LXI

Das Nationalheiligtum Basilika der Unbefleckten Empfängnis in der Michigan Avenue war nicht nur die größte katholische Kirche in den Vereinigten Staaten, sondern auch eine der zehn größten Kirchen der Welt. Die Basilika, die von 1920 bis 1961 erbaut worden war, bestand aus einem neo-romanischen Kirchenschiff, an das ein neo-byzantinischer Kuppelbau angefügt war, und einem etwa hundert Meter hohen Glockenturm, der architektonisch an den Campanile auf dem Markusplatz in Venedig erinnerte.

Es war fünf Minuten vor der verabredeten Zeit, als das Taxi, das Cavelli und Pia vom Jefferson aus genommen hatten, vor der pompösen Steintreppe der Basilika hielt. Der Regen war inzwischen stärker geworden, und der Himmel war voller schwarzer Wolken. In der Ferne donnerte es bereits. Cavelli bezahlte mit einigen frisch eingewechselten Dollarscheinen. Einige Augenblicke später standen sie im Regen, während die Rücklichter des Taxis sich schnell entfernten. Pia hielt schützend ihre Handtasche über den Kopf und blickte suchend um sich. Die Basilika war ein freistehendes Gebäude, das in alle Richtungen von großen Grünflächen umgeben war. Da und dort huschten vereinzelte Touristen umher, die es eilig hatten, irgendwo ein trockenes Plätzchen zu finden. Rasch liefen Cavelli und Pia die ungeheuer breite Treppe zum Haupteingang nach oben, wo sie sich erneut umsahen. Cavelli war unangenehm überrascht von der isolierten Lage der Kirche. Er war wie selbstverständlich davon ausgegangen, dass sie in der Innenstadt sein würde. Aber nicht mal entfernter Verkehrslärm war hier noch zu hören.

Pia blickte mit zusammengekniffenen Augen in den Regen. »Sehen Sie irgendwen, der Rearden sein könnte?«

»Nein, vielleicht ist er schon drinnen.«

»Sehen wir nach.« Sie wandten sich zu der Basilika hinter ihnen um, und Pia las laut die Inschrift, die in den steinernen Torbogen gemeißelt war.

Hail Mary full of Grace. The Lord is with thee.

Cavelli öffnete einen Flügel der mittleren der drei hohen hölzernen Doppeltüren, und sie betraten die Basilika.

Für einen Moment verschlug es ihm den Atem: Das Kirchenschiff war riesig. Links und rechts gab es zahllose Nischen und Kapellen, aus einer der Kapellen war leise ein gemischter Chor zu hören. Es roch nach Weihrauch, und an mehreren Gebetsbänken brannten Kerzen. Weit vorne sah Cavelli vereinzelt Frauen kniend beten. Er sah auf die Armbanduhr. Es war eine Minute vor sieben.