Kapitel siebzehn ღ
Obwohl Davin von Schuldgefühlen und Angstzuständen geplagt worden ist, ist er irgendwann vor lauter Müdigkeit in einen unruhigen Schlaf gefallen.
Jetlag sei Dank.
Am nächsten Morgen schreckt er gerädert aus seinen Träumen auf und muss sich zuerst orientieren. Mit verschlafenen Augen sieht er sich in dem kargen Zimmer um, das er für die Nacht angemietet hat. Seine Gedanken wandern sofort zu Thian.
Hoffentlich geht es ihm gut. Ach, Schatz, ich werde dich finden und von hier wegbringen.
Das Hotel befindet sich in der Nähe des Hoan Kiem Sees, an dem er heute Bian treffen soll. Davin hat keine Ahnung, wie er die Zeit bis zu ihrem Treffen überbrücken soll. Am liebsten würde er im Minutentakt auf Thians Mobiltelefon anrufen, doch das hätte wenig Sinn, zumal er es offensichtlich nicht mehr hat. Mangels Alternativen beginnt er, das Internet nach der Familie Phan im Mekong Delta zu durchforsten. Erwartungsgemäß findet er nicht viel. Denn zum einen sind die wenigsten vietnamesischen Bauernfamilien irgendwo im Netz registriert und zum anderen liefert ihm auch das zentrale Telefonregister der sozialistischen Republik Vietnam keine brauchbaren Informationen.
Voller Erwartungen macht er sich auf den Weg zum See, setzt sich dort auf eine Parkbank und beobachtet das pulsierende Treiben auf den Straßen der Stadt.
Wenn Bian nicht mit hilfreichen Informationen auftaucht, dann ist es beinahe hoffnungslos, Thian zu finden. Was soll ich dann bloß tun? Ich könnte die Polizei einschalten. Oder die Botschaft. Ach, die würden wahrscheinlich keinen Finger krümmen.
Als er die erste Fahrradrikscha entdeckt, die von einem einigermaßen jungen, schwarzhaarigen Vietnamesen gefahren wird, springt er auf. Obwohl er genau weiß, dass es nicht sein kann, wallt in ihm die Hoffnung auf, dass ihm Thian plötzlich entgegenkommen könnte.
Lächerlich.
Vor seinem geistigen Auge beginnt ein Film abzulaufen, der ihm die erste Begegnung an genau dieser Stelle erneut erleben lässt. „Willst du mitfahren?“, hat ihn Thian gefragt. So hat alles begonnen. Mit bebenden Lippen wendet er sich ab und starrt eine Weile über das Wasser des Sees. Doch als die grausigen Bilder des nebulösen Albtraums in seiner Erinnerung aufsteigen, sieht er auf seine Finger, die sich unruhig bewegen. „Warum habe ich nicht früher reagiert? Warum habe ich so lange gewartet?“ Als ihn unvermittelt eine Hand an der Schulter berührt, schießt er keuchend hoch.
„Entschuldige, ich wollte dich nicht erschrecken.“ Bian setzt sich mit einem verlegenen Lächeln neben ihn auf die Bank. Nachdem sie einen Moment über den See geblickt hat, sieht sie ihn an. „Du liebst ihn wirklich, oder?“
Davin nickt und erwidert: „Natürlich, über alles. Er ist die Liebe meines Lebens und ich wüsste nicht, was ich ohne ihn machen soll. Bitte, hilf mir, ihn zu finden. Er gehört nicht auf ein Reisfeld, er gehört zu mir.“
Seufzend nickt sie. „Ich weiß. Meine Mutter hat sehr ausweichend reagiert, als ich sie nach Thian gefragt habe. Ich bin sofort misstrauisch geworden und habe nachgehakt, aber sie hat mich abgewiesen. Als sie geschlafen hat, habe ich mir dann ihr Adressbuch geschnappt und die Angaben rausgeschrieben. Als Adresse hat sie nur die Kombination der Provinz, der nächsten größeren Stadt und des Dorfes angegeben. Kein Straßenname oder gar eine Hausnummer.“
„Egal, ich kann alles brauchen, was mich zu ihm führen kann. Was haben sich deine Eltern nur dabei gedacht? Soll das eine Art Arbeitscamp sein?“
Bian schüttelt bestimmt den Kopf. „Nein, sicher nicht. Sie wollen nur das Beste für ihren Sohn und glauben, dass er dich auf diese Weise vergisst.“
„Also doch ein Internierungslager?“, bohrt Davin kopfschüttelnd nach. „Ich fasse es einfach nicht, wie kann man seinem Kind nur so etwas antun?“
„Nein! Davin, du siehst das falsch. Sie tun ihm nichts an, sie wollen ihm helfen, ihm die Möglichkeit geben, auf den richtigen Weg zurückzufinden.“
„Damit er vergisst, dass er schwul ist?“
„Vielleicht. Meine Mutter hat mir versichert, dass es ihm bei ihrer Schwester gutgehen wird.“
„Ach, Bian, das glaubst du doch selbst nicht, oder?“
Für eine Weile sieht sie ihn nachdenklich an, bevor sie den Kopf schüttelt. „Ich habe zumindest meine Zweifel, darum habe ich dir hier …“ sie reicht ihm einen Zettel, „… die Angaben aufgeschrieben.“
„Danke, Bian.“ Davin steht auf. „Das vergesse ich dir nie. Vielen Dank.“
„Davin?“ Sie hält ihn am Arm zurück. „Bitte sag ihm, dass ich das nicht wollte und ich ihn vermisse.“
„Werde ich, wenn ich ihn finde.“
„Wirst du und damit“, sie drückt ihm Thians grünen Pass in die Hand, „steht euch die Welt offen. Bitte, sorg gut für meinen kleinen Bruder.“
Davin sieht zwischen Bians Augen und dem Pass in seiner Hand hin und her, bevor er sie umarmt. „Ich danke dir. Du bist ein guter Mensch.“
„Viel Glück.“
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Davin ergattert noch für den gleichen Tag einen Flug von Hanoi nach Ho-Chi-Minh-Stadt, die größte Metropole des Landes und kulturelles Zentrum des Südens. Das frühere Saigon liegt südlicher, als Hoi An, was die Temperaturen schlicht unerträglich macht.
