Das Parallel-Universum
Eine weitere mögliche Lösung für das »Großvater-Paradoxon« ist die Vorstellung unzähliger Paralleluniversen, auch als »Viele-Welten-Interpretation«[14] oder »Multiversum«[15] bekannt. Die »Viele-Welten-Interpretation« ist ursprünglich eine Theorie der Quantenmechanik, die ebenso Anwendung in der Erforschung von Zeitreisen findet. Bei dieser Modellvariante ist es dem Zeitreisenden möglich, in der Vergangenheit seinen Großvater zu töten, ohne seine eigene Existenz zu gefährden.
Durch sein Eingreifen in die Vergangenheit spaltet sich eine parallele Zeitschiene, ein Paralleluniversum, vom ursprünglichen Zeitstrahl ab. In diesem Paralleluniversum ist der Großvater getötet worden und der Zeitreisende selbst wird nie geboren. Die Lösung des Paradoxons liegt in der Vorstellung, dass der Zeitreisende in seinem ursprünglichen Universum (in das er nun nicht mehr zurückkehren kann) geboren wurde und eine Zeitreise angetreten hat, die ihn in ein Parallel-Universum geführt hat. Jedes Parallel-Universum bleibt in sich konsistent. Sobald eine Kausalitätsverletzung entsteht, öffnet sich ein weiteres Universum. Der freie Wille des Zeitreisenden wird nicht in Frage gestellt, da durch sein Eingreifen in der Vergangenheit keine Paradoxa entstehen können. Er kann tun, was er will und öffnet mit jeder Handlung ein neues Universum.
Abbildung Nr. 5 zeigt die Struktur einer Zeitreise, in deren Verlauf ein Parallel-Universum geöffnet wird. Der Zeitreisende befindet sich zunächst im ersten, hier schwarz dargestellten, Universum, welches in Zukunft A führt. Er reist in der Zeit zurück und verändert etwas am Lauf der Dinge, die zu Zukunft A führen sollten. Durch dieses Ereignis spaltet sich ein Parallel-Universum ab, welches nun in Zukunft B führt.
Abb. 5 Zeitreisestruktur im Parallel-Universum