VIERZEHNTES KAPITEL
DER SECHSTE SINN
Die Pforte zum Tempel der Weisheit
Der dreizehnte Schritt zum Reichtum
Das »dreizehnte« Prinzip wird auch als sechster Sinn bezeichnet, über den die grenzenlose Intelligenz ohne jedes Zutun oder Bitten des Einzelnen von selbst kommunizieren kann und wird.
Dieses Prinzip ist der Schlussstein der Philosophie. Verinnerlichen, begreifen und anwenden kann es aber nur, wer die zwölf anderen Prinzipien gemeistert hat.
Der sechste Sinn ist der Teil des Unterbewusstseins, der zuvor schon als schöpferische Vorstellungskraft bezeichnet wurde oder als »Empfänger«, über den Ideen, Pläne und Gedanken in den Kopf gelangen. Solche Geistesblitze werden manchmal als »Intuitionen« oder »Inspirationen« bezeichnet. Der sechste Sinn lässt sich schwer beschreiben. Wer die anderen Prinzipien dieser Philosophie nicht beherrscht, dem kann er überhaupt nicht nahegebracht werden, denn so ein Mensch verfügt nicht über Kenntnisse oder Erfahrungen, mit denen sich der sechste Sinn einordnen lässt. Den sechsten Sinn kann man nur über Meditation durch geistige Entwicklung begreifen, die von innen kommt. Er stellt wohl das Kontaktmedium zwischen dem begrenzten Verstand des Menschen und der grenzenlosen Intelligenz dar, und aus diesem Grund ist er eine Mischung aus Mentalem und Spirituellem. Er gilt als der Punkt, an dem der Verstand des Menschen mit dem universellen Verstand Kontakt aufnimmt. Wenn Sie die in diesem Buch beschriebenen Prinzipien beherrschen, sind Sie bereit, folgende Aussage als wahr zu akzeptieren, die ihnen ansonsten unglaublich vorkommen wird:
Der sechste Sinn warnt Sie so rechtzeitig vor drohenden Gefahren, dass Sie sie abwenden können, und er macht Sie so früh auf Chancen aufmerksam, dass Sie sie ergreifen können.
Mit der Entwicklung des sechsten Sinnes eilt Ihnen ein »Schutzengel« zur Hilfe. Er steht Ihnen zur Seite und öffnet Ihnen jederzeit die Pforte zum Tempel der Weisheit.
Ob das stimmt oder nicht, erfahren Sie nur, wenn Sie sich nach den Anweisungen in diesem Buch richten oder ähnlich vorgehen.
Ich glaube nicht an »Wunder« und rede auch nicht darüber, denn ich weiß genug über die Natur, um sicher zu sein, dass sie nie von ihren festen Gesetzen abweicht . Manche der Naturgesetze sind so unbegreiflich, dass sie scheinbar »Wunder« bewirken. Der sechste Sinn kommt näher an ein Wunder heran als alles, was ich sonst kenne. Das erscheint mir aber nur so, weil ich nicht verstehe, wie das Prinzip funktioniert.
Eines aber weiß ich gewiss: Es gibt eine Macht, eine erste Ursache oder eine Intelligenz, die jedes Materieatom durchdringt und sich in jeder für den Menschen wahrnehmbaren Energieeinheit offenbart. Diese grenzenlose Intelligenz verwandelt Eicheln in Bäume, lässt Wasser nach dem Gesetz der Schwerkraft den Berg hinunterfließen, lässt auf die Nacht den Tag folgen und auf den Sommer den Winter, alles an seiner Stelle und im richtigen Verhältnis zueinander. Diese Intelligenz kann durch die Prinzipien dieser Philosophie dazu gebracht werden, an der Umsetzung von Anliegen in ihre konkrete, materielle Form mitzuwirken. Das weiß ich aus meinen Experimenten – und aus eigener Erfahrung.