35 Grad, bei 80 Prozent Luftfeuchtigkeit.
„Guten Tag, ich bräuchte bitte einen Wagen“, spricht er die Angestellte der erstbesten Autovermietung an, die er im Terminalgebäude findet.
Sie mustert ihn unverhohlen, bevor sie auf ihren Computerbildschirm starrt und zu tippen beginnt. „Tut mir leid, wir haben keine freien Autos mehr.“
In Davin baut sich eine ungeheure Wut auf. Am liebsten würde er über den Tresen stürzen und ihr den Hals umdrehen. Tief durchatmend versucht er, sich zu beruhigen. Wie ein Mantra wiederholt er immer wieder: Sie kann nichts dafür
. Wortlos wendet er sich ab und geht weiter. Beim Schalter der übernächsten Autovermietung, eine bekannte, internationale Agentur mit zig Standorten auf der ganzen Welt, hat er endlich Glück. Sie haben noch Kontingente und so kann sich Davin einen kleinen Wagen mieten, der ihn ins Mekong Delta bringen wird.
Zum Glück befindet sich der Flughafen etwas außerhalb der Stadt, was Davin die Möglichkeit gibt, direkt über eine Autobahn gen Süden zu fahren. Die Landschaft ist, im Vergleich zum Norden, viel weitläufiger und üppiger. Wohin das Auge reicht, sieht er Reisfelder, Sümpfe und Wälder. Die Schnellstraße endet bereits nach ein paar Meilen und so muss er auf alternative Routen ausweichen. Obwohl die Straßen gut ausgebaut sind, behindern Davin unzählige Bauern, die mit ihren Traktoren, Rollern und sonstigen Fahrzeugen Ladungen transportieren und den gesamten Verkehrsfluss aufhalten. Zahllose kleinere und größere Brücken überspannen die Seitenarme des Mekongs, die sich wie ein Wassernetz durch das Land ziehen.
Die Lebensader der Region.
Die Fahrt durch die kleinen Ortschaften und Städte entlang der Route zieht sich endlos hin. Als es dunkel wird, findet Davin mithilfe des Navigationssystems in ein kleines Hotel und mietet ein Zimmer. Hier in den ländlicheren Gegenden des Südens sprechen die Leute kaum Englisch, aber seine App ermöglicht es ihm dennoch, sich verständlich zu machen.
Der schmuddelige Raum in dem heruntergekommenen Haus verdient die Bezeichnung Hotelzimmer eigentlich gar nicht, aber Davin ist froh, dass er einen Unterschlupf für die Nacht gefunden hat und sich frisch machen kann. Obwohl er todmüde ist, hält ihn die Sorge noch eine ganze Weile wach.
Am nächsten Tag erreicht er die Region Hoa Ninh, Ausgangspunkt für seine Suche nach Thian. So wie er es versteht, sind die Gebiete in Vietnams Süden nach Regionen, Distrikten und Verwaltungszonen unterteilt. Demnach findet er Thian irgendwo in diesem Gebiet: Hoa Ninh, Destiny 2, Vinh Long. Sein erster Streifzug führt ihn in ein Ballungsgebiet nahe dem Mekong-Ufer, das er aufgrund der Menge an Häusern als vielversprechend einstuft. Die Wohnbauten verteilen sich wild an der Hauptstraße entlang, alle mit einem mehr oder minder langen, gekiesten Zufahrtsweg. In den oftmals geteerten Vorhöfen, in denen Kinder spielen und die Rentner auf Plastikstühlen sitzen, liegt Reis zum Trocknen in der Sonne. Voller Tatendrang stellt Davin seinen Wagen an den Straßenrand und macht sich auf den Weg zum nahegelegenen Supermarkt. Das spärlich mit Lebensmitteln bestückte Geschäft ist menschenleer, aber das dürfte daran liegen, dass es kaum etwas zu kaufen gibt.
