»Das heißt, sämtliche möglichen Spuren, die belegen könnten, dass die Unfälle Ihrer Freunde keine tatsächlichen Unfälle waren, sind mittlerweile vernichtet worden?«
Ich nickte und ärgerte mich wieder darüber, dass ich mich nach den Vorfällen mit der Bohrmaschine und dem Rolltor von Merle und Mike hatte beschwichtigen lassen, anstatt schnurstracks zur Polizei zu gehen.
Wir standen am Scheunentor und Kriminalkommissar Magnus Scheuermann untersuchte das Schloss. Er trug ein leichtes helles Leinensakko und eine Brille mit blau verspiegeltem Sonnenclip. Ich kannte das von meiner Großmutter, die ihre Brille so mit einem einzigen Handgriff in eine Sonnenbrille verwandeln konnte und umgekehrt.
Er war zwischen zwei Terminen vorbeigekommen, vielleicht weil ich für Isa arbeitete, vielleicht weil sein ehemaliger Kollege Bert Melzig ihn darum gebeten hatte. Er verriet es mir nicht. Es war mir auch egal. Hauptsache, er war da.
»Das springt schon auf, wenn man es nur mal streng anguckt«, bemerkte er. »Aber das wissen Sie ja selber.«
An meinem ersten Tag bei der Polizei hatte ich ihm kurz die Hand geschüttelt und war ihm später ein paarmal auf einem der Flure über den Weg gelaufen.
Ich wusste nichts über ihn.
»Die Nachricht steckte unter dem Scheibenwischer Ihres Wagens?«
»Ja.«
Wir betraten die Scheune und er wandte sich meinem Auto zu.
»Es ist Ihr Fahrzeug?«
»Ja.«
»Wer fährt außer Ihnen damit?«
»Im Prinzip darf es jeder von uns. Aber das kommt selten vor. Mike besitzt ein eigenes Auto, das auch seine Freundin Ilka an den Wochenenden benutzt, an denen sie hier ist. Luke hat ebenfalls einen eigenen Wagen und Merle kann jederzeit auf die Fahrzeuge des Tierheims zugreifen. Mina, die im Moment nur selten hier ist, hat sich mein Auto noch nie ausgeliehen.«
Er fand unsere Wohnverhältnisse ziemlich undurchschaubar. Das hatte sich schon angedeutet, als ich ihm die Mitglieder unserer WG aufgezählt hatte.
»Ihre Freundin Merle und dieser …«
»Mike«, half ich aus.
»… und dieser Mike sehen, wenn ich Sie recht verstanden habe, keinen Grund, hinter ihren Unfällen mehr zu vermuten?«
»Anfangs nicht. Aber jetzt stellt sich die Sache ja etwas anders dar.«
»Wann sind sie zu Hause?«
»Merle wird gleich hier sein. Mike kommt wahrscheinlich erst am Sonntag oder Montagfrüh aus Düsseldorf zurück, aber auch früher, wenn es nötig sein sollte.«
Ich führte ihn durch den Innenhof in die Küche, wo ich ihm Luke vorstellte. Donna kam anstolziert und strich unserem Besucher elegant um die Beine, was sie bei Fremden normalerweise nicht machte.
Er blieb stocksteif stehen, als wäre sie nicht eine harmlose Katzendame, sondern ein Raubtier auf dem Sprung. Luke lenkte Donna mit einer Portion Trockenfutter ab, und wir setzten uns an den Tisch, auf dem ich das neongrüne Papier mit der Nachricht bereitgelegt hatte.
Magnus Scheuermann nahm den Sonnenclip ab, schob ihn in die Brusttasche seines Sakkos und streifte sich Einweghandschuhe über, bevor er den Zettel in die Hand nahm. Das machte mir Hoffnung. Er schien die Sache ernst zu nehmen.
Doch dann verstaute er ihn nicht behutsam in einer Klarsichthülle, wie es in Krimis Standard ist, sondern legte ihn auf den Tisch zurück, als hätte er genug gesehen.
