12
Helden

Vor meinem Nicken neigt sich die Welt.

Vor meinem Zorne zittert sie hin.

Mime ist König, Fürst der Alben, Walter des Alls.

Hei, Mime! Wie glückte dir dies!

Ein Schmied sang. Ein Held hob den Stahl vom Amboss und stieß das frisch geschmiedete Schwert in den Wasserzuber. Das zischte und brodelte. Der Held gab seiner Zufriedenheit über das herrliche Schwert stimmhaft Ausdruck. Währenddessen schmiedete der Schmied finstere Pläne. Er war eine zerlumpte Kreatur und trug eine groteske Perücke. Man hatte den Sänger an Armen und Beinen mit Ruß beschmiert. Der singende Held dagegen war herrlich anzusehen, trug wallende blonde Locken und metallene Spangen um seine Arme. Nur wer genauer hinsah, entdeckte den beachtlichen Leibesumfang unter seinem geschickt geschneiderten Wams.

»Hoho! Hoho! Hahei! Schmiede, mein Hammer, ein hartes Schwert! Hoho! Hahei! Hoho! Hahei!«, sang der Held in überbordendem Glück.

Es war eben Oper, dachte Violet, Oper musste so sein. Die Oper vergrößerte das reale Leben, sie bildete es nicht ab. Doch wer war auf die Idee gekommen, sich einer solchen Story zu bedienen? Violet wusste wenig über die Nibelungen. Das war eine Geschichte voll Rache und Heimtücke, voll Männerwahnsinn und Brutalität, die sich als Ehre bemäntelte. Ein frecher, aber dämlicher Jüngling tötete einen Drachen, der ihm nicht das Geringste getan hatte, darauf beleidigte er den obersten Gott der Germanen, und nachdem er dessen Speer zerbrochen hatte, zerstörte er den Feuerring einer Walküre und vergewaltigte sie. Die Geschändete beklagte sich zwar eine Weile, bekannte schließlich aber ihre Liebe zu Siegfried. Woher stammten solche Phantasien? Geisterten sie in den Köpfen der Deutschen, waren sie das jahrtausendealte Erbe dieses Volkes?

Einigermaßen erschöpft saß Violet in der Berliner Staatsoper. Zu Beginn des Abends hatte sie die Größe des Hauses bewundert, das Gold, den Stuck, den ausladenden Lüster, der sich langsam verdunkelte, bevor der Vorhang den Blick freigab auf das mythologische Drama. Wald, Felsklüfte und eine Höhle bildeten die Szene. Wenn die Sänger an die Felsen stießen, klang es hohl und hölzern. Nebel waberte, alles war in geisterhaftes Licht getaucht. Ein finsterer Wanderer trat vor die Höhle, die Krempe seines Hutes hing so tief herab, dass nur wer es wusste, erkannte, dass der Wanderer einäugig war. Omar erklärte Violet, dieser Vermummte sei Gott Wotan persönlich.

Germanische Götter, verschlagene Schmiede, wütende Zwerge, ein Held, der lachend Frauen schändete, und das ganze Spektakel wurde erhöht, verklärt, aus dieser Welt gerissen und in eine andere versetzt – durch die Musik. Violet hatte Vergleichbares noch nie gehört. Auch in London wurde Wagner gespielt, aber erst hier, in Berlin, im preußischen Staatstheater, begann sie zu begreifen, worin die geheimnisvolle Wirkung lag, die diesen Werken innewohnte. Obwohl bereits vor einem halben Jahrhundert komponiert, unterstrich die Musik das Pathos, das dem jetzigen Jahrzehnt übergestülpt wurde. Und die Deutschen waren Meister im Zelebrieren von Pathos. Violet konnte sich nicht dagegen wehren, auch sie war beeindruckt und emporgehoben, doch weshalb? Weil die Geigen von einem Höhepunkt zum nächsten taumelten? Hunderte Trompeten, schien es, bliesen zum Kampf, zur Jagd, zu allem, was Männertugend und Männerwahnsinn ausmachte. Moll und Dur überstürzten sich ständig, stundenlang drang die Überfülle dieser Musik auf das Publikum ein, man wurde erdrückt, erschlagen, in Geiselhaft genommen von Wagners Klängen.

