Seit einem halben Jahr war die Expedition nun unterwegs und hatte nicht die geringsten Schätze entdeckt. Alles, was zum Vorschein kam, waren versteckte Eigenschaften: Stummel entpuppte sich als boshafter Intrigant, bei Desoto kam zum Stolz die Eifersucht hinzu, Nero wurde eitler, Añasco kälter, patriotischer, und Moskito hatte seinen Alkoholkonsum kaum noch im Griff. Die Leute waren entkräftet, und ihre Laune verschlechterte sich täglich. Blasen an den Füßen, verfilztes Haar, und unter ihren Fingernägeln war die Erde dieses schrecklichen Landes. Oberhalb der Hüftknochen scheuerten die Rucksäcke, und einige spürten vom vielen Gehen kaum noch den Boden unter ihren Füßen. Überall waren Schlangen, Skorpione, hinterhältige Indianer. Selbst in Birkenwäldern erinnerten die Risse in den Baumrinden an Augen, hunderte, nein, tausende, die sie unablässig anstarrten, ihnen das Gefühl gaben, unter Beobachtung zu stehen.
— Was mache ich hier, murmelte Elias. Immer öfter schnürte ihm etwas die Kehle zu. Er war einer Wildnis ausgesetzt, die fremd und unwirklich erschien. Genauso gut hätten sie auf dem Mond spazieren können.
— Du musst an etwas Schönes denken, sonst wird dein Geist kalfatert. Was wirst du mit dem Gold machen? Ich weiß es. Einen Hafen werde ich mir suchen und vor Anker gehen, ein Strandhaus, eine Frau … Heilige Makrele! Rubens Augen glänzten.
— Und wenn wir hier nichts finden? Wenn es gar kein Goldland gibt?
— Dann gehe ich zu Filiberta Budenholzer und sag, ich bin ihr Filibertus. Auch du solltest nachhause gehen.
— Nachhause? Mein Vater würde mich umbringen. Gut, ich könnte sagen, dass man mich bestohlen und verschleppt hat. Oder ich erzähle von einer geheimen Mission?
— Oder die Wahrheit? Wie wäre es damit?
— Und du, Ruben? Wie bist du auf dem Piratenschiff gelandet?
— Seit meinem achten Jahr fahre ich zur See. Handelsschiffe, Fischkutter. Irgendwann hatten wir ein solches Schwein von Kapitän — Peitschen, Kielholen, das ganze Programm, dass es zu einer Meuterei gekommen ist. Von da an gab es kein Zurück mehr.
Manche schnitzten aus Knochen Schachfiguren, andere knabberten an getrockneten Schweineohren. Francisca versorgte die Verwundeten, Cord experimentierte mit Luftzufuhr, und die Ratte und der Aal verkauften Glücksbringer, die angeblich unverwundbar machten. Humbug! Aber irgendwie mussten sie sich Ersatz für ihren Notgroschen beschaffen. Andere begannen, die Expedition infrage zu stellen, wollten lieber umkehren, als sich weiter in diesen Wäldern herumzutreiben, wo sie nichts als der Tod erwartete. Ein Murren und Lamentieren ging durch die Truppe. Nur Jonas nahm alles gelassen, pfiff Lieder und sprach mit seinem Stummbein.
— Desoto hat uns verraten. Wir müssen ihn loswerden. Er ist so nachdenklich … Rodrigo spannte weiter sein Intrigennetz. Der Feldherr hat die Welt glauben gemacht, er sei ein großer Eroberer, dabei ist er ein verwirrter Scharlatan. Andere widersprachen.
— Das ist nicht wahr. Er ist willensstark, und ich sterbe für ihn, ohne zu zögern.
— Ich sterbe als Erster für ihn. Stummel machte einen Schwenk um hundertachtzig Grad. Ich wollte euch nur testen. Der Kleinwüchsige trommelte sich auf die Brust und gab sich arglos.
Müdigkeit und Anstrengung hatten tiefe Falten in die bärtigen Gesichter gegraben. Dies war nicht das Paradies, es war die Hölle! Auch die Träger aus Casqui waren am Ende, manche befreiten sich und stürzten sich in einen Fluss. Die Hunde bellten, weigerten sich aber, hinterherzuspringen. Alligatoren! Selbst die prallen Hundehoden schienen da zu schrumpfen. Einer, der es wagte, wurde von einem Reptil gepackt, auf die Wasseroberfläche geschlagen, weichgeklopft wie ein Oktopus, verschlungen.
Warum geschah den Indianern nichts? Was war dran an den Geschichten, die man erzählte? Gab es tatsächlich Medizinmänner, die sich mit Tiergeistern vereinigten? Traumpfade und mystische Erlebnisse? Spirituelle Paarungen mit Krokodilen? Desoto murmelte nur »Isabella, verzeih mir, dass ich dich vernachlässigt habe«. Dabei küsste er den kleinen Mund der Indianerin, die sexuell so versiert war wie alle Liebesdienerinnen Babylons zusammen. Ferdinand war jedes Mal so überrascht wie vom Frühling nach einem harten Winter, konnte nicht glauben, dass plötzlich etwas spross und blühte, aus morschem Holz Säfte schossen, Knospen trieben … Aber jetzt war keine Zeit dafür.
