Vor seiner Haustür stand Olivias pinkfarbener 2CV. Er hatte Zweifel, ob das rostige Gefährt sie sicher ins Elsass bringen würde, aber ihm blieb keine Wahl. Die superschnelle TGV-Verbindung war restlos ausgebucht, und die SNCF machte keine Ausnahme für vom Dienst suspendierte Kriminalhauptkommissare.
Er stürmte die Wendeltreppe hoch, und seine Mitbewohner nahmen ihn oben in Empfang. Sturni umarmte Abdel und begrüßte Olivia und Saba mit bises, die bei Saba etwas intensiver ausfielen als geplant. Alle waren ganz aufgekratzt, freuten sich auf das anstehende Abenteuer.
Rasch sprang er noch in seine Plastikduschkabine, so viel Zeit musste sein. Dann packte er einige Flaschen crémant, elsässische charcuterie, choucroute in Dosen, vakuumierte tarte flambée und foie gras in seinen großen Seesack. Mit diesem Proviant sollte die weite Strecke selbst in einem alten 2CV zu bewältigen sein.
Als er vor seine Tür trat, warteten Olivia, Saba und Abdel bereits auf ihn. Saba trug wieder ein farbenfrohes traditionelles afrikanisches Kleid und sah einfach umwerfend aus. Den Gedanken an ein Schäferstündchen mit ihr schob er schnell von sich – die Rettung des Elsass hatte absoluten Vorrang!
Gemeinsam eilten sie die Wendeltreppe hinunter, die beim Gewicht aller vier Bewohner des siebten Stocks bedenklich schwankte. Anschließend beluden sie die Ente mit Proviant und zwängten sich hinein. Sturni und Olivia wollten sich beim Fahren abwechseln, Saba und Abdel quetschten sich auf die enge Hinterbank. Es wäre zu riskant für sie gewesen, am Steuer erwischt zu werden.
Das Auto kam nur mühsam in Fahrt. Im Berufsverkehr dauerte es fast eine Stunde, bis sie den Boulevard Périphérique – die Pariser Stadtautobahn – erreicht hatten und endlich auf die Autobahn gen Osten in Richtung Straßburg abzweigen konnten. Sturni sandte Nachrichten an Straumann, Isinger und Margaux. Er bat sie, sich morgen früh im hôtel de police einzufinden – viel früher würden sie bei dem Schnecken- oder besser Ententempo bestimmt nicht in Straßburg ankommen …
Seine beiden Inspektoren wies er an, eine Handvoll Uniformierter einzubestellen und einige Streifenwagen zu reservieren, ein hochgeheimer Einsatz stehe bevor. Außerdem sollten sie kein Wort gegenüber Bouget verlieren, er wollte ihn allenfalls nach der Operation einweihen – am besten gar nicht.
Nachricht Isinger nach dreißig Sekunden:
»Wird gemacht, mon commissaire. Willkommen zu Hause! Direktor Bouget befindet sich derzeit auf einem Seminar von Interpol in Lyon – Bekämpfung von Cyberkriminalität …«
Das waren gute Neuigkeiten. Ihr Direktor war außer Haus und konnte ihnen keinen Ärger machen.
Nachricht Margaux nach zwei Minuten:
»Endlich meldest du dich. Ich hatte mir schon Sorgen gemacht. Du kommst uns besuchen, wie schön. Ich bin da und bringe Christian mit.«
Sturni überlegte, ob es wirklich sinnvoll war, seinen Sohn zu einem so hochgefährlichen Einsatz mitzunehmen, freute sich dann aber, dass er ihn schon bald wiedersehen würde. Das ganze Unterfangen war ohnehin hochgradig illegal, da kam es darauf auch nicht mehr an …
Nachricht Straumann? – Fehlanzeige.
Sein Stellvertreter befand sich vermutlich gerade in seiner Lieblings-Winstub, dem Au Cruchon in der Rue de Pucelles in der Straßburger Altstadt, hatte sein portable abgeschaltet und verkostete edle Gewürztraminer.
