Knapp fünfhundert Jahre sind seit dem Fall Tenochtitlans vergangen, und der Kampf um die Deutung der Ereignisse tobt bis auf den heutigen Tag. Die Abhandlungen über diese welthistorische Begebenheit füllen ganze Bibliotheken, doch ist die Geschichte niemals auserzählt, wird es niemals eine «definitive» Version geben und geben können. Mehr als ein Vierteljahrhundert ist es her, dass die letzte Gesamtdarstellung in deutscher Sprache erschien. Seitdem ist in der Forschung viel geschehen und es haben sich neue Interpretationen durchgesetzt, die das traditionelle Schulwissen widerlegen.
Als der Verlag C.H.Beck mit dem Vorschlag an mich herantrat, eine Cortés-Biographie zu schreiben, zögerte ich zunächst, denn Cortés – das wissen wir heute – war nicht der alles dominierende Held, als der er sich selbst in seinen Briefberichten an den Kaiser darstellte und als den ihn die vielen späteren Chronisten verehrten. Er war aber auch nicht der Teufel, der quasi im Alleingang eine blühende Kultur zerstörte. Mit diesen Mythen aufzuräumen, ist ein Anliegen dieses Buches. Es geht eben nicht nur um den Conquistador Cortés, es geht um Conquistadoren im Plural. Dazu zählten nicht nur die Spanier, die mit ihm zogen, sondern auch und gerade die zahlreichen ethnischen Gruppen Mesoamerikas, die aus unterschiedlichen Motiven daran interessiert waren, das mächtige Aztekenreich zu stürzen, und denen sich die Europäer anschlossen. Ganz ohne Cortés und seine Männer lässt sich die Geschichte jedoch ebenso wenig erzählen, waren sie es doch, die den Grundstein für ein Kolonialreich legten, das rund dreihundert Jahre Bestand haben sollte.
Meinem Lektor Stefan von der Lahr und seiner Assistentin Andrea Morgan bin ich für ihre Unterstützung dankbar. Dank gilt auch meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Daniela Celis, Nelson Chacón, Felipe Fernández, Lorena Jaureguí und Karina Kriegesmann, die mir zuverlässig assistierten, und den Archiven und Bibliotheken – insbesondere dem Ibero-Amerikanischen Institut in Berlin –, die mir die Quellen zur Verfügung gestellt haben, aus denen dieses Buch zum größten Teil geschrieben ist. Eine wesentliche Unterstützung erfuhr ich durch den Premio José Antonio Alzate, mit dem mich die mexikanische Akademie der Wissenschaften und die Wissenschaftsbehörde Consejo Nacional de Ciencia y Tecnología 2017 ausgezeichnet haben und der mir die Durchführung meiner Forschungen in Mexiko ermöglicht hat. Beiden Institutionen bin ich zu großem Dank verpflichtet. Das gilt ebenfalls für die Mitglieder unseres deutsch-mexikanischen Graduiertenkollegs «Zwischen Räumen/Entre Espacios».
Dieses Buch basiert überwiegend auf den Quellen. Die umfangreiche Sekundärliteratur, die vor allem in den letzten zwanzig Jahren einen wichtigen Erkenntnisgewinn erzielt hat, habe ich so gründlich wie möglich ausgewertet. Dazu zählen auch die Arbeiten von Matthew Restall, dessen neuestes Werk, das die «wahre Geschichte des Treffens, das die Welt veränderte», verspricht, zu spät erschien, um hier noch Berücksichtigung zu finden. Als Historiker habe ich keine Wahrheiten anzubieten, eine neue Interpretation der Vergangenheit dagegen schon.
Berlin, im Sommer 2018 |
Stefan Rinke |