Am Pult stand ein schmächtiger, dabei höchst energetischer junger Mann mit schwarzem Haar, das er so lang trug, dass es ihm während des Dirigierens häufig wirkungsvoll in die Stirn fiel. Er war für den erkrankten Wilhelm Furtwängler eingesprungen. Furtwängler war Violet ein Begriff, er hatte auch in London dirigiert und war zum Abendessen im Savoy gewesen. Sein Ersatz, das musste man sagen, hatte das Orchester bestens im Griff. Violet und Omar saßen in einer Seitenloge im ersten Rang und konnten den Maestro daher gut beobachten. Er hatte keine Partitur vor sich liegen. War es möglich, dass er diese endlose Oper aus dem Gedächtnis dirigierte? Dabei hatte er die Augen geschlossen und führte die Staatskapelle mal mit temperamentvollem Gestus, dann wieder nur mit dem Zucken seiner Finger durch das Stück. Man werde den jungen Mann hinterher kennenlernen, hatte Omar angekündigt.

Violet beugte sich zu ihm. Sie brauchte ihre Stimme nicht zu senken, das Orchester brauste wieder einmal in Tuttistärke.

»Ich möchte hinaus.« Die Logentür lag direkt hinter ihnen.

»Ich begleite dich.« Er wollte aufstehen.

»Lass nur. Ich wünsche dir weiterhin bombastisches Vergnügen.«

»Gefällt es dir nicht?«, fragte er einigermaßen überrascht.

»Ich fürchte, das ist eher eine Geschichte für Männer.«

»Ach was, Geschichte, es geht um die Musik.« Lächelnd zeigte er zur Bühne. »Dieser Siegfried ist doch ein ganzer Kerl, oder?«

»Er hat einen unsympathischen Mund.« Sie legte Omar beruhigend die Hand auf die Schulter und schlüpfte hinaus.

Im Waschraum bedankte sich Violet bei der Toilettendame für das Eau de Cologne. Erschöpft sah sie in den Spiegel. »Die Deutschen«, murmelte sie und korrigierte ihr Make-up. »Was ist das nur mit den Deutschen?«

Danach kehrte sie zu den Logen zurück, ein Schließer öffnete ihr die Tür. Als ihr erneut ein Schwall Wagner entgegenschlug, winkte Violet ab. Ohne weitere Erklärung lief sie über die marmorne Treppe ins Freie.

Draußen wogte und tobte es ebenfalls, doch das war der Trubel Unter den Linden, das war die Samstagnacht in Berlin, die Violet hundertmal besser gefiel als die kreischende Kunstwelt da drin. Obwohl sie wusste, dass Omar sie zurückerwartete, ließ sich Violet vom Strom der Flaneure mitziehen, tauchte ein in die Prunkmeile, verschwand gleichsam darin und ließ sich in Richtung des Brandenburger Tores treiben. Neben ihr schob sich eine Kolonne von Straßenbahnen voran. Sie klingelten aggressiv, weil ein Fuhrwerk am Straßenrand die Schienen blockierte. Man lachte, schrie sich etwas zu, Autos hupten. Von irgendwo kam Musik, ein Gassenhauer, gespielt auf dem Akkordeon. Was Violet hier draußen hörte, spürte und sah, nahm sie für Berlin gefangen. Die Stadt hatte sich nicht ausschließlich dem Pomp und den großsprecherischen Phrasen verschrieben, sie war ein frecher Ort voll selbstbewusster Menschen. Man durfte die deutsche Hauptstadt nicht mit der deutschen Regierung verwechseln, Deutschland nicht mit den Nazis.

Violet konnte nicht anders, als immer weiterzugehen. Omar würde es ihr hoffentlich verzeihen. Es hatte ja keine Eile, die Oper dauerte noch drei Stunden.

