unberührbare, zeigte in der Öffentlichkeit ihr Gesicht nicht und lebte im Haus ihres Bruders, der sich auf hoher See herumtrieb. Nach Einbruch der Dunkelheit, als das Wimmern und Stöhnen versiegte, sich alle an den aufgespießten Sklaven sattgesehen hatten, hat sie mich zu sich geführt. Ich sei ein ernster Junge, sagte sie, und das sei etwas Gutes. Ihr Haus in der Medina war prächtig. Mich hat sie in einen Ziegenstall gesperrt, und ich, der ich noch nie eine nackte Frau gesehen hatte, von der Liebe wusste, ohne sie zu kennen … musste ihr gefügig sein.
— Du bist mit ihr in See gestochen?
— Ich habe sie in See gestochen! Nachdem die erste Probebohrung erfolgreich war, musste ich ständig …
— Tauchgänge unternehmen? Und da bist du geflohen? Heilige Makrele. So ein Schiff verlässt man nicht. Ruben grinste. Du musst verrückt sein.
— Diese Hexe war unersättlich. Mit ihren orientalischen Augen … blauen Wimpern und nusssaftschwarzen Brauen … glotzte sie mich an, als hätte sie noch nie einen Mann gesehen, dann formten ihre weichen Lippen spöttische Sätze, und sie sagte, ich sei ihr Dschinn. Sie hatte gekräuseltes Haar, schwarz wie Lakritze, einen kleinen Mund, ein leicht vorgezogenes Kinn und bemalte Hände.
— Und ihre Figur? Ruben räusperte sich und neigte seinen rasierten Schädel erwartungsvoll zur Seite.
— Anfangs gefiel sie mir, dann sah ich Fältchen, die Brüste waren Fladen und ihr Hinterteil eine große, leblose Masse. Eine Frau in besseren Jahren.
— Und da bist du abgehauen, Monsieur Plim? Bei steifer Brise muss man hart am Wind segeln. Ruben rülpste diskret in seine Faust.
— Anisa Anis war mit allem unzufrieden. Wenn sie nicht gerade vom Opium berauscht war, keifte sie. Die Hähne krähten ihr zu laut, der Couscous war zu klebrig, die Datteln zu süß, der Himmel zu blau … Immer fand sie etwas zu bekritteln. Und dann die Hexenkunst. Wenn ihr eine Zauberei gelang, trieb es ihr Tränen in die Augen, doch wehe, es ging etwas daneben. Das Unangenehmste aber war ihr Faible.
— Was?
— Sie liebte es, ihr Schlafzimmer in eine Bühne zu verwandeln. Es gab nur einen Aufzug, nur einen Akt mit zwei Akteuren. Anisa Anis bestand darauf, einen Esel aus mir zu machen.
— Auch Jesus ist auf einem Esel eingezogen in Jerusalem. Das erinnert mich an etwas … Eselsohren … Meister Zettel … nein, Lucius.
— Sie hatte für mich eine Eselsmaske — das Ding stank, war eng und die Sehschlitze so klein, dass ich kaum sah. Außerdem musste ich eine Jacke tragen aus Eselsfell, Fäustlinge mit Hufen und manchmal einen Futtersack. So haben wir uns, wie man sagt, erkannt. Die orientalische Prinzessin und der Esel! Für sie war ich Daddschāl, der muslimische Antichrist. Indem sie sich mit dem Bösen paarte, bekam sie Zauberkraft. Sie war verrückt … Besondere Lust bereitete es ihr, wenn ich brunftig brüllte. Elias brachte einen kehligen Laut hervor — so laut, dass sich Ruben, der gerade Brot über den Rost gestrichen hatte, um das Fett aufzusaugen, vor Lachen fast verschluckte.
— Das heißt man Eselsbrücke.