Schritt für Schritt wurden Sie durch die vorigen Kapitel zu diesem letzten Prinzip hingeführt. Haben Sie bisher alle Prinzipien gemeistert, dann sind Sie jetzt so weit, dass Sie ohne Skepsis die erstaunlichen Behauptungen akzeptieren können, die hier aufgestellt werden. Erst wenn Sie alle übrigen Prinzipien verinnerlicht haben, können Sie endgültig entscheiden, ob die in diesem Kapitel aufgestellten Behauptungen Fakten oder Fiktion sind – sonst nicht.
In dem Alter, in dem man zur Heldenverehrung neigt, habe ich versucht, den Menschen nachzueifern, die ich am meisten bewunderte. Außerdem habe ich das Element des Glaubens entdeckt und eingesetzt, um meinen Idolen näherzukommen. Und das ist mir auf diese Weise recht gut gelungen.
Die Heldenverehrung habe ich mir nie ganz abgewöhnen können, obwohl ich längst über das entsprechende Alter hinaus bin. Meine Erfahrung hat mich eines gelehrt: Wenn man schon selbst nicht zu den ganz Großen zählt, dann sollte man sie im eigenen Empfinden und Handeln wenigstens möglichst gut nachahmen.
Lange bevor ich meine erste Zeile veröffentlichte oder meinen ersten Vortrag hielt, hatte ich mir schon angewöhnt, an meinem Charakter zu feilen und zu versuchen, den neun Menschen nachzueifern, deren Leben und Lebenswerk mich am allermeisten beeindruckt hatten. Diese neun Menschen waren Emerson, Paine, Edison, Darwin, Lincoln, Burbank, Napoleon, Ford und Carnegie. Über viele Jahre hielt ich jeden Abend eine imaginäre Ratsversammlung mit dieser Gruppe ab, die ich meine »unsichtbaren Berater« nannte.
Das lief folgendermaßen ab: Kurz vor dem Schlafengehen schloss ich die Augen und stellte mir vor, wie sich diese Gruppe von Männern mit mir an einem Ratstisch einfand. Das bot mir nicht nur Gelegenheit, mit Menschen zusammenzusitzen, von denen ich enorm viel hielt, sondern als Veranstalter konnte ich sogar den Vorsitz übernehmen.
Mit diesen allabendlichen Sitzungsfantasien verfolgte ich einen ganz bestimmten Zweck. Ich wollte meinen Charakter so verändern, dass er die Eigenschaften meiner imaginären Berater in sich vereinte. Da ich früh erkannt hatte, dass ich das angeborene Handicap eines von Unwissenheit und Aberglauben geprägten Umfelds überwinden musste, verschrieb ich mich ganz bewusst der Aufgabe meiner gezielten Wiedergeburt durch die beschriebene Methode .
CHARAKTERBILDUNG DURCH AUTOSUGGESTION
Als ernsthafter Student der Psychologie wusste ich natürlich, dass alle Menschen von ihren vorherrschenden Gedanken und Anliegen geprägt werden. Ich wusste, dass sich jedes tief verwurzelte Verlangen Ausdruck zu verschaffen sucht und dadurch in die Realität umgesetzt werden kann. Ich wusste, dass Autosuggestion ein effektives Mittel zur Charakterbildung ist – ja, sogar das einzige Prinzip, durch das sich der Charakter beeinflussen lässt.
Mit diesem Wissen darüber, wie der menschliche Geist arbeitet, hatte ich geeignete Werkzeuge zur Charakterbildung an der Hand. Bei meinen imaginären Ratsversammlungen wandte ich mich an die einzelnen Mitglieder meines Kabinetts mit der Bitte, das beizutragen, was ich mir jeweils von ihnen versprach. Dabei sprach ich sie persönlich laut an – und zwar so:
»Herr Emerson, von Ihnen würde ich gern die erstaunlichen Erkenntnisse über die Natur übernehmen, für die Sie berühmt wurden. Ich bitte Sie, meinem Unterbewusstsein einen Eindruck davon zu vermitteln, welche Eigenschaften es waren, die es Ihnen ermöglicht haben, die Naturgesetze zu verstehen und sich danach zu richten. Ich bitte Sie, mir dabei zu helfen, alle Wissensquellen zu erreichen und anzuzapfen, die dazu zur Verfügung stehen.
