Über Geld spricht man nicht. Dieser Satz hat mich geprägt und mir immer das Gefühl gegeben, es sei unanständig, über Geld zu sprechen. Damit bleibt es in der Gesellschaft häufig ein ignoriertes Thema in Familien, unter Freunden und Kollegen.
Aus meiner Sicht ist es lange überfällig, dieses Schweigen zu durchbrechen. Denn: Wenn wir über Geld sprechen, beschäftigen wir uns aktiv mit Themen wie Sparen, Investieren und Vorsorgen. Das Sprechen über Geld ist daher mehr als nur eine Aufzählung von Zahlen; es ist ein Schlüssel zu Bildung, Unabhängigkeit und unzähligen Möglichkeiten für jeden Einzelnen.
Auch meine Eltern sprachen in meiner Kindheit selten über ihre eigenen finanziellen Entscheidungen. Dennoch lehrten sie mich, wie man mit Geld umgeht – eine Lektion, die über das bloße Sparen hinausging. Sie zeigten mir, wie man selbst mit kleinen Beträgen, wie meinem Taschengeld, sinnvoll umgeht, investiert und es arbeiten lässt. Mein Highlight war es, am Weltspartag in die Sparkasse zu gehen und mir Bundesschatzbriefe zu kaufen. Ich wusste erst nicht wirklich, was das ist, aber meine Eltern motivierten mich, zu fragen. Diese Lektionen haben mir den Mut gegeben, meine eigenen finanziellen Entscheidungen zu treffen und zu verstehen, dass Geld nicht nur ein Mittel zum Zweck ist, sondern ein Werkzeug für Wachstum und Unabhängigkeit – vor allem für Frauen.
Zu oft wird das Thema Geld an Männer delegiert, wodurch Frauen in eine Abhängigkeit geraten können. Gleiches gilt für Kinder: Sie bleiben viel zu lange im Unklaren über ihre finanziellen Möglichkeiten und dass nicht nur sie selbst irgendwann arbeiten können, sondern auch ihr Geld.
Mit meinen Kindern spreche ich daher offen über Geld. Wir überweisen ihnen ihr Taschengeld online – und wir diskutieren gemeinsam und spielerisch über all die verschiedenen Einsatzmöglichkeiten. In den Gesprächen betonen wir vor allem die Bedeutung von Geld als Werkzeug. Es geht nicht nur darum, wie man Geld ausgibt, sondern auch darum, wie man es klug einsetzt und für sich arbeiten lässt. Mithilfe von Büchern und Apps erklären wir ihnen die Unterschiede zwischen Sparplänen, Aktien und ETF s.
Als Eltern spielen wir eine entscheidende Rolle im Finanzwissen unserer Kinder. Und wie dieses Buch zeigt: Es geht nicht darum, ein Finanzexperte zu sein, über viel Geld zu verfügen oder viel Zeit zu investieren.
Es geht vielmehr um die Vorbildrolle, um gemeinsames Lernen und darum, wie wir mit unseren Kindern Gespräche über Geld führen können. Es geht darum, eine Diskussionskultur zu fördern und alltäglich notwendiges Finanzwissen zugänglich zu machen. Es geht darum, Chancengerechtigkeit für die nächste Generation zu schaffen.
Wir können die finanzielle Situation eines jeden Einzelnen nicht direkt verändern, aber wir können das Wissen und die Werkzeuge bereitstellen, um mit finanziellen Herausforderungen umzugehen und die eigene Situation zu verbessern. Das ist für mich Chancengerechtigkeit.
Deshalb ist es auch ein großer persönlicher Wunsch von mir, das Tabu um Geld zu brechen. Geld sollte nicht nur besessen, sondern auch besprochen werden. Es gehört in die Mitte der Familie und der Gesellschaft. Durch Offenheit und Bildung kann jeder von uns finanziell klug und unabhängig handeln.
Es beginnt bei uns – bei unseren Gesprächen, bei unserer Haltung gegenüber Geld und bei der Art, wie wir dieses Wissen an die nächste Generation weitergeben.
Lassen Sie uns gemeinsam für eine Zukunft arbeiten, in der finanzielle Bildung und Unabhängigkeit für alle erreichbar sind.
Verena Pausder, im Dezember 2023