Damit nicht noch mehr flohen, ließ er die Träger in feste Ketten legen. Im Namen des Papstes und seiner allerkatholischsten Majestät Karl des Fünften. Einige hielten nichts davon, wetzten nachts das Eisen an Steinen durch, verschwanden.
Von Tülolee kamen Botschaften, die zeigten, was er von den Gästen hielt: Pfeile und Speere. Die meisten prallten an den Rüstungen ab, aber ein paar durchbohrten Hände, Füße, Gesichter. Auch Soldaten, die Früchte sammelten oder an abseitigen Stellen ihr Geschäft verrichteten, sah man oft erst gevierteilt und in Bäumen hängend wieder.
— Unfreundliche Gegend! So wird das nichts mit dem Tourismus.
— Was ist eigentlich dran am Kannibalismus der Indianer? Cord blicke Ortiz fragend an. Du hast bei ihnen gelebt. Stimmt, was man erzählt? Essen sie Menschenfleisch?
— Davon weiß ich nichts. Ortiz’ Lachen klang gezwungen, und Cord war sich sicher, dass er log.
So ging es weiter Tag für Tag. Tck, tck, tck. An der Spitze des Zugs ritten die Dragoner von Añasco. Dahinter die leichte Reiterei, gefolgt von Nero, Nuño und den anderen Hauptleuten. Mittendrin Desoto mit der stummen Indianerin im Rücken. Dann kamen Arkebusiere und Armbrustschützen, Träger und Sklaven, die Hunde an Ketten führten, schließlich Schweine und Kanonen ziehende Maultiere.
Für das Lager musste im Umkreis von fünfzig Schritten das Gebüsch niedergeschlagen werden. Sechzig Zelte bildeten einen Halbkreis, und an der offenen Seite wurde ein Feuer gemacht, mit dessen Glut Castros Mannschaft Mahlzeiten bereitete — Eintöpfe mit Bohnen, Mais, Maniok und etwas Fleisch. Dazu Fladen. Die »Suppe des Augenblicks« hieß Roter Pfeffer, Blutige Tomate oder Falsches Huhn.
Ruben verlangte Kuchen, doch den gab es nicht.
Einmal grillte Castro ein Laibchen aus fein gehacktem Fleisch, legte es auf eine Maisflade, gab Zwiebelringe darauf, dazu eine Tomatensauce, Gurken. Fehlen nur noch Sesamkörner.
— Ich werde das Burgunder nennen.
— Wird sich nie durchsetzen.
— Wenn man frittierte Kartoffelstäbchen dazu serviert und es Bremer oder Rotterdamer nennt?
— Wenn das in Mode kommt, ist alles aus.
Ein Viertel der nach Lagerfeuer, Schweiß und Alkohol riechenden Mannschaft stand ständig Wache. Schlief einer ein, wurde er ausgepeitscht. Disziplin! Zwanzig, fünfundzwanzig Kilometer kam die Expedition täglich voran. Die Vorhut begann schon mit dem Bau des Nachtlagers, zumindest kam es einem so vor, wenn die Nachhut noch mit der Räumung des alten beschäftigt war. Der Wald war feindlich, unberechenbar. Manchmal stieß man auf glosende Feuerstellen, und einmal überraschte man Indianer, die gerade Kinderköpfe mit feuchter Erde einrieben, um sie mit Muschelschalen zu scheren.
— Macht sie nieder, brüllten welche. Desoto hielt sie zurück.
— Wir sind keine Barbaren! Der Feldherr verglich die Frauen mit Isabella. Keine einzige war so schön wie sie.
Das Gehen schien sie zu isolieren. Jeder vergrub sich Schritt für Schritt in seine Einsamkeit. Elias kam es vor, als wären sie alle lebendig begraben in diesen Gedanken an das Goldland, völlig zurückgezogen, oft nicht einmal mehr in der Lage, die Gespräche der Nebenleute zu verstehen. Dazu das ewige Marschieren. Tck, tck, tck. Die immer gleichen Gedanken-Trampelpfade, Ideen, Sätze, die sich mit jedem Schritt verfestigten. Manchmal spielten sie Ich-packe-meinen-Koffer-und-nehme-mit … eine wollene Unterhose, ein Bild von Karl dem Fünften, eine Haarlocke meiner Tante Caroline … aber mehr als sechzehn, achtzehn Dinge konnte Plim sich selten merken. Seine Aufnahmefähigkeit war begrenzt — für das Spiel genauso wie für die Landschaft.