Herr Burbank, ich bitte Sie, mir das Wissen zu vermitteln, das es Ihnen ermöglicht hat, die Naturgesetze so zu harmonisieren, dass der Kaktus seine Stacheln abwarf und essbar wurde. Geben Sie mir Zugang zu dem Wissen, das Sie in die Lage versetzt hat, wo zuvor nur ein Halm wuchs, zwei wachsen zu lassen, und das Ihnen geholfen hat, den Farben der Blume mehr Glanz und Harmonie zu verleihen. Immerhin ist es Ihnen gelungen, Lilien zu vergolden.
Herr Bonaparte, von Ihnen möchte ich mir gern die fantastische Fähigkeit abschauen, andere zu inspirieren, wie nur Sie es verstanden – die Fähigkeit, sie zu besser und stärker zu motivieren. Ich möchte mir auch Ihre unerschütterliche Zuversicht zu eigen machen, die es Ihnen ermöglichte, eine Niederlage in einen Sieg zu verwandeln und auch die gewaltigsten Hindernisse zu überwinden. Kaiser des Schicksals, König des Glücks, Mann der Vorsehung, ich salutiere Ihnen!
Herr Paine, von Ihnen möchte ich die Freiheit der Gedanken übernehmen, und den Mut und die Klarheit, mit der Sie für Ihre Überzeugungen eintraten und sich damit hervortaten.
Herr Darwin, ich hätte gern Ihre bewundernswerte Geduld und Ihre Fähigkeit, Ursache und Wirkung zu erforschen, ohne Voreingenommenheit und Vorurteile, wie Sie es in der Naturwissenschaft so beispielhaft getan haben.
Herr Lincoln, ich möchte meinem Charakter den ausgeprägten Sinn für Gerechtigkeit, den unermüdlichen Geist der Langmut, den Sinn für Humor, das Verständnis für andere und die Toleranz einverleiben, die Sie auszeichneten.
Herr Carnegie, ich stehe bereits in Ihrer Schuld, weil Sie mir die Chance auf mein Lebenswerk eröffnet haben, das mir großes Glück und Zufriedenheit eingetragen hat. Nun möchte ich noch gern die Grundsätze des systematischen Handelns verstehen, die Sie beim Aufbau eines großen Industrieunternehmens so effektiv eingesetzt haben.
Herr Ford, Sie gehören zu den Menschen, von denen ich besonders profitiert habe, weil Sie mir so viel Material für meine Arbeit lieferten. Bitte vermitteln Sie mir Ihr Durchhaltevermögen, Ihre Entschlossenheit, Ihre Gelassenheit und Ihr Selbstvertrauen – all das eben, was es Ihnen ermöglichte, sich aus der Armut herauszuheben und das Engagement anderer zu organisieren, zusammenzuführen und zu vereinfachen –, damit ich anderen helfen kann, in Ihre Fußstapfen zu treten.
Herr Edison, Sie habe ich an meiner rechten Seite platziert, weil Sie persönlich mit mir zusammengearbeitet haben bei meinen Recherchen über die Ursachen für Erfolg und Misserfolg. Von Ihnen wünsche ich mir die grandiose Zuversicht, mit der Sie so viele Geheimnisse der Natur ergründet haben, und die Beharrlichkeit, mit der Sie der Niederlage so oft doch noch einen Sieg abringen konnten. «
Wie ich die Mitglieder meines imaginären Kabinetts ansprach, variierte – je nach den Charaktereigenschaften, um die es mir jeweils ging. Zu diesem Zweck hatte ich ihre Biografien akribisch studiert. Nachdem ich dieses Ritual über Monate jeden Abend durchgeführt hatte, stellte ich zu meinem größten Erstaunen fest, dass die imaginären Gestalten immer realer wurden.
Jeder der neun Ratgeber entwickelte ein überraschendes Eigenleben. So kam Lincoln zum Beispiel regelmäßig zu spät und trat dann würdevoll in die Runde. Er ging sehr bedächtig, die Hände auf dem Rücken verschränkt. Ab und zu blieb er bei mir stehen und legte kurz die Hand auf meine Schulter. Sein Gesichtsausdruck war stets ernst. Selten sah ich ihn lächeln. Die Sorge um eine gespaltene Nation hatte ihn schwermütig werden lassen.