Ob das überall in Südvietnam so ist?
„Guten Tag, können Sie mir helfen?“ Davin lässt seine Worte mit seinem App-basierten Helferlein übersetzen, bevor er dem verdatterten Verkäufer ein Bild von Thian entgegenhält. „Ich suche diesen Mann, er lebt bei der Familie Phan. Sie sind Reisbauern.“
Nach kurzem Betrachten des Displays schüttelt sein Gegenüber den Kopf. „Tut mir leid, aber ich kenne die Phans nicht und auch diesen Mann habe ich noch nie gesehen.“
„Vielen Dank.“ Betrübt verlässt Davin das Geschäft und sieht sich in dem staubigen Ort um. Ein paar Häuser weiter die Straße entlang, entdeckt er etwas, das einer Reisfabrik sehr nahekommt. Sein Verdacht bestätigt sich, als er näher kommt. In riesigen Jutesäcken lagern in diesem Hof Tonnen des hiesigen Hauptnahrungsmittels. Lastwagen befördern die weißen Getreidekörner für den Weitertransport in die nächstgrößeren Städte und Häfen.
Sie sind Reisbauern, das bedeutet also, dass sie ihre Waren irgendwo verkaufen müssen. Ich muss also die Reisfabriken und Lebensmittelläden der Region abklappern. Sofern ich hier überhaupt richtig bin. Es gibt so viele Möglichkeiten, wie soll ich Thian da bloß finden?
Zielstrebig betritt Davin das Gelände und steuert auf das Verwaltungsbüro zu. Die zahlreich im Hof anwesenden Arbeiter mustern ihn kritisch, bevor sie weiter schuften, um ihre Familien über Wasser zu halten. Mit einem Klopfen betritt er das kleine, stickige Büro des Vorarbeiters und spult dieselbe Geschichte wie schon im Supermarkt ab. Sein Gegenüber sieht ihn eine Weile einfach nur an, bevor er mit Zeigefinger und Daumen die typische Geste für Geld macht.
Ich soll dich für eine Information bezahlen?
Unwillig kramt Davin ein paar Dollarscheine hervor und hält sie ihm hin, doch bevor der andere sie nehmen kann, zieht er die Hand zurück und deutet auf sein Smartphone, auf dem Thians Bild zu sehen ist. Als der Mann zu sprechen beginnt, lässt sich Davin das Gesagte ins Englische übersetzen.
„Ich kenne eine Familie Phan. Sie verkaufen uns einmal wöchentlich, immer dienstags, ihren Reis für den Weitertransport. Leider weiß ich nicht, wo ihre Felder liegen, geschweige, wo sie wohnen.“
„Haben Sie diesen Mann bei ihnen gesehen?“, hakt Davin nach und zeigt ihm erneut Thians Foto.
„Nein, den habe ich noch nie gesehen.“
Davin bedankt sich, gibt ihm das Geld und verlässt das Büro. Immerhin hat er in Erfahrung gebracht hat, dass die Familie jeden Dienstag anliefert, also morgen.
Ich werde hier sein und euch finden! Wenn es sich überhaupt um die richtige Familie Phan handelt. Denn da gibt es sicher einige.
Davin fährt weiter über die vom Mekong umschlossene Insel Richtung Westufer. Dabei hält er an jedem Geschäft an, das auch nur entfernt an einen Lebensmittelladen erinnert, um sich nach Thian zu erkundigen.
Doch niemand hat ihn gesehen.
Eine Familie Phan jedoch kennen viele, doch niemand kann Davin sagen, ob es sich um die Gesuchte handelt. Nachdem er unzählige Leute geschmiert, dutzende Provinzsupermärkte und ebenso viele Reisfabriken abgeklappert hat, will er nur noch eines: Schlafen. Todmüde macht er sich auf den Rückweg in die Stadt, in der er am Vorabend übernachtet hat. Doch als er ein schnuckeliges Gästehaus entdeckt, entscheidet er sich kurzerhand um und hält darauf zu. Das kleine Häuschen ist idyllisch mitten in der Natur gelegen, umgeben von Reisfeldern und Ackerflächen. Als er über die Zufahrtsstraße auf das Gebäude zuhält, wird die Tür geöffnet und eine junge Frau tritt heraus. „Guten Tag. Haben Sie noch ein Zimmer frei?“, will Davin wissen und lässt die Frage übersetzen. Umso erstaunter ist er, als ihm die lächelnde Frau auf Englisch antwortet.