Was er vorhatte, konnte ihn seinen Job kosten, ja sogar eine Gefängnisstrafe einbringen. Zunächst einmal war er derzeit gar kein commissaire der Straßburger Polizei. Er war ein vorläufig vom Dienst suspendiertes Mitglied einer aufgelösten Pariser Spezialeinheit. Außerdem hatte er keinerlei Kompetenz, die sofortige Abschaltung eines Atomkraftwerks anzuordnen. Es war ihm egal, er würde eine Lösung vor Ort finden. Er musste einfach handeln, sofort – es ging schließlich um seinen Geburtsort, seine Heimat.
Solange Straumann morgen rechtzeitig im hôtel de police erschien, war alles in Ordnung. Er konnte in seiner Funktion als kommissarischer Leiter der Mordkommission die Uniformierten anweisen, sie zu begleiten. Mit viel Glück würde Bouget nichts von der ganzen Aktion mitbekommen, zumindest so lange, bis alles über die Bühne gegangen war.
Bei Reims war eine längere Pause dringend angezeigt, allen schmerzte der Rücken von den weichen Sitzen des 2CV. Sturni kaufte eine Flasche Champagner auf der Autobahnraststätte. Er hatte sich schon vor langer Zeit vorgenommen, einen Direktvergleich zwischen den elsässischen crémants und dem echten Champagner zu machen, warum nicht hier und jetzt? Das Leben war einfach zu kurz, um schlechten crémant respektive Champagner zu trinken. Schließlich konnten sie jede Sekunde Opfer eines atomaren Super-GAUs werden, da galt es, jeden Moment zu genießen.
»Champagner ist das einzige Getränk, das Frauen schöner macht, je mehr sie davon trinken. Santé!«
Diesmal war es Saba, die mit einem verführerischen Lächeln einen illustren Trinkspruch zum Besten gab.
»Ein Zitat von einem deiner Vorfahren?«
»Mais non, Madame de Pompadour!«
Sturni war schwer beeindruckt. Wer über so vertiefte Kenntnisse der französischen Geschichte verfügte, verdiente seiner Ansicht nach auch die französische Staatsbürgerschaft, zumindest eine dauerhafte Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis …
Wie erwartet, konnte der Tankstellen-Champagner nicht mit dem hervorragenden crémant aus seinem Heimatdorf mithalten. Sturni hatte es ja schon immer gewusst, ganz im Gegensatz zu Madame de Pompadour …
Völlig übermüdet, leicht beschwipst und in der Hoffnung, dass sie schon keine Polizeistreife anhalten werde, fuhren sie weiter. Der 2CV kam so langsam vorwärts, dass die leichten Schlangenlinien keine große Rolle spielten; die Autobahn war ohnehin so gut wie leer.
Die autoroute zog sich endlos dahin, und bei Verdun ereilte sie auch noch eine Autopanne. Es war einfach zu viel für das kultige, aber keinesfalls langstreckentaugliche Fahrzeug. Ein verdreckter Ölfilter, eine altbekannte Schwachstelle des 2CV. Zum Glück war Abdel nicht nur ein hervorragender Koch, sondern auch ein gewiefter Automechaniker, der die kleine Ente nach kurzer Zeit wieder flottbekam. Der junge Mann war ein Multitalent. Was könnte alles aus ihm werden, wenn er nur offiziell hier leben und arbeiten durfte, dachte sich Sturni, als er Abdel dabei zusah, wie er unter dem aufgebockten Auto herumschraubte. Er selbst besaß zwei linke Hände.
Gegen acht Uhr morgens hatten sie es endlich geschafft, die Ente fuhr in den Innenhof des hôtel de police ein, wo Straumann, Isinger, Margaux und Christian schon auf sie warteten. Alle waren völlig übermüdet, doch Sturnis Adrenalinpegel und die Sorge um sein Heimatdorf trieben ihn zur Eile an.
Sein Sohn Christian sprang ihm in die Arme, kaum dass er sich aus dem kleinen Wagen gezwängt hatte. Auch Margaux umarmte ihn leidenschaftlich.