— Sie liebte es bis zum Wahnsinn, zitterte vor Entzücken, konnte nicht genug bekommen, machte Geräusche, die sich anhörten, als ob eine Maultierherde über einen Hirten herfällt. »Ja, Daddschāl, verführe mich, bring alles Schlimme und die Endzeit über mich … zeig mir die Wahrheit des Bösen, die Verkommenheit.« Einmal geschah es, wir waren gerade mit der Eselei zugange, dass im Nachbarhaus Feuer ausbrach. Sie hatte sich in meinem zünftigen Iah-Iah hochgejubelt, und von draußen klang: »Es brennt! Es brennt!« Ich sah den Lichterschein und roch den Rauch. Alle rannten auf die Straße, auch ich wollte hinaus, doch die Verrückte hielt mich fest und lachte. »Du bleibst da! Verbrenne mich!« Endlich gelang es mir, mich loszureißen. Sie hing an meiner Felljacke, riss sie mir vom Leib. Es kam zu einem Kampf, bei dem sie mir die Fäustlinge abnahm. Nur mit dem Eselskopf bekleidet lief ich hinaus, mitten in die Löscharbeiten. Ich muss ausgesehen haben wie eine mythologische Figur aus dem alten Griechenland — ein umgekehrter Zentaur … Die algerische Bürgerschaft zeigte sich angemessen aufgebracht: Frauen kreischten, Kinder plärrten. Man hielt mich für einen Dämon, einen Teufel aus der Hölle … gekommen, sie zu holen. Ich konnte kaum was sehen, hörte Schreie und ahnte, dass Krummsäbel gezogen wurden, man kurz davor war, mich zu filetieren. Ich würde als Salami enden oder als Eselwurst. Da erschien Anisa im Aufzug einer orientalischen Prinzessin. Aber was war mit ihrem Kopf? Ein Ziegenhaupt! Wie bei der Königin von Saba, nur umgekehrt.
— Ja seht ihr nicht, ihr dummen Leute, wer das ist? Daddschāl, Meister der Täuschung, Prophet des Endes dieser Welt! Flieht, so schnell ihr könnt. Der Untergang ist nah.
— Ihaha. Ruben juchzte.
— Die Menge hielt inne, und einen Moment lag war nicht klar, ob sie sich auf uns stürzen oder davonlaufen würde.
Da, ausgerechnet jetzt, am Höhepunkt von Plims Geschichte, war Tumult zu hören, alle drehten sich um und sahen, Bastardo … dieser Esel … hatte einen Jungen an der Kehle gepackt und fluchte, als hätte er die Absicht, ihn ins Jenseits zu befördern. Es war der Knabe mit der Beinprothese, Jonas.
— Scheißkerl, brüllte der Gauner. Ich wollte seine Karten sehen, und der fulminante Krüppel tritt mir mit seinem Holzhaxen in den Schritt. Er war knapp davor, den Jungen zu erwürgen. Dem traten die Augen aus den Höhlen, und hätten sie die Fähigkeit gehabt zu sprechen, sie hätten »Warum tut denn niemand etwas?« gekrächzt. Da ging Ruben dazwischen … »Schluss mit der Eselei!« …, stieß Bastardo zu Boden und drückte sein Gesicht in den Staub, bis die Lippen spitz wurden wie ein mit Hämorrhoiden garnierter Hühnerarsch.
— Willst du tanzen? Soll ich dich kalfatern?
— Was mischst du dich ein, du rothaariger Bär? Ciquecento wollte seinem Kumpan zu Hilfe kommen, trommelte gegen Rubens Rücken, doch der Hüne ließ sich nicht irritieren, wischte ihn weg wie Fliegen. Die beiden Gauner … was kroch da hinterhältig über ihre Lippen? Ein schmieriges Grinsen! … beteuerten ihre Unschuld, schlichen kratzfüßig davon.
Elias kümmerte sich um den Jungen, dessen Körper aus nichts als Knochen und Kanten zu bestehen schien.
— Mein Freund ist unheimlich stark, der kann einen mit der bloßen Hand erwürgen. Hatte er Ruben wirklich Freund genannt? Ja, seit sie bei der Truppe waren, hatte er aufgehört, Elias herumzukommandieren.
Jonas stand die Angst in den Augen, er zitterte, trotzdem stieß er Elias weg. Gefühle zur Schau zu stellen, das hatte er gelernt, galt als unmännlich.
