WÄHREND DER NÄCHSTEN ZWEI Wochen hatte Anna reichlich zu tun. Die Spätherbststürme fegten nicht nur die Bäume kahl, sondern hatten auch allerlei Viren im Gepäck, sodass die erste große Erkältungswelle der Saison über die Highlands rollte. Glücklicherweise war nichts übermäßig Besorgniserregendes dabei, sondern vorwiegend verstopfte Nasen, entzündete Hälse, dicke Köpfe und Husten. Zur Sicherheit hatte sie jedoch ihre Sprechstunde erweitert. An den Vormittagen kümmerte sie sich zwei bis drei Stunden lang um die Erkälteten, anschließend machte sie ein paar Hausbesuche, und nachmittags empfing sie Patienten mit anderen Beschwerden. Das hatte den Nachteil, dass sie kaum Zeit für andere Dinge fand – ihr Podcast kam sträflich zu kurz –, aber den Vorteil, dass sie nicht ständig über Lennox und Lindas Verliebtheitsthese nachgrübeln musste.
Ihn sah sie zwar fast täglich morgens in der Bäckerei, aber auch er war so beschäftigt, dass sie sich meist nur kurz begrüßten und ein paar Worte wechselten, wenn er ihr das Frühstück servierte. Das immerhin ließ er sich nicht nehmen. Die Arbeit tat ihm offensichtlich gut, er wirkte erheblich ausgeglichener, und der melancholische Blick war zwar nicht vollständig verschwunden, wurde aber häufig von einem fast fröhlichen Blitzen abgelöst.
Linda schien aus der Ferne regelrecht besessen von Lennox zu sein, denn sie schickte fast täglich Links zu irgendwelchen Videos von seinen Auftritten, die ihn gefühlt schon um die halbe Welt geführt hatten. Anna selbst war noch nie außerhalb Großbritanniens gewesen, und ihre exotischste Reise war ein Kurzurlaub auf den Scilly-Inseln vor drei Jahren gewesen, als sie ihren Kumpel Finlay bei einem Yoga-Fotoshooting in den dortigen Blumenfeldern unterstützt hatte. Es war nicht so, dass sie kein Interesse an der Welt und an anderen Kulturen hatte, es hatte sich einfach nicht ergeben, und sie hatte auch lange nicht die finanziellen Möglichkeiten dafür gehabt.
Ihr Studium hatte sie nur dank diverser Stipendien durchziehen können, weshalb sie all ihre Energie dafür investiert hatte, es möglichst schnell abzuschließen. Aus der betreuten Jugend-WG war eine selbstorganisierte Studenten-WG geworden – weil es praktisch gewesen war, Geld gespart hatte und sie mit den etablierten Abläufen einfach weitergemacht hatten. Mit Linda und Finlay hatte sie schließlich zusammengewohnt, bis sie Mitte zwanzig gewesen war und schon eine solide Stelle als Assistenzärztin in der Klinik gehabt hatte. Besonders üppig war der Verdienst zwar auch nicht gewesen, aber er hatte für eine kleine Wohnung und ein Auto gereicht, sodass sie bei ihren Endlosschichten nicht auch noch auf unflexible öffentliche Verkehrsmittel zurückgreifen musste.
Sie hatte ihr Geld gespart und wäre nie auf die Idee gekommen, dass sie sich mal etwas gönnen könnte, was über die Notwendigkeiten des Lebens hinausging. Linda hatte sie irgendwann beinahe mit Gewalt zum Shoppen gezwungen und dafür gesorgt, dass sie sich wenigstens hübsch kleidete und schöne Möbel kaufte. Inzwischen schämte sie sich auch nicht mehr, wenn sie mal hundert Pfund für einen kuscheligen Kaschmirpulli ausgab, sondern war dankbar, dass sie sich diesen kleinen Luxus leisten konnte. Aber Geld für Reisen oder Urlaube? Nein, so weit war sie noch nicht. Zumal ihre Ersparnisse komplett für die Einrichtung der Praxis und ihrer Wohnung draufgegangen waren. Und wenn sie an die Kreditraten dachte, die die Bank verlangte … Nein, Urlaub war nichts für sie. Aber sie beschloss, Lennox bei nächster Gelegenheit mal zu seinen Abenteuern zu befragen.
Anna sah auf ihre Uhr. In fünf Minuten begann ihre Nachmittagssprechstunde. Sie trank noch einen Schluck Kaffee, als ihr Blick auf die Kommode fiel, auf der immer noch Lennox’ Schal und der Fringe-Button lagen. Jeden Morgen nahm sie sich vor, beides mit in die Bäckerei zu nehmen und ihm zu geben, aber jedes Mal vergaß sie es wieder. Und mit jedem Tag, der verstrich, wurde es peinlicher, denn wie sollte sie ihm erklären, dass seine Sachen seit zweieinhalb Wochen in ihrer Wohnung lagen – wo sie ihn doch praktisch täglich traf? Vielleicht könnte sie die Schuld auf Elvis abwälzen und einfach behaupten, dass der Kater den Schal versteckt hatte? Zuzutrauen wäre es dem Katzentier jederzeit, doch erstaunlicherweise hatte er dem Schal bislang keine Beachtung geschenkt.