»Wo befindet sich die defekte Lampe, die Ihr Mitbewohner reparieren wollte?«
Wir traten wieder in den Hof hinaus und ich zeigte sie ihm. Obwohl es ja die Bohrmaschine gewesen war, die Mike den Stromschlag versetzt hatte. Die Lampe hing intakt und unschuldig an der Wand, die die Gluthitze des Nachmittags abstrahlte.
Magnus Scheuermann durchquerte den Innenhof mit aufmerksamen Blicken nach rechts und links, scannte jede Einzelheit. Wir verließen den Hof und gingen an der Mauer entlang zur Scheune.
»Das Tor ist immer abgeschlossen?«
Ich nickte.
Er rüttelte an der Klinke.
»Das ist kein Schloss«, sagte er wenig feinfühlig. »Das ist ein Witz. Ein Tritt und das Ding ist offen.«
In seinem dunklen Haar zeigten sich erste silbrige Fäden, die in der Sonne glänzten. Auf seiner hohen Stirn hatte sich Schweiß gebildet. Kein Wunder. Wer trug bei dieser sengenden Hitze denn ein Sakko?
Wir kehrten in die Küche zurück, und er betrachtete nachdenklich das schreckliche Wort auf dem schrecklichen Grün, während er sich setzte und mit einem flappenden Geräusch die Handschuhe von den Fingern zog und in die Tasche seines Sakkos stopfte.
»Wäre die Nachricht eine eindeutige Drohung, würde ich den Brief auf Fingerabdrücke untersuchen lassen. Aber das ist sie nicht. Und was die Unfälle angeht, so sind mögliche Beweise nicht mehr vorhanden. Ich fürchte, wir können da nichts machen.«
Nicht eindeutig? Ging es denn noch eindeutiger?
Magnus Scheuermann nahm seine Brille ab und putzte sie mit einem Mikrofasertuch, das er offenbar immer bei sich trug. Danach kam der Sonnenclip an die Reihe.
Lukes Blick sprach Bände.
Auch in mir welkte das kleine Pflänzchen Zuversicht, das kaum Zeit gehabt hatte, sich zu entfalten. Was würde erst Merle zu diesem Prinzipienreiter sagen?
Wie aufs Stichwort kam sie herein.
Ihre Wangen glühten von der Fahrradfahrt durch die Hitze. Sie hatte früher Schluss gemacht und sich beeilt, um bei diesem Gespräch dabei zu sein.
Ihr ganzer Körper signalisierte Misstrauen, als sie Magnus Scheuermann widerwillig die Hand reichte. Wir alle hätten nur zu gern Bert Melzig an diesem Tisch gesehen.
»Setzen Sie sich doch«, forderte Magnus Scheuermann sie auf, als wäre er hier der Hausherr. Aber vielleicht war er einfach nur zerstreut.
Merle zog sich einen Stuhl heran. Immerhin war sie mittlerweile in der Lage, sich mit einem Polizisten zu unterhalten, ohne ihm die Augen auszukratzen.
Bei der Tierheimarbeit kam sie gar nicht darum herum. Es waren Polizeibeamte, die sie begleiteten, wenn sie verwahrloste Tiere aus heruntergekommenen Wohnungen befreien mussten. Selbst Merle hatte inzwischen erkannt, dass es für ihre Sache hilfreich war, bis zu einem gewissen Punkt mit den Hütern des Gesetzes zu kooperieren.
Sie beugte sich zu dem grünen Zettel vor.
»Scheiße«, sagte sie.
»Schildern Sie doch bitte kurz, wie es zu dem Unfall im Tierheim gekommen ist«, forderte Magnus Scheuermann sie auf und lehnte sich abwartend auf seinem Stuhl zurück.