„Willkommen. Selbstverständlich, wir haben noch welche frei. Für wie viele Nächte?“
„Das kann ich noch nicht sagen. Ist es möglich, das Zimmer erst einmal auf unbestimmte Zeit zu beziehen?“ Nach einem klärenden Wortwechsel hinterlegt Davin seine Kreditkarte und betritt das Zimmer. Müde von der Sorge um Thian und der anstrengenden Suche nach ihm, legt er sich schlafen.
Um 6 Uhr am nächsten Morgen verlässt er das Gästehaus und fährt zu der Reisfabrik, die er gestern besucht hat, um dort das Eintreffen der Phans abzuwarten. Ihm ist bewusst, dass dies unter Umständen den ganzen Tag dauern könnte. Aber die Hoffnung etwas über Thian herauszufinden, gibt ihm den Willen durchzuhalten. Sein Ziel ist es, seinen Partner zurückzuholen und dafür ist er gewillt alles zu tun. Dem Vorarbeiter hat er eine großzügige Summe Dollarscheine zugesteckt, damit ihm dieser einen Wink gibt, sobald die Familie eintrifft.
Dann beginnt das Warten.
Die Temperaturen werden gegen Mittag unerträglich und obwohl Davin sich in den Schatten zurückgezogen hat, fühlt er sich wie eine Dörrpflaume im Dampfbad. Durstig leert er eine Wasserflasche nach der anderen.
Gerade als er sich im nahen Supermarkt etwas zu essen holen will, pfeift ihm der Vorarbeiter zu und deutet auf einen ankommenden Tross. Ein Traktor, der einen vor Reis überquellenden Wagen hinter sich herzieht, erreicht das Gelände. Ein Mittvierziger, wahrscheinlich der Vater, lenkt den Zugwagen, neben ihm lümmelt einer seiner Söhne und spielt am Handy. Der zweite Knabe sitzt im Karren und tippt ebenfalls auf einem Smartphone herum. Davin strafft seine Schultern, nimmt allen Mut zusammen und spricht die Leute an. Mit Argusaugen beobachtet er die Mienen der Männer, als er ihnen Thians Bild hinhält. Doch keiner von ihnen zeigt auch nur die kleinste Regung. Davin erzählt ihnen die Geschichte, lässt alles von der App übersetzen und fragt dann, ob es noch andere Familien Phan in der Umgebung gäbe.
„Mein Bruder und seine Frau“, entgegnet der Vater in gebrochenem Englisch, bevor er Davin das Angebot macht, dass er ihnen hinterherfahren könne. „Ich zeigen die Farm.“
Davin bedankt sich für die Möglichkeit, bevor er der Familie beim Abladen der getrockneten Reiskörner zur Hand geht. Der Reis wird nach dem Wiegen im Innenhof auf einen riesigen Haufen gekippt, von welchem dann Arbeiterinnen die schweren Jutesäcke abfüllen. Nachdem der Vorarbeiter die Lieferung bezahlt hat, steigen die Männer wieder auf ihren Traktor und bedeuten dem Fremden, ihnen zu folgen. Davin hetzt zu seinem Auto, startet den Motor und fährt hinterher. Die Hitze in dem Mittelklassewagen gleicht der eines Hochofens, also lässt er sämtliche Fenster nach unten gleiten, um sich wenigstens vom Fahrtwind erfrischen zu lassen, bevor er die Klimaanlage bemüht.
Der Weg führt ihn vorbei an diversen Obstplantagen, auf denen die Pomelo-, Mango- und Rambutan-Bäume in Reih und Glied stehen, um von geschickten Pflückerinnen ihrer Früchte beraubt zu werden. Soweit das Auge reicht, Reisfelder in den unterschiedlichen Stadien des Wachstums, manche bewässert, manche trocken. Davin erinnert sich zurück an die Fahrt von Hanoi nach Halong, auf der sie angehalten haben, um eine Bäuerin zu befragen.
Ein trauriges Lachen entweicht ihm.
Was ist, wenn ich ihn niemals wiedersehe? Ob es ihm gut geht? Thian, wo bist du nur? Ich bin auf dem Weg mein Schatz, ich bin auf dem Weg.
Nach einer halben Stunde, in der er im Schneckentempo dem Traktor gefolgt ist, deutet der Vater mit ausgestrecktem Arm auf eine Abzweigung. Eine lange, staubige Zufahrtsstraße führt Davin auf einen Hof. Das heruntergekommene Haus wirkt, als würde es beim kleinsten Anzeichen eines Windstoßes umfallen.
Ob ich ihn hier finde?