Andererseits war er auch kaum noch zu Hause, sondern tauchte häufig erst spätabends auf, forderte dann noch herrisch einen Mitternachtssnack und verabschiedete sich morgens nach dem Frühstück mit unbekanntem Ziel. Sie wusste inzwischen, dass er nicht in der Backstube war. Zwar begleitete er sie nach wie vor jeden Morgen in die Old Bakery, aber offensichtlich verschwand er zeitgleich mit ihr. Und während sie zur Arbeit ging, verfolgte er eine andere Agenda. Nun ja, irgendwann würde sie schon herausfinden, was ihr Vierbeiner so trieb. Und solange sich niemand über ihn beklagte, wollte sie sich nicht mit übermäßigen Sorgen aufhalten.
Als sie unten im Praxisbereich Stimmen hörte, stellte sie rasch ihre leere Tasse in die Küche und eilte die Treppe hinunter. Colleen stand plaudernd am Empfangstresen und streichelte über ihre Babykugel, die inzwischen ordentlich gewachsen war.
»Willst du zu mir?«, fragte Anna sie. »Oder hast du nur neuen Rathaustratsch für Maggie?«
»Beides«, gab Colleen zurück und zwinkerte ihr vergnügt zu.
»Dann komm in meinen Behandlungsraum, sobald ihr den Informationsaustausch beendet habt. Oder sitzt noch jemand anders im Wartezimmer?«, wollte sie von Maggie wissen.
»Nein, niemand. Es hat bisher auch keiner angerufen. Wird hoffentlich ein ruhiger Nachmittag«, entgegnete ihre Helferin und wandte sich dann wieder Colleen zu, mit der sie offensichtlich noch einiges zu betuscheln hatte.
Fünf Minuten später klopfte Colleen jedoch an die Tür des Behandlungszimmers und kam lächelnd herein.
»Was kann ich für dich tun?«, fragte Anna und bedeutete ihr, Platz zu nehmen. »Irgendwelche Beschwerden?«
»Nein, mir geht’s wirklich gut«, erwiderte Colleen. »Das ist auch genau der Grund, warum ich hier bin.«
»Das klingt jetzt ein bisschen widersinnig, aber ich höre.« Anna sah ihre Patientin aufmerksam an.
»Ich will, dass du mich während meiner restlichen Schwangerschaft betreust.«
»Ich bin aber keine Gynäkologin«, gab Anna zu bedenken – nicht zum ersten Mal. Colleen hatte schon mehrfach den Wunsch geäußert, und auch einige andere werdende Mütter aus dem Ort, die die Fahrt nach Inverness scheuten – gerade jetzt im Herbst und Winter, wo die Wetterverhältnisse sehr unangenehm werden konnten.
»Ich weiß, aber du hast mir auch erzählt, dass du während deiner Ausbildung ein paar Monate auf einer gynäkologischen Station gearbeitet hast und auch in der Notaufnahme mit Schwangeren zu tun hattest.«
»Das stimmt. Aber trotzdem habe ich nicht wirklich viel Erfahrung – und es gibt nicht umsonst Spezialisten«, wandte Anna ein.
»Meine konkreten Spezialisten sind aber total unsympathisch. In dieser riesigen Gemeinschaftspraxis in der Klinik wird man immer durchgeschleust wie Schlachtvieh. Jedes Mal hat man es mit anderen Leuten zu tun. Die Ärzte nehmen sich kaum Zeit, und trotz Termin muss ich immer ewig warten. Ich mag mir gar nicht vorstellen, wie dann die Geburt ablaufen soll. Muss ich da auch eine Nummer ziehen?«, rief Colleen aufgewühlt. »Ich habe keine Risikoschwangerschaft, mir und dem Baby geht es blendend, und vor allem – ich vertraue dir! Ich weiß, dass du gründlich und sensibel bist, dass du dich wirklich für deine Patienten interessierst. Das ist mir wichtiger als jedes Spezialwissen, das man in meinem Fall ohnehin nicht braucht.«
»Dein Vertrauen ehrt mich sehr«, entgegnete Anna sachte. »Aber trotzdem kann es immer zu Situationen kommen, in denen Erfahrung auf den jeweiligen Gebieten den entscheidenden Unterschied machen kann.« Sie wollte es nicht dramatisieren, sondern nur die Fakten darlegen, wie sie waren. Andererseits konnte sie natürlich auch verstehen, dass Colleen sich etwas anderes wünschte als die Hektik und die Anonymität, die in der Praxis ihrer Ärzte offenbar herrschten.