Abends war er unterkühlt und tagsüber rieben Blasen an den Füßen. Er hatte das Gefühl, der Staub der Wege würde sich in seinen Poren einnisten und Pickel ausbrüten. Staub in den Ohren, Nasenlöchern, Augenwinkeln, ja, sogar im Mund, fast wie in Algerien, während das die indianischen Träger, viele waren nicht übrig, nicht zu stören schien. Er träumte von den Kuchen seiner Mutter, von kandierten Orangenspalten … Das trieb ihm Tränen in die Augen. Schritt für Schritt. Tck, tck, tck.
Die nächsten Flüsse waren seichter. Jetzt reichte ein notdürftig zusammengezimmertes Floß für die Lasten, während die Soldaten, wenn sie sich an den Zaumzeugen und Sattelgurten der Pferde festhielten, sicher hinüberkamen. Nass bis auf die Knochen wurden sie trotzdem, und am nächsten Tag liefen ihre Nasen.
Trotz aller Flüsse, Stromschnellen und Sümpfe hörten die Überfälle nicht auf. Plötzlich verwendete die feindliche Guerilla Pfeile aus gehärtetem Schilfrohr. Die drangen durch Kettenhemden und rissen Rüstungen auf. Innerhalb von drei Wochen hatte man neunzehn Tote und zahlreiche Verletzte, die von Cord Fenk und Francisca behandelt wurden. Der Wurstmachersohn sprach von den vier Säften: Blut, Phlegma, schwarze und gelbe Galle, erzielte aber mit seiner Phlebotomie weniger Erfolge als Franciscas Wickel. Die hoffnungslosen Fälle wurden den Indianern überlassen, die mit qualmenden Zweigen hantierten, den Verwundeten Rauch ins Gesicht bliesen und jammernde Litaneien anstimmten. Aber seltsam, einige erholten sich sogar nach dieser der damaligen Schulmedizin völlig zuwiderlaufenden Methode. Cord Fenk führte sich auf wie der Herrgott persönlich, sprach vom hippokratischen Eid … wie alle Ärzte mit kehlig tiefer Stimme …, setzte Blutegel an, zapfte Blut ab, fächerte Frischluft zu, und hatte kaum Erfolg. Anders Francisca, sie verwendete Salben von der Konsistenz eines Pinienkern-Pestos und Hundefett, von dem sie gelegentlich auch naschte. Aber Rauch, der die Verwundeten derart husten ließ, dass sie fast erstickten?
— Scharlatanerie! Cord war irritiert. Sollten die Vorlesungen in Salamanca umsonst gewesen sein? War am Ende das Getue der Wilden genauso wirksam wie die an Universitäten gelehrte Heilkunst? Nein, bald würde er seinen antimephitischen Respirator bauen und das Gegenteil beweisen. Er hatte schon mit Handwerkern gesprochen, aber solange das Problem mit dem Schlauch nicht gelöst war und er sich weigerte, Tierdärme zu verwenden, war eine Realisierung nicht in Sicht.
Endlich lichtete sich der Wald, wich einer sandigen Steppe mit Sträuchern und hohen Gräsern. Nun gab es keine Überfälle mehr. Abends saßen kreischende Papageien in den Bäumen, und morgens sah man am diesigen Horizont weidende Rehe. Man fand strohgedeckte Vorratshäuser — bis oben hin mit Bohnen, Maiskolben und getrockneten Fischen gefüllt. Ein Glück, weil der Proviant bereits zur Neige ging.
Unvermittelt wurde es kälter. In der Dämmerung saß man dickvermummt am Feuer, und nachts sah man in den Himmel — sogar die Sterne schienen zu frösteln, sie zogen sich zusammen. Die kalte Jahreszeit begann mit Regen und Überschwemmungen, die den Boden in eine sumpfige Landschaft verwandelten, was bei jedem Schritt ein schmatzendes Geräusch ergab … kein tck, tck, tck mehr, sondern schmmtsch, schmmtsch, schmmtsch … Stiefel und Pferdehufe waren voller Lehm. Dazu Verkühlungen, Niesen und Husten, Rotzen, Räuspern und verkrustete Nasenlöcher. Als das Weitermarschieren zäher wurde, selbst Tiere im Schlamm ausrutschten und bereits kleinste Steigungen ein Problem darstellten, beschloss der große Eroberer, das Winterlager aufzuschlagen.
Der Himmel war nun bleiern, und Regen wurde in all seinen Möglichkeiten durchdekliniert. Trotzdem hob man Gräben aus, fällte Bäume und härtete ihre zugespitzten Enden im Feuer, um Palisaden zu errichten. Geübte Hände waren da am Werk. Dennoch stand das Wasser vor den Zelten knöcheltief — wie in den Sklavenbehausungen Algeriens. Alle waren damit beschäftigt, die Vorräte und Waffen trocken zu halten, den Pferden und Hunden Dreck von den Füßen zu wischen. Nun glaubte niemand mehr, zum Höchsten und Besten zu gehören, was die Erde jemals hervorgebracht hatte, im Gegenteil, sie kamen sich vor wie Kanalarbeiter in Venedig, Schlammwürmer. Wir sind die Moorsoldaten und ziehen mit dem Spaten …
— Kein Regen mehr, skandierten manche Richtung Himmel. Kein Regen mehr. No rain! Aber es nützte nichts, der Himmel war unerbittlich. Es war, als hätte Gott zu viel getrunken. Regen ohne Unterbrechung. Als wollte das Wetter alles auf einmal erledigen. Heute kann man in den USA, wenn Gott eine Harnwegsentzündung hat, bei Walmart anrufen, damit die ihren Lkw-Fuhrpark mobilisieren, Planen, Decken, frisches Wasser bringen. Aber damals? Regen ohne Unterlass. No rain!