Mit einem mulmigen Gefühl in der Magengegend parkt er seinen Wagen, steigt aus und überwindet die Distanz zum Haupthaus mit wenigen Schritten. Erwartungsvoll klopft er gegen die Tür und wartet, bis sie geöffnet wird. Die ältere Vietnamesin mit Kopftuch und Schürze sieht ihn entgeistert an, nickt ihm dann aber freundlich zu, als er sie begrüßt. Wie schon die Male zuvor, schafft er es mithilfe seines Telefons, der Frau begreiflich zu machen, was er hier sucht. Er zeigt ihr Thians Bild und achtet auf Ihre Reaktion.
Doch sie schüttelt nur den Kopf.
„Darf ich mich auf dem Hof umsehen?“, will Davin wissen, was sie ihm gestattet, nachdem er ihr ein paar Dollar zugesteckt hat. Voller Erwartung macht er sich auf den Weg, schlendert über die staubigen Straßen, die in Feldwege münden, um sich das Gelände genauer anzusehen. Auf den Feldern arbeiten unzählige junge Menschen, doch keiner von ihnen ähnelt Thian. Knietief stehen sie in dem trüben Wasser, pflanzen Reissetzlinge oder kümmern sich von Hand um die Ernte. „Aussichtslos“, murmelt Davin, bevor er sich betrübt zurück zu seinem Wagen schleppt.
Die Hitze und der Umstand, dass er Thian noch immer nicht gefunden hat, setzen ihm zu. Missmutig setzt er sich ans Steuer und fährt los.
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Am frühen Abend des übernächsten Tags befindet sich Davin am tiefsten Punkt der emotionalen Abwärtsspirale, die ihn in einen mentalen Ausnahmezustand stürzt. Während er sich noch vor ein paar Tagen voller Tatendrang auf die Suche nach seinem vermissten Freund begeben hat, ist mittlerweile nichts als blanke Verzweiflung geblieben. Die Angst, Thian vielleicht niemals zu finden, lähmt ihn, und macht es ihm unmöglich, fokussiert zu bleiben. Inzwischen hat er weite Teile der Insel durchkämmt, mit unzähligen namenlosen Gesichtern gesprochen, haufenweise Supermärkte besucht und zahllose Menschen in Reisfabriken geschmiert.
Alles ohne den geringsten Erfolg.
Niemand hat Thian gesehen oder kann Davin Hinweise, auf seinen Aufenthaltsort geben. Es scheint, als ob er mit sämtlichen Personen geredet hat, die auch nur ansatzweise mit dem Namen Phan assoziiert werden können, was die Chancen auf ein baldiges Wiedersehen drastisch schmälert.
Was hat mich bloß geritten, das Koks runterzuspülen? Jetzt könnte ich es brauchen. Verdammte Scheiße, Thian, wo bist du? Mein Schatz, ich bin am Ende, ich weiß nicht mehr weiter, ich habe keine Ahnung, wie ich dich hier finden soll.
Davin sitzt auf der Veranda vor dem Gästehaus und starrt in die Ferne. Die Hitze ist drückend, aber noch viel belastender ist die Gewissheit, dass Thian ganz in der Nähe sein muss und Davin ihn nicht finden kann. Am liebsten würde er im nächsten Supermarkt flaschenweise billigen Reisschnaps kaufen, um damit alles zu vergessen und sich in die erlösende Besinnungslosigkeit zu trinken. Doch damit wäre Thian nicht geholfen.
Nein, nie wieder! So weit sinke ich nicht noch einmal!
„Ich brauche einen neuen Plan, wenn ich ihn finden will“, murmelt Davin seufzend, während er die Augen mit seinen Händen verdeckt.
„Wen suchst du?“ Die angenehme Stimme der jungen Gasthaus-Besitzerin namens Lan, reißt ihn aus dem Gedankensumpf, in dem er zu ertrinken droht. Da sie im gleichen Alter sind, haben sie sich am ersten Tag nach Davins Ankunft darauf verständigt, sich beim Vornamen zu nennen.