»Schon richtig«, gab Colleen zu. »Aber ist es nicht mindestens genauso schädlich und problematisch, wenn Patienten den Spezialisten nicht vertrauen? Und es geht hier ja nicht um Herzchirurgie oder eine Krebstherapie, ich bekomme ein Baby, und das ist die natürlichste Sache der Welt. Die allermeisten Frauen kriegen das komplett allein hin oder nur mithilfe einer Hebamme.«
Anna hob die Hände, um Colleen zum Schweigen zu bringen. »Ich versteh dich wirklich. Eine Schwangerschaft sollte ein schönes Erlebnis sein, und es stimmt auch, dass werdende Mütter sich wohl und sicher fühlen sollen. Und ja, Kinderkriegen ist ein natürlicher Vorgang – bei dem aber auch richtig viel schiefgehen kann. In Ländern ohne moderne Medizin ist eine Geburt auch heutzutage eine verdammt gefährliche Angelegenheit für Mutter und Kind – in früheren Jahren war das auch bei uns so. Ich will dir ehrlich keine Angst machen, dazu besteht kein Anlass, aber ich will dir aufzeigen, dass es Risiken gibt.«
»Das weiß ich doch alles«, sagte Colleen entschlossen. »Ich habe mich gründlich informiert und würde bei Anzeichen von Komplikationen auf jeden Fall Experten aufsuchen. Aber ich erwarte keine Komplikationen, und ich will mir nicht ohne Not so einen Stress machen. Also darf ich bitte deine Patientin werden, oder jagst du mich vom Hof?«
»Du bist doch schon längst meine Patientin, und ich würde niemals jemanden vom Hof jagen, der meine Hilfe sucht.« Anna seufzte und gab sich dann einen Ruck. Sie war absolut qualifiziert dafür, eine unkomplizierte Schwangerschaft zu betreuen, und sie traute sich auch zu, es rechtzeitig zu erkennen, wenn es Probleme gab. »Schön, dann machen wir das. Aber nur zum Verständnis, du redest nur von der Schwangerschaft, nicht von der Entbindung?«
»Ähm …« Colleen wurde rot. »Wenn es irgendwie möglich ist, möchte ich mein Baby nicht in dieser schrecklichen Klinik in Inverness bekommen. Warst du da schon mal?«
»Aber Hausgeburten …«
»Sind in der Regel kein Problem, sagt meine Hebamme. Mit ihr habe ich das schon besprochen, doch Alex besteht darauf, dass du mit an Bord bist.« Nun wurde Colleens Blick regelrecht flehend.
Tja, das waren wohl die Herausforderungen einer Landärztin, dachte Anna und merkte gleichzeitig, wie sich ein warmes Gefühl in ihr breitmachte. Vertrauen und Liebe. »Okay, wir machen einfach einen Schritt nach dem anderen. Lass uns schauen, wie es sich in den nächsten Wochen entwickelt, und wenn alles gut läuft, dann werden wir es mit der Hausgeburt probieren. Aber wenn ich oder die Hebamme auch nur den minimalsten Grund zur Sorge sehen, verlegen wir dich ins Krankenhaus. Einverstanden?«
»Einverstanden.« Nun strahlte Colleen übers ganze Gesicht. »Rosie, die Hebamme, hat schon über fünfhundert Geburten betreut und du doch bestimmt auch ein paar.«
»Ich war vielleicht bei einem Dutzend dabei«, gab Anna zu. Die meisten davon waren unkompliziert gewesen: Frauen, die zu lange gewartet und es dann nur noch in die Notaufnahme und nicht mehr in den Kreißsaal geschafft hatten. Drei von diesen Situationen waren etwas dramatischer verlaufen, aber glücklicherweise hatten alle einen guten Ausgang genommen. Eigentlich waren Geburten tatsächlich das Allerschönste an ihrem Beruf, und wenn sie ganz ehrlich war, freute sie sich gerade unbändig.
»Siehst du? Zusammen seid ihr supererfahren, das wird ganz bestimmt toll werden.« Colleen wirkte noch euphorischer als an ihrem Geburtstag vor ein paar Tagen, als halb Kirkby die dorfeigene Event-Koordinatorin mit einer Party überrascht hatte, von der sie tatsächlich nichts geahnt hatte.
»Ganz bestimmt.« Anna lächelte. »Wie sieht’s aus? Sollen wir gleich mal schauen, wie es dem Baby geht?«
»Wenn du Zeit hast, wäre das toll«, sagte Colleen und zögerte dann merklich.
»Ich habe Zeit. Warum rufst du nicht Alex an und fragst ihn, ob er dazukommen will?«, schlug Anna vor, die den Grund für Colleens Zögern erahnt hatte. »Und wenn er heute nicht kann, dann finden wir einen Termin, der für euch beide besser passt.«
Wie sich jedoch herausstellte, konnte Alex es kaum erwarten und versprach, in wenigen Minuten in der Praxis zu sein. Die Zeit nutzte Colleen für den neuesten Klatsch und Tratsch aus dem Ort, der sich – wenig verwunderlich – vorwiegend um den Aushilfsbäcker Lennox drehte.