Das galt jedoch nicht für die anderen. Burbank und Paine lieferten sich den einen oder anderen geistreichen Schlagabtausch, der die anderen Kabinettsmitglieder sichtlich schockierte. Eines Abends schlug Paine vor, ich solle einen Vortrag über das »Zeitalter der Aufklärung« vorbereiten und auf der Kanzel einer Kirche halten, die ich früher besucht hatte. Am Tisch lachten viele herzlich über diesen Vorschlag. Nicht so Napoleon! Er zog verächtlich die Mundwinkel nach unten und stöhnte theatralisch auf, sodass sich alle erstaunt zu ihm umwandten. Für ihn war die Kirche nur eine Marionette des Staates, die nicht reformiert, sondern instrumentalisiert werden sollte, um die Massen zu manipulieren.
Eines Abends kam Burbank zu spät. Er platzte aufgeregt herein und erklärte begeistert, er habe sich wegen eines Experiments verspätet, von dem er sich erhoffte, an jeder beliebigen Baumart Äpfel wachsen lassen zu können. Paine erinnerte ihn mahnend daran, dass es ein Apfel gewesen sei, der sämtliche Probleme zwischen Mann und Frau ausgelöst habe. Darwin riet Paine schmunzelnd, sich bei der Apfelernte im Wald vor kleinen Schlangen in Acht zu nehmen, da sie gewöhnlich zu großen Schlangen heranwuchsen. Emerson warf ein: »Keine Schlangen, keine Äpfel«, und Napoleon bemerkte: »Keine Äpfel, kein Staat! «
Lincoln gewöhnte sich an, die Sitzungen stets als Letzter zu verlassen. Eines Abends blieb er mit verschränkten Armen am Tisch sitzen und verharrte minutenlang in gebeugter Haltung. Ich unterbrach ihn nicht. Schließlich hob er langsam den Kopf, stand auf, ging zur Tür, drehte sich um, kam noch einmal zurück, legte die Hand auf meine Schulter und sagte: »Mein Junge, du wirst viel Mut brauchen, wenn du an deinem Lebensziel festhältst. Vergiss nicht: Wenn die Schwierigkeiten zu groß werden, entwickeln gesunde Menschen gesunden Menschenverstand. Widrige Umstände rufen ihn hervor.«
Eines Abends kam Edison früher als alle anderen. Er nahm auf dem Stuhl an meiner linken Seite Platz, auf dem sonst immer Emerson saß, und sagte: »Du bist dazu ausersehen mitzuerleben, wie das Geheimnis des Lebens entdeckt wird. Wenn die Zeit reif ist, wirst du feststellen, dass das Leben aus großen Energieschwärmen oder -einheiten besteht, die alle ebenso intelligent sind, wie der Mensch zu sein glaubt. Diese Lebenseinheiten tun sich zusammen wie Bienenschwärme. Sie bleiben zusammen, bis sie sich aus Mangel an Harmonie auflösen. Wie Menschen haben diese Einheiten Meinungsverschiedenheiten und bekämpfen sich häufig untereinander. Die Sitzungen, die du veranstaltest, werden dir sehr nützlich sein. Sie werden dir im Not-fall dieselben Lebenseinheiten zur Hilfe schicken, die den Mitgliedern deines Kabinetts zu ihrer Lebenszeit so gute Dienste leisteten. Diese Einheiten bestehen ewig. Sie sterben nicht. Deine Gedanken und Anliegen wirken auf sie wie ein Magnet und ziehen sie aus dem großen Ozean des Lebens heraus. Dabei werden aber nur die wohlgesinnten Einheiten angezogen – solche, die mit der Art deiner Anliegen harmonieren.«
Da kamen die anderen Ratsherren und betraten einer nach dem anderen den Raum. Edison erhob sich und begab sich gemächlich zu seinem angestammten Platz. Als sich das zutrug, lebte Edison noch. Die Erfahrung beeindruckte mich so, dass ich ihn aufsuchte und ihm davon erzählte. Er lächelte nur. »Dein Traum war realer, als du denkst«, sagte er, erklärte aber nicht näher, was er damit meinte .