„Meinen Freund, Thian. Er wurde von seiner Familie verstoßen und dann in den Süden geschickt, um Verwandten auf den Reisfeldern zu helfen. Ich muss ihn finden, muss ihn zurückholen und in Sicherheit bringen.“
„Warum denn das? Geht es ihm nicht gut, da wo er jetzt ist?“
Davin seufzt und beginnt zu reden. Es tut ihm gut, jemandem die Geschichte zu erzählen, in Worte fassen zu können, was ihn die letzten Tage, wie ein tonnenschweres Gewicht in die Tiefe gezogen hat. Einfach mal psychischen Ballast loszuwerden. In diesem Moment ist ihm egal, was die Vietnamesin über seine Homosexualität denken könnte. Er erzählt ihr die gesamte Geschichte und endet mit seinem Besuch auf der Phan-Farm vor drei Tagen. „Ich weiß nicht, wie ich weitermachen soll.“ Davin seufzt, fährt sich durchs Haar. „Und ehrlich gesagt, habe ich gerade keinen wirklichen Plan. Vielleicht finde ich ihn nie wieder.“
Lan sieht ihn eine Weile einfach nur an, scheint abzuwägen, was sie sagen soll. „Meine Großmutter, Nu, kennt eigentlich alle Familien im Umkreis. Sie kann sich umhören, wenn du magst.“
Neue Hoffnung durchflutet Davin, wie ein kleiner Funke, den man tief in seinem Inneren entfacht hat. „Das wäre super. Vielleicht hat sie etwas gehört. Vielen Dank, Lan.“
„Komm, wir fragen sie jetzt gleich.“ Lan nimmt ihn an der Hand, führt ihn ins Haus und dort in die Küche, in der die alte Frau am Herd steht und Suppe kocht. Die beiden unterhalten sich auf Vietnamesisch, bevor sie Davin fragt. „Phan, sagst du?“
„Ganz genau. Kennt sie die Leute?“
„Es gibt nur zwei Familien mit diesem Namen hier, die Reisbauern sind. Das dürften die Leute gewesen sein, die du bereits besucht hast. Die anderen Phans arbeiten in den Fabriken oder auf Plantagen.“ Aufmerksam hört sie ihrer Großmutter zu, die sich hingesetzt hat. „Aber irgendwann gab es mal eine Frau, die hierhergezogen ist, um einen Reisbauern zu heiraten. Die hieß auch Phan.“
„Wirklich? Weiß sie mehr darüber? Lebt die Frau noch hier?“ Davin steht die Neugierde ins Gesicht geschrieben. Mit großen Augen und offenem Mund starrt er die alte Vietnamesin an, kann es kaum abwarten, bis sie weitererzählt.
„Ja, eine Phan, deren Schwester damals irgendwo in der nördlichen Hauptstadt gelebt hat.“
„Das müssen sie sein. Hang Nguyen, so heißt ihre Schwester heute und es geht um ihre Sohn Thian.“
Nachdem Lan ihrer Großmutter Davins Worte übersetzt hat, schüttelt die alte Frau den Kopf. „Sie kann sich nicht an den Namen der Schwester erinnern. Sie weiß nur, dass Familie Le eine Reisfarm am Mekong betreibt. Mehrere Felder direkt am Wasser. Eine Großbauernfamilie, sehr angesehen.“
„Das könnten sie sein. Bitte frag sie nach Thian, meinem Freund.“ Aufgeregt zeigt er Nu Thians Foto auf dem Display seines Smartphones.
Für einen viel zu langen Moment mustert die Alte das Bild, bevor sie den Mund verzieht. „Sie sagt, dass sie sich nicht sicher ist. Für die Familie arbeiten viele junge Männer, ob er dabei ist, kann sie nicht mit Gewissheit sagen.“
„Okay, das reicht mir erst mal. Vielen Dank, danke tausendmal. Vielleicht finde ich ihn doch noch.“ Davin springt mit neuem Tatendrang beseelt auf, küsst zuerst Nu, gefolgt von Lan auf die Stirn und stürmt dann Richtung Ausgang.
„Davin?“ Lans Stimme lässt ihn innehalten und sich zu ihr umdrehen. „Hast du heute schon etwas gegessen?“ Sie deutet mit einem warmen Lächeln auf den brodelnden Suppentopf. In diesem Moment beginnt Davins Magen wie ein Rudel hungriger Wölfe zu knurren. Die Anwesenden beginnen zu lachen.
„Du liebst ihn sehr, oder?“, erkundigt sich Lan, nachdem sie sich an den Esstisch gesetzt haben und ihr Abendessen genießen.
„Er ist mein Seelenverwandter. Ich habe mich noch nie so Daheim gefühlt wie mit ihm und jetzt ist er verschollen. Ausgebeutet auf einem Reisfeld. Ich … es bricht mir das Herz.“ Davin verdeckt seine Augen mit den Händen, will nicht, dass ihn die Frauen derart emotional erleben.
Eine warme Hand an seinem Oberarm lässt ihn aufblicken. Nu sieht ihn mit herzlichen Augen an und reicht ihm ein Taschentuch. Sie beginnt mit ihm in ihrer Muttersprache zu sprechen, was ihre Enkelin für ihn übersetzt. „Ich hoffe für dich, dass du deinen Geliebten findest. Ihr habt es verdient, gemeinsam glücklich zu werden. Gib niemals auf. Finde ihn.“
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Gegen 18 Uhr verlässt Davin das Gästehaus in Richtung Mekong-Ufer im westlichsten Teil der Insel. Obwohl er in den letzten Tagen einige Niederlagen einstecken musste, fühlt er, dass er einer heißen Spur nachgeht.
Sein Herz beginnt zu rasen.