»Ich kann gar nicht viel dazu sagen. Ein Rolltor ist plötzlich runtergekracht. Es ist ein altes Tor und irgendein Sicherungsteil war ausgeleiert oder verschlissen. Unser Tierheim ist fast schon ein historisches Schmuckstück. Da ist andauernd was kaputt. Das kennen wir schon.«
»Sie glauben also nicht, dass jemand das Tor manipuliert hat?«
»Nein. Es hätte ja jeden treffen können. Wir sind zurzeit drei Festangestellte. Hinzu kommen Hilfskräfte, die auf Stundenbasis arbeiten, und etliche ehrenamtliche Mitarbeiter. Meistens gibt es auch noch den einen oder andern Schüler oder Studenten, der ein Praktikum bei uns absolviert. Wenn jemand vorgehabt hätte, mich zu töten, dann hätte er doch ein Mordwerkzeug ausgesucht, mit dem er mich auch wirklich erwischt hätte.«
Nun zog Magnus Scheuermann doch sein Sakko aus und hängte es über die Stuhllehne. Unter seinen Achseln zeichneten sich Schweißflecke ab.
»Ich habe auch an eine Aktion von Tierschutzgegnern gedacht«, fuhr Merle fort. »Aber die arbeiten anders. Die würden keinen Anschlag verüben, den sie als Unfall tarnen. Die wollen ja im Gegenteil Aufmerksamkeit.«
Magnus Scheuermann zog sein vibrierendes Handy aus der Hosentasche.
»Verzeihung.«
Er trat auf die Terrasse hinaus und telefonierte leise.
Wir warteten.
»Der Hausmeister …«, begann er, als er wieder am Tisch saß.
»Herr Kleine.«
»Er hat das defekte Teil also ausgewechselt und entsorgt?«
»Vermutlich. Ich hab ihn noch mal darauf angesprochen, aber sein Gedächtnis ist leider nicht das beste.«
Ich sah, worauf das Gespräch hinauslief, und ich behielt recht. Magnus Scheuermann machte sich ein paar Notizen und spielte dann nachdenklich mit seinem Kugelschreiber, indem er ihn blitzschnell zwischen den Fingern drehte.
»Und die defekte Bohrmaschine Ihres Mitbewohners ist ebenfalls entsorgt worden«, rekapitulierte er. »Auch sie war alt und damit anfällig für Fehlfunktionen.« Er wandte sich an mich. »Tut mir leid. Sieht so aus, als könnten wir in dieser Sache nicht aktiv werden.«
»Und die Nachricht?«
»Ist wie gesagt keine eindeutige Drohung«, antwortete Magnus Scheuermann. »Rein theoretisch könnte sie sogar die Mitteilung eines Verehrers sein.«
»Eines kranken Verehrers«, warf Luke ein.
»Ja, aber solange er keine Straftat begeht …«
»Der Typ ist in unsere Scheune eingedrungen«, ereiferte sich Merle.
»Deren Tor über kein zuverlässiges Schloss verfügt.«
»Er hat unberechtigterweise unser Grundstück betreten«, beharrte Merle. »Und er muss in unserm Haus gewesen sein.«
»Hat er etwas entwendet?«
»Mein Tablet«, antwortete ich. »Das habe ich Ihnen ja schon am Telefon erklärt. Er hat es dann auf der Fußmatte vor der Haustür abgelegt.«
»Was im Grunde auch so etwas wie eine Nachricht ist«, sagte Merle. »Er hat uns damit gezeigt, dass er in der Lage ist, in unserm Haus ein und aus zugehen, wie es ihm gefällt.«
»Sind Sie sicher«, wandte Magnus Scheuermann sich an mich, »dass Sie das Tablet nicht draußen vergessen haben?«
Ich war mir absolut nicht mehr sicher. In meinem Kopf drehte sich alles. Ich hob die Schultern.
»Auf der Fußmatte?«, fragte Merle, und ihre Stimme triefte vor Ironie.
»Das Tor zum Innenhof ist kinderleicht zu überwinden. Jeder halbwegs sportliche Mensch könnte das Tablet von außen gesehen, aufgenommen und vor der Haustür abgelegt haben.« Er ließ Merles Hohn locker von sich abtropfen. »Wenn ich Ihnen einen Rat geben darf: Lassen Sie die Schlösser austauschen. Es wäre auch vernünftig, sich die alten Türen und Fenster einmal vorzunehmen. Wenden Sie sich an eine Firma, die Sicherheitstechnik anbietet. Absolute Sicherheit gibt es zwar nicht, aber man kann es den Einbrechern so schwer wie möglich machen.«
Wenige Minuten später hatte Magnus Scheuermann uns wieder verlassen. Ratlos und frustriert blieben wir zurück.