Meine Versammlungen wurden so realistisch, dass ich Angst bekam, wohin das führen würde, und ein paar Monate lang aussetzte. Die Erfahrungen waren mir so unheimlich, dass ich befürchtete, wenn ich so weitermachte, könnte ich die Tatsache aus den Augen verlieren, dass sie nur in meiner Fantasie existierten .
Etwa sechs Monate später wachte ich eines Nachts auf – oder dachte das jedenfalls –, und da stand Lincoln an meinem Bett. Er sagte: »Die Welt wird bald deine Dienste brauchen. Ihr steht eine chaotische Zeit bevor, in der die Menschen die Zuversicht verlieren und in Panik verfallen. Arbeite weiter und vollende deine Philosophie. Das ist deine Lebensaufgabe. Wenn du sie aus irgendeinem Grund vernachlässigst, fällst du in einen Urzustand zurück und musst dann alle Zyklen noch einmal durchlaufen, die du in Jahrtausenden bereits hinter dich gebracht hast.«
Am folgenden Morgen konnte ich beim besten Willen nicht sagen, ob ich das geträumt hatte oder ob ich wach gewesen war. Ich habe es nie herausgefunden. Ich weiß aber, dass mir der Traum, wenn es denn einer war, am nächsten Tag noch so präsent war, dass ich noch am selben Abend meine Ratsversammlung wieder einberief.
Zu dieser Sitzung erschienen alle meine Kabinettsmitglieder gleichzeitig und nahmen ihre gewohnten Plätze am Tisch ein. Da erhob Lincoln sein Glas und sagte: »Meine Herren, lassen Sie uns auf einen Freund anstoßen, der wieder in den Schoß unserer Gemeinschaft zurückgekehrt ist.«
Danach holte ich mir neue Mitglieder in mein Kabinett. Inzwischen besteht es aus über 50 Personen, darunter Jesus Christus, der heilige Paulus, Galileo, Kopernikus, Aristoteles, Platon, Sokrates, Homer, Voltaire, Bruno, Spinoza, Drummond, Kant, Schopenhauer, Newton, Konfuzius, Elbert Hubbard, Brann, Ingersol, Wilson und William James.
Ich habe mich bisher nicht getraut, das irgendjemandem zu erzählen. Ich habe es bis heute für mich behalten, weil ich aus meiner eigenen Einstellung zu solchen Angelegenheiten wusste, dass man mich missverstehen würde, wenn ich meine ungewöhnlichen Erfahrungen preisgab. Doch ich habe den Mut gefunden, sie diesen Druckseiten anzuvertrauen, weil ich mir inzwischen nicht mehr so viel Gedanken darüber mache, was »die Leute« sagen, wie in früheren Jahren. Eine der Segnungen des höheren Alters ist, dass es manchmal mehr Mut zur Wahrheit mit sich bringt – ganz gleich, was Menschen, die diese Wahrheit nicht verstehen, darüber denken oder reden.
Eines möchte ich an dieser Stelle aber unbedingt klarstellen: Ich halte meine Kabinettssitzungen nach wie vor für durch und durch imaginär. Ich kann aber behaupten, dass mich die Mitglieder meines Kabinetts – auch wenn sie nur ausgedacht sind und die Versammlungen lediglich in meiner Fantasie existieren – durch fantastische Abenteuer begleiten, in mir Wertschätzung für echte Größe entfachen, meine kreativen Vorhaben unterstützen und mich dazu ermutigt haben, ehrlich zu sagen, was ich denke.
Irgendwo in der Zellstruktur des Gehirns sitzt ein Organ, das geistige Schwingungen auffängt, die wir gewöhnlich als »Intuitionen« bezeichnen. Bisher hat die Wissenschaft nicht herausgefunden, wo sich dieses für den sechsten Sinn zuständige Organ befindet, doch das ist nicht so wichtig.