— Gott ist traurig, sagte Juan. Wir erleben eine Sintflut.
— So? Cord lächelte. Die biblische Sintflut ist schon aus physikalischen Gründen fragwürdig. Bei einer angenommenen Niederschlagsmenge von … sagen wir, einem Zoll pro Stunde, die nur bei Starkregen erreicht wird, hätte Noah zwanzig Jahre warten müssen, bis die höchsten Berge Palästinas unter Wasser standen. Selbst auf dem Ölberg Jerusalems wäre erst nach fünf Jahren Dauerregen Land unter gewesen.
— Ungläubiger! Juan strich sich Wasser aus der Stirn. Das ist Ketzerei!
— Ich glaube an Vernunft und Logik, nicht an die Bibel. Wenn Adams Geschichte wahr wäre, müssten Männer an der Brust vernarbt sein. Was haben wir? Eine Naht am Sack! Was war 1524, als Wanderprediger die Sintflut prophezeiten? Nichts. Im August 27 wurde der Weltuntergang auf Pfingsten 28 festgesetzt. 1530 hieß es, der Weltuntergang fände zu Weihnachten 31 statt. 34 übernahmen in Münster Untergangsgläubige die Macht … Immer gab es Fanatiker, die das Armageddon verkündeten. Und? Was ist passiert?
Der Missionar schüttelte den Kopf, blickte zu Cord und sagte:
— Ihre Wissenschaft glaubt nicht, dass sich die Sonne um die Erde dreht, die Pest eine Strafe Gottes ist … Alles soll jetzt anders sein? Man ist nicht mehr davon überzeugt, dass Gott die Erde an sechs Tagen erschaffen hat, das soll jetzt allegorisch sein. Man zweifelt an der Wirksamkeit des Ablasses … Aber mit Logik kommt man nicht zu Gott … Satan arbeitet darauf hin, den Unglauben zu verbreiten. Das geht so weit, dass er den Menschen glauben lassen will, er existiere nicht. Das ist perfide! Kann man an den Teufel glauben, nicht aber an Gott? Nein. Umgekehrt genauso nicht.
— Wenn Gott keinen Leib hat, kann er auch nicht handeln. Hat er aber einen, ist er vergänglich. Warum soll Gott, der so lange allein gelebt hat, plötzlich auf die Idee gekommen sein, eine Erde zu erschaffen? Menschen?
— Zweifel ist ketzerisch! Es wird noch kommen, dass man verkrüppelte Kinder nicht für eine Strafe Gottes hält, sondern für eine Laune der Natur …
— Ist Gott ein Erbsenzähler?
— Ihre Seele ist verloren, ungläubiger Ketzer. Ich werde für Sie beten.
— Einen Versuch ist es wert.
Wozu soll das gut sein? Bei so einem Wetter geht man nicht an Deck, dachte Ruben, sah die verdreckten Hühner und Schweine, spürte den Regen im Gesicht.
— Wir werden Schlamm fressen. Genauso habe ich mir den Urlaub vorgestellt. Heilige Makrele. Man sollte sich beim Reiseveranstalter beschweren … Und wie er so dahinlamentierte, rutschte ein Fuß weg, der Hüne schwankte, ruderte mit den Armen und fiel ohne die geringste Anmut der Länge nach hin. Verdammt! Nein, verschlammt! Als er sich aufrichtete, sah er aus wie ein Golem. Er leckte sich die Oberlippe, schmeckte Erde, rieb sich Dreck aus den Augen und sah — Plim. Der Junge lachte. Im nächsten Moment hatte er … platsch … einen Schlammpatzen im Gesicht.
— Toppsegel reffen, Sprotte. Ruben grinste.
Sofort begann auch Elias, sich zu bewaffnen. Was nun losging, war die erste Tortenschlacht Amerikas, nur dass statt der Cremetorten Schlammknödel flogen. Kladderadatsch. Als hätten sie darauf gewartet, beteiligten sich auch andere. Soldaten, Reiter, Kochgehilfen, Missionare … sogar Jonas und Francisca … sie alle schmissen sich in den Matsch, bewarfen einander mit Dreck und hatten ein Kairos-Erlebnis, einen ultimativen Kick an Glückshormonen. Binnen weniger Minuten sahen alle aus wie Scheiße auf zwei Beinen. Sie waren so verdreckt, dass es einen schon vom Hinschauen juckte. Dagegen war das Schlammrutschen in Woodstock eine Veranstaltung von allergischen Sauberkeitsfanatikern. Je mehr sie eins wurden mit dieser braunen, nach Schlick und Erde riechenden Masse … sie fühlten sich wie Würmer … desto mehr gefiel es ihnen. Raum und Zeit lösten sich im Urschleim auf. Und wenn es das Letzte sein sollte, was sie auf dieser Welt erlebten, es machte Spaß. Dafür war der Regen gut.