Je näher er dem Gebiet kommt, das ihm Nu auf der Karte als den Hof der Familie Le beschrieben hat, desto mehr steigert sich seine Aufregung. Über einen staubigen Kiesweg fährt er immer weiter dem Ufer entgegen, vorbei an Plantagen, Feldern und Bauernhöfen, die versteckt hinter Bäumen in der Landschaft stehen. Als er das Gelände nach einer halben Stunde Fahrt erreicht, schlägt ihm das Herz bis zum Hals. Eine Steinmauer wurde um das gesamte Grundstück herum errichtet, doch das Tor steht offen, also fährt Davin unbehelligt auf das Areal.
Eine lange, mit Palmen gesäumte Straße führt ihn auf den Vorplatz des zweistöckigen Haupthauses. Nachdem er das Auto geparkt hat, überwindet er die Distanz bis zur Eingangstür mit wenigen Schritten. Was er tut, wenn er Thian in seine Arme schließen kann, hat er sich nicht überlegt. Erstmal muss er ihn finden, dann kann er sich über seine nächsten Schritte Gedanken machen. Bestimmt klopft Davin gegen die Tür, die kurz darauf von einem grimmig dreinschauenden Mann geöffnet wird, dessen Augen sich schon beim Anblick des Fremden zu kaum sichtbaren Schlitzen verengen.
„Guten Tag, Herr Le, können Sie mir helfen?“ Davin setzt ein strahlendes Lächeln auf und streckt dem Mann, ohne sich mit weiteren Einleitungsfloskeln aufzuhalten, sein Smartphone mit Thians Bild entgegen. „Kennen Sie ihn, Thian Nguyen?“
Der grimmige Bauer zögert, ein kaum merklicher Schatten und ein Zucken huschen über sein Gesicht, bevor er den Kopf schüttelt und verneint. „Kenne ich nicht. Verschwinde!“
Doch Davin durchschaut das schlechte Schauspiel seines Gegenübers sofort. Erkenntnis durchströmt ihn und gibt ihm neue Hoffnung.
Thian ist hier!
„Bitte lassen Sie mich zu ihm. Ich möchte ihn sehen!“ Hastig drängt sich Davin an Herrn Le vorbei und lässt seinen Blick durch die spärlich möblierten Räume gleiten. Jeden Winkel sucht er nach Thian ab, kann ihn aber nirgends entdecken. Grobe Hände packen ihn und drängen ihn auf den Vorplatz zurück. Die vom Großgrundbesitzer geäußerten Worte, klingen aufgebracht.
„Sagen Sie mir, wo er ist!“, verlangt Davin fuchsteufelswild. Suchend sieht er sich auf dem Gelände um und entdeckt in unmittelbarer Nähe zum Hauptgebäude mehrere an den Mekong grenzende Reisfelder.
Entschlossen geht er darauf zu.
In der Ferne erblickt Davin junge Männer, die knietief im sumpfigen Wasser der Felder stehen und arbeiten. Unvermittelt rennt er los. „Thian? Thian!“ Seine Stimme hallt in Richtung der Feldarbeiter, doch keiner von ihnen sieht auf. Erneut ruft er nach seinem Geliebten, dieses Mal jedoch impulsiver, voller Inbrunst. Und tatsächlich, ganz hinten auf einer der Ackerflächen erhebt sich jemand und blickt in Davins Richtung. Die Person ist zu weit weg, als dass Davin sie erkennen könnte. Doch tief in seinem Innern weiß er, dass er am Ende seiner Suche angelangt ist. „Thian! Hier, ich bin es.“ Im nächsten Moment wird er von hinten angerempelt, verliert das Gleichgewicht und stürzt zu Boden. Die Luft wird aus seinen Lungen gepresst, als sich ein massiger Körper brutal auf ihn wirft.
„Hau ab! Du bist nicht willkommen.“ Ein wütend schnaubender, junger Mann drückt Davin zu Boden und presst sein Gesicht in den Staub.
„Lass mich los. Spinnt ihr? Ich will nur mit Thian sprechen.“ Verzweiflung lähmt Davin, verhindert, dass er überlegt und kontrolliert reagieren kann.
„Thian gehört jetzt uns. Er arbeitet auf unseren Feldern. Du bist nicht erwünscht. Verschwinde!“
„Nimm deine Hände von mir, du Arschloch.“ Rasend vor Wut versucht er, sich zu befreien, strampelt und schlägt um sich. Plötzlich zieht sich der Angreifer zurück und gibt Davin die Möglichkeit aufzustehen. „Was soll das?“, erkundigt sich Davin keuchend, als er sich erhoben hat.
