XVII

Cavelli betrat sein Apartment, ließ die etwas verzogene Wohnungstür ins Schloss fallen und legte den versiegelten Umschlag auf den Esstisch im Wohnzimmer. Wenn er ihn jetzt gleich öffnete, würde er womöglich den ganzen Abend nicht mehr zum Essen kommen. Er goss sich ein Glas Tignanello ein, entzündete mit einem Streichholz den alten Gasherd und begann, sein Abendessen zuzubereiten. Gegrilltes Rinderfilet mit Bohnen. Dazu seine berühmte Sauce Napoleon, ein uraltes geheimes Familienrezept, das seine Vorfahren mütterlicherseits aus Frankreich mitgebracht hatten. Zumindest erzählte er das immer so, wenn er mal Gäste hatte. Die Wahrheit sah prosaischer aus: Er hatte keine französischen Vorfahren, und die Soße bestand zu gleichen Teilen aus saurer und süßer Sahne, ergänzt durch eine Zutat, die er bei einer Reise nach Deutschland zufällig kennengelernt hatte: Bratensaftpulver der Firma Maggi. Nicht unbedingt feinste französische Kochkunst, aber er liebte diese – leider überaus kalorienreiche – Soße, und als Sauce Napoleon wurde sie auch von seinen gelegentlichen Gästen immer mit andächtiger Bewunderung genossen.