»Willkommen daheim, mon commissaire. Das Morddezernat gehört wieder ganz Ihnen.«
François Straumann schien froh zu sein, die Bürde der kommissarischen Leitung der Mordkommission wieder abgeben zu können. Zum Glück hatte es während seiner Abwesenheit keinen Mordfall in ihrem Bezirk gegeben. Straumann roch noch etwas nach Alkohol, war aber vor Ort und hatte sich auch um einige uniformierte Polizisten und Einsatzfahrzeuge gekümmert. Wenn es darauf ankam, konnte man sich auf ihn verlassen.
»Bereit zum Einsatz, mon commissaire. Was haben wir denn für einen geheimen Spezialauftrag?«
Sein jüngerer Inspektor, Bernard Isinger, war schon wieder Feuer und Flamme. Er konnte es kaum erwarten, zur Tat zu schreiten, ohne zu wissen, was für eine hochgeheime Aktion anstand.
Inzwischen hatten sich Saba und Abdel von der Rückbank aus dem Auto geschält.
»Alors, je vous présente l’équipe de Paris – ich darf euch mein Team aus Paris vorstellen. Das sind Olivia, Saba und Abdel. Sie werden uns bei unserer Aktion unterstützen.«
Seine Pariser und seine Straßburger équipe begrüßten einander freundlich. Nur bei Saba und Margaux fiel die Begrüßung etwas unterkühlt aus. Margaux hatte einen siebten Sinn für potenzielle Konkurrenz. Sie taxierte Saba von oben bis unten, sagte aber nichts. Saba nahm es gelassen, und auch Sturni beschloss, die atmosphärischen Spannungen geflissentlich zu übergehen.
»Straumann, Isinger, wir haben keine Zeit zu verlieren. Wo sind unsere Dienstwagen? Jede Minute zählt. Wir müssen ins südliche Elsass, zwischen Colmar und Mulhouse.«
»Das ist außerhalb unseres Zuständigkeitsbereichs.«
Bernard Isinger war zwar ein hervorragender Ermittler, aber auch ein hoffnungsloser Klugscheißer. Er musste noch ein wenig flexibler werden, wenn er es mal zum commissaire bringen wollte.
»Es handelt sich um einen Notfall! Weitere Informationen gibt es an unserem Ziel. Mir nach!«
Er bestieg einen der Dienstwagen, der von einem Uniformierten gesteuert wurde. Sein Sohn und Margaux stiegen mit in seinen Wagen, während sich der Rest seiner beiden équipes auf die anderen Polizeiwagen verteilte.
Mit hundertachtzig Sachen und Blaulicht brausten sie auf der A35 gen Süden. Außer ihm wusste immer noch niemand, wohin die Reise gehen würde.
Bei Colmar verließen sie die Autobahn und fuhren auf Landstraßen weiter. Schon von Ferne war das Monstrum zu sehen. Nun dämmerte auch den anderen, wohin die Reise gehen würde.
Unaufhaltsam näherten sie sich in rasanter Fahrt dem direkt am Rhein gelegenen Areal: ein riesiger Betonklotz, daneben zwei kreisrunde Türme, davor ein Hafenbecken, das einen direkten Zugang zum Fluss gewährleistete. Der Oberrhein sorgte für das notwendige Kühlwasser. Das Gebäude strahlte etwas Morbides, Bedrohliches aus.
An der Pforte des Kraftwerks angelangt, zückte er zunächst seinen Dienstausweis, der ihn als Kriminalhauptkommissar der Straßburger Mordkommission auswies.
»Kriminalhauptkommissar Antoine Sturni von der Kripo Straßburg, ich möchte umgehend den Leiter des Atomkraftwerks sprechen!«
Der Pförtner lächelte nur müde und teilte ihm freundlich mit, dass nicht jeder dahergelaufene Polizeibeamte Zutritt zu einem Atomkraftwerk erhalte.
»Mir ist kein Mordfall auf dem Gelände des Kraftwerks bekannt. Désolé – tut mir leid –, aber so einfach kommen Sie hier nicht rein.«
Inzwischen hatten die anderen Fahrzeuge zu ihnen aufgeschlossen und warteten vor der Schranke, die sie vom streng bewachten Bereich des Atomkraftwerks trennte.