Dort sah sie das Brandenburger Tor, kleiner als erwartet, als Wahrzeichen nicht besonders Ehrfurcht gebietend. Wenn man davorstand, bekam man einen Begriff davon, dass Berlin nie die Hauptstadt eines bedeutenden Reiches gewesen war. Preußen hatte zwar in die Geschicke Europas eingegriffen, besonders während der napoleonischen Kriege, trotzdem war der König von Preußen der englischen Queen und dem Habsburger Kaiser nie ebenbürtig gewesen. Preußen war ein kleines flaches Land am nordöstlichen Rand des Kontinents.

Wohin jetzt? Rechts ragte der Reichstag auf, linker Hand wies ein Schild den Weg zum Potsdamer Platz. Dorthin trieb es die meisten Vergnügungshungrigen. Violet entdeckte eine Gruppe deutscher Offiziere. Deren Rangabzeichen sagten ihr nichts, sie konnte die Waffengattung nicht zuordnen.

»Kommt ihr mit in die Alte Heimat?«, fragte einer.

Ein Jüngerer schlug vor, die S-Bahn zu nehmen.

»Nee, Lehmann, die paar Schritte gehen wir zu Fuß. Ich habe keine Lust, mich in der Bahn mit der besoffenen Soldateska zusammenzupferchen.« Der Offizier schritt voran.

In ihrer Stimmung spontaner Abenteuerlust beschloss Violet, sich der Gruppe unauffällig anzuschließen.

»Wissen Sie, was ich auf dem Abtritt der Offiziersmesse gefunden habe?« fragte der Jüngere. »Eine Broschüre.«

»Unanständige Fotos?« Der Ranghöhere setzte die Kappe ab, die seine Glatze verdeckt hatte.

»Von der ulkigen Art«, lachte der andere. »Ein Weib, Rückenansicht, das nichts anhatte als kurze Lederhosen. Bloß an den Hinterbacken hatte die Hose ovale Fenster.«

Während des Gelächters zeigte ein schnittiger Offizier nach links. »Ob Joseph schon schläft?«

»Was meinste damit? Das ist die Botschaft der Amerikaner«, gab der Jüngere zurück.

»Mensch, du kommst wohl vom Lande«, stichelte der Schnittige. »Das ist die Dienstvilla von Dr. Goebbels.«

Mit raschem Tritt ging es weiter, Violet hatte Mühe, auf ihren hohen Absätzen zu folgen.

»Jetzt ist die beste Zeit für die Alte Heimat«, gab der Ranghöchste bekannt. »Nach Mitternacht trudelt dort die Wehrmacht ein. Dann wird’s eng auf den Kanapees. Einmal hab ich acht Landser auf einem Sofa gesehen.«

Der Jüngere drängte sich an den Leitwolf der Offiziere heran. »Ich habe dort sogar mal einen Neger singen hören, Standartenführer. Durchaus erstaunlich.«

»Hoffentlich gibt’s Ballett«, antwortete der Kahlköpfige.

Bevor sie den Potsdamer Platz erreichten, bog die kleine Gruppe nach links. Vor dem Eingang des Hotel Esplanade brannte blaues Licht, der Mützenschirm des Nachtportiers reflektierte es. Die Offiziere zogen in ein unscheinbares Gässchen und klingelten an einer noch unscheinbareren Tür. Eine Empfangsdame im grünseidenen Kleid trat ins Freie. In ihrer Hand der Bausch eines Spitzentaschentuches, mit dem sie gegen die Stirn tupfte.

Der Schnittige spähte nach drinnen. »Nanu? Ist ja alles leer. Sonst muss man bei euch Sturm läuten, bevor überhaupt jemand aufmacht.«

Violet war auf der gegenüberliegenden Straßenseite stehen geblieben. Trotz der Entfernung entdeckte sie im Inneren des Etablissements Sofas und Chaiselongues, ein Kronleuchter hing in rauchverqualmter Höhe.