— Was ist hier los? Eine Prügelei? Nero stand breitbeinig da. In seiner Phantasieuniform sah er aus wie ein Faschingsprinz. Du da, deutete er auf Elias, zwei Wochen Latrinendienst. Ramses bellte.
— Aber ich wollte nur helfen, ich …
— Interessiert nicht. Der Hauptmann streichelte den Hund und schritt davon.
— Latrinendienst? Ach du Scheiße.
— Ich helfe dir, verkündete Jonas so bestimmt, dass in Plim ein warmes Gefühl hochstieg.
— Worum ging es mit Bastardo, wollte Ruben wissen.
— Um Kleinigkeiten. Jonas winkte ab.
— Kleinigkeiten? Elias blickte Jonas in die Augen, die entschlossen, ernst und trotzig waren. Florida wird keine Kleinigkeit. Willst du wirklich mit? Glaubst du nicht, dein Fuß …
Jonas nickte.
— Wenn er sich von Bord stürzen will, ist ihm nicht zu helfen. Ruben knackste mit den Fingern.
— Du hast gesehen, was passieren kann.
— Ich weiß, was ich tue. Jonas wollte nicht zugeben, dass er sich von Bastardo und Cinquecento hatte überreden lassen, sie nachts zur San Cristóbal zu rudern. Sie hatten etwas von einem lustigen Streich erzählt. Tatsächlich packten sie beim Schiffsrumpf einen Handbohrer aus und begannen an der Wasserlinie ein Loch ins Holz zu treiben. Es war Nacht, gottbetretene Stille, doch die Aktion blieb nicht unbemerkt. Als sie Stimmen hörten, sprangen sie ins Wasser und schwammen zurück, wobei sie fast ertrunken wären.
Löcher im Schiff? Das war auf Bastardos Mist gewachsen. Unbemerkt würde sich der Kielraum füllen, und bis die Besatzung etwas mitbekam, wäre so viel Wasser eingedrungen, so sein genialer Plan, dass man die Ladung würde löschen müssen. Damit käme die Glocke an Land, und der Rest wäre ein Kinderspiel. Hatte nicht funktioniert. Auf die Schliche war man ihnen nicht gekommen, hatte stattdessen den Hausindianer der Gouverneurin festgenommen, der, warum auch immer, in ihrem Boot aufgegriffen worden war.
Man warf Julius Cäsar vor, er hätte die Expedition zum Kentern bringen wollen. Der störrische Indianer … was ist bei dem aus dem Ruder gelaufen? … verteidigte sich nicht. Stoisch ließ er alle Demütigungen über sich ergehen. Wenn er etwas sagte, sprach er von einem Jaguar und einem alten Ort. Erst als Isabella erfuhr, dass ihr Leibsklave eine Perlenkette bei sich gehabt hatte, sorgte sie für seine Freilassung. War er ihretwegen zur San Cristóbal gerudert, um die Kette zu holen? Aber warum bohrte er Löcher in Schiffsrümpfe?
Gegen Ende April passierte noch etwas Merkwürdiges. Eine Karavelle geriet vor der Küste in einen Tropensturm. Der Besatzung gelang es, das havarierte Schiff in den Hafen Havannas zu retten. Niemand wusste, woher es kam und wohin es wollte. Niemand durfte während der Reparaturarbeiten mit der Mannschaft sprechen, die ihrerseits das Schiff auch nicht verließ. Einzig ihr Kapitän, von dem man munkelte, es sei Ponce de León, wurde an Land gebracht und im Gouverneurspalast gesehen.
— Ponce de León, der Entdecker Floridas? Der ist doch tot!
Die Gerüchteküche brodelte. Es hieß, dieser ominöse Kapitän und Desoto wären bei einem Notar gewesen. Hafenarbeiter erzählten von vergrabenen Kisten … dass ihnen dieser Kapitän unheimlich vorgekommen sei … von Hörnern und einem Pferdefuß war die Rede … Es klang nach Teufelspakt.