Sturni war enttäuscht. Sollte dies bereits das Ende seiner groß angekündigten Aktion sein? Er machte sich lächerlich, vor seinen Inspektoren und den anderen Polizeibeamten, seiner Freundin und seinem One-Night-Stand, seinem Sohn und vor Olivia und Abdel. Commissaire Antoine Sturni scheitert beim Versuch, das Elsass vor einem atomaren GAU zu retten – am Pförtner …
Plötzlich fielen ihm sein Pariser Dienstausweis und das Begleitdokument ein, das er dazu erhalten hatte. Droumaguet hatte ihn zwar vom Dienst suspendiert, aber ihm seinen Dienstausweis und das vom zuständigen Minister höchstpersönlich unterzeichnete Begleitschreiben, wonach den Mitgliedern ihrer Spezialeinheit für ihre Recherchetätigkeit Zutritt zu allen Atomkraftwerken Frankreichs zu gewähren sei, nicht abgenommen. Was für ein Glücksfall!
Er kramte das Dokument, das er immer bei sich geführt hatte, aus seiner Jackentasche und reichte es dem Pförtner. Der studierte es lange, rieb sich die Augen und griff dann zum Telefon. Nach einiger Zeit kam ein Vorgesetzter, der sich wieder lange über das Dokument beugte und dann mehrere Telefonate führte.
Nach einer gefühlten Ewigkeit öffnete sich die Schranke, und ihnen wurde Einlass auf das Gelände des Atomkraftwerks gewährt. Er konnte sein Glück kaum fassen. Man hatte ihn also in aller Eile vom Dienst freigestellt, jedoch vergessen, diesen Umstand in die entsprechenden Computerdateien einzugeben. Er war hier immer noch ein mit allen Befugnissen ausgestatteter Sonderermittler der police judiciaire in Sachen Atomenergie.
»Commissaire Sturni, mein Name ist Augustin Morin. Ich bin der verantwortliche Direktor dieses Kraftwerks. Womit kann ich Ihnen dienen?«
Genauso hatte er sich das vorgestellt.
»Bringen Sie mich umgehend in das Kontrollzentrum des Kraftwerks.«
Morin schluckte seinen Ärger hinunter. Es passte ihm ganz und gar nicht, dass hier ein mit Sonderbefugnissen ausgestatteter Ermittler aufkreuzte, herumschnüffelte und Zugang in das Innerste des Kraftwerks verlangte.
»Die von Ihnen vorgelegten Dokumente berechtigen Sie dazu. Bitte folgen Sie mir.«
Auf dem Weg zum Kraftwerk hatte Sturni im Netz nach Informationen über dessen Direktor gesucht. Welche Überraschung: Morin war Absolvent des ominösen Postgraduiertenprogramms und gehörte der elitären Ehemaligenvereinigung an …
Der Direktor geleitete die ganze Mannschaft ins Zentrum des Kraftwerks. Sturni war schockiert darüber, wie marode und heruntergekommen es aussah. Alles hier wirkte technisch wie aus der Steinzeit, als es noch keine modernen Computer gab und das Internet noch in den Sternen stand. Er würde diesen Laden hier umgehend dichtmachen, und wenn es ihn seinen Job kosten sollte …
Im Kontrollzentrum fanden sie zu ihrem Erstaunen fast die gesamte Belegschaft vor. Alle starrten gebannt auf einen großen Bildschirm. Der Präsident der französischen Republik wandte sich gerade in einer aktuellen Ansprache zur Lage der Nation an seine citoyens.