»Guten Abend«, begrüßte die Empfangsdame die Offiziere. »Ich weiß nicht, was heute los ist, meine Herren. Wo stecken denn Ihre Kameraden?«

»Das macht die Wärme, Madame, der schöne Abend«, antwortete der Schnittige. »Da bleibt man lieber im Freien.«

»Mir ist heute nach weiblicher Hausmannskost«, gab der Standartenführer bekannt und trat als Erster ein. Die übrigen folgten.

Bei der Alten Heimat handelte es sich offenbar um ein Etablissement von zweifelhaftem Ruf, Violet wollte den Offizieren daher nicht weiter folgen. Es war Zeit, in die Oper zurückzukehren.

»Wollen Sie nicht hereinkommen, gnädige Frau?«

Sie fuhr herum und vergewisserte sich, dass die Empfangsdame sie meinte. »Danke, aber ich bin nur zufällig vorbeigekommen.«

»Unser Programm beginnt in wenigen Minuten.« Die Frau wies einladend nach drinnen.

»Ein Programm?« Violet machte einen Schritt über die Straße. »Ist das denn keine Nacht-Bar?«

»Die Alte Heimat ist bekannt für ihre außergewöhnlich geschmackvollen Darbietungen.« Als Violet den Eingang erreichte, musterte die Madame sie von Kopf bis Fuß. »Die gnädige Frau kommen nicht aus Berlin?«

»Nein, ich bin aus London.«

»Eine Engländerin? Wir freuen uns besonders, wenn uns internationales Publikum beehrt. Ich wage zu prophezeien, es wird Ihnen gefallen.«

Violet warf einen zweifelnden Blick nach drinnen. In ihrem Abendkleid mit den armlangen Handschuhen fürchtete sie, aufzufallen. Zu ihrer Überraschung waren die Frauen, die sich in der Empfangshalle aufhielten, alle elegant gekleidet. Unter solchen Umständen konnte man es wohl riskieren, einen schnellen Drink zu nehmen. Im Hintergrund sah sie die Offiziere stiefelknallend in den nächsten Raum marschieren, wo Violet die Bar entdeckte.

»Einverstanden.« Sie lief die wenigen Stufen hoch, hinter ihr schloss die Madame die Tür.

Zum zweiten Mal an diesem Abend betrat Violet eine Welt für sich. Nach dem Pomp der Staatsoper, nach singenden Helden und sterbenden Drachen erwartete sie ein Ort, wo sich der gut situierte Berliner amüsierte. Sie entdeckte Zivilisten in Frack und Gamaschen, aber auch Männer in billigen Anzügen, die wie heruntergekommene Spieler aussahen. Viel Militär war anwesend, überhaupt prägte die Armee das Bild der Stadt. Violet konnte sich nicht erinnern, in London jemals so viele Uniformen gesehen zu haben. Die Offiziersgruppe, der sie gefolgt war, trug Schwarz, doch sie entdeckte auch Herren in grauen Monturen.

Der Raum mit der Bar weitete sich hinten zu einer veritablen Bühne mit leuchtend rotem Vorhang. Schon wieder Theater, Violets schlechtes Gewissen meldete sich. Sie hatte Omar ohne Erklärung bei Wagner zurückgelassen, um nun eine andere Theaterdarbietung zu besuchen. Sie beschloss, nur so lange zu bleiben, bis sie gesehen hatte, was gespielt wurde. Ein Blick auf die Uhr bestätigte, dass bei Siegfried wohl immer noch der zweite Akt lief.

»Ein Tisch, gnädige Frau?« Der Kellner stand hinter ihr.

»Nein, danke. Ich bleibe nicht lange.«

»Aber sehen Sie doch, gnädige Frau, so viele Tische sind leer. Sie brauchen nicht stehen zu bleiben.« Er komplimentierte sie zu einem Tischchen nahe der Bühne. »Sekt, gnädige Frau?«

»Warum nicht?«

»Eine Flasche?«

»Ein Glas sollte genügen.«

Mit einer Verbeugung zog sich der Kellner zurück.

»Hinsetzen!« rief jemand hinter Violet.

Während sie auf den Stuhl glitt, ging der Vorhang auf.