»Ich würde mich so freuen, wenn er endlich seine wahre Berufung findet«, erklärte Colleen.
»Ich glaube, die hat er schon gefunden, und ich bin mir fast sicher, dass sie nichts mit Keksen und Torten zu tun hat«, hielt Anna dagegen. »Natürlich kann ich mich täuschen, denn ich kenne ihn ja nicht wirklich gut.«
»Ich auch nicht«, gab Colleen zu. »Vermutlich noch weniger als du, aber es würde mich einfach freuen, wenn er hier in Kirkby bleiben und sein Glück finden würde – genau wie seine Geschwister.«
»Du bist einfach voll im Gluckenmodus.« Anna lachte amüsiert. »Das ist auch verständlich. Aber wo Lennox’ Glück liegt, kann nur er ganz allein rausfinden. Hat er sich denn inzwischen mit Marlin ausgesprochen?«
»Nicht dass ich wüsste.« Colleens Blick verdüsterte sich. »Und machen wir uns nichts vor, ich wüsste es. Keine Ahnung, warum die Fraser-Männer so unfassbar stur sein müssen.«
»Fraser-Männer und stur? Das halte ich für ein Gerücht.« Alex stand im Türrahmen und hatte den letzten Satz seiner Verlobten offensichtlich gehört.
»Stimmt, ihr seid schlimmer als stur.« Colleen verdrehte die Augen, küsste ihn aber liebevoll auf die Wange.
»Schön, dass du es einrichten konntest«, sagte Anna und reichte Alex die Hand, auch wenn sie sich insgeheim ein bisschen über sein Timing ärgerte. Hätte er nicht fünf Minuten länger brauchen können? Dann hätte Colleen noch ein paar Informationen mehr für sie gehabt. Doch vielleicht war es besser so. Es ging sie schließlich gar nichts an, wie Lennox und sein Vater ihre Probleme bewältigten – oder ob sie es einfach bleiben ließen. »Dann lasst uns jetzt mal nachsehen, wie es dem Nachwuchs geht«, schlug sie daher vor.
Sie wollte gerade die Tür schließen, als ihr Kater laut miauend anspaziert kam und sich ins Behandlungszimmer drängen wollte. »Kommt gar nicht infrage, mein Freund«, sagte sie streng. »Ab in die Wohnung, da findest du vielleicht ein bisschen Trockenfutter im Napf.« Sie schob ihn mit dem Bein zur Seite und verriegelte dann die Tür.
»Warum schließt du ab?«, wollte Alex wissen, während er Colleen half, sich auf der Behandlungsliege zu platzieren.
»Weil er versuchen wird, die Tür zu öffnen, um mich hier so lange zu belagern, bis ich mich um ihn kümmere.« Wie aufs Stichwort hörte man kratzende Geräusche an der Tür und verärgertes Maunzen.
»Dein Kater ist wirklich ziemlich speziell«, sagte Alex und lachte. »Wusstest du, dass er seit etwa zwei Wochen jeden Tag in Ruperts Stall abhängt?«
»Ich hatte keine Ahnung, dass ein Pferdefreund in ihm schlummert. Macht er sich denn wenigstens nützlich und fängt ein paar Mäuse?«
»Eher nicht. Er liegt bevorzugt in Heuraufen herum und schläft. Die Pferde stören sich nicht weiter daran. Mit einigen hat er sich sogar richtig angefreundet. Vorhin saß er auf Tillys Rücken und hat anscheinend die Aussicht genossen. Warte.« Er kramte sein Handy aus der Hosentasche hervor, wischte auf dem Display herum und rief seine Fotogalerie auf. Dann zeigte er den beiden Frauen ein Bild von Elvis, wie er auf der Koppel in majestätischer Haltung auf Colleens Fuchsstute ritt.
»Wie süß«, rief Colleen prompt aus, nur um gleich darauf zu seufzen: »Der hat’s gut. Ich darf ja nicht mehr reiten.«
»Ist auch besser so. Ich hatte schon lange kein gutes Gefühl mehr dabei«, bemerkte Alex und steckte das Handy wieder weg. »Ich werde dir das Bild nachher schicken«, versprach er Anna, die gerade ihr Ultraschallgerät vorbereitete.
»Wie kam’s zu dem Verbot?«, wollte Anna wissen, die die Diskussion der beiden schon seit Wochen verfolgte. Bislang schienen Colleens Ärzte keine Einwände gegen das Reiten gehabt zu haben.