— Wie Kinder, murmelte Ferdinand. Und diese verspielten Dreckspatzen wollen Spanien vertreten? Im nächsten Augenblick hatte er ein Schlammgeschoß am Hals.
— Himmelherrgottsakrament, eine offene Insubordination, na wartet. Auch der große Eroberer warf sich ins Getümmel, formte Schlammkugeln, dachte bei jedem Wurf an Porcallo.
Was sie nicht bedachten, war die Reinigung. Sie mussten nackt in den kalten Fluss steigen, den Kopf minutenlang unter Wasser halten und sollten trotzdem noch tagelang Erdkrümel im Haar finden, hinter den Ohren oder an anderen unzugänglichen Stellen … sogar an der Narbe von Jonas’ Beinstummel.
Zwei Tage später wurde Añasco samt Reitern losgeschickt, um die Küste zu finden, was dem kaltblütigen Patrioten bald gelang.
— Das Meer ist nur zwei Tagesmärsche entfernt! Eine freundliche Bucht, wo Schiffe anlegen können.
In Desotos Haar waren noch Schlammbröckchen, darunter wuchs der Plan, die beiden Brigantinen und die kleine Karavelle nachkommen zu lassen, aber dafür musste jemand den gesamten in den letzten sechs Monaten bewältigten Weg zurückreiten, sich vor den Hinterhalten der Indianer in Acht nehmen, die Heiligen-Geist-Bucht finden und hoffen, dass die Schiffe noch da waren. Rodrigo kam nicht infrage, Moskito würde sich betrinken, bei Nero musste man befürchten, dass er bei einer indianischen Kalypso überwinterte und ein schwülstiges Epos dichtete, Nuño war zu intelligent, um sein Leben zu riskieren, blieb nur Añasco. Und wenn sich Ferdinand selbst zur Heiligen-Geist-Bucht aufmachte, nach Kuba segelte und seine Frau zurückeroberte? Er könnte Porcallo das Fell abziehen … Nein, das ging nicht. Seine Leute brauchten ihn hier. Wenn ihnen niemand sagte, was zu tun war, vergaßen sie sogar aufs Scheißen.
Während der große Eroberer mit gemischten Gefühlen an seine Frau dachte und der stummen Indianerin gedankenverloren den Oberschenkel streichelte, kam Añasco aufgeregt in sein Zelt.
— Der Strand, ich habe es den Leuten nicht gesagt, ist übersät mit Schädeln und Gebeinen, mehr als hundert Pferdeschädel, auch menschliche Skelette, rostige Helme, zerbrochene Lanzen. Dieser Strand ist ein Friedhof! So werden wir alle enden! Für Spanien, heldenhaft, aber Spanien wird davon gar nichts mitbekommen.
— Blödsinn. Das hast du von der Heiligen-Geist-Bucht auch gesagt. Der Statthalter stieß die Indianerin von seinem Schoß. Habt ihr die Bäume nach Botschaften abgesucht?
— Nichts gefunden. Was ist das für ein Ort? Die Skelette sind größer als die der Indianer. Waren Weiße dort? Oder fremde Wesen? Überall ausgebleichte Pferdeschädel, als hätte ein Sandsturm eine ganze Garnison begraben.
— Muss der Platz sein, an dem Pamphilius seine Expedition abgebrochen hat, um Boote für die Rückreise zu bauen. Es heißt, er ließ Pferde schlachten, ihr Fleisch räuchern und aus den Häuten Segel nähen.
— Wir haben viele Baumstümpfe gesehen.
— Die schlecht gezimmerten Boote zerfielen dann, nimmt man an, auf dem Meer. Vielleicht gerieten sie in einen Sturm? Jedenfalls kamen von den sechshundert Männern nur Cabeza de Vaca und drei weitere, die nicht an Bord dieser Schiffe stiegen, zurück … und Ortiz, von dem Ferdinand wusste, was für ein Führer Pamphilius gewesen war, aufbrausend, unbesonnen … einer, der Häuptlingsnasen und Ohren abschnitt … hauptverantwortlich für den kläglichsten Versuch Spaniens, Westindien zu erobern … der erfolgloseste Konquistador aller Zeiten. Bis hierher hat er es also geschafft … ohne ein Goldland zu entdecken. Warum sollte es diesmal anders sein? Weil Gott auf unserer Seite steht! Ferdinand erzählte Añasco von dem Plan, die Schiffe nachkommen zu lassen, und Plattnase war bereit, den Ritt zu wagen.