Vier Tänzerinnen betraten die Bühne, als Ziegen verkleidet. Genau genommen sollten sie Ziegenböcke darstellen. Dazu trat eine Maid in ländlicher Verkleidung und kokettierte mit den Böcken. Musikalisch wurde das Ereignis von einem Klavier, Schlagzeug, Gitarre und zwei Saxofonen bestritten. Ein schmissiger Swing, den Violet in einem deutschen Kabarett zuletzt erwartet hätte. Die Unschuld vom Lande begann zu singen.

Du bist heut schlecht rasiert,

sonst hätt ich dich verführt,

doch so hat’s mich geniert, aus Liebe.

Denn wenn dein Bart mich sticht ins Marzipangesicht,

betäubt dein Kuss das nicht durch Liebe.

Die Ziegenböcke zeigten sich verstört über die Zurückweisung und hampelten in verrückten Verrenkungen um das Mädchen herum. Es zeigte sich unnachgiebig.

Grade heut, wo ich ein Teufelein,

bist du ein Stachelschwein, ist das gemein, oh weh!

Hättst du heut früh gespürt,

was abends noch passiert,

hättst du dich ja rasiert aus Liebe.

Jetzt ging es erst richtig los. Böcke hier, Böcke da, das Mädchen fungierte zugleich als Lustobjekt und als Tierbändiger. Immer wilder und verrückter ging das zu, bis die Saxofonisten aufstanden und der Schlagzeuger sich zu dschungelhaftem Getrommel aufbäumte. Die Offiziere, die Soldaten, unabhängig ob Wehrmacht oder die schwarz Uniformierten, lachten, dass ihnen die Tränen über die Wangen liefen. Auch Violet konnte nicht an sich halten, die Darbietung war einfach zu ulkig. Lachend trank sie ihr Glas leer und schämte sich kein bisschen dafür, dass ihr der unterhaltsame Nonsens mehr zusagte als die drachentötende Hochkultur in der Oper. Sie hatte angenommen, das Hehre und Ernste liege im deutschen Wesen, und war froh, ziellos durch die Nacht gelaufen zu sein, um zu erkennen, auch das war Berlin: ausgelassen, pöbelhaft, turbulent.

»Schampus!«, rief der Standartenführer zwei Tische weiter. »Mehr Schampus!«

Der Kellner eilte. Auf der Bühne verschwanden die Tänzerinnen ohne Verbeugung. Die Musik spielte einen Tusch. Der Pianist gab bekannt, man werde nun eine Pause von fünf Minuten einlegen.

Leutselig stand der Standartenführer auf. »Na schön. Das ist der Moment, meine Herren, um mit dem appeler des dames zu beginnen.«

Die Offiziere nahmen ihre Gläser und folgten dem Leitwolf in den nächsten Raum.

»Bringen Sie uns den Sekt rüber«, kommandierte der Standartenführer dem Kellner.

Bevor Violet verstand, was vorging, bevor sie ihre erste Vermutung bestätigt sah, welche Art Etablissement die Alte Heimat in Wirklichkeit war, spürte sie einen Schatten über sich. In der Annahme, es sei der Kellner, sah sie hoch.

Wenn man eine genaue Erinnerung an einen Menschen hatte und an Begebenheiten, die man mit ihm erlebt, Gefühle, die man geteilt hatte, war es eine groteske Verzerrung, wenn man diesen Menschen in einer Umgebung wiedersah, die mit dem Erlebten nicht in Einklang zu bringen war.

»Ich war nicht sicher«, sagte der groß gewachsene Mann über Violet. »Das heißt, ich war fast sicher, dass es unmöglich ist, dich hier zu sehen.« Er sprach Englisch, er sprach auf die vertraute Art und Weise, wie er und Violet an vielen Arbeitstagen, bei vielen abendlichen Drinks miteinander geredet hatten. »Was machst du denn hier, Vi?«

Aus der Tiefe ihres Erstaunens war es unmöglich, sofort zu antworten. Kein Wort war imstande, ihre Überraschung und Freude auszudrücken. »Max«, sagte sie, schlicht und einfach »Max.«

»Hallo, Vi, schön, dich zu sehen.«