»Wir haben einen Deal vereinbart«, berichtete Colleen und seufzte noch einmal – diesmal erheblich dramatischer. »Solange ich allein aufsitzen kann, darf ich noch reiten. Aber seit zehn Tagen ist der Bauch so groß, dass ich es nicht mehr schaffe.«
Anna musste ein Lächeln unterdrücken. »Ich finde, das ist eine ziemlich sinnvolle Vereinbarung. Außerdem darfst du ja bald wieder rauf aufs Pferd. Ich würde vor dem Ultraschall erst mal eine Tastuntersuchung machen«, kündigte sie dann an und ging ans Werk. »Ganz schön temperamentvoll, der oder die Kleine«, stellte sie fest, als sie über Colleens prallen Bauch strich und fast umgehend Tritte und Knüffe spürte.
»Bis eben war Ruhe«, entgegnete Colleen verwundert und streichelte dann selbst über ihren Bauch.
»Junior wollte wahrscheinlich einfach nur Hallo sagen«, behauptete Anna grinsend. »Und mir mitteilen, dass er oder sie gut drauf ist und ich mir keine Sorgen zu machen brauche, dass er oder sie Ärger machen wird. Wisst ihr eigentlich schon, was es wird?« Sie hatte ein ziemlich eindeutiges Gefühl, was das Geschlecht betraf, und auch ihr Kommentar vorher war nicht völlig aus der Luft gegriffen gewesen. Sie hatte wirklich den Eindruck, dass das Baby ihr klarmachen wollte, dass alles in Ordnung war.
»Nein, und wir wollen es auch nicht wissen«, erwiderte Colleen im Brustton der Überzeugung und warf Alex einen warnenden Blick zu.
Der hob abwehrend die Hände. »Schon gut, schon gut, ich werde meine Neugier im Zaum halten. Auch wenn es für die Namensfindung einfacher wäre, wenn wir wüssten, ob wir einen Jungen oder ein Mädchen bekommen.«
»Es gibt ja auch ein paar schöne Unisex-Namen«, schlug Anna vor und schüttelte die Flasche mit dem Gel. »Bist du bereit für den Glibber?« Sie quetschte eine ordentliche Portion von dem Gleitgel auf Colleens Bauch und brachte den Schallkopf in Position. »Ich werde mich bemühen, die betreffende Stelle nicht ins Bild zu bringen«, versprach sie und begann mit der Untersuchung. Ihr persönlicher Verdacht wurde prompt bestätigt, aber sie beschloss, das Geheimnis für sich zu behalten. Auch sonst schien bei dem jüngsten Fraser-Sprössling und seiner Mutter alles in Ordnung zu sein.
Als Colleen und Alex zwanzig Minuten später glücklich und zufrieden die Praxis verließen, fütterte Anna schnell ihren Kater, der während der kompletten Untersuchung entweder anklagend miaut und oder wütend an der Tür herumgekratzt hatte. Dann kehrte sie in die Praxis zurück, für den Fall, dass doch noch ein Patient ihre Hilfe benötigte.
»Hast du das arme, verhungernde Tier gerettet?«, fragte Maggie amüsiert. »Ich wollte ihn ja weglocken und in deine Wohnung scheuchen, aber er hat mich nur angefaucht.«
»Der Kerl wird immer exzentrischer«, murmelte Anna augenrollend, dann fiel ihr ein Teller mit Shortbread in Katzenkopfform auf, der vorhin noch nicht da gestanden hatte.
»Die hat Lennox vor ein paar Minuten vorbeigebracht«, sagte Maggie, die Annas Blick richtig interpretiert hatte. »Aber die da sind für mich. Diese hier gehören dir.« Sie reichte Anna eine kleine Pappschachtel, die mit dem Logo der Bäckerei bedruckt war. »Der Junge hat wirklich Talent. Das ist mit Sicherheit das beste Shortbread, das ich jemals probiert habe«, schwärmte sie und fügte mit einem Blick auf ihre runden Hüften noch ein »Leider!« hinzu.
Anna wollte gerade die Schachtel öffnen, als ihr Handy vibrierte. Sie zog es aus der Tasche ihres Kittels. Linda hatte ihr eine Nachricht geschrieben: Habe eine erstaunliche Entdeckung gemacht! Komme dich am Wochenende besuchen. Halte Hochprozentiges bereit. Du wirst es brauchen! XXX, Linda.
»Schlechte Nachrichten?«, erkundigte sich Maggie, halb besorgt, halb neugierig.
»Ich bin mir ehrlich gesagt nicht ganz sicher«, murmelte Anna und verzog sich dann mit der Keksschachtel in ihren Behandlungsraum. Dieser Sache wollte sie erst mal auf den Grund gehen.
• • •
»Schon wieder zurück?«, fragte Betty, als Lennox nur eine gute halbe Stunde nach seinem hektischen Abgang in die Backstube zurückkehrte.
