XIX

Kann ein Katholik ein guter Amerikaner sein?

Ende des 19. Jahrhunderts war der überwiegende Teil der amerikanischen Bevölkerung keineswegs dieser Ansicht. Wie auch die Juden galten Katholiken als Bürger zweiter Klasse. 1882 beschloss eine Gruppe katholischer Einwanderer aus Irland, das Gegenteil zu beweisen. Sie gründeten eine Bruderschaft der Ordensritter und benannten sich nach dem in Amerika am meisten verehrten Katholiken. Ihre heiligen Grundsätze lauteten Nächstenliebe, Einheit, Brüderlichkeit und – Patriotismus. Heute ist der Orden die größte katholische Laien-Organisation der Welt. Seine fast zwei Millionen Mitglieder, ausschließlich Männer – unter ihnen zahlreiche Prominente –, sind in vierzehntausend Räten organisiert. Außerdem gehört er zu den effektivsten Spendensammlern der Katholischen Kirche. Dies mag einer der Gründe dafür sein, dass man in Rom großzügig darüber hinwegsieht, dass die Riten und Ordensgrade dieser Ordensritter stark an eine Organisation erinnern, die für gewöhnlich von katholischer Seite strikt abgelehnt wird: die Freimaurer.

Heute war es so weit. Der Mann in der Robe sah auf den Mann mit dem Schwert. Er hatte lange auf diesen Tag warten müssen. Zu lange. Viel zu lange. So lange, dass es schon fast sinnlos geworden war. Aber er hatte es sich verdient.

Über acht Jahre hatte er seine Pflicht als Chancellor verrichtet, dem dritthöchsten Grad der Ritterschaft. Heute stieg er auf Platz zwei auf. Deputy Grand Knight. Der Mann mit dem Schwert rezitierte eine lateinische Litanei. Was bedeutete sie eigentlich? Er hatte sich das nie gefragt. Darauf kam es nicht an. Äußerlich ruhig, aber innerlich aufgewühlt hörte er weiter zu. Deputy. Stellvertreter. Was wäre er für ein überragender Grand Knight gewesen? Aber dieser Traum war ausgeträumt. Schon mit der Erhebung zum Deputy Grand Knight hatte er nicht mehr gerechnet. Als ihn der Grand Knight vor sechs Tagen beiseite genommen und ihm die frohe Botschaft verkündet hatte, war das Erste, was er gedacht hatte: Du dämlicher Scheißkerl, hättest du mir das nicht vier Wochen früher sagen können? Jetzt musste er den bereits fast fertigen Grabstein – nur das Todesdatum fehlte noch – ändern lassen. Achthundert Dollar zum Teufel! Dieses Mal hatte sich seine gründliche Vorbereitung nicht ausgezahlt. Noch am selben Tag hatte er dem Steinmetz eine Nachricht zukommen lassen.

»Neuer Text erforderlich: Douglas P. Rearden – Deputy Grand Knight.«