Kapitel 14

Es vergingen weitere zwei Tage, ehe das rote Licht eingeschaltet wurde. Amira wusste, dass sie jetzt an der Reihe war. Sie hatte sich geweigert, ihr Lieblingsessen anzugeben. Ihr Peiniger hatte die schwarze Metalltür geöffnet, hatte sich durch den Vorhang geschoben und mit einem Klemmbrett in der Hand gefragt, was sie am liebsten essen würde.

»Fick dich!«, hatte sie entgegnet.

Er hatte erneut gefragt, sie sich erneut geweigert. Er hatte den Raum verlassen, war eine Stunde später zurückgekommen und hatte wieder gefragt. Ganz ruhig, ganz gelassen. Amira hatte weiterhin abgeblockt. Er hatte den Raum verlassen, eine Stunde war vergangen, er war wiedergekommen und hatte das Fragespiel von Neuem begonnen. Das Klemmbrett in der linken, einen Kugelschreiber in der rechten Hand. Wie ein Kellner, der die Bestellung seiner Gäste notieren wollte.

»Ich werde bei dir kein Scheißessen bestellen, hast du das kapiert? Lass uns hier raus, du Monster!«

Erik hatte den Raum verlassen und war nicht wiedergekommen. Zwei Tage lang nicht.

Ein lautes Knallen und die roten Lampen glühten und summten unheilvoll unter der tiefen Decke ihrer Zelle. Nasrin wimmerte, weil sie wusste, was passieren würde. Und es passierte. Amira hatte damit gerechnet, dass es sehr schlimm sein musste.

Es war schlimmer.

Es dauerte … Wie lange? Amira wusste es nicht. Sie hatte sich mit allen Kräften gewehrt. Jedoch war er zu stark. Irgendwann waren ihre Arme und Beine vom Um-sich-Schlagen taub. Der Schmerz war kaum zu beschreiben und entfesselte sich wie ein glühendes Feuer durch ihren Unterleib. Sie schrie, weinte, flehte. Es half ihr nicht. Der Mann, der sich selbst Erik nannte, kannte kein Erbarmen.

Irgendwann war es vorbei. Er ging und kam nach einer Stunde wieder, um zu fragen, was ihr Lieblingsgericht sei. Das Klemmbrett in der linken, einen Kugelschreiber in der rechten Hand. Wie ein Kellner, der die Bestellung seiner Gäste notieren wollte.

»P… Pa… Pancakes … mit … Sirup«, stotterte sie und fühlte nichts mehr.

Erik notierte sich etwas und verließ daraufhin das Zimmer.

Das Licht schaltete auf Blau. Nasrins und Amiras Ketten wurden in der Verankerung gelockert, und Nasrin half ihr dabei, sich zu waschen. Blut floss zusammen mit dem Wasser gegen den Uhrzeigersinn in den Abfluss der Duschwanne. Amira lag auf dem Boden, während ihre Mitgefangene ihr die Haut und das Haar wusch. Es war nicht nur der Schmerz, der sie weinen ließ. Es lag auch an dem grünen Licht in ihrer Vorstellung.