Er hatte einen Durchbruch erzielt. Genau genommen den Durchbruch, auf den er schon die ganze Zeit gewartet hatte. Die neueste Portion Shortbread schmeckte exakt so wie damals das von seiner Granny. Leider hatte er seinen persönlichen Triumph bisher mit niemandem teilen können. Zumindest mit keinem, der es wirklich hätte beurteilen können. Betty war zwar auch begeistert, hatte aber zugegeben, dass ihr kein signifikanter Unterschied zu den vorherigen Chargen oder den Versuchen von Kristie aufgefallen war. Daher war er vorhin mit ein paar Schachteln losgezogen. Eine hatte er zu Isla ins Restaurant gebracht, doch seine Schwester saß in einem Termin mit einem Paar fest, das die Menüfolge für eine Feier mit ihr diskutierte. Anschließend hatte er sich sogar ein Herz gefasst und war nach Harriswood House gegangen, um dort ebenfalls eine Portion abzuliefern. Alex und sein Dad würden den Unterschied bestimmt schmecken, aber beide Männer waren unterwegs, wie Aidan ihm mitgeteilt hatte. Also hatte er seinem Neffen die Keksdose überreicht und hoffte, dass der Teenager noch ein paar Stücke für Vater und Großvater übrig ließ.
Die letzten beiden Schachteln hatte er dann kurz entschlossen in der Praxis abgegeben. Natürlich würden weder Anna noch ihre Mitarbeiterin beurteilen können, ob er den sagenhaften Geschmack aus seinen Kindheitserinnerungen hatte umsetzen können, aber sie würden sich bestimmt freuen. Insgeheim hatte er gehofft, Anna persönlich anzutreffen. Ihm fehlten die Frühstücksgespräche mit ihr – was albern war, denn so viele hatten sie ja noch nicht gehabt. Aber irgendwie hatte er bei der Ärztin das Gefühl, er selbst sein zu können – wer immer das auch war. Sie verstand ihn und forderte ihn gleichzeitig heraus, was eine unwiderstehliche Mischung war, und außerdem wurde er immer neugieriger, was für ein Mensch sie wirklich war. Doch leider war sie gerade in einer Behandlung gewesen, wie ihm ihre Helferin Maggie mitgeteilt hatte.
»Tja, es war kein kompetentes Testpublikum anzutreffen«, antwortete er auf Bettys Frage. »Es gibt ja nicht so viele Menschen in Kirkby, die beurteilen können, ob ich das Geheimnis von Grannys Rezept endlich entschlüsselt habe.«
»Tut mir leid, dass ich keine Hilfe bin. Ich kann mich leider wirklich nicht erinnern, ob ich jemals Shortbread von deiner Großmutter probiert habe. Aber ich vertraue deinem Urteil.« Sie lächelte ihn liebevoll an. »Sollen wir gleich mal eine große Portion für morgen backen? Mal sehen, was die Kunden sagen.«
»Gerne.« Lennox nickte, zog aber erst noch sein Handy aus der Tasche und machte ein Foto von den Katzenkopfkeksen. Das schickte er an Kristie, die sich derzeit auf der Isle of Skye die Füße wund tanzte: Mission accomplished! Leider ist keiner greifbar, der sich mitfreuen könnte. Viel Spaß noch beim Tanzen. L.
Dann wusch er sich die Hände, zog seine Schürze an und begann, grammgenau die Zutaten abzuwiegen. Das Geheimnis schien nicht nur die richtige Menge zu sein, sondern auch die Reihenfolge, in der man die Zutaten miteinander mischte, und die Temperatur. Die Butter musste superweich sein, und der Orangenabrieb, der hauchfein sein musste, durfte erst ganz zum Schluss mit rein.
»Ich glaube ja, dass das eigentliche Geheimnis ganz woanders liegt«, sagte Betty, die seine präzisen Arbeitsschritte mit liebevoller Mütterlichkeit beobachtete.
»Echt? Worin denn?«, erkundigte er sich, als er die Rührmaschine anstellte – in mittlerem Tempo. Nicht zu schnell und nicht zu langsam.
»Einer ganz besonderen Zutat, die man nicht kaufen kann.« Sie lächelte, und er sah sie verständnislos an. »Liebe«, erklärte sie.
»Liebe?«
»Ich bin mir sicher, dass deine Großmutter immer voller Liebe für euch war, wenn sie ihr Shortbread gebacken hat – weil sie wusste, wie sehr ihr es mögt. Und umgekehrt wart ihr alle voller Liebe für sie. Daher konnte kein anderes Shortbread der Welt dieses Geschmackserlebnis für dich reproduzieren – weil zwei Hauptzutaten fehlten. Die Liebe des Backenden und die des Genießenden.«
Diese erstaunliche Behauptung musste Lennox erst mal sacken lassen. Dann schüttelte er langsam den Kopf. »Aber das würde bedeuten, dass meine Bemühungen hier vollkommen sinnlos sind. Und faktisch ist das neue Rezept ja genauso lecker wie das Shortbread in meiner Erinnerung.« Wie kam Betty nur zu solchen seltsamen Behauptungen? Das war eine Art Kommentar, wie er sie von Anna erwartet hätte, aber doch nicht von »Queen Betty«, die ihm bislang zwar durchaus scharfsinnig erschienen war, aber auch nüchtern und ohne Hang zur Esoterik.