»Und wenn doch meine Vergangenheit der Grund für den ganzen Spuk ist?«, fragte Luke bedrückt. »Würden sie die Geschichte dann ernster nehmen?«
»Du bist nicht der Grund«, sagte ich überzeugt. »Diese Nachricht gilt mir, und egal, was dieser Scheuermann meint – sie ist so eindeutig wie nur was.«
Merle kam zu mir und umarmte mich.
Es gab nichts mehr zu sagen.
*
Mühsam rappelte Georg sich auf und rang nach Atem. Wie Feuer loderte der Schmerz in seinem Rücken.
Nach einer Zeit, die ihm wie eine Ewigkeit erschien, gelang es ihm mit einer enormen Kraftanstrengung, auf die Füße zu kommen. Stöhnend wankte er die drei, vier Schritte zum Gewächshaus und sank auf die blaue Bank, die dort für Arbeitspausen stand.
Zwei Meisen segelten vorbei, kehrten um und landeten zwei Schritte von ihm entfernt auf dem Boden. Sie hüpften zu einem der Beete, wobei sie immer wieder den Kopf nach ihm drehten, pickten eifrig im Erdreich und verschwanden schließlich über die Mauer.
Die JVA war am Rand der Stadt errichtet worden, nicht zu weit von den letzten Häusern entfernt, aber weit genug, um den rechtschaffenen Bürgern den ständigen Anblick von Mauern und Stacheldraht zu ersparen.
Man hörte die Vögel singen und die Hähne krähen und wurde nachts von den Schreien kämpfender Katzen wach gehalten. Der süßlich-scharfe Gestank einer nahe gelegenen Schweinefarm drang bis hierher und wurde an heißen Sommertagen schier unerträglich. Doch manchmal duftete es auch nach Heu.
Georg waren die Geräusche und Gerüche vertraut.
Er gehörte zu den Menschen, die in den Häuserschluchten großer Städte verloren gingen.
Das Einzige, was er an Städten schätzte, war ihre Anonymität. Jeder konnte für sich bleiben, falls er das wollte. Niemand schaute so genau hin, wenn man gegen die Regeln verstieß. Dennoch.
Nichts für ihn.
Er brauchte die Stille und die Weitläufigkeit, die er nur am Meer fand – oder auf dem Land, zwischen Feldern und Wiesen.
Die Meisen kamen ein zweites Mal über die Mauer gesegelt, landeten zu seinen Füßen und flatterten erschrocken wieder auf. Georg beobachtete sie, wie sie hin und her flogen, einander abwechselnd zu jagen schienen, wie in einem Spiel.
Sein Atem hatte sich normalisiert, doch der Schmerz in Rücken und Brustkorb war geblieben. Georg atmete noch ein paarmal so tief wie möglich ein und aus und sah sich nach Ezra um, bevor er sich vorsichtig erhob.
Jeder der wenigen Schritte bis zu dem Tomatenbeet, an dem lediglich der umgekippte Eimer an den Überfall erinnerte, war eine Herausforderung. Er ließ sich auf die Knie nieder und machte mit der Arbeit weiter.
Sie gab seinen Gedanken Raum.
Viel Raum.
Der vollständig von Ezra erfüllt war. Denn dass er es gewesen war, der ihn niedergeschlagen hatte, stand für Georg außer Zweifel.
Er würde ihm einen Denkzettel verpassen.
Er wusste bloß noch nicht, wie.
*
Mike rief an, um sich zu erkundigen, was der Besuch von Magnus Scheuermann ergeben hatte. Er bot an, sofort nach Hause zu kommen. Auch Ilka war bereit, alles stehen und liegen zu lassen, falls wir sie brauchten.