Sturni konnte nicht länger warten. Er platzte vor Tatendrang, obwohl er letzte Nacht kein Auge zugetan hatte. Auf dem Weg hierher hatte er sich einige Notizen gemacht, mit welchen Worten er die umgehende Schließung des Kraftwerks anweisen wollte. Nervös nestelte er nun an seinem Manuskript. Er räusperte sich und legte los:
»Meine sehr geehrten Damen und Herren – Mesdames et Messieurs, mein Name ist Antoine Sturni, ich bin Mitglied einer Sonderermittlereinheit der police judiciaire, die für die Sicherheit der Atomkraftwerke zuständig ist und vom Minister mit weitreichenden Befugnissen ausgestattet wurde.«
Wenn er schon seine nicht mehr existenten Kompetenzen hoffnungslos überschritt, kam es auf diese kleine Lüge auch nicht mehr an. Sie würde bei dem gegen ihn anstehenden Disziplinarverfahren kaum noch ins Gewicht fallen.
Er war etwas irritiert, dass niemand sich zu ihm umdrehte und ihm zuhörte. Alle starrten wie gebannt auf den Bildschirm, verfolgten schweigend die Rede des französischen Präsidenten. Sturni ließ sich davon nicht beirren, räusperte sich erneut und fuhr fort:
»Aufgrund akuter Sicherheitsmängel ordne ich das sofortige Herunterfahren des Atomkraftwerks an.«
Dazu war er keinesfalls befugt, aber er musste es zumindest versuchen.
Ein Raunen ging durch die Gruppe der anwesenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Endlich eine Reaktion, freute sich Sturni. Das war auch ein Hammer. Da kam einfach ein Sonderermittler und ordnete an, das Atomkraftwerk unverzüglich abzuschalten. Das hatte bis jetzt noch niemand gewagt, obwohl es zuvor schon viele Versuche von Atomkraftgegnern gegeben hatte, das marode Kraftwerk zur Strecke zu bringen. Selbst französische Präsidenten hatten sich an dessen Schließung die Zähne ausgebissen. Komisch war nur, dass sich immer noch niemand zu ihm umdrehte, sondern alle weiterhin auf den Bildschirm mit dem französischen Präsidenten glotzten.
Zu seinem Erstaunen ergriff nun Direktor Morin das Wort:
»Meine Damen und Herren, Sie haben die Anweisung gehört, der wir sofort Folge zu leisten haben. Bitte leiten Sie das Abschalten des Kraftwerks ein.«
Einige seiner Mitarbeiter reagierten unmittelbar, bedienten verschiedene Hebel und machten Eingaben an ihren völlig veralteten Rechenmaschinen.
Sturni konnte es kaum fassen, ihm fiel fast die Kinnlade herunter. Hatte er soeben die Schließung des gefährlichsten Atomkraftwerks Frankreichs bewirkt und somit das Elsass, Frankreich, ja vielleicht ganz Europa vor einem schlimmen Unheil bewahrt? Der Meiler wurde tatsächlich mit sofortiger Wirkung heruntergefahren, er hatte sein Ziel erreicht.
Hochzufrieden zog er mit seiner équipe wieder ab in Richtung Straßburg. Erst später erfuhr er, dass es eine gewisse Rolle gespielt haben dürfte, dass der Präsident in seiner Ansprache an die Nation die sofortige Einleitung einer Energiewende angekündigt hatte.
Der Artikel von Le Coq hatte sich wie ein Lauffeuer über das ganze Land verbreitet. Der junge und tatkräftige französische Präsident hatte umgehend eine Grundsatzrede anberaumt, die auf allen Fernsehkanälen Frankreichs und in den sozialen Netzwerken übertragen wurde.
Darin kündigte er den schrittweisen Ausstieg Frankreichs aus der Atomtechnologie an. Künftig wolle man nur noch auf regenerative Energiequellen setzen und massiv in diese Technologien investieren. Was Fukushima in Frankreich nicht bewirkt hatte, gelang der mutigen Zoé Le Coq. Frankreichs Fukushima hieß fortan Le Coq.
Der mit allen Wassern gewaschene Präsident nutzte die Gelegenheit und ordnete noch in seiner Fernsehansprache werbewirksam als erste konkrete Maßnahme die sofortige und längst überfällige Schließung des ältesten, zufälligerweise im Elsass stehenden Atomkraftwerks an – just in dem Moment, in dem Sturni seine Heldentat vollbrachte …