Bewaffnet mit einer Schaufel steht Herr Le, der ihm die Tür geöffnet hat, neben dem jungen Mann und funkelt Davin wütend an. „Hau ab. Jetzt.“
„Nein! Ich will zu Thian. Ihr könnt ihn nicht einfach festhalten. Das ist illegal!“ Der Alte schlägt mit dem Spaten auf den Boden, was Staub aufwirbeln lässt und Davin verdeutlicht, dass das hier kein Spaß ist. In diesem Moment realisiert er, dass er mit Worten nicht weiterkommt, dennoch versucht er es erneut. „Ich komme mit der Polizei wieder!“
Das entlockt den Männern ein glucksendes Lachen. „Wir schon lange mal wieder wollten zusammen essen, der Polizeichef und ich.“ Erneut donnert der Alte die Schaufel auf den Boden, rückt einen Schritt näher. „Hau ab!“
Beschwichtigend hebt Davin die Hände. „Alles gut, ich gehe ja schon. Regt euch ab.“
„Du niemals zurückkommen!“, schreit der Alte wütend, während er dem Amerikaner mit der Faust droht.
Verwirrt und sprachlos setzt sich Davin in seinen Wagen, startet den Motor und lenkt das Auto vom Vorplatz. Hinter einer Biegung hält er an und legt den Kopf auf seine Hände, die das Lenkrad umklammern. „Scheiße, wo bist du nur reingeraten, Schatz? Ich werde dich hier rausholen, aber wie?“
Nachdem er die Karte auf seinem Smartphone studiert hat, fährt er weiter und passiert kurz darauf das offenstehende Tor. Ein paar Meter vor der hüfthohen Steinmauer führt ein schmaler Schotterweg am Grundstück entlang. Neugierig biegt er darauf ein und zählt beim langsamen Vorbeifahren fünfzehn Felder in unterschiedlichen Größen und Bepflanzungsstadien. Bäume, Brachflächen und Wiesenabschnitte begrenzen sie. Davin fährt an das andere Ende des Areals, dort, wo er glaubt, Thian gesehen zu haben. Doch der Weg endet kurz darauf an einem Seitenarm des Mekongs.
Sackgasse.
Selbst wenn Thian und er es zum Wagen schaffen würden, hätten sie keine Chance zu entkommen, da sie wieder am Bauernhof vorbeifahren müssten. Die Verwandten würden ihnen den Weg abschneiden. Eine Flucht zu Fuß bis zum nächsten Dorf ist ebenfalls keine Option, da sie zu langsam wären. Auf der Suche nach weiteren Anhaltspunkten lässt Davin den Wagen stehen und überwindet die wenigen Meter bis zu der leicht erhöhten Brücke, die sich über den wahrscheinlich als Bewässerungsgraben genutzten Teil des Flusses spannt.
Von hier, kann er das Gelände besser überblicken.
Ohne Fernglas gestaltet es sich schwierig, im Dämmerlicht der hereinbrechenden Nacht etwas zu sehen. Doch das hält Davin nicht davon ab. Nachdem er 20 Minuten auf der Brücke gewartet hat, tut sich auf dem Areal des Hofes endlich etwas. Die Feldarbeiter verlassen ihre Posten und rotten sich vor barackenähnlichen Bauten zusammen.
Die Schlafunterkünfte, wie Davin vermutet.
Nachdem er kurz die Vor- und Nachteile von einer Erkundungstour abgewogen hat, schleicht er geduckt in Richtung der Unterkünfte. Die Mauer überwindet er ohne Probleme, doch das sumpfige Umland erschwert ihm das Vorankommen. Nach einer Weile findet er eine Art Weg, der ihn durch das Gelände führt. Behutsam pirscht er sich von Baum zu Baum voran. Von den Schlafbaracken dringen Lachen und Wortfetzen an seine Ohren. Geduckt eilt er weiter, bis er an der Wand eines der Quartiere angekommen ist und vorsichtig ums Eck lugt. Hinter den Wellblechhütten stehen die Männer im Freien und duschen an notdürftig eingerichteten Brausen, die an der Häuserwand montiert worden sind.
In seinem Versteck fühlt sich Davin wie ein Voyeur, doch er muss Thian einfach sehen, muss sich versichern, dass es ihm gut geht. Sein Blick wandert über die Silhouetten der Männer, er sucht nach Wiedererkennungsmerkmalen. Doch in diesem spärlichen Licht und aus dieser Distanz unterscheiden sich die Arbeiter kaum. Gerade als er sich umdrehen will, um sich einen besseren Ort zu suchen, entdeckt er eine Gestalt, die ihn entfernt an Thian erinnert.
Keuchend bleibt er stehen und sieht genauer hin.
Der ausgemergelte Körper ist von kaum verheilten Kratzern und Blutergüssen übersät. Davin schluckt trocken. Die gebückte Haltung und der gedrungene Gang, deuten darauf hin, dass der Mann Schmerzen hat. Noch ist er sich nicht sicher, ob es Thian ist, und irgendwie hofft er auch, dass der abgemagerte Kerl mit den kurzgeschorenen Haaren nicht sein Geliebter ist. Zu grausam ist die Vorstellung, was er erdulden musste. Doch als sich der Mann in Davins Richtung dreht, besteht nicht mehr der geringste Zweifel.
Ich habe ihn gefunden.