Das würden wir jedoch auf gar keinen Fall annehmen, denn nach den ersten beiden Semestern des Grundstudiums bereitete Ilka ihre künstlerische Präsentation vor, die über die Zulassung zum Hauptstudium an der Kunstakademie entschied, die eigentliche Zulassung zum Studium der Freien Kunst.
Wir alle waren sicher, dass die Präsentation für sie lediglich eine Formsache war, doch sie war sehr aufgeregt und hatte alle Hände voll zu tun. Deshalb hatte Mike beschlossen, ein paar Tage länger in Düsseldorf zu bleiben, um sie zu unterstützen.
Merle klappte ihren Laptop auf dem Küchentisch auf. Luke und ich saßen zu beiden Seiten neben ihr und sahen ihren Fingern zu, wie sie Sicherheitstechnik eingaben.
Die Suchmaschine spuckte über vierzehn Millionen Treffer aus.
Nach wenigen Minuten hatte Merle drei Firmen ausgemacht, die im Bröhler Raum angesiedelt waren.
»Welche zuerst?«, fragte sie, doch noch während Luke und ich einander unschlüssig ansahen, hatte sie die erste Nummer gewählt und dem Mann am Telefon wenig später die Zusage abgerungen, bereits am nächsten Morgen vorbeizukommen.
»So.« Sie lehnte sich zufrieden zurück. »Das läuft. Und jetzt sollten wir uns mal darüber unterhalten, wer da hinter dir her ist, Jette.«
»Ich habe absolut keine Ahnung.«
»Vielleicht jemand von der Uni?«, überlegte Luke.
Ich schüttelte den Kopf.
»Denk nach.«
Merle klopfte ungeduldig mit ihrem Kugelschreiber auf den Tisch. Würde sie als Nächstes einen Zettel hervorzaubern, um die Namen der infrage kommenden Kandidaten aufzulisten?
»Ich komme mit den meisten gut aus«, sagte ich und hatte fast das Gefühl, mich dafür rechtfertigen zu müssen.
»Mit den meisten?«, hakte Merle nach.
»Manche sind mir einfach gleichgültig. Andere kenne ich kaum. Du weißt doch, wie das ist. Du liebst auch nicht jeden aus deiner Tierschutzgruppe und trotzdem arbeitest du gut mit ihnen zusammen.«
»Und wenn Scheuermann recht hat?«, fragte Luke. »Wenn dieser Typ Jette gar nichts antun will? Wenn er sich im Gegenteil in sie verliebt hat?«
»Wer sollte sich denn in mich verlieben?«
»Stimmt.« Luke verdrehte die Augen. »Eine total verrückte Idee.«
»Finde ich auch.« Merle warf ihm einen Blick zu, in dem sich Ironie und Zuneigung mischten. Von ihrer anfänglichen Skepsis ihm gegenüber war nichts mehr zu spüren. »Aber mal ernsthaft: Du hast recht. Wir sollten auf jeden Fall in beide Richtungen denken.«
»Mir fällt in beiden Richtungen keiner ein«, sagte ich. »Ich merke doch, wenn einer in mich verknallt ist. Oder mich nicht ausstehen kann.«
»Dich hasst«, verbesserte Merle mich.
»Hass ist ein großes Wort. Muss man jemanden nicht sehr gut kennen, um ihn zu hassen?«
Sie ließen sich das durch den Kopf gehen, und ich sah ihnen dabei zu und wusste, wie glücklich ich mich schätzen durfte, sie in meinem Leben zu haben.
»Da ist was dran«, sagte Luke schließlich. »Allerdings muss man jemanden nicht besonders gut kennen, um sich in ihn zu verlieben. Da reicht ein einziger Blick.«
»Was bedeutet, dass jeder infrage kommen kann«, schloss Merle. »Es könnte sogar jemand aus Birkenweiler sein, der Jette heimlich anschmachtet.«
Es war auf einmal furchtbar still.
»Und jetzt?«, fragte ich, als ich das Schweigen nicht länger aushielt.
Keiner von uns wusste eine Antwort.