Es bleibt dennoch eine Tatsache, dass die Menschen exaktes Wissen noch aus anderen Quellen als den physischen Sinnen beziehen. Solche Erkenntnisse empfangen sie generell, wenn der Geist unter dem Einfluss außergewöhnlicher Stimulation steht. Ein Notfall, der Emotionen hervorruft und das Herz schneller schlagen lässt als sonst, kann den sechsten Sinn in Aktion bringen – und tut das gewöhnlich auch. Wer im Straßenverkehr schon einmal einen Beinaheunfall erlebt hat, der weiß, dass der sechste Sinn in solchen Situationen oft rettend eingreift und in Sekundenbruchteilen dazu beiträgt, das Schlimmste zu verhindern.
Der anschließenden Feststellung möchte ich Folgendes vorausschicken: Bei meinen Sitzungen mit meinen »unsichtbaren Beratern« bin ich am empfänglichsten für Ideen, Gedanken und Erkenntnisse, die mich über den sechsten Sinn erreichen. Mit Fug und Recht kann ich behaupten, dass ich diese Ideen, Fakten oder Erkenntnisse, die ich durch »Inspiration« erhalte, voll und ganz meinen imaginären Ratsherren verdanke .
In zahllosen heiklen Situationen, in denen manchmal sogar mein Leben auf dem Spiel stand, wurde ich auf wundersame Weise durch den Einfluss meines »unsichtbaren Kabinetts« durch alle Widrigkeiten hindurchgeführt.
Ursprünglich verfolgte ich mit meinen imaginären Ratssitzungen nur den Zweck, durch das Prinzip der Autosuggestion mein Unterbewusstsein so zu beeinflussen, dass ich mir bestimmte Eigenschaften aneignen konnte. In den letzten Jahren gehen meine Experimente in eine ganz neue Richtung. Inzwischen lege ich alle schwierigen Probleme, mit denen ich oder meine Klienten konfrontiert sind, meinen imaginären Beratern vor. Das Ergebnis ist oft unglaublich, obwohl ich mich nicht nur auf diese Form der Beratung verlasse.
Natürlich haben Sie längst gemerkt, dass es in diesem Kapitel um Dinge geht, mit denen die wenigsten Menschen vertraut sind. Der sechste Sinn ist ein Thema, das für alle, die gern sehr reich werden möchten, hochbrisant ist und viele Vorteile birgt. Wer bescheidenere Anliegen hat, findet es vielleicht weniger spannend.
Henry Ford wusste zweifellos, was der sechste Sinn ist, und setzte ihn in der Praxis ein. Sein riesiges Unternehmens- und Finanzgeschäft setzte voraus, dass er dieses Prinzip kannte und nutzte. Der verstorbene Thomas A. Edison kannte und nutzte den sechsten Sinn bei seinen Erfindungen ebenfalls, vor allem, wenn es um grundlegende Patente ging, in deren Zusammenhang er sich nicht an den Erfahrungen anderer oder an gesammeltem Wissen orientieren konnte. Das war zum Beispiel der Fall, als er an der Sprechmaschine oder an der Filmmaschine arbeitete.
Fast alle bedeutenden Führungspersönlichkeiten, ob Napoleon, Bismarck, Jeanne d’Arc, Christus, Buddha, Konfuzius oder Mohammed, kannten den sechsten Sinn und setzten ihn vermutlich ständig ein. Ihre Bedeutung verdanken sie hauptsächlich ihrem Wissen um dieses Prinzip.
Der sechste Sinn ist kein Attribut, das man sich nach Belieben zuoder wieder ablegen kann. Die Fähigkeit, diese besondere Kraft zu nutzen, entwickelt sich langsam, wenn man die anderen in diesem Buch dargelegten Prinzipien anwendet. Nur selten erlangt jemand unter 40 brauchbares Wissen über den sechsten Sinn. Meist kommen diese Erkenntnisse erst mit weit über 50, und zwar aus dem einfachen Grund, weil die spirituellen Kräfte, mit denen der sechste Sinn so eng zusammenhängt, erst durch jahrelange Meditation, Selbstprüfung und gründliches Nachdenken reifen und nutzbar werden.