»Nein, das bedeutet es ganz und gar nicht. Ich glaube nur nicht, dass es an den physischen Zutaten liegt. Es ist meiner Meinung nach völlig unerheblich, ob die Butter eine Kerntemperatur von dreiundzwanzig Grad hat oder von achtzehn. Ob du ein Gramm Salz mehr oder weniger in den Teig gibst. Wie der genaue Mahlgrad des Zuckers ist oder mit welcher Vanille er aromatisiert wurde. Glaubst du wirklich, deine Großmutter hat auf solche Dinge geachtet? Nach allem, was du erzählst, hat sie den Teig immer rasch nebenbei zusammengerührt. Aus dem Handgelenk, ohne etwas abzuwiegen. Es wäre ihr gar nicht möglich gewesen, das Ganze jedes Mal präzise und identisch zu wiederholen. Vermutlich ist das auch der Grund, warum es kein Rezept gibt. Weil sie schlicht und ergreifend nie eins aufgeschrieben hat.«
Lennox gab zu, dass das einleuchtend klang – er verstand es aber trotzdem nicht. »Okay, das würde erklären, warum du keinen nennenswerten Unterschied schmeckst, aber nicht, warum es für mich eindeutig ist. Und ich kapier trotzdem nicht, was das mit Liebe zu tun haben soll. Granny ist ja nicht mehr da, und ich …«
»Aber es ist doch ganz eindeutig: Du warst jahrelang besessen davon, die Liebe deiner Großmutter wieder zu spüren – oder eher zu schmecken –, und hast nach dem perfekten Rezept geforscht wie Archäologen nach dem Heiligen Gral. Aber seit du die Bäckerei übernommen hast, gehst du ganz anders ans Werk«, behauptete sie.
»Inwiefern anders?« Er konnte ihr überhaupt nicht mehr folgen.
»Erst ging es dir darum, Kristie keine Schande zu machen und die Bäckerei und das Café wie gewohnt am Laufen zu halten. Doch von Tag zu Tag wirst du mutiger und lässt immer mehr eigene Ideen einfließen. Beim Teegebäck für den achtzigsten Geburtstag des alten Graham oder bei den Cupcakes für Colleen beispielsweise. Dir macht das richtig Freude, und es macht dich glücklich, wenn es den Leuten schmeckt. Das könnte man mit ›Liebe geben und Liebe empfangen‹ umschreiben. Bei den Shortbread-Testreihen ist es doch so, dass du intensiv an deine Großmutter gedacht hast, dass du vielleicht ihre Liebe in dir gespürt hast und du ihr insgeheim ein kulinarisches Denkmal setzen wolltest. Heute war für dich der Moment gekommen, in dem sich all diese inneren Impulse zu einer stimmigen Einheit verbunden haben. Deshalb schmecken die Kekse heute besonders gut.«
Selbst seine angeblich weit überdurchschnittliche Intelligenz reichte nicht aus, um zu begreifen, was Betty wirklich meinte. Oder nein, das war nicht richtig. Lennox begriff es schon, aber es war nicht das, was er hören wollte. Er wollte kein Mysterium, nicht beim Backen jedenfalls, sondern klare, reproduzierbare und skalierbare Ergebnisse. »Vermutlich müsste jetzt Kristie hier sein. Wenn sie es genauso empfindet wie ich, dann spräche das dafür, dass es doch am Rezept und an der genauen Zubereitungsart liegt. Wenn nicht, dann …«
»Es ist doch vollkommen unerheblich, was Kristie dazu sagt«, unterbrach ihn Betty nachsichtig. »Entscheidend ist, was du empfindest. Du hast all dein Wissen, deine Energie und deine Liebe in dieses Rezept gesteckt, also wird Granny Fraser’s Famous Shortbread für alle Zeiten der perfekte Butterkeks für dich sein. Und für alle, die das Glück haben, ihn probieren zu dürfen.«
»Aber Kristie hat doch auch nach dem richtigen Rezept gesucht«, warf Lennox ein. »Der Markenname ist übrigens cool. Da hätte ich auch drauf kommen können.«
»Kristie war längst nicht so besessen wie du. Ihr ging es eher um ihr perfektes Rezept – und nicht um das von eurer Omi. Auf den Trichter hast erst du sie wieder gebracht. So wie ich sie kenne, wird sie von deinem Rezept begeistert sein – den Markennamen dürft ihr dann gerne nehmen. Vielleicht wird sie aber noch eine weitere Variante erarbeiten, die dann Kristie’s Krispy Shortbread heißt. Beides dürfte ein Kassenschlager werden. Aber das ist nicht deine Mission.«
»Nicht?«
»Nein. Du bist hier die Aushilfe. Du machst die Arbeit gern, und es macht dir Spaß – genau wie mir. Aber es ist nicht dein Leben und deine Berufung.«
Das sah Lennox zwar grundsätzlich genauso, aber er fand es erstaunlich, dass diese weise ältere Frau, die sich offenbar so eng mit seiner Familie verbunden fühlte, mit ihm selbst aber erst seit wenigen Tagen mehr zu tun hatte, das erkennen konnte. Er hatte in den gemeinsamen Stunden in der Backstube nie über andere Dinge als übers Backen mit ihr gesprochen. »Wie kommst du darauf?«, fragte er daher vorsichtig.