Auch wenn die mit Schädeln übersäte Bucht nicht angesprochen werden durfte, verbreiteten sich Gerüchte, bekam sie einen Namen: Pferdebucht. Viele verfluchten den Tag, an dem sie beschlossen hatten, ein solches Abenteuer zu bestehen. Wir werden alle an dieser Küste enden, Krebse werden durch unsere Schädel und Brustkörbe spazieren, die Brandung wird unsere Kiefer spülen. Manche erinnerten sich an die Musterung in Sevilla, an ihre damalige Freude, dabei zu sein.
Am 22. Dezember fiel Schnee, und Desotos Heer wurde unruhig. Wo blieb Plattnase? Die Männer begriffen, sie würden Weihnachten in dieser Ödnis verbringen, abseits ihrer Liebsten, fern von Lebkuchen und Festtagsbraten. Kein Krippenspiel mit einem Caganer, keine Mette. Der große Eroberer hoffte, die Schiffe würden sie beruhigen.
— Mit den Brigantinen, verkündete Desoto, können wir nach Neuspanien segeln. Ihr braucht keine Angst zu haben.
— Und was, wenn die Schiffe nicht kommen? Was, wenn Plattnase in einen Hinterhalt geraten ist? Vielleicht steckt er in Hirrigas Sumpffalle fest? Oder er hängt gevierteilt in den Bäumen? Was, wenn die Schiffe zerstört worden sind? Rodrigo flüsterte und grinste.
— Daran wollen wir nicht denken, Gnom.
— Sollten wir aber. Auch an Isabella! Der Zwerg rollte mit den Augen … Ist dir aufgefallen, dass das Wort Zwerg in allen Sprachen kurz ist, meist nur aus drei, vier Konsonanten und einem oder zwei Vokalen besteht? Dwarf sagen die Engländer, Nano die Italiener, Nain die Franzosen. Im Spanischen heißt es Enano, und die Türken sagen Cüce. Gerade, weil ich ein Zwerg bin, habe ich mir angewöhnt, nicht kurzfristig zu denken. Die Schiffe …
Die Schiffe kamen. Seit Añascos Abreise waren vier Wochen vergangen, aber er hatte es geschafft. Die Männer jubelten, als sie die Segel sahen. Eine gewaltige Leistung! Abends gab es ein kleines Fest, bei dem Añasco vor Stolz fast die Brust platzte.
— Habt ihr gedacht, ich komme nicht? Plattnase strich Nuño durch das blonde Haar.
— Neidisch? Der Schönling legte seine Hand auf Añascos kahles Haupt.
— Ein schönes Gesicht fordert Platz, entgegnete der Glatzkopf. Hirn braucht kein Haar. Er erzählte, dass sie Tag und Nacht geritten, von Tülolee beschossen worden sind, keinen Casqui begegneten, aber das leere Kreuz gesehen haben, von Paracoxi unfreundlich empfangen wurden und die nackten Ärsche der Hirriga gezeigt bekamen.
— Die Mokosso haben begonnen, Kreuze als Vogelscheuchen zu verwenden.
— Don Carlos hat das zugelassen? Desotos Gesicht verfinsterte sich. Sie waren nun ein Dreivierteljahr unterwegs, und es war nicht gelungen, auch nur einem Stamm etwas Zivilisation beizubringen.
— Ortiz’ Frau fragt, wann ihr Mann zurückkehrt.
— Das wird dauern.
— Man hat auch von einem seltsamen Mann erzählt, der kein Gesicht hat und uns sucht. Ein Holzbein soll er haben, einen Eisenhaken und Narben überall. Die Indianer sagen, das ist Wendigo, der böse Geist und Wundenmann.
— Aberglaube! Mann ohne Gesicht? Blödsinn.
Kranke, Verwundete und zwanzig Indianerinnen wurden an Bord der Schiffe gebracht. Auch Francisca wurde die Heimreise empfohlen, aber sie, mittlerweile feist geworden, weigerte sich. Seit sie sich als Krankenschwester bewährt hatte, waren die anzüglichen Bemerkungen weniger geworden. Auf keinen Fall wollte sie Hinestrosa, ihren schwächlichen Mann, allein lassen.
— Warum fahren die Schiffe nach Kuba? Was ist mit Neuspanien?
— Um den Leuten zu zeigen, dass es kein Zurück gibt, alles vom Erfolg der Expedition abhängt. Ferdinand verschränkte die Arme.
— Damit nabeln wir uns ab. Añasco blickte den großen Eroberer skeptisch an.
— Wer hat dich gefragt? Du mit deinen kalten Eidechsenaugen. Außerdem habe ich genug von deinem Wendigo und diesem Knochenstrände-Scheiß. Wir treffen sie nächsten September in der Pensacola-Bucht. Pereira, der die Schiffe kommandiert, ist verlässlich.
— Die Pensacola-Bucht ist westlich. Was, wenn wir sie nicht finden? Das ist Wahnsinn!
Wahnsinn? Desoto wollte nicht eingestehen, dass ihn Eifersucht antrieb. Die Schiffe mitsamt den Indianerinnen und der Brief würden Isabella an ihn erinnern. Und wenn dieses Feld ein anderer beackerte, würde es sein Samen sein, der darin aufging, Blüten trieb.
Dann kam der Heilige Abend. Sie saßen in einer öden Gegend und heulten. Abgekapselt von der Welt, von den Einheimischen unfreundlich behandelt. Waren sie nicht selbst wie die Heilige Familie? Abgewiesene Herbergssucher. Aber erschien ihnen ein Komet mit leuchtendem Schweif? Gab es Geschenke? Eine Weihnachtsgans? Nichts! Nur Juan las eine Messe. Die Stimmung war auf dem absoluten Tiefpunkt. Es war kalt, der Himmel grau und das Wasser in den Augen knapp vor dem Gefrieren. Da tauchten am Horizont Federn auf, und kurz darauf zeigten sich … die Heiligen Drei Könige? … nein, Wilde. Sie kamen näher, setzten sich zu den Spaniern und heulten mit ihnen. Niemand wusste, weshalb die anderen weinten, doch alle schluchzten. Das Ganze glich einer Totenfeier. Da saßen die flennenden Spanier neben halbnackten, der Kälte trotzenden Wilden — die einen in Ballonhosen und Wolljacken, die anderen in Lederkluften. Es war, als würden sie das Ende der Welt betrauern. Nachdem sie eine Stunde lang gemeinsam geheult hatten, wurden die Wilden gefangen genommen.
— Das geht nicht. Heute ist Weihnachten, protestierte Juan Desoto. Das Fest der Liebe!
— Na und? Unsere größte Waffe ist die Verschlagenheit, der Wortbruch ist die beste Kriegsstrategie, ohne sie hätte Cortés nicht Neuspanien erobert, Pizarro nicht Peru. So haben wir es immer gemacht.
— Heute gedenken wir der Geburt des Erlösers … Weihnachten … An so einem Tag macht man keine Gefangenen. Außerdem … Juan wollte sagen, dass alle Menschen Brüder seien … aber konnte das stimmen? Waren diese Wilden seine Brüder?
— Jetzt wissen sie, weshalb sie geweint haben. Añasco gab Befehl, die Wilden in Eisen zu schlagen. Nun heulten die Indianer nicht mehr, sondern fluchten.
Am nächsten Tag, es war der 25. Dezember 1539, feierte man das spanische Neujahr. 1540! Eine neue Dekade! Statt der Trauben gab es Rosinen. Müggenpflug machte sich darüber lustig, weil doch jeder wusste, dass der Neujahrstag auf den 1. April fiel. Zumindest in Deutschland. Früher war es Ostern. In Florenz feiert man den Jahresanfang am 1. März, und die Polen sind so verrückt, ihn am 1. Januar zu begehen. Das wird sich nie durchsetzen.
— Die Zeit ist nirgendwo dieselbe. Cord holte seine Taschenuhr hervor und sagte: Bei meiner Reise von den Niederlanden nach Spanien habe ich festgestellt, dass die Zeit in jeder Stadt eine andere ist.
Juan hielt eine Predigt, dankte Gott, dass er bisher so gut auf sie aufgepasst hatte, bat ihn, weiter auf sie Acht zu geben, und vergaß auch nicht, für die Toten zu bitten. Vor allem bedankte er sich für das Wunder, das sich im Bauch von Griselda offenbart hatte. Zweitausend Reales, Freunde! Gott hat uns ein Zeichen geschickt, dass er unsere Expedition gutheißt und wir beim Bau der Kirche nicht sparen dürfen.
— Von wegen Gott … Bastardo spuckte. Da kriegst du die Motten. Das ist unser Eigentum. Der fette Kuttenbrunzer hat sich unsere Kröten gekrallt, aber wir holen sie uns zurück. Der Abgottfresser hat nur seinen Jesus, aber wir haben Santa Lazarena. Wir müssen nur fleißig zu ihr beten.
— Die Kirche ist ein Abzockerverein. Gino stampfte verärgert auf den Boden. Ob uns das zur Tilgung unserer Sünden angerechnet wird? Nicht, dass ich an den Schwindel mit dem Ablasshandel glaube, aber man weiß nie …
Kaum hatten sich die beiden Brigantinen und die Karavelle Richtung Havanna aufgemacht, griffen wütende Indianer an, setzten das Winterlager in Brand. Zelte gingen in Flammen auf … zum Glück nicht das Versorgungszelt mit dem Schwarzpulver. Wir hätten diejenigen, die mit uns geweint haben, nicht gefangen nehmen dürfen.
Die Leute hatten alle Hände voll zu tun, das Feuer zu löschen, nur Rodrigo brüllte Richtung Wald:
— Ihr seid gemein und stinkt, ihr dreckigen Hundsfutindianer. Schaut euch an, wie winzig ihr seid, hässliche, primitive, nichtsnutzige Gnome mit Zwergenherzen und Mückenhirnen. Kommt her, wenn ihr euch traut. Ich werde euch die Gedärme um die Schädel wickeln.
Es war ein an kriegerischer List und Mut allen anderen Indianern überlegener Stamm, die Appalachen. Ihre mit furchterregender Bemalung verzierten Krieger lauerten Soldaten auf, die Heu für Pferde oder Wasser holten. Auch das Entleeren der Latrinen oder Entsorgen der Küchenabfälle war gefährlich. Diese Wilden trugen ihre Haare auf der einen Seite lang, während es auf der anderen geschoren war, damit es sie beim Bogenschießen nicht behinderte. Sie zielten auf Gesichter. Und als sie merkten, dass das Nachladen der Arkebusen lange dauerte, die Schützen einen Augenblick lang wehrlos waren, griffen sie auch diese an. Man hatte auf ein friedliches Winterlager gehofft, doch diese Appalachen waren wie Ungeziefer, das sich nicht vertreiben ließ.
Ihr Kazike Kaspasi war so dick, dass er beim Gehen gestützt werden musste, acht Leute waren notwendig, ihn mit der Sänfte zu bewegen. Dagegen war Paracoxi, den wir mit John Goodman verglichen haben, eine Gräte. Vielleicht hatte er sich deshalb nur ein einziges Mal gezeigt? Kaspasi war mit kleinem Gefolge und sämtlichen Ahnen — dutzenden Mumien — auf Tragbahren erschienen. Als Desoto, auf Augusta reitend, mit seinen Übersetzern näher kam, glich der Platz einem Autokino. Das Areal war mit bunt geschmückten Tragbahren verstellt, in denen bekleidete Skelette saßen, die aussahen, als wären sie durch tibetanische Gebetsfahnen gerannt. Und inmitten dieses Ahnenparkplatzes thronte Kaspasi — fett, als hätte er das Fleisch von allen Gerippen gefressen. Sein Bauch hing bis zu den Knien, die Waden waren so dick, als steckten Schweineschinken darin, dazu sein Mondgesicht, das auch auf dutzenden Fahnen prangte. »Unser großer geliebter Führer« oder »Lang lebe Kaspasi« stand darunter.
Neben den Mumien gab es noch Kaspasis Geschwister, nicht minder fett, die Nomenklatura der Appalachen. Keine Höflichkeitsbekundungen, keine Geschenke, nicht die leiseste Regung im Fettgewülst. Der Kazike donnerte los, sagte Dinge wie »himme en sowui« oder »hanikochzi«, und nachdem seine Sätze durch den Fleischwolf der Übersetzer gedreht worden waren, kamen nur verstümmelte Worte bei Desoto an.
— Was wollt ihr hier, ihr Ameisen? Was ist euer Beruf? Wie Vagabunden herumziehen und Leute bestehlen? Die Kaspasi sind Kinder des Mondes, gottgewollte Herrscher und nicht neugierig auf ausländische Spione.
Soweit Ferdinand verstand, handelte es sich um eine Kriegserklärung. Das Land gehöre seit Urzeiten den Appalachen, und die Eindringlinge hätten hier nichts verloren. Die Appalachen mochten keine Fremden, die stanken, keine Kultur hatten und den Spalten ihrer Frauen hinterher waren. Sie wollten keine faulen Schmarotzer, die nicht hergehörten und auf Kosten der Gemeinschaft lebten. Sie waren nicht neugierig auf eine Religion, die einen Gekreuzigten ansang. Das Volk der Appalachen liebte seinen großen Führer Kaspasi und wünschte, dass die Spanier dorthin zurückkehrten, woher sie gekommen waren, außerdem empfahl man ihnen, das rasch zu tun, weil sie sonst auf keine Gnade hoffen dürften. Wer sich Kaspasis Willen widersetzt, kommt in ein Straflager.
Was für ein xenophober Kerl. Ferdinand war entsetzt. Was fiel diesem Fettwanst ein, der sich allein nicht bewegen konnte, von Kultur und Recht zu sprechen. Der Feldherr setzte zu einer Antwort an, doch da erklang Musik, und Kaspasi wurde mitsamt seinem Mumien-Staat davongetragen.
Unerhört! Weiß der Fettklops nicht, wen er vor sich hat?
Zurück im Lager, wurde Ferdinand die Flucht mehrerer Gefangener mitgeteilt. Es gab aber auch Erfreuliches, ein gefangen genommener Creek, die Männer nannten ihn Pedro, behauptete, ein Stamm namens Cutifachiqui könne Gold herstellen. Er sagte, man solle ihn von Hunden verspeisen lassen, wenn man weniger Gold fände, als jeder tragen könne.
— Endlich! Gold! Im Frühling brechen wir auf. Desoto ließ sich Pedro zeigen, tätschelte den Kopf des Burschen. Wenn das nicht stimmt, wirst du der Sitzpolster von diesem Kaspasi.
Nero deklamierte ein pathetisches Gedicht, Ramses bellte, und Stummel überzeugte den großen Eroberer, dass eine Dichterkrönung die Leute aufmuntern würde.