Ganz gleich wer Sie sind oder warum Sie dieses Buch lesen, Sie können von ihm auch profitieren, wenn Sie das in diesem Kapitel beschriebene Prinzip nicht verstehen. Das gilt ganz besonders, wenn Sie hauptsächlich im Sinn haben, zu Geld zu kommen oder andere materielle Ziele zu erreichen.
Das Kapitel über den sechsten Sinn wurde der Vollständigkeit halber aufgenommen. Dieses Buch soll eine umfassende Philosophie präsentieren, von der sich ein Mensch unbeirrt zu allem hinführen lassen kann, was er vom Leben verlangt. Ausgangspunkt aller Errungenschaften ist ein Anliegen. Endpunkt ist genau das Wissen, das zur Erkenntnis führt – zu Erkenntnissen über sich selbst, über andere, über die Naturgesetze und zum Erkennen und Verstehen, was Glück ist.
Solche Erkenntnisse erlangt man aber nur dann zur Gänze, wenn man mit dem Prinzip des sechsten Sinns vertraut ist und es auch einsetzt. Deshalb musste dieses Prinzip als Teil dieser Philosophie im Buch vorkommen – zum Nutzen aller, die mehr wollen als Geld.
Wenn Sie das Kapitel gelesen haben, haben Sie sicher festgestellt, dass Sie bei der Lektüre auf eine hohe Ebene geistiger Stimulation gehoben wurden. Großartig! Nehmen Sie sich das Kapitel in einem Monat noch einmal vor. Lesen Sie es erneut, und Sie werden merken, dass Ihr Geist sogar ein noch höheres Stimulationsniveau erreicht. Wiederholen Sie diese Erfahrung immer wieder, ohne darüber nachzudenken, wie viel oder wenig Sie dabei lernen, und am Ende werden Sie über eine Kraft verfügen, die Sie in die Lage versetzt, mit Entmutigung, Angst und »Aufschieberitis« fertigzuwerden und sich uneingeschränkt Ihrer Vorstellungskraft zu bedienen. Dann haben Sie den Hauch des unbekannten »Etwas« gespürt, das jeden wirklich großen Denker, Anführer, Künstler, Musiker, Schriftsteller oder Staatsmann antreibt. Dann sind Sie in der Lage, Ihre Anliegen in ihre physische oder finanzielle Entsprechung umzuwandeln – ebenso leicht, wie Sie beim ersten Anzeichen für Widerstand resigniert aufgeben können.
GLAUBE ODER ANGST
In den vorigen Kapiteln konnten Sie lesen, wie Sie durch Autosuggestion, ein dringendes Anliegen und das Unterbewusstsein einen Glauben entwickeln. Im folgenden Kapitel erfahren Sie in allen Einzelheiten, wie Sie die Angst überwinden können.
Sie finden darin eine umfassende Darstellung der sechs Ängste, die uns entmutigen, einschüchtern, zögern lassen, gleichgültig und unentschlossen machen und dafür sorgen, dass wir zu wenig Ehrgeiz, Unabhängigkeit, Eigeninitiative, Selbstbeherrschung und Begeisterung entwickeln.
Fühlen Sie sich selbst gründlich auf den Zahn, wenn Sie sich mit diesen sechs Gegnern befassen. Vielleicht existieren Sie ja nur in Ihrem Unterbewusstsein, wo sie schwer zu finden sind.
Und wenn Sie die sechs Grundängste analysieren, denken Sie immer daran, dass sie nichts weiter sind als Gespenster, denn Sie existieren nur in unseren Köpfen.
Bedenken Sie auch, dass Gespenster – Geschöpfe der ungezügelten Fantasie – für die größten Schäden verantwortlich sind, die sich Menschen im Kopf selbst zufügen. Aus diesem Grund können sie ebenso gefährlich sein, als wären sie real und besäßen eine physische Präsenz.
Das Gespenst der Armutsangst, das sich 1929 in den Köpfen von Millionen Menschen einnistete, war so real, dass es die schlimmste Wirtschaftskrise auslöste, die dieses Land je erlebt hat. Und dieses spezielle Gespenst jagt dem einen oder anderen bis heute kalte Schauer über den Rücken.