»Du bist ein Künstler«, entgegnete sie schlicht.
»Ja, und? Es gibt Menschen in meiner Familie, die der Meinung sind, dass man Kunst auch kulinarisch ausdrücken kann.«
Betty schüttelte vehement den Kopf. »Nein, das stimmt nicht, und das behauptet auch keiner. Deine Schwester ist zwar vermutlich die beste Köchin ihrer Generation, und zweifellos die beste, die es hier in der Gegend jemals gegeben hat. Sie ist unfassbar talentiert und kreativ, aber sie selbst würde sich nie als Künstlerin bezeichnen. Wenn überhaupt, sind das Fremdzuschreibungen. Sie ist eine begnadete Handwerkerin und hat mit ihrer Arbeit das perfekte Medium dafür gefunden, ihre Kreativität auszuleben. Das ist wunderbar – aber eben keine Kunst. Ähnliches gilt für Kristie und Shona. Die machen ihre Sachen toll und sind kreative Handwerkerinnen, aber keine Künstlerinnen.«
»Und ich bin einer?« Lennox musste diese provozierende Frage stellen. Er wusste selbst, dass er einer war. Aber Betty Murray konnte das eigentlich nicht wissen. Oder?
»Natürlich bist du einer«, sagte sie erstaunlich sanft und liebevoll. »Du bist Musiker – egal, womit du deine Tage sonst füllst. Du wärst auch Musiker geblieben, wenn du einen deiner Studiengänge abgeschlossen hättest und beispielsweise als Anwalt arbeiten würdest. Ich war auch immer schon Schriftstellerin, obwohl ich viele Jahrzehnte lang etwas anderes gemacht habe.«
»Als Journalistin warst du doch nicht allzu weit weg davon, oder?«
Nun lachte sie laut auf. »Junge, du könntest nicht weiter danebenliegen. Wenn ich Bücher schreibe, leitet mich rein meine Fantasie, bei journalistischen Texten wiederum wäre das die denkbar größte Katastrophe! Da geht es um Fakten, um nachprüfbare Behauptungen – sonst gleiten wir endgültig ins Reich der Fake News ab. Aber ich gebe zu, dass in meinem Fall das Handwerk für beide Jobs das gleiche ist – Schreiben. Was übrigens nicht unbedingt ein Glück ist.«
»Nicht?«
»Nein. Denn so habe ich mir viele Jahre lang eingeredet, ich würde meinen Traum leben – obwohl ich in Wirklichkeit etwas ganz anderes gemacht habe.«
»Du hast vielleicht dein Handwerk verbessert«, warf Lennox ein.
»Ich kenne mich in der Musikbranche nicht gut genug aus, um einen angemessenen Vergleich zustande zu bringen, aber eventuell trifft das zu: Journalistisches Schreiben könnte der Arbeit eines Studiomusikers entsprechen. Dafür muss man sein Handwerk auch gut beherrschen und sich an vorgegebene Regeln halten. Das Komponieren eigener Musikstücke stelle ich mir dagegen so vor, wie Romane zu schreiben.«
Lennox nickte. Der Vergleich – auch wenn er ein bisschen holprig war – leuchtete ihm ein.
»Was ich damit sagen will …«, fuhr sie fort. »Du kannst dich gern in der Backstube verkriechen, du kannst auch Astrophysiker, Nachrichtensprecher, Tiefseetaucher oder Hufschmied werden. Das alles wird deine Tage füllen und vielleicht auch dein Konto, aber deine Seele wird hungern.«
»Wieso Hufschmied?«, wollte Lennox stirnrunzelnd wissen. »Willst du damit andeuten, dass mein Vater auch etwas tut, was seine Seele hungern lässt?« Vollkommen unerklärlich begann sein Herz auf einmal heftig zu pochen.
»Diese Frage wird nur er selbst beantworten können, aber um Marlin geht es jetzt nicht. Es ist dein Leben. Mach was draus. Egal, was dein Vater oder sonst jemand davon hält. Und handle mit Kristie eine Umsatzbeteiligung an Granny Fraser’s Famous Shortbread aus – ein etwas breiter aufgestelltes Einkommen schadet nicht. Und wo wir schon beim Geldverdienen sind: Hier in der Gegend werden immer talentierte Musiker für Gigs gesucht – das weißt du sicher besser als ich. Das mag dann noch nicht das ultimative Seelenfutter sein, aber irgendwas sagt mir, dass Auftritte vor Publikum zumindest Schritte in die